www.wikidata.de-de.nina.az
Die Grazer Synagoge befindet sich am David Herzog Platz am rechten Murufer im 5 Grazer Stadtbezirk Gries Die Synagoge der Judischen Gemeinde Graz als Nachfolgerin der ehemaligen Israelitischen Kultusgemeinde Graz IKG Graz und nunmehrige Filialgemeinde der Israelitischen Kultusgemeinde Wien betreut primar Juden aus Graz aber auch aus der Steiermark Karnten sowie dem Sudburgenland 1 Sie ist neben dem Grazer Beth HaMidrash Kleine Synagoge Graz eine von zwei judischen Andachtstatten in der steirischen Landeshauptstadt 2 Die Grazer Synagoge im Juli 2023 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Kultusgemeinde Graz 1 1 Alte Synagoge 1 2 Neue Synagoge Gegenwart der Judischen Gemeinde 1 3 Angriffe im August 2020 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte der Kultusgemeinde Graz BearbeitenSiehe auch Geschichte der Juden in der Steiermark Juden waren im Mittelalter in der Hauptstadt Innerosterreichs ansassig und waren insbesondere Handler die mit Judenburg auch eine bedeutende Ansiedlung im Raum hatten 3 Von 1497 bis 1848 bestand eine von den steirischen Standen hartnackig verteidigte Judensperre die erst im Gefolge der Revolution des Jahres 1848 durchbrochen und letztlich erst durch die staatsburgerliche Gleichstellung der judischen Bevolkerung durch das Staatsgrundgesetz uber die Allgemeinen Rechte der Staatsburger 1867 endgultig uberwunden werden konnte Alte Synagoge Bearbeiten nbsp Alte Synagoge 1915 nbsp Modell der alten SynagogeBereits 1863 kam es durch die bis dahin in Graz angesiedelten Juden zur Grundung der Israelitischen Korporation Die Israelitische Kultusgemeinde Graz wurde 1869 gegrundet 4 Die ursprungliche Grazer Synagoge wurde wie das Amtshaus in den Jahren 1890 bis 1892 nach den Planen des Architekten Maximilian Katscher 1858 1917 errichtet Katscher der die Technische Hochschule in Wien besucht hatte entwarf unter anderem auch das Kaufhaus Herzmansky in Wien bzw das Kurhaus in Baden bei Wien Vorbild fur den Bau Katschers bildete die Ende der dreissiger Jahre des 19 Jahrhunderts von Gottfried Semper errichtete Synagoge in Dresden Sowohl die Strukturierung des Tempels als uberkuppelter Zentralbau als auch die formale Gestaltung mittels eines byzantinisch romanischen Formenrepertoires lehnte sich an das Dresdner Vorbild an wurde aber von Katscher eigenstandig weiterentwickelt Der schliesslich realisierte Bau der auch das vorerwahnte angeschlossene Amtshaus mit Schule umfasste die formal einheitlich gestaltet waren bot mit seiner freien Lage am Ufer der Mur einen imposanten Anblick Die Synagoge mit ihrer 30 Meter hohen Aussenkuppel bildete bis 1938 das Herzstuck der judischen Gemeinde Graz mit ihren zuletzt rund 2500 Mitgliedern Wahrend der Novemberpogrome am 9 und 10 November 1938 wurde die Synagoge auf Veranlassung der SA von unbekannten Tatern in Brand gesetzt sie wurde in der Folge zerstort und das gesamte Areal eingeebnet um die Erinnerung an die Synagoge auszuloschen Das Amtshaus der judischen Gemeinde blieb hingegen von Brandschatzung verschont Samtliche Grazer Juden wurden in weiterer Folge nach Wien deportiert und Graz zur ersten judenfreien Grossstadt der Ostmark erklart Nach dem Krieg siedelten sich nur mehr rund 150 Juden wieder in Graz an 1952 wurde die 1940 aufgeloste Israelitische Kultusgemeinde Graz wieder errichtet Ihr Sprengel umfasste die Bundeslander Steiermark Karnten und die burgenlandischen politischen Bezirke Oberwart Gussing und Jennersdorf Bis zum Jahr 1988 befand sich an der Stelle der zerstorten Synagoge