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Antoine Brumel auch Brummel Brommel Brunello um 1460 in der Diozese Laon nach 1513 in Italien war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kleriker der Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDie genaue Herkunft von Antoine Brumel ist unbekannt Wahrend seine erste Anstellung in Chartres zu der Vermutung fuhrte er konnte aus dem in jener Diozese gelegenen Dorf Brunelles stammen deutet eine von Brumel selbst stammende Aussage uber sich als clericus Laudunensis auf einen Geburtsort in der Diozese Laon nordostlich von Paris hin Auch seine Ausbildung liegt im Dunkeln Nachdem die Dichter Guillaume Cretin und Jean Molinet in ihren Gedichten auf den Tod von Johannes Ockeghem 1496 mehrere Komponisten wie Josquin Desprez Pierre de la Rue und auch Brumel aufforderten um ihren maistre et bon pere zu trauern entstand die Mutmassung dass letzterer auch Schuler von Ockeghem gewesen sein konnte dafur gibt es aber weder Belege noch stilistische Argumente Brumel hat jedoch mit Sicherheit eine fundierte Ausbildung erhalten weil die Domherren von Chartes in ihrem Beschluss vom 9 September 1483 Brumel als Offiziumssanger einstellten und ihm wegen seiner Vorbildung scientiae ipsius ein hoheres Gehalt gewahrt haben Vermutlich drei Jahre spater begab sich Brumel nach Genf wo er am 4 Oktober 1486 vom Kapitel der Kathedrale Saint Pierre zum magister innocentium Meister der Chorknaben ernannt wurde und mit deren Ausbildung beauftragt war Von dort knupfte er Kontakte zum Hof von Savoyen im nahe gelegenen Chambery und bekam ab Februar 1489 immer wieder Urlaube fur Besuche dort Schliesslich wurde er im Juni 1490 in die Hofkapelle von Savoyen aufgenommen wobei die Regentin von Savoyen Bianca von Monferrat in der Ernennungsurkunde von pluribus theoricis practicisque dignitatibus gesprochen hat was auf Brumels grosses Ansehen hindeutet Brumel war zwei Monate spater wieder nach Genf in seine bisherige Position zuruckgekehrt Dort kam es spater zu einer Verschlechterung der Beziehung zum Domkapitel Letzteres monierte Ende April 1492 die Disziplin der Chorknaben und Brumel beklagte gegenuber dem Kapitel die Rekrutierung unfahiger Gunstlinge als Chorknaben Dies fuhrte schliesslich dazu dass er Genf im August 1492 verliess Es ist nicht geklart wo sich Brumel in den folgenden funf Jahren aufhielt Sicher ist dass er in dieser Zeit Priester und Kanoniker an der Kathedrale von Laon wurde es gibt einen Beleg von einem dortigen Aufenthalt im Jahr 1497 Ende 1497 bot ihm das Kapitel von Notre Dame in Paris das Amt des magister puerorum an um das er sich fruher schon beworben hatte und er wurde am 5 Januar 1498 in sein Amt eingefuhrt Dort war er fur Unterhalt Erziehung und Ausbildung von zehn Chorknaben verantwortlich und wohnte mit ihnen in der Maitrise heute Rue Massillon Nr 8 Er bekam ein Jahresgehalt von etwa 40 livres tournois und zusatzliche Vergutungen fur das Singen bei etwa 600 Votiv und Gedachtnisdiensten Fur einen dieser Anlasse komponierte er das Versikulum Ave Maria Nachdem das Kapitel zunachst mit Brumel sehr zufrieden war bekam er am 26 Februar 1498 zusatzliche Mittel fur eine Hausgehilfin und einen Sekretar bewilligt Beim Trauergottesdienst fur