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Der Judische Friedhof Graz ist ein 1864 65 gegrundeter judischer Friedhof im heutigen Grazer Stadtteil Wetzelsdorf Er dient seit dieser Zeit als Hauptbegrabnisstatte der judischen Gemeinde in Graz 1910 wurde auf dem Friedhofsgelande die Zeremonienhalle des Grazer Architekten Alexander Zerkowitz eingeweiht Wahrend der Novemberpogrome 1938 wurde die Leichenhalle am 10 November 1938 in Brand gesetzt und zerstort Das Gelande wurde enteignet und an die Stadt Graz verkauft Mit Ausnahme der zerstorten Zeremonienhalle und weniger Graber blieb der Friedhof jedoch bis Kriegsende intakt und wurde 1946 an die Israelitische Kultusgemeinde restituiert Am 11 November 1991 wurde im Anschluss an das Bedenk Gedenkjahr 1938 88 eine neue Zeremonienhalle eroffnet Judischer Friedhof mit neuer Zeremonienhalle 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundungsphase 1 2 Der Friedhof zwischen 1865 und 1938 1 3 Nationalsozialismus und Nachkriegszeit 1 4 Renovierung bis 2021 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundungsphase Bearbeiten Nach der Grundung der Israelitischen Corporation des ersten Zusammenschlusses in Graz lebender Juden am 20 September 1863 stellte im Oktober 1863 das Ausschussmitglied Leopold Ritter einen Antrag an das Grazer Magistrat und die steiermarkische Statthalterei zur Errichtung eines Friedhofs fur die Grazer Juden Bis zu diesem Zeitpunkt war den Juden die Beerdigung ihrer Verstorbenen in der Region nicht gestattet sodass die Leichen bis nach Ungarn transportiert werden mussten Neben hygienischen Problemen musste die Israelitische Corporation auch enorme Transport und Bestattungskosten tragen die beim Tod armer Juden anfielen Nachdem in Linz und St Polten bereits Judische Friedhofe bestanden bewerteten Magistrat und Statthalterei den Antrag im November Dezember 1863 positiv Nachdem auch das zustandige k k Staatsministerium am 10 Janner 1864 per Erlass die Errichtung eines Friedhofes genehmigt hatte wurde Leopold Ritter mit der Grundstucksuche beauftragt Erstmals trat am 6 Mai eine Kommission zur Bestimmung des Friedhofplatzes zusammen die am 30 Oktober 1864 das von Ritter ausgewahlte Grundstuck in Wetzelsdorf an der Grazer Stadtgrenze in der Alten Poststrasse fur geeignet erklarte Nach der Genehmigung des vorgesehenen Grundstuckes durch die Statthalterei wurde das Gelande am 29 November von der 1864 von der Israelitischen Cooperation erworben Die erste Beerdigung im nordlichen Friedhofsteil erfolgte am 14 Juli 1865 Der Friedhof zwischen 1865 und 1938 Bearbeiten Die Erlassung des Staatsgrundgesetzes im Jahr 1867 bedingte die Grundung der Israelitischen Kultusgemeinde Graz IKG die fur die alleinige Vertretung der Juden in Graz und Umgebung verantwortlich war Die IKG ubernahm in der Folge alle Urkunden und Rechte der Israelitischen Cooperation Im Gegenzug erhielten die Grunder der Israelitischen Cooperation das Recht zur Errichtung einer Gedenksaule und die freie Platzwahl bei der Errichtung ihrer Familiengrabstatten fur immerwahrende Zeiten Leopold Ritter uberliess man das Vorrecht zur ersten Platzwahl 1869 wurde zur Unterstutzung der Hinterbliebenen eines Verstorbenen und von Schwerkranken der Verein fur israelitische Mannerkrankenpflege und Beerdigung gegrundet Der Verein wurde von der steirischen Statthalterei jedoch erst nach Anderung der Statuten 1871 als Chewra Kadischa Verein fur fromme und wohltatige Werke genehmigt Die IKG ubertrug dem Verein die Verwaltung des Friedhofes und fixierte die Zusammenarbeit in Form eines Erbpachtvertrages 1884 im Grundbuch Die Erweiterung des Friedhofes wurde 1901 von der Bezirkshauptmannschaft Graz genehmigt Am 25 Juni 1902 ging ein im Suden angrenzendes Grundstuck rechtsgultig in den Besitz der IKG uber die bereits genehmigte Erweiterung wurde jedoch noch im selben Jahr von der Statthalterei aufgehoben 1906 stellte die IKG ein Ansuchen zur Errichtung einer Leichenhalle dem unter der Bedingung der Abtretung eines Gebietsstreifens zwischen der Alten Poststrasse und der Leichenhalle an die Gemeinde Eggenberg stattgegeben wurde Die Leichenhalle des Grazer Architekten Alexander Zerkowitz mit einer Wohnung fur den Wachter wurde am 25 September 1910 eingeweiht Nationalsozialismus und Nachkriegszeit Bearbeiten 1938 wurde der Friedhof durch die Eingemeindung der Gemeinde Wetzelsdorf nach Graz Teil des Grazer Stadtgebiets Im Verlauf des Novemberpogroms wurde die Zeremonienhalle am 10 November 1938 um 11 Uhr in Brand