nur eine Rasenflache dann errichtete die Stadt Graz an dieser Stelle einen Gedenkstein in Form eines schwarzen Obelisken der bei Errichtung der neuen Synagoge in das architektonische Konzept miteinbezogen wurde Neue Synagoge Gegenwart der Judischen Gemeinde Bearbeiten Bereits 1983 trat der Kunstler Fedo Ertl mit dem Vorschlag an die Israelitische Kultusgemeinde heran die Grundmauern der alten Synagoge freizulegen Die Bitte wurde jedoch aus Angst vor antisemitischen Aktionen von der damaligen Gemeindefuhrung abgelehnt Ertl hatte recherchiert dass ein Teil der Ziegel der alten Synagoge 1939 beim Bau einer Garage in der Grazer Alberstrasse Verwendung gefunden hatte 5 Am 21 Oktober 1998 beschlossen alle im Grazer Stadtparlament vertretenen Parteien einstimmig die Wiedererrichtung der Grazer Synagoge Im Auftrag der Stadtgemeinde Graz wurde der Synagogenbau vor allem durch den Einsatz des damaligen Prasidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Graz Kurt David Bruhl ermoglicht Das mit der Ausfuhrung beauftragte Grazer Architektenehepaar Jorg und Ingrid Mayr welches zuvor bereits auch mit der Neuplanung der zerstorten Zeremonienhalle auf dem judischen Friedhof in Graz beauftragt worden war griff die Plane Ertls auf 6 Ungefahr 9 600 Ziegelsteine der alten Synagoge wurden nach Sauberung durch Schuler des Bundesrealgymnasiums Lichtenfelsgasse der Hoheren Technischen Bundeslehranstalt und der Handelsschule bzw der Handelsakademie Grazbachgasse fur den Neubau wieder verwendet Der auf dem ehemaligen Synagogengrundstuck 1988 errichtete Obelisk findet sich heute unterhalb der glasernen Bima platziert An Materialien fur die neue Synagoge wurden vor allem Ziegel Stahlbeton und Glas verwendet Die geometrischen Grundkorper Wurfel und Kugel beschreiben den Zentral Sakralraum der Synagoge und bestimmen auch das aussere Erscheinungsbild Die neue Synagoge folgt dem Grundriss der alten ist aber kleiner als diese da die judische Gemeinde in Graz nur mehr gut 100 Mitglieder zahlt ein Bruchteil der Mitgliederzahl von vor dem Zweiten Weltkrieg und wurde am 9 November 2000 eroffnet In der Mitte des Innenraumes befindet sich ein glasernes Almemor auch Bima genannt der Platz an dem aus der Tora gelesen wird Direkt dahinter werden im Toraschrein die Torarollen aufbewahrt Der Raum wird von einer Glaskuppel mit zwolf Stutzen die fur die zwolf Stamme Israels stehen und einen Davidstern bilden dominiert und erinnert an den Bau der zerstorten Synagoge Die Farbe Blau pragt als Symbol des Himmels den Gebetsraum In das Glas sind in Sandstrahltechnik judische Gebete geschrieben Heute steht das Gebaude David Herzog Platz 1 unter Denkmalschutz Im multimedial ausgestatteten Untergeschoss der Synagoge ist seit dem Jahre 2017 die von Prasident Elie Rosen konzipierte Ausstellung Judentum in Graz Erbe Gegenwart Zukunft installiert Sie umfasst insgesamt 65 photographische Aufnahmen die in einem Teil die judische Geschichte der Stadt Graz abbilden in einem anderen Teil sich der judischen Glaubenspraxis widmen Hinzu kommen Schauvitrinen die Ritualgegenstande fur Synagoge Friedhof Gebet und Heim ebenso wie Erinnerungsstucke an besondere Ereignisse im Gemeindeleben an Gemeindeorganisationen oder die alte Synagoge umfassen Die Ausstellung prasentiert auch den altesten judischen Grabstein der Stadt Graz den Grabstein der Zipporah aus dem Jahre 1304 7 2013 wurde die Israelitische Kultusgemeinde Graz nach langandauernden internen Konflikten aufgelost und deren Sprengel jenem der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zugewiesen