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Fridolin Sicher 6 Marz 1490 in Bischofszell Kanton Thurgau 13 Juni 1546 ebenda war ein Schweizer Komponist Organist Chronist und kalligraphischer Kopist der Renaissance 1 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Ausgaben 5 Literatur Auswahl 6 Weblinks 7 BelegeLeben und Wirken BearbeitenFridolin Sicher stammte aus einer alteingesessenen Bischofszeller Burgerfamilie Er gab trotz einer spateren amtlichen Tatigkeit in St Gallen und einem vorubergehenden Ausweichen vor der Reformation im Jahr 1529 den engen Bezug zu seiner Heimatstadt nie auf Er nahm im Jahr 1503 fur ein Jahr Orgelunterricht beim Organisten am Konstanzer Munster Martin Vogelmaier Er widmete sich vermutlich danach von 1504 bis 1512 dem Studium theologischer Schriften am Chorherrenstift St Agnes in seiner Heimatstadt Dies hatte auch zur Folge dass ihm dort 1510 die St Agnes Pfrunde durch die Chorherren verliehen wurde und er hier im Jahr 1511 seine erste Messe feiern konnte Ab 1512 ging er nochmals nach Konstanz zur Weiterbildung und zur Vervollkommnung seines Orgelspiels diesmal zu dem bedeutendsten Schuler von Paul Hofhaimer Johannes Buchner Fur seine Ubersiedelung zu einer Tatigkeit in der Stadt St Gallen gibt es keinen Beleg einer Anstellung so dass die naheren Umstande und der dortige Beginn Zeitpunkt unsicher sind Wahrscheinlich ab Ende 1515 Anfang 1516 wirkte er hier nach Auskunft einer selbst verfassten Chronik als Kaplan der Kapelle St Jakob nachdem er dazu von Abt Franz von Gaisberg ernannt worden war ausserdem als Organist und Schreiber fur das Kloster Noch heute befinden sich einige Bande mit seinen Arbeiten in der Stiftsbibliothek St Gallen Er war aber nach wie vor in Bischofszell tatig beispielsweise stellte er die von dort erhaltene Pfrunde fur die Restaurierung der dortigen Kirchenorgel zur Verfugung Nachdem die Reformation von den ostschweizerischen Kantonen ubernommen worden war wollte sich Fridolin Sicher der neuen Konfession nicht anschliessen so dass er 1531 gezwungen war sein Wirken in St Gallen und Bischofszell aufzugeben Er wich vielleicht auf Empfehlung von Glarean nach Ensisheim im Elsass aus heute im franzosischen Departement Haut Rhin und zwar als Organist an der dortigen St Michaels Kapelle wo er auch eine Pfrunde bekam Im Jahr 1537 kehrte er nach Bischofszell zuruck nachdem sich dort die konfessionelle und politische Situation geandert hatte und wurde wieder in seine fruheren Amter eingefuhrt Es ist nicht sicher in welchem Umfang er auch sein Wirken in St Gallen fortgesetzt hat immerhin wird er dort fur das Jahr 1538 in einer Urkunde genannt In seinen letzten Lebensjahren diente er als Schreiber fur Bucher im Kloster St Gallen Im Jahr 1545 bezeichnete er sich als Chorherr in Bischofszell und Organist in St Gallen Am 20 August 1545 musste sich Fridolin Sicher in Bischofszell einer Operation unterziehen von der er sich nicht mehr erholte so dass er auch seine Organistendienste nicht mehr fortsetzen konnte Er starb im Sommer des darauf folgenden Jahres in seiner Heimatstadt Bedeutung BearbeitenDie grosste Bedeutung von Fridolin Sicher liegt in seinem Wirken als Kopist musikalischer Werke insbesondere des Sankt Gallener Orgelbuchs einer handschriftlichen Kompositionssammlung mit der Signatur CH SGs Sie wurde wohl zwischen 1512 und 1520 angelegt bis zum Jahr 1531 von ihm mit Erganzungen versehen und ist die grosste uberlieferte Sammlung des fruhen 16 Jahrhunderts mit Musik von 94 Komponisten eingerichtet fur Tasteninstrumente Sie enthalt 176 Transkriptionen von zeitgenossischen und meist geistlichen Vokalwerken von Alexander Agricola Bentz von Rischach Antoine Brumel Johannes Buchner Antoine Busnoys Loyset Compere Nicolaes Craen Johannes Fuchswild Gaspar van Weerbeke Wolfgang Grefinger Paul Hofhaimer Heinrich Isaac 26 Stucke Jachet de Mantua Josquin Desprez 13 Stucke Jean Japart Hans Kotter Jean Mouton Jacob Obrecht Matthaeus Pipelare Pierre de La Rue Johannes Schrem Ludwig Senfl Andreas de Silva Johannes de Stokem Bartolomeo Tromboncino Martin Vogelmaier und von ihm selbst namlich Resonet in laudibus sowie einige Praeludien und Fantasien Im Gegensatz zur Tabulatur von Bonifacius Amerbach die fur das Spiel zu Hause gedacht ist sollten diese Werke bei kirchlichen und liturgischen Anlassen eingesetzt werden