gesteckt und zerstort Die in der Hallenwand eingemauerten mittelalterlichen judischen Grabsteine die 1853 54 aus dem Abbruchmaterial der Grazer Burg geborgen worden waren wurden dabei vernichtet 1940 41 wurde das Friedhofsgelande arisiert und an die Stadt Graz verkauft Bereits im Fruhjahr 1940 war Graz nach der Vertreibung und Deportierung der judischen Bewohner als judenfrei gemeldet worden Da der steirische Landeskonservator auf Grund der spaten Grundung keine denkmalpflegerische Voraussetzung fur eine Erhaltung attestiert hatte war der Judische Friedhof in Graz von der Auflassung und der Verwertung der Grabsteine bedroht Dennoch blieb der Friedhof mit Ausnahme der Zeremonienhalle und einiger weniger Graber nahezu unzerstort Eine Verwertung der Grabsteine wie in anderen steirischen Gemeinden erfolgte nicht Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten nur wenige Juden nach Graz zuruck Die ehemals 2 500 1 Mitglieder starke Gemeinde konnte personell nicht mehr an die Vorkriegszeit anknupfen Nach dem Antrag der IKG zur Restituierung arisierter Liegenschaften beschloss der Grazer Gemeinderat am 15 Juni 1946 die Ruckgabe des Friedhofs Das angrenzende Grundstuck das ursprunglich fur die Erweiterung des Friedhofs vorgesehen war wurde 1950 ruckgestellt Da auf Grund der massiv verkleinerten Gemeinde kein Bedarf zur Erweiterung des Friedhofs bestand wurde das Grundstuck im Jahr 1954 verkauft Von den zuruckgekehrten Familienmitgliedern wurden in der Nachkriegszeit zahlreiche ermordete Angehorige auf den Grabmalern der Zwischenkriegszeit verewigt In zwei Grabanlagen wurden zudem die Leichen von ungarischen Juden bestattet die nach ihrem Einsatz als Zwangsarbeiter beim Bau des Sudostwalls im Marz April 1945 auf einem Todesmarsch in Richtung KZ Mauthausen ermordet wurden bzw an Erschopfung starben Nach dem Bedenk Gedenkjahr 1938 88 beauftragte die Stadt Graz im Janner 1988 die Architekten Jorg und Ingrid Mayr mit der Neuplanung der zerstorten Zeremonienhalle Vertreter der Stadt Graz und des Landes Steiermark beauftragten die Architekten schliesslich mit der Umsetzung des Neubaus der am 11 November 1991 der IKG ubergeben wurde Ende April 1999 wurden 12 Grabsteine mit antisemitischen und nationalsozialistischen Symbolen und Parolen beschmiert 2 Im Jahre 2010 wurde der verwahrloste Zustand des Judischen Friedhofs umgesturzte Grabsteine Uberwucherungen diverse Beschadigungen usw medial kritisiert 3 Renovierung bis 2021 Bearbeiten 2014 2021 wurde der bis dahin stark verwilderte Friedhof einer Renovierung unterzogen Grabsteine wurden neu aufgerichtet und der Bewuchs wurde gemaht und gestutzt Die Holding Graz war baufuhrend die Kosten von 1 1 Mio Euro tragt der Friedhof Fonds zur Renovierung judischer Friedhofe der durch Mittel der Republik und der judischen Gemeinden gespeist wird 4 Am 12 Juli 2022 wurde der Friedhof mit einer Feier wieder eroffnet Es sprachen der Prasident des Kultusrates der Judischen Gemeinde Elie Rosen der 2022 uber den Friedhof publizierte 5 der Prasident des Nationalrats Wolfgang Sobotka Landtagsprasidentin Manuela Khom und die Grazer Burgermeisterin Elke Kahr Der mit 1500 Grabern und 14 000 m Flache zweitgrosste judische Friedhof Osterreichs ist in Zukunft nicht frei zuganglich sondern nur wahrend Jahrlich mehrmals stattfindender Fuhrungen und fur Einzelpersonen nach Anmeldung zum Besuch von Grabstellen 6 Literatur BearbeitenHeimo Halbrainer Beth Hachajim Der Judische Friedhof von Graz In David Heft Nr 62 September 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Graz Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise BearbeitenAls Hauptquelle des Artikels diente der Artikel Beth Hachajim Der Judische Friedhof von Graz von Heimo Halbrainer IKG Graz Geschichte der Grazer Juden Memento vom 4 Februar 2012 im Internet Archive hagalil com Graz Judischer Friedhof geschandet Judischer Friedhof verwahrlost abgerufen am 30 Mai 2018 Hannah Michaeler Judischer Friedhof neu eroffnet Stadt verspricht bessere Pflege Kronenzeitung 13 Juli 2023 S 16 Beit Ha Chajim Haus des Lebens Der judische Friedhof von Graz Vom Tod und Sterben im Judentum Wien 2022 ISBN 978 3 99050 228 0 Judischer Friedhof in Graz neu eroffnet otf at 13 Juli 2022 abgerufen am 13 Juli 2022 Judische Friedhofe in der Steiermark Bad Aussee Fohnsdorf Graz Judenburg Knittelfeld Leoben Trautmannsdorf in Oststeiermark 47 058359 15 414301 Koordinaten 47 3 30 1 N 15 24 51 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Graz amp oldid 236057046