Die Synagoge das Amtshaus sowie das sonstige Vermogen der aufgelosten Kultusgemeinde wurden in die Judische Kultusstiftung fur Steiermark Karnten und das sudliche Burgenland eingebracht Die Gemeinde besteht heute unter dem Namen Judische Gemeinde Graz als Filialgemeinde der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und dem von der Stiftung umfassten Zustandigkeitsbereich Sie wird seit 2016 durch einen Geschaftstrager mit dem Titel eines Prasidenten verwaltet Erstmals wurde mit dieser Position Elie Rosen ein exponierter Vertreter des osterreichischen Judentums betraut Er fungiert auch als Vorstand der Judischen Kultusstiftung Auf Anregung Rosens und schliesslich mit ubereinstimmenden Verfugungen des Prasidenten der Judischen Gemeinde Graz des Prasidenten der Israelitischen Religionsgesellschaft sowie des Oberrabbinates der Israelitischen Kultusgemeinde Wien vom 1 Dezember 2016 wurde auch das 1938 aufgeloste Landesrabbinat Steiermark mit dem Zustandigkeitsbereich fur die Steiermark Karnten und das Burgenland wieder errichtet Zum ersten steirischen Landesrabbiner seit 1938 und Oberrabbiner von Graz wurde am gleichen Tag der Wiener Rabbiner Schlomo Hofmeister bestellt 8 Angriffe im August 2020 Bearbeiten Am 22 August 2020 wurde Elie Rosen vor dem Gemeindehaus von einem Unbekannten mit einem abgebrochenen Stuhlbein attackiert und konnte sich in letzter Sekunde in sein Auto fluchten Einige Tage zuvor waren die Ostmauer der Synagoge sowie das judische Gemeindehaus grossflachig mit propalastinensischen Parolen beschmiert und mehrere Fensterscheiben eingeworfen worden 9 Einen Tag spater nahm die Polizei einen syrischen Staatsburger 31 fest dem neben dem Angriff sechs weitere Taten zur Last gelegt wurden und der sich laut Presserecherchen gestandig gezeigt hat 10 Im Zuge der Strafgerichtsverhandlung wegen Notigung und versuchter schwerer Korperverletzung und anderem am 21 Oktober 2021 in Graz gestand der 32 Jahrige alle vorgeworfenen Taten und bereute sie als Fehler Er hatte keinen Hass gegen alle Juden sondern nur die in Palastina Er war 2013 uber die Turkei nach Osterreich geflohen Sachverstandige haben ihn zum Tatzeitpunkt als zurechnungsfahig doch mit einer fanatischen Personlichkeitsstorung beschrieben Der Staatsanwalt forderte die Unterbringung in einer Anstalt fur geistig abnorme Rechtsbrecher Die Richterin entsprach dem und verhangte 3 Jahre Freiheitsentzug Wegen seines umfassenden Gestandnisses wurde auf die Aussage von Rosen und anderer Zeugen verzichtet und war die fur 2 Tage anberaumte Verhandlung bereits am ersten Tag um Mittag abgeschlossen Das Urteil ist noch nicht rechtskraftig Der Tater hatte auch Schaufensterscheiben des Lokals des schwul lesbischen Vereins RosaLila PantherInnen eingeschlagen Hauser mit Parolen bespruht und in Haft Justizmitarbeiter bedroht 11 nbsp Der Innenraum mit Toraschrein Bima Parochet und Ner Tamid nbsp Innenansicht der Glaskuppel mit Texten aus der Tora nbsp Toraschrein mit Turen in Form der Tafeln und mit dem Text des Dekaloges nbsp Torarolle im geoffneten Toraschrein nbsp Chanukkia 9 armiger Kerzenleuchter nbsp Gedenktafel nbsp GedenktafelLiteratur BearbeitenStefan Karner Graz in der NS Zeit 1938 1945 Band I der Veroffentlichungen des Ludwig Boltzmann Instituts fur Kriegsfolgen Forschung Verein zur Forderung der Forschung von Folgen nach Konflikten und Kriegen 1999 ISBN 978 3 90166104 4 Alois Kolbl Wiltraud Resch Wege zu Gott Die Kirchen und die Synagoge von Graz 2 erweiterte und erganzte Auflage Styria Graz 2004 ISBN 3 222 