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Die Glatzer Munze war eine konigliche Munzprageanstalt die 1426 durch ein Privileg des bohmischen Landesherrn Sigismund in der damals zu Bohmen gehorenden Stadt Glatz errichtet wurde Mit dem Ubergang der Grafschaft Glatz 1763 an Preussen erlangte dieses auch die Hoheitsrechte uber die Glatzer Munzstatte 1809 wurde sie vorubergehend und 1813 endgultig geschlossen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Preussische Zeit 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas erste urkundlich belegte Glatzer Munzprivileg stammt aus dem Jahre 1426 Es wurde vom bohmischen Konig Sigismund dem damaligen Landeshauptmann und spateren Pfandherrn des Glatzer Landes Puta d J von Castolowitz erteilt 1454 begann der Landesverweser Georg von Podiebrad mit Genehmigung des Konigs Ladislaus Postumus in Glatz Heller zu pragen die jedoch sehr geringhaltig gewesen sein sollen Auch nach der Erhebung des Glatzer Landes 1459 zu einer Grafschaft durch den nun bohmischen Konig Georg von Podiebrad verblieb das Hoheitsrecht beim Landesherrn von Bohmen das ab 1526 an die Habsburger fiel Auch bei den spateren Verpfandungen und Vergaben musste das Munzrecht jeweils neu erteilt werden Die altesten Glatzer Munzen waren nur einseitig gepragt Bis gegen Ende des 15 Jahrhunderts zeigen sie alle einen Bohmischen Lowen und ein gotisches G fur Glatz Erst danach tragen sie zusatzlich ein Wappen der Grafschaft Glatz mit den beiden goldenen Schragbalken im roten Feld 1501 verpfandeten die Sohne des 1498 verstorbenen Herzogs Heinrich d A von Munsterberg die Grafschaft Glatz an ihren spateren Schwager Ulrich von Hardegg Ihm verlieh Konig Maximilian I das Munzrecht erst im Jahre 1507 Die wahrend Ulrichs Regierungszeit gepragten Munzen zeigen auf der einen Seite das Wappen der Grafschaft und auf der anderen das Hardeggsche Wappen unter dem sich ein kleines H fur Hardegg befindet Vermutlich wollte Graf Ulrich der von spateren Forschern als eifriger Nachprager der Munzen seiner Nachbarn bezeichnet wurde mit den von ihm gepragten Munzen die Bedeutung seines Residenzortes Glatz hervorheben 1512 liess er eine Goldmunze pragen die auf dem Avers eine Madonna und auf dem Revers das Grafschafter Wappen zeigt Es wird vermutet dass diese Munze die Marienstatue aus dem Hochaltar der Glatzer Pfarrkirche Marie Himmelfahrt darstellt die als Mirakelmadonna des Ernst von Pardubitz bekannt wurde Auch wahrend der Zeit der Pfandschaft des mahrischen Adligen Johann von Pernstein zwischen 1540 und 1544 wurden in Glatz Munzen gepragt im Jahre 1543 auch eine silberne Medaille mit dem Brustbild Pernsteins 2 das in seiner feingeschnittenen Profilierung dem Stil der Renaissance entspricht Obwohl solche Munzportrats eigentlich nur dem Konig zustanden wollte Pernstein damit vermutlich seine Regentschaft uber das Glatzer Land anzeigen Ab 1549 war der Wittelsbacher Ernst von Bayern Pfandherr der Grafschaft Glatz Er liess in Glatz Munzen pragen die auf einer Seite den bohmischen Lowen zeigen wahrend die andere Seite mit den Wappen der Pfalz Baierns und der Grafschaft Glatz verziert ist 1575 ubertrug Konig Maximilian II das Glatzer Munzrecht seinem