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Fritz Schulte 28 Juli 1890 in Husten wahrscheinlich 10 Mai 1943 in der Sowjetunion 1 Deckname Fritz Schweizer war ein deutscher Politiker KPD Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre und Weimarer Republik 1890 bis 1933 1 2 Nationalsozialismus und Pariser Exil 1933 bis 1935 1 3 Exil und Gefangenschaft in der Sowjetunion 1935 bis 1943 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre und Weimarer Republik 1890 bis 1933 Bearbeiten Schulte wurde 1890 als Sohn eines Fabrikarbeiters geboren Er besuchte die Volksschule und arbeitete anschliessend in einer Chemiefabrik Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Schulte Betriebsrat in den Leverkusener Farbenwerken 1920 wurde Schulte Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD In den folgenden Jahren ubernahm er zahlreiche Funktionarsposten fur die Partei 1921 wurde Schulte aus dem Fabrikarbeiterverband FAV ausgeschlossen deren Spaltung er befurwortet hatte Ein Jahr spater wurde er in der KPD zum Gewerkschaftssekretar ernannt Ab 1928 29 gehorte Schulte dem Reichskomitee der Revolutionaren Gewerkschafts Opposition RGO an Von Juli 1932 bis 1933 war er offiziell Reichsleiter der RGO 2 Er loste Franz Dahlem in dieser Funktion ab Als Polleiter stand Schulte in dem Ruf einer der aggressivsten Verfechter der kommunistischen Doktrin zu sein weswegen ihm auch der Spitzname Noske vom Niederrhein verliehen wurde Dieser spielte auf den SPD Politiker und ehemaligen Reichswehrminister Gustav Noske an der vielen Zeitgenossen als ausserst brutal galt und wegen seiner Rolle wahrend der Novemberrevolution von 1918 als Bluthund galt 3 1927 wurde Schulte ins Zentralkomitee seiner Partei gewahlt 1929 wurde er auch Mitglied des Politburos Er galt dabei neben Hermann Schubert und Leo Flieg als der engste Freund des KPD Vorsitzenden Ernst Thalmann in der Fuhrungsriege der Partei Seit 1928 war Schulte fur seine Partei Mitglied des Preussischen Landtages dem er bis 1930 angehorte Im September 1930 wurde Schulte als Kandidat der KPD fur den Wahlkreis 22 Dusseldorf Ost in den Reichstag gewahlt Im Juli 1932 wurde er als Kandidat fur den Wahlkreis 23 Dusseldorf West wiedergewahlt und im November 1932 erneut als Abgeordneter fur diesen Wahlkreis bestatigt Danach gehorte Schulte dem Reichstag nominell noch bis zum Marz 1933 an Nationalsozialismus und Pariser Exil 1933 bis 1935 Bearbeiten Nach dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 war Schulte als kommunistischer Spitzenfunktionar und aufgrund seiner exponierten Stellung als KPD Reichstagsabgeordneter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt Der Verhaftung konnte er sich entziehen indem er in den Untergrund ging Im Zuge der Reorganisierung der KPD nach ihrer Zerschlagung durch die Nationalsozialisten bildete Schulte zusammen mit Walter Ulbricht John Schehr und Hermann Schubert den Kern der sogenannten Inlandfuhrung der nun im Deutschen Reich im Untergrund operierenden KPD wahrend andere Funktionare eine Exilleitung im sicheren Ausland in Paris aufbauten Auslandsleitung Die vier genannten waren dabei die einzigen Mitglieder des Politburos der KPD die in Berlin blieben Nach mehreren Monaten Untergrundtatigkeit wurde Schulte im Herbst 1933 wie die anderen drei aus Sicherheitsgrunden nach Paris abberufen Dort blieb er bis Anfang 1935 Auch in der spateren Illegalitat ubernahm Schulte zwischen 1933 und 1935 zeitweise die Leitung der RGO Nach 1935 ging Schulte mit dem Rest des Politburos nach Moskau dem neuen Sitz der KPD Fuhrung Schulte selbst erreichte die sowjetische Hauptstadt nach einem langeren Aufenthalt in Prag Schultes Ehefrau Emmi Schweitzer und der gemeinsame Sohn wurden in Deutschland in Schutzhaft genommen Exil und Gefangenschaft in der Sowjetunion 1935 bis 1943 Bearbeiten Auf der Brusseler Konferenz der KPD von 1935 vollzog sich in der Zwischenzeit ein radikaler Kurswechsel in der politischen Ausrichtung der Partei Die Thalmann Linie der Weimarer Jahre die den Kampf gegen die Sozialdemokratie und die Republik propagierte wurde aufgegeben Stattdessen distanzierte man sich nun von dieser Linie Anstelle von Thalmann der seit seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten als Martyrer galt an dem sich jede Kritik verbot wurde die verfehlte Politik vor allem Schulte Hermann Schubert Heinz Neumann und Hermann Remmele angelastet Infolgedessen wurden alle vier aus dem ZK der KPD ausgeschlossen Die Fuhrung der Partei ubernahmen nun im Wesentlichen Ulbricht und Wilhelm Pieck Der Thalmann Biograph Monteath wertet die Beseitigung der Vierergruppe aus der