13105 8 S 170 172 Gerald Lamprecht Hrsg Judisches Leben in der Steiermark Marginalisierung Ausloschung Annaherung Band 5 der Reihe Schriften des Centrums fur Judische Studien Studien Verlag Innsbruck Wien u a 2004 ISBN 978 3 7065 1794 2 Wolfgang Sotill Es gibt nur einen Gott und eine Menschheit Graz und seine judischen Burger Styria Graz Wien Koln 2001 ISBN 3 222 12838 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Graz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Neue Synagoge auf der Website der Judischen Gemeinde GrazEinzelnachweise Bearbeiten Kontakt IKG Graz abgerufen am 21 September 2012 Link nicht mehr verfugbar 2016 Beth Hamidrash Judische Gemeinde Graz Abgerufen am 26 Marz 2019 Gerald Lamprecht Das Werden der Gemeinde Von ersten judischen Handlern in der Steiermark bis zur Grundung der Israelitischen Kultusgemeinde Graz 1869 In Lit Lamprecht Judisches Leben in der Steiermark Karen Engel Zwischen Assimilation Multikulturalitat und Religion Judisches Leben in Graz heute david juden at abgerufen am 13 Mai 2016 Mahnzeichen 1938 83 Projektdokumentation am KulturServerGraz Abgerufen am 16 September 2012 Dieter A Binder Judisches Graz Grazer Juden Eine Spurensuche in der Zweiten Republik In Antje Senarclens de Grancy Heidrun Zettelbauer Hrsg Architektur vergessen Judische Architekten in Graz Bohlau Verlag 2011 ISBN 978 3 20578472 2 S 66 Besuchen Sie die Ausstellung Erbe Gegenwart Zukunft Abgerufen am 25 Marz 2019 Judische Gemeinde Graz Nach 78 Jahren Neuer steirisches Landesrabbiner In Presseerklarung der Judischen Gemeinde Graz vom 1 12 2016 1 Dezember 2016 Angriff auf Gemeindeprasidenten In Judische Allgemeine 22 August 2020 Colette M Schmidt Verdachtiger nach Angriff auf Grazer Synagoge festgenommen In derstandard at 24 August 2020 Grazer Synagogenngreifer verurteilt orf at 21 Oktober 2021 12 24 Uhr abgerufen am 21 Oktober 2021 Kirchen und andere Gebetshauser in Graz Innere Stadt Dom Antoniuskirche Dreifaltigkeitskirche Franziskanerkirche Katharinenkirche Stadtpfarrkirche StiegenkircheLinkes Murufer Barackenkirche Graz Liebenau Bruder Klaus Kirche St Christoph Kirche Christus der Auferstandene Erloserkirche im Landeskrankenhaus Ev Erloserkirche Liebenau Grabenkirche Ev Heilandskirche Kirche Heilige Familie Herz Jesu Kirche Ev Johanneskirche Josefkirche Karmelitenkirche Maria Schnee Karmelitinnenkirche zum hl Josef Kreuzschwesternkirche Leechkirche Leonhardkirche Basilika Mariatrost Mariagruner Kirche Maria Verkundigungskirche Mater Dolorosa Munzgrabenkirche St Paul Liebenau St Paul Waltendorf St Peter Pfarrkirche St Veit Salvatorkirche UlrichsbrunnRechtes Murufer Allerheiligenkirche Altersheimkirche Altkatholische Kirche Andrakirche Annakirche Graz Gosting Anstaltskirche Hl Kreuz im LKH Graz II Standort Sud Barmherzigenkirche Kirche der Barmherzigen Schwestern Burgerspitalkirche Cholerakapelle Christkonigskirche Raach Pfarrkirche Christkonig Wetzelsdorf Ev Christuskirche Kirche Don Bosco Elisabethinenkirche Elisabethkirche Florianikirche Kirche zum gekreuzigten Heiland Burgkapelle Gosting Klosterkirche der Guten Hirtinnen Johanneskirche Kirche Johann und Paul Kalvarienbergkirche Karlauerkirche Ev Kreuzkirche St Leopold St Lukas Mariahilferkirche Maria im Elend zu Strassgang Schlosskirche St Martin Rupertikirche Lazaristenkirche Schulschwesternkirche Schutzengelkirche Synagoge Vierzehn Nothelfer Kirche Vinzenzkirche Welsche Kirche 47 064141666667 15 433661111111 Koordinaten 47 3 50 9 N 15 26 1 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Graz amp oldid 238004186