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Das Kloster Rietberg war ein Franziskanerkloster in Rietberg im Kreis Gutersloh in Nordrhein Westfalen Klosterkirche St Katharina Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Klosterkirche St Katharina 2 1 Altare 2 2 Orgel 2 3 Glocken 3 Bekannte Mitglieder des Konvents 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Grafschaft Rietberg hatte 70 Jahre dem lutherischen Glauben angehort ab 1610 wurde sie rekatholisiert nachdem Graf Johann III und seine Frau Sabina Catharina zum Katholizismus konvertiert waren Sie beauftragten zunachst Jesuiten mit der Wiedergewinnung der Bevolkerung zum katholischen Bekenntnis 1618 stifteten Graf Johann und Grafin Sabina Catharina in der Stadt ein Franziskanerkloster um den Glauben zu festigen es gehorte zur Kolnischen Franziskanerprovinz Colonia Der Graf schenkte das Grundstuck fur den Bau der Grundstein fur Kirche und Kloster wurde 1618 gelegt nach dem Willen des Stifters sollten 12 Patres dort leben 1622 kam es zu Auseinandersetzungen weil Graf Johann beanspruchte den Oberen fur das Kloster zu ernennen was die Franziskaner mit Blick auf ihre Ordensstatuten jedoch ablehnten Johanns Versuch Kapuziner zur Ubernahme des Klosters zu gewinnen schlug fehl und auf dem Sterbebett verpflichtete er seinen Sohn Ernst Christoph den Bau des Klosters zu unterstutzen vom Recht auf Ernennung des Oberen war er abgeruckt Die Niederlassung wurde 1628 zum Konvent erhoben Conventus Rittbergensis Fratrum Minorum Strictioris observantiae Rietberger Konvent der Minderbruder von der strikteren Observanz und ging an die Sachsische Franziskanerprovinz Saxonia uber die gerade wieder errichtet worden war nachdem sie infolge der Reformation nahezu erloschen war Graf Ernst Christoph stellte am 6 Januar 1629 die Grundungsurkunde fur das Kloster aus Neben dem Grundstuck erhielten die Franziskaner von der Grafenfamilie ein jahrliches Almosen in Hohe von 300 Reichstalern 1 2 1716 1725 wurden die Klostergebaude an Stelle des einflugeligen Baus von 1629 erbaut das sich in Hohe des Chores ostlich an die Kirche angeschlossen hatte Die bis heute im Wesentlichen bestehende Klosteranlage sudostlich der Kirche ist ein dreiflugeliges Gebaude das zusammen mit der Kirche einen rechteckigen Innenhof mit Kreuzgang umgibt 1732 und in den 1740er Jahren wurde der Ostflugel zur Ems und entlang dem Fluss verlangert Ein Wassergraben Grafte der ursprunglich das Kloster umfloss wurde zu Anfang des 20 Jahrhunderts zugeschuttet 3 Von 1619 bis 1813 war Rietberg eines der Studienkloster fur den Ordensnachwuchs der Sachsischen Provinz wo die jungen Ordensleute in der Philosophie ausgebildet wurden 1712 1750 und 1807 1813 auch in Theologie Die Franziskaner ubernahmen die Leitung des 1743 gegrundeten Gymnasium Nepomucenum Rietberg und stellten drei Professoren fur die Schule ab die durchschnittlich von 30 Schulern in funf Klassen besucht wurde Interessierte Schuler des Gymnasiums konnten zeitweise am Philosophieunterricht der Hochschule teilnehmen 4 5 6 Als infolge der Sakularisation Anfang des 19 Jahrhunderts zahlreiche Kloster geschlossen wurden blieb das Franziskanerkloster in Rietberg wohl auch mit Rucksicht auf das von ihm gefuhrte Gymnasium bestehen da die Grafen von Kaunitz Rietberg keinen Gebrauch von ihrem Recht machten das Kloster aufzuheben Auch die Regierungen des franzosischen Konigreich Westphalen und ab 1815 des Konigreichs Preussen losten das Kloster nicht auf nachdem sich auch die