Mundschenk Friedrich von Falkenhain bei dem er hoch verschuldet war Dieser erwarb nachfolgend auch mehrere Kammerdorfer um Glatz die ihm Rudolf II verkaufte weil er Mittel fur die Bestreitung der Turkenkriege benotigte Die Dorfer sowie die Glatzer Munze behielt er bis zu seinem Tod 1612 Bedeutende Munzpragungen aus seiner Zeit sind nicht bekannt Wegen der Wirren des Bohmischen Standeaufstands war die Munze vorubergehend geschlossen Erst 1627 wurde sie durch Ferdinand III neu eroffnet und in ihr wieder Taler und Goldmunzen gepragt 3 Wegen der haufigen Verpfandungen die gelegentlich auch mit Eingriffen in das Munzrecht verbunden waren erlangte die Glatzer Munze keine grosse uberregionale Bedeutung Der Landesherr bzw die Pfandherrn betrieben die Munze meistens nicht selbst Sie vergaben oder verpfandeten sie haufig an Munzmeister und waren daran interessiert dass der Munzbetrieb einen moglichst hohen Gewinn abwarf Die in Glatz geschlagenen Munzen sind jedoch wegen ihrer Seltenheit fur die Numismatik und die Geschichte des Glatzer Landes bedeutsam Preussische Zeit BearbeitenNachdem die Breslauer Munzstatte wahrend der Napoleonischen Besetzung ihren Betrieb einstellen musste kam es zu einem Kleingeldmangel Deshalb beauftragte die preussische Regierung im Jahre 1807 den damaligen Generalgouverneur von Schlesien Furst Heinrich zu Pless mit der Errichtung einer neuen Munzstatte in Glatz Da die Gebaude der ehemaligen Munze nicht mehr genutzt werden konnten wurden fur diesen Zweck am 13 Juni 1807 mehrere Grundstucke vor dem Brucken und Wassertor aufgekauft Mit der Einrichtung und dem Betrieb wurde der Breslauer Munzmeister Friedrich Wilhelm Pratorius beauftragt Bereits im September d J konnten die ersten Groschen und Dreikreuzer hergestellt werden Ab Marz 1809 wurde die Pragung von Groscheln Kreuzern Drei und Sechsbohmern und Biergroschenstucken und auch Talern aufgenommen wodurch der Mangel an Scheidemunzen beseitigt werden konnte Nachdem die Breslauer Munze ihren Betrieb wieder aufgenommen hatte wurde die Glatzer Munzstatte wieder geschlossen Im Ganzen wurde wahrend dieser drei Jahre Kleingeld im Wert von 442 484 Talern gepragt Literatur BearbeitenFranz Albert Die Glatzer Munze Archivalische Studien zur Geschichte des Munzwesens der Grafschaft Glatz Verlag Glatzer Bucherstube Glatz 1932 Glatzer Heimatschriften 24 ZDB ID 2520906 1 Arno Herzig Malgorzata Ruchniewicz Geschichte des Glatzer Landes DOBU Verlag u a Hamburg u a 2006 ISBN 3 934632 12 2 S 59 61 65 67 und 74 Die Glatzer Munzstatte 1807 9 In Glatzer Heimatblatter 12 Heft 4 1926 ZDB ID 550730 3 S 126 127 Joseph von Bergmann Das Munzrecht und die Munzen der Grafen v Hardegg Glatz In Numismatische Zeitschrift Bd 5 1873 S 154 160 Weblinks BearbeitenFerdinand Friedensburg Schlesiens Munzen im Mittelalter In Zeitschrift fur Numismatik 1882 83 S 349 onlineEinzelnachweise Bearbeiten Paul Arnold Harald Kuthmann Dirk Steinhilber Grosser deutscher Munzkatalog von 1800 bis heute Augsburg 1997 S 220 Hugo von Saurma Jeltsch Schlesische Munzen und Medaillen Band 2 Verlag Nischkowsky Breslau 1883 aus Schlesiens Vorzeit in Bild Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glatzer Munze amp oldid 239353459