den verstorbenen Konig Karl VIII am 30 April 1498 wirkte er an hervorgehobener Stelle mit Nach der Ruckkehr von einem zweiwochigen gewahrten Urlaub im September 1500 kam es zu grosseren Spannungen Trotz zweieinhalb Jahren Dienst hatte er noch keine Prabende bekommen und er musste mehrmals ausstehende Geldbetrage einfordern Nachdem ein von ihm fur die Maitrise vorgeschlagener Sangerknabe abgelehnt worden war erklarte er am 16 November 1500 seinen Rucktritt bei dem er trotz Uberredungsversuchen der anderen Seite blieb Ein halbes Jahr spater kehrte er nach Savoyen zuruck wo der inzwischen regierende Herzog Filiberto Regierungszeit 1497 1504 ihn am 1 Juni 1501 erneut zum Kapellsanger ernannte Auch diesmal hielt es Brumel nicht lange im Amt am 1 Juli 1502 schied er endgultig aus der herzoglichen Kapelle Wenn auch sein darauffolgender Aufenthalt nicht belegt ist fest steht dass er sich um diese Zeit auf dem Hohepunkt seiner Bekanntheit befunden hat wofur insbesondere die Veroffentlichung eines Bandes mit Messen von Brumel durch den Musikverleger Ottaviano dei Petrucci im Jahr 1503 spricht Diese Ehre wurde nur den beruhmtesten Komponisten der damaligen Zeit zuteil Zuvor schon hatte der Musiktheoretiker Franchinus Gaffurius ihn in seiner Schrift Practica musica 1496 zu den wichtigsten Vertretern eines neuen Musikstils gezahlt Etwa gegen Ende 1504 begannen die Bemuhungen der Familie d Este in Ferrara Brumel fur die beruhmte und hochrangig besetzte Hofkapelle zu gewinnen insbesondere nachdem der bisherige Hofkapellmeister Jacob Obrecht im Sommer 1505 verstorben war Herzog von Sora Sigismondo Cantelmo 1519 Schwager von Herzog Alfonso d Este Regierungszeit 1505 1534 und eventuell bisheriger Dienstherr Brumels vermittelte Brumels Ruf am 13 Dezember 1505 aus Leone vermutlich Lyon nach Ferrara wo dieser im Fruhjahr 1506 das Amt des Kapellmeisters bekam Der Vertrag auf Lebenszeit beinhaltete eine Pfrunde von jahrlich 100 Dukaten ein Jahresgehalt in der gleichen Hohe die Nutzung eines Hauses in Ferrara und Geld fur die Anreise Wahrscheinlich gehorte Brumel der Hofkapelle bis zu deren Auflosung im Jahr 1510 an und ging anschliessend wie die meisten anderen entlassenen Musiker nach Mantua worauf das Dokument vom 11 Mai 1512 schliessen lasst hier deutet der Inhalt auch darauf hin dass Brumel zu dieser Zeit mit seinem Tod rechnete Der Autor Vincenzo Galilei berichtet spater dass sich Brumel zusammen mit anderen franko flamischen Komponisten im Jahr 1513 zur Kronung von Papst Leo X nach Rom begeben habe weil diesem Papst aus der Familie der Medici der Ruf einer grossen Musikliebe vorauseilte So plausibel diese Behauptung ist so wenig ist sie dokumentarisch belegt Bedeutung BearbeitenAntoine Brumel war zu Lebzeiten bei seinen Zeitgenossen hoch geschatzt und galt noch im ganzen 16 Jahrhundert zusammen mit Josquin Jacob Obrecht Heinrich Isaac und anderen als besonderes musikalisches Vorbild Auch viele Musiktheoretiker haben immer wieder seine Bedeutung betont insbesondere der Schweizer Musiktheoretiker Heinrich Glarean der in seinem Dodekachordon 1547 uber Brumel schreibt Antonius item Brumel dignus qui inter eximios Symphonetas numeretur magis tamen diligentia et arte ualuit quam naturae indulgentia Seine Werke