Bevolkerung fur den Fortbestand des Gymnasiums eingesetzt hatte Staatsrat de Coninx in Kassel hatte 1808 geurteilt ein halbes Dutzend guter Weltpriester sei fur die kleine Grafschaft Rietberg besser als die 25 Bettelmonche im Rietberger Franziskanerkloster Der Plan Rietberg zum Zentral und Aussterbekloster fur die Franziskaner der Saxonia zu machen kam wegen der Niederlage der Franzosen nicht zur Ausfuhrung 7 1826 gehorten zum Konvent noch 12 Patres und sechs Laienbruder Da die Franziskaner nach der Sakularisation bis 1842 keine Novizen aufnehmen durften konnten sie das Gymnasium aus Personalmangel nicht weiter halten und die Tragerschaft der Schule ging auf den Staat uber Der Aufbau eines Konvikts beim Gymnasium 1838 39 scheiterte am Einspruch einflussreicher Rietberger Kreise gegen eine solche Bettelherberge Als letzter am Gymnasium tatiger Franziskaner starb am 12 Juni 1853 P Suitbert Sander Eine Wende trat mit dem Regierungsantritt des preussischen Konigs Friedrich Wilhelm IV ein der 1843 den Franziskanerklostern in Dorsten Paderborn Wiedenbruck und Warendorf und 1850 auch Rietberg endgultig die Weiterexistenz bescheinigte Damit konnten auch die Anspruche Friedrich Ludwig Tenges abgewehrt werden der die graflichen Guter 1822 erworben hatte und das Kloster schliessen wollte da er es angeblich mit erworben hatte 8 9 1849 sturzte das Klosterdach ein In der Folge wurden umfangreiche Erhaltungsmassnahmen an Kloster und Kirche vorgenommen in den 1870er und 1880er Jahren mussten Schaden im Mauerwerk beseitigt werden Wahrend des Kulturkampfs in Preussen waren die Kloster zwischen 1875 und 1876 aufgehoben In Rietberg konnten jedoch drei alte und kranke Ordensleute im Kloster wohnen bleiben so dass es faktisch bestehen blieb Nach einem Klosterbrand am 16 Dezember 1935 wurden die Gebaude wieder aufgebaut Alle Bauarbeiten orientierten sich an der Baugestalt des 18 Jahrhunderts 10 Die Franziskaner leisteten Seelsorge Aushilfe in bis zu 17 benachbarten Kirchen und Pfarrgemeinden und betreuten den Dritten Orden der 1948 828 Mitglieder hatte sowie mehrere beim Kloster bestehende Bruderschaften darunter eine Funfwundenbruderschaft 1847 ca 1950 und eine Rosenkranzbruderschaft seit 1888 Die Klosterkirche in Rietberg wurde von der Bevolkerung gern zur Beichte und aus Anlass besonderer Predigten aufgesucht an der Klosterpforte gab es eine Armenspeisung Von 1758 bis 1766 war ein Franziskaner Pfarrer von Rietberg die Patres hielten zu der Zeit auch Gottesdienst in der Schlosskapelle Im 20 Jahrhundert engagierten sie sich in der Schwesternseelsorge der Gefangenenseelsorge in den Justizvollzugsanstalten in Rietberg und Westerwiehe und in der kirchlichen Jugendarbeit vor allem in dem am Gymnasium bestehenden Bund Neudeutschland Mehrere Rietberger Patres waren als Volksmissionare tatig Von 1945 bis 1966 befand sich das Noviziat der Sachsischen Provinz im Rietberger Kloster wo in dieser Zeitspanne insgesamt 377 Novizen ins Ordensleben eingefuhrt wurden Zum Konvent gehorten 1965 18 Franziskaner 11 12 Am 15 September 1969 ubernahm das Jugendwerk Rietberg die Gebaude die es bereits seit dem 1 Juli 1969 nutzte Das Eigentum an den Gebauden ging am 14 Juni 1978 von den Franziskanern an das Erzbistum Paderborn uber das auch durch seinen Verein fur Jugendhilfe im Erzbistum Paderborn e V seit 2008 Jugendhilfe im Erzbistum Paderborn gemeinnutzige GmbH Trager des Jugendwerks ist Seit dem 16 Marz 2010 ist das Jugendwerk Rietberg vom Berufsverband der Heilpadagoginnen und