Nachdem die Klosterkirche von St Gallen eine der prominentesten Kirchen in der Schweiz war die auf eine funfhundertjahrige musikalische Tradition zuruckblicken konnte und diese Sammlung aus der Hand eines ihrer Organisten stammt kann die Bedeutung des St Gallener Orgelbuchs nicht hoch genug eingeschatzt werden Sie befindet sich noch heute in der Stiftsbibliothek von St Gallen und ist in der virtuellen Bibliothek Codices Electronici Sangallensis CESG online abrufbar Sein Liederbuch in Mensuralnotation geschrieben tragt die Uberschrift Liber Fridolini Sicheri organiste in santo Gallo 1545 Signatur CH SGs 461 Es ist schon geschrieben und wurde bald nach 1510 auf Pergament kopiert es enthalt eine bedeutende Sammlung von 49 Liedern unter anderem von Josquin Desprez Heinrich Isaac und Jacob Obrecht sowie zwolf weitere Werke die bisher noch unbekannt waren Aus der Uberschrift geht nur hervor dass Fridolin Sicher dieses Buchlein noch kurz vor seinem Tod im Besitz hatte es wurde vor dem Kopieren mit Sicherheit vor 1510 in der Region des Oberrheins angefertigt Weil Sicher erst von 1520 bis 1527 und von 1540 bis 1545 in St Gallen als Kopist tatig war wird angenommen dass er dieses Werk erst nachtraglich zur Besitzanzeige mit seinem Namen versehen hat Werke BearbeitenVokalmusik Lied Mich hatt das gluck ein zyt erfrewet zu vier Stimmen unsicher nur Tenorstimme erhalten Musik unveroffentlicht Text 1913 hrsg von M Meier Instrumentalmusik Tasteninstrumente 2 Satze uber Resonet in laudibus hrsg in H J Marx T Warbutton 1992 Nr 34 per me Fridolinum Sicherum compositum und Nr 50 F Sicher und hans orgelmacher Ausgaben BearbeitenEin altes Spielbuch Liber Fridolini Sichery Hrsg von F J Gisbert Mainz 1936 St Galler Orgelbuch Die Orgeltabulatur des Fridolin Sicher Hrsg von H J Marx T Warbutton 1992 Schweizerische Musikdenkmaler Nr 8 The Songbook of Fridolin Sicher around 1515 Sankt Gallen Stiftsbibliothek Cod Sang 461 Faksimile Hrsg von David Fallows Peer 1996 Literatur Auswahl BearbeitenGustav Scherrer Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek von St Gallen Halle 1875 Digitalisat Ernst Gotzinger Fridolin Sichers Chronik St Gallen 1885 Mitteilungen zur vaterlandischen Geschichte Nr 20 im Internet Archive Max Meier Das Liederbuch Ludwig Iselins Basel 1913 Arnold Geering Die Vokalmusik in der Schweiz zur Zeit der Reformation Schweizerisches Jahrbuch fur Musikwissenschaft Nr 6 1933 Digitalisat Walter Robert Nef Der St Gallener Organist Fridolin Sicher und seine Orgeltabulatur In Schweizerisches Jahrbuch fur Musikwissenschaft Nr 7 1938 ZDB ID 217958 1 Notenteil S 159 209 doi 10 5169 seals 835042 10 Emmanuel Mundig Zur Entwicklung der St Galler Gottesdienstordnung die Temporalliturgie von Fridolin Sicher 1520 In Zeitschrift fur schweizerische Kirchengeschichte 55 1961 S 139 167 doi 10 5169 seals 128613 148 Hans Joachim Marx Neues zur Tabulatur Handschrift St Gallen Stiftsbibliothek Cod 530 In Archiv fur Musikwissenschaft Nr 37 1980 S 264 291 Beat Matthias von Scarpatetti Rudolf Gamper Marlis Stahli Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz Band 3 Zurich 1991 ISBN 978 3 85951 127 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Fridolin Sicher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Noten und Audiodateien von Fridolin Sicher im International Music Score Library Project Sichers Orgeltabulatur in den Codices Electronici Sangallenses CESG Markus Kaiser Fridolin Sicher In Historisches Lexikon der Schweiz Belege Bearbeiten Karin Berg Kotterba David Fallows Sicher Fridolin In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart 2 Ausg Personenteil Band 15 Schoo Stran Barenreiter Metzler Kassel u a 2006 ISBN 3 7618 1135 7 Sp 747 749 Marc Honegger Gunther Massenkeil Das grosse Lexikon der Musik Band 7 Herder Freiburg im Breisgau 1982 ISBN 3 451 18057 X Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians 2nd Edition Band 23 McMillan Publishers London 2001 ISBN 0 333 60800 3 Normdaten Person GND 123424623 lobid OGND AKS LCCN nr89018238 VIAF 29797541 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sicher FridolinKURZBESCHREIBUNG Schweizer Organist und KalligraphGEBURTSDATUM 6 Marz 1490GEBURTSORT Bischofszell SchweizSTERBEDATUM 13 Juni 1546STERBEORT Bischofszell Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fridolin Sicher amp oldid 233862747