Fuhrung der Partei als den letzten Akt in der Entmachtung des inhaftierten Thalmanns der nach einer damals fur moglich gehaltenen Haftentlassung geschwacht dagestanden hatte Mit der Entmachtung und spateren Ermordung seiner Anhanger in der Sowjetunion verlor Thalmann jedoch seine Hausmacht in der Parteifuhrung und seine Nachfolger im Politburo hatten augenscheinlich mehr Interesse an dem Symbol Thalmann fur ihre Propagandakampagne als an dem Menschen und Konkurrenten 4 Schulte arbeitete in den folgenden Jahren in einem Moskauer Grossbetrieb Spatestens seit 1937 wurde die Verfolgung Schultes durch die neue KPD Fuhrung und durch den sowjetischen Staatsapparat geplant Zu den Spitzeln die wahrend dieser Zeit uber Schulte berichteten zahlte unter anderem auch der spatere SPD Politiker Herbert Wehner der damals als Kommunist in Moskau lebte und im Dezember 1937 dem sowjetischen Geheimdienst NKWD uber Schulte und dessen ominose Verbindungen Bericht erstattete Als ein Fuhrer der nun als sektiererisch geltenden Opposition innerhalb der KPD und als Leiter des Antikomintern Blocks wurde Schulte am 21 Februar 1938 im Zuge der Stalinschen Sauberungen Tschistka in Moskau verhaftet 5 Eine Anklageschrift die sich erhalten hat datiert auf den 2 Marz 1939 6 Am 7 April 1941 wurde er zu acht Jahren Lagerhaft im Gulag verurteilt Zur Verbussung derselben wurde er in das Lager Sewpetsch verbracht wo er Besserungsarbeit zu leisten hatte 1943 starb er im Lager mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an den harten Arbeits und Lebensbedingungen 7 In der Geschichtsschreibung der DDR wurde Schulte in Ubereinstimmung mit der Parteilinie der KPD SED in der Regel die Rolle eines Sundenbocks fur das Scheitern der KPD in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der Spatphase der Weimarer Zeit zugewiesen Um Thalmann der als KPD Vorsitzender die Parteilinie bestimmt hatte als kommunistischen Martyrer feiern zu konnen wurde unter anderem Schulte die eigentliche Verantwortung fur die taktischen Fehler der Parteilinie zugewiesen So heisst es beispielsweise in Horst Bednarecks Darstellung der Gewerkschaftspolitik der KPD wahrend der Weimarer Zeit aus dem Jahr 1969 So setzten Hermann Schubert und Fritz Schulte ihre enge die Massenpolitik der KPD behindernde Politik durch Sie negierten dabei unter anderem den Widerstand Walter Ulbrichts gegen eine derartige abscheuliche Politik 8 Literatur BearbeitenSchulte Fritz In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Schulte Fritz in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 673f Weblinks BearbeitenFritz Schulte in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsdatum und ort nach Reichstagshandbuch Sterbedatum nach Michael Buckmiller Klaus Menschkat Biographisches Handbuch zur Geschichte der Kommunistischen Internationale 2007 S 159 Buckmiller und Menschkat berufen sich auf Akten des NKWD die Schultes Sterbedatum vermerken Das Todesjahr 1943 wird in der Forschung allgemein als korrekt angesehen dass der in den Akten vermerkte 10 Mai als Todestag exakt zutrifft ist plausibel mit Blick auf das Massensterben im sowjetischen Lagersystem die Kriegszeit die menschenverachtende stalinistische Burokratie in den Lagern selbst und in den Verwaltungsstellen in Moskau kann aber auch durchaus eine Verschiebung von ein paar Tagen oder gar Wochen moglich sein Vgl zur Tatigkeit in der RGO Stefan Heinz Moskaus Soldner Der Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins Entwicklung und Scheitern einer kommunistischen Gewerkschaft Hamburg 2010 S 216 230 277 282 307 325 338 340 457 Kommunistische Partei Deutschlands Gegen den Strom 1928 S 234 Noske stand in der Weimarer Zeit allgemein in dem Ruf er habe die Revolution niederschiessen lassen Peter Monteath Ernst Thalmann Mensch und Mythos 2000 S 22 und 83 Michael Buckmiller Klaus Menschkat Biographisches Handbuch zur Geschichte der Kommunistischen Internationale 2007 S 159 Jurgen Zarusky Stalin und die Deutschen Neue Beitrage zur Forschung 2006 S 53 Michael Buckmiller Klaus Menschkat Biographisches Handbuch zur Geschichte der Kommunistischen Internationale 2007 S 159 Horst Bednareck Die Gewerkschaftspolitik der Kommunistischen Partei Deutschlands 1969 S 62 Normdaten Person GND 130184675 lobid OGND AKS VIAF 70029892 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schulte FritzALTERNATIVNAMEN Schweizer FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker KPD MdRGEBURTSDATUM 28 Juli 1890GEBURTSORT HustenSTERBEDATUM unsicher 10 Mai 1943STERBEORT Sowjetunion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Schulte Politiker amp oldid 232039029