Heilpadagogen e V BHP als Heilpadagogische Einrichtung zertifiziert Eine kleine Niederlassung der Franziskaner bestand noch bis 1975 ein letzter Pater blieb bis 1979 9 Die Klosterkirche wurde im Juni 1979 an die katholische Pfarrei St Johannes Baptist in Rietberg ubergeben die dort regelmassig Gottesdienste feiert 13 14 Klosterkirche St Katharina Bearbeiten nbsp GrundrissDer Grundstein zur Kirche wurde 1618 gelegt die Weihe erfolgte am 15 November 1629 durch den Paderborner Weihbischof Johannes Pelcking Die Kirche tragt das Patrozinium der heiligen Katharina von Siena in Erinnerung an die Stifterin Sabina Catharina die Gebeine des Stifterpaares wurden am Tag nach der Weihe aus der Schlosskapelle in die Krypta unter dem Chor der neuen Kirche ubertragen die bis 1690 Grablege der graflichen Familie war hier befinden sich 14 Grabstellen aus dem 17 Jahrhundert und eine Herzbestattung von Grafin Maria Ernestine Franziska naus dem Jahr 1758 15 Beim Klosterbrand 1935 wurde die Kirche beschadigt Im Jahr 2007 war die letzte umfassende Innenrestaurierung St Katharina ist eine einschiffige ursprunglich vierjochige Saalkirche mit 3 6 Schluss die von einer Holzdecke uberspannt wurde Sie wurde 1716 1725 um zwei Joche verlangert 1929 wurde die Kirche hinten rechts um eine Kapelle erweitert die in den Klosterbereich hineinragt zunachst mit dem Patrozinium Christkonig und seit 1967 als Marienkapelle Vor dem Kloster wurde 1919 20 eine Prozessionskapelle mit dem Patrozinium der Heiligen Familie wurde 1966 abgebrochen 3 Altare Bearbeiten Im Inneren finden sich drei steinerne Altare der Renaissance mit Reliefs und Figuren die von Graf Ernst Christoph gestiftet wurden Der Hochaltar wurde 1629 aufgestellt das dreistufige Retabel stammt von dem Bielefelder Bildhauer J Kotman und wurde wahrscheinlich zwischen 1636 und 1644 fertiggestellt Es zeigt im mittleren Feld die Auferstehung Jesu Christi und seine Himmelfahrt darunter die Kreuzigung mit Johannes und Katharina an der Spitze des mittleren Teils ist Jesus Christus mit Weltkugel uber zwei Engeln dargestellt die das grafliche Wappen tragen Der linke Seitenaltar der Marienaltar zeigt die Anbetung der Hirten flankiert von den heiligen Agnes und Lucia Rechts ist der Seitenaltar dem Ordensstifter Franziskus gewidmet gezeigt wird die Stigmatisation des Heiligen flankiert von den heiligen Franziskanern Johannes Capistranus und Bernhardin von Siena 16 Orgel Bearbeiten Die Orgel der Klosterkirche stammt aus dem Jahr 1747 und ersetzte eine erste 1645 entstandene Orgel Der Erbauer ist unklar In Betracht kommen Adolph Cappelmann Geseke oder Johann Patroclus Moller Lippstadt Das Instrument hatte zunachst 22 Register auf zwei Manualen und ein angehangtes Pedal 1850 wurde es durch Bernhard Speith Rietberg umgebaut und um ein freies Pedal erweitert Teilweise wurde auch Pfeifenmaterial erneuert 1927 wurden pneumatische Kegelladen eingebaut 1991 wurde das Instrument rekonstruiert Der Prospekt von 1747 ist weitgehend erhalten Das Instrument hat 29 Register auf zwei Manualen und Pedal von denen 16 Register aus den Jahren 1850 bzw 1927 stammen 17 I Hauptwerk C 1 Bordun 16 2 Principal 8 3 Gedackt 8 4 Viola da Gamba 8 5 Octave 4 6 Spitzflote 4 7 Quinte 2 2 3 8 Octave 2 9 Kornet III10 Mixtur IV11 Zimbel III12 Trompete 8 Tremulant II Ruckpositiv C 13 Rohrflote 8 14 Quintade 8 15 Principal 4 16 Duesflote 4 17 Nasat 2 2 3 18 Waldflote 2 19 Terz 1 3 5 20 Quinte 1 1 3 21 Scharf IV22 Krummhorn 8 Tremulant Pedal C 23 Subbass 16 24 Principal 