zeigen eine grosse Vielfalt der angewandten Techniken teilweise mit einer Experimentierfreudigkeit wie sie fur die franko flamische Musik der 3 Generation charakteristisch war In vielen Fallen sind seine Kompositionen zumindest streckenweise auf klangliche Wirkung angelegt Brumel benutzt dazu einige typische Mittel die von seinen Zeitgenossen nicht in diesem Masse verwendet wurden beispielsweise eine Vorliebe fur eine homophone Satzweise und der Einsatz von ostinatoahnlichen Motivwiederholungen Eine haufig verwendete Methode ist auch die antiphonale Gegenuberstellung von Stimmenpaaren in vierstimmigen Satzen Er verzichtet im Allgemeinen auf subtile klangliche und melodische Ausgewogenheit wie sie in Josquins Werken zu finden ist sondern er setzt auf eine rhythmisch und melodisch eindringliche Motivik Brumels Werke zeigen eine souverane Beherrschung des Kontrapunkts und ein beachtlich ausgepragtes Verstandnis fur modale Zusammenhange In seinem Gesamtwerk nehmen die geistlichen Kompositionen einen herausragenden Rang ein wahrend die weltlichen Werke diese Bedeutung nicht erreichen Diese zeichnen sich jedoch durch Qualitat und stilistische Vielfalt aus Werke BearbeitenMessen und Messenfragmente Missa A l ombre d ung buissonet zu vier Stimmen Missa Berzerette savoyenne zu vier Stimmen Missa Bon temps zu vier Stimmen Missa de beata virgine zu vier Stimmen wahrscheinlich 1510 12 Missa de dringhs zu vier Stimmen Missa Descendi in hortum zu vier Stimmen Missa dominicalis zu vier Stimmen Missa Et ecce terrae motus zu zwolf Stimmen Missa Je nay dueul zu vier Stimmen Missa L homme arme zu vier Stimmen Missa Ut re mi fa sol la zu vier Stimmen Missa Victimae paschali zu vier Stimmen Missa sine nomine I zu vier Stimmen Missa sine nomine II zu vier Stimmen nur Kyrie vollstandig sonst nur eine Stimme erhalten Missa pro defunctis zu vier Stimmen Benedictus fuga ex una zu zwei Stimmen Benedictus zu zwei Stimmen Credo zu vier Stimmen Credo villayge zu vier Stimmen Pleni sunt caeli fuga ex una zu zwei Stimmen Motetten Magnificat und Lamentations Vertonungen Ave ancilla Trinitatis zu drei Stimmen Ave cujus conceptio zu vier Stimmen wohl nach 1505 Ave Martia gratia Dei plena zu drei Stimmen Paris 1498 1500 Ave stella matutina zu vier Stimmen wohl nach 1505 Ave virgo gloriosa zu vier Stimmen Beate es Maria zu vier Stimmen Conceptus hodiernus Mariae semper virginis zu vier Stimmen Da pacem Domine zu vier Stimmen Dominus dissipat consilia zu zwei Stimmen Exemplum octo modorum zu acht Stimmen identisch mit Sicut erat aus Magnificat octavi toni vgl Zweifelhafte Werke Gloria laus et honor zu vier Stimmen Haec dies quam fecit Dominus zu vier Stimmen Tenor verloren Heth Cogitavit Dominus zu vier Stimmen Languente miseris zu funf Stimmen Chartres 1483 86 Tenor Clamor meus nur Textincipits Lauda Sion Salvatorem zu vier Stimmen Laudate Dominum de caelis zu vier Stimmen Magnificat primi toni zu drei Stimmen Magnificat secundi toni zu vier Stimmen Magnificat sexti toni zu vier Stimmen Mater patris et filia zu drei Stimmen Nativitas unde gaudia Nativitas tua Dei genitrix zu vier Stimmen Chartres 1483 86 Nato canunt omnia zu funf Stimmen Noe noe noe zu vier Stimmen nur Textincipits in 1 Manuskript mit Text Bonus et rectus