8 25 Gedackt 8 26 Choralbass 4 27 Nachthorn 2 28 Hintersatz III29 Posaune 16 Glocken Bearbeiten Die Kirche verfugt uber einen Dachreiter in dem die beiden Glocken hangen Die altere der beiden Glocken misst 43 Zentimeter im Durchmesser und ist beschriftet mit in honora dei b mariae f s cathr me fieri fecitis 1697 maria ernest francisca fries orien et ntb comitis rennevat sub guward r herronimo rawenstein anno 1732 nbsp Gedenktafel fur P Kilian Kirchhoff am KlosterBekannte Mitglieder des Konvents BearbeitenWalther Tecklenborg 1876 1965 Maler Heimatforscher und Seelsorger gehorte von 1918 bis 1965 zum Konvent in Rietberg Kilian Kirchhoff 1892 1944 Ubersetzungen ostkirchlicher liturgischer Hymnen 1944 als Opfer des Nationalsozialismus hingerichtet lebte von 1933 bis 1939 in Rietberg Literatur BearbeitenDidakus Falke Kloster und Gymnasium Mariano Nepomucenianum der Franziskaner in Rietberg Ein Beitrag zur Schulgeschichte der Neuzeit Rietberg 1920 Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Karl Hengst Hrsg Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster Zwillbrock Munster 1994 S 296 303 A Ludorff Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Wiedenbruck Schoningh Munster i W 1907 Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen 10 Nachdruck Hermes Warburg 1996 ISBN 3 922032 50 8 Benno Nordberg Franziskanerkirche St Katharina Rietberg Westfalen Erzdiozese Paderborn Franziskanerkirche Rietberg Schnell amp Steiner Munchen u a 1978 Kleine Kunstfuhrer 1155 Walther Tecklenborg Das Franziskanerkloster Rietberg und seine Grunder Rietberg 1955 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franziskanerkloster Rietberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Klosterkirche auf der Website des Pastoralen Raumes Rietberg Informationen des Heimatvereins Rietberg Geschichte des Klosters auf der Website des Jugendwerk RietbergEinzelnachweise Bearbeiten Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 296ff jugendwerk rietberg de Historie abgerufen am 3 Juni 2021 a b Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 300 Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 298 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Dietrich Coelde Verlag Werl 1999 ISBN 3 87163 240 6 S 417 Didakus Falke Kloster und Gymnasium Mariano Nepomucenianum der Franziskaner in Rietberg Rietberg 1920 S 73 109f Didakus Falke Kloster und Gymnasium Mariano Nepomucenianum der Franziskaner in Rietberg Rietberg 1920 S 151 und 60 64 83 97 146 167 Franz Josef Esser Die Sachsische Franziskanerprovinz vom Hl Kreuz am Vorabend der Sakularisation und ihre Geschichte in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Unveroffentlichtes Manuskript o O 1973 S 109f 118 a b Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 297f Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 297 Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 298f Didakus Falke Kloster und Gymnasium Mariano Nepomucenianum der Franziskaner in Rietberg Rietberg 1920 S 39f 66 Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 296 jugendwerk rietberg de Historie abgerufen am 3 Juni 2021 Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 297 301 Alwin Hanschmidt Rietberg Franziskaner In Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster 1994 S 296 303 hier S 301 Nahere Informationen zur Orgel51 808592 8 429625 Koordinaten 51 48 30 9 N 8 25 46 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franziskanerkloster Rietberg amp oldid 216062623