dominus O crux ave spes unica zu vier Stimmen O Domine Jesu Christe zu vier Stimmen Philippe qui videt me zu vier Stimmen Tenor verloren Quae est ista zu vier Stimmen wohl nach 1505 Regina caeli laetare I zu vier Stimmen Regina caeli laetare II zu vier Stimmen Rosa novum dans odorem zu vier Stimmen Sicut lilium inter spinas zu vier Stimmen Sub tuum praesidium zu vier Stimmen wohl nach 1505 Vidi aquam zu vier Stimmen Chansons Dieu te gart bergere zu vier Stimmen Bass verloren Du tout plongiet Fors seulement zu vier Stimmen auch als Instrumentalstuck Fors seulement James que la ne peult estre zu vier Stimmen Le moy de may zu vier Stimmen Bass verloren Tous les regretz zu vier Stimmen Instrumentalmusik Amours amours zu drei Stimmen En amours que cognoist zu drei Stimmen Esnu sy que plus porroie zu drei Stimmen Fors seulement zu vier Stimmen identisch mit Chanson Du tout plongiet Fors seulement Jamays zu drei Stimmen Je despite tous zu drei Stimmen Pour vostre amour zu drei Stimmen Tandernac zu drei Stimmen Una maistresse zu drei Stimmen Vray dieu d amour zu drei Stimmen auch mit Incipit En ung matin Zweifelhafte Werke Brumels Autorschaft unsicher Ave Maria gratia plena zu vier Stimmen Jo Brumes in der Uberschrift Credo zu vier Stimmen nur Antonius entzifferbar Credo zu vier Stimmen teilweise Zuschreibung an Antho Brumel Credo zu vier Stimmen teilweise Zuschreibung an A B Magnificat octavi toni zu vier Stimmen nur Sicut erat tragt vermutlich moderne Zuschreibung an Antoine Brumel identisch mit Exemplum octo modorum Literatur BearbeitenHeinrich Glarean Dodekachordon Basel 1547 Reprint New York 1967 E Van der Straeten La Musique aux Pays Bas avant le XIXe siecle Band 6 Brussel 1882 Neudruck New York 1969 R Eitner Antoine Brumel In Monatshefte fur Musikgeschichte Nr 16 1884 Seite 11 13 A Pirro Dokumente uber A Brumel L v Pullaer und Cr von Stappen In Zeitschrift fur Musikwissenschaft Nr 11 1928 1929 Seite 349 353 L Biggle jr The Masses of Antoine Brumel Dissertation an der University of Michigan 1953 P Pidoux A Brumel a Geneve 1486 92 In Revue de musicologie Nr 50 1964 Seite 110 112 Cl Gottwald Antoine Brumels Messe Et ecce terrae motus In Archiv fur Musikwissenschaft Nr 26 1969 Seite 236 247 B Hudson Antoine Brumel s Magnificat 8 Toni An Erroneus Ascription In Revue belge de musicologie Nr 25 1971 Seite 103 107 C Wright Antoine Brumel and Patronage at Paris In I Fenlon Herausgeber Music in Medieval and Early Modern Europe Band 1 New York 1980 Seite 37 60 R E Murray jr The Influence of the cantus firmus on Modal Structure in the Masses of Antoine Brumel In Theoria Nr 1 1985 Seite 61 83 C Maas B Hudson A von Campen Josquin and Brumel In Proceedings of the International Josquin Symposium Utrecht 1986 Utrecht 1991 Seite 65 99 M J Bloxam La contenance italienne the motets on Beata es Maria by Compere Obrecht and Brumel In Early Music History Nr 11 1992 Seite 39 89 R Sherr A Biographically Miscellany Josquin Tinctoris Obrecht Brumel In S Gmeinwieser D Hiley J Riedlbauer Herausgeber Festschrift fur W and U Kirkendale Florenz 1994 Seite 65 73Weblinks BearbeitenWerke von und uber Antoine Brumel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Antoine 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