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Franz I Graf zu Erbach Erbach 29 Oktober 1754 in Erbach Odenwald 8 Marz 1823 ebenda war regierender Graf der Teilgrafschaft Erbach Erbach sowie Kunstsammler Antikensammler und Pionier der provinzialromischen Archaologie in Deutschland Franz I Graf zu Erbach Erbach Gemalde aus der ersten Halfte des 19 JahrhundertsDenkmal des Grafen Franz vor dem Erbacher SchlossAntikensammlung im Schloss ErbachHadrians StatueAntike Vasen in zeitgenossischer AufstellungBlatt aus den so genannten Erbacher KatalogenRekonstruktion der Toranlage des Kastell Eulbach im Eulbacher Park Anfang 19 Jh Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 2 1 Familie 3 Sammler 4 Pionier der provinzialromischen Archaologie 5 Elfenbeinschnitzer 6 Literatur 7 Weblinks 8 NachweiseHerkunft BearbeitenSeine Eltern waren Graf Georg Wilhelm von Erbach Erbach 1686 1757 und dessen zweite Ehefrau Leopoldine Sophie Wilhelmine geborene zu Salm Grumbach 1731 1795 Tochter des Wild und Rheingrafen Karl Walrad Wilhelm zu Salm Grumbach und der Grafin Juliane von Prosing und Limpurg Leben BearbeitenNach dem fruhen Tod seines Vaters wurde er zunachst von der Mutter und dann von Christian Friedrich Freund erzogen Von Herbst 1769 bis Fruhjahr 1773 studierte er in Lausanne Strassburg und Paris Staatswissenschaften Geschichte und Altertumskunde Neben dem Studium beschaftigte sich Franz mit den Schriften Johann Joachim Winckelmanns Auf einer zweijahrigen Bildungsreise besuchte er anschliessend London Brussel Den Haag Berlin Dresden und Italien In Berlin lernte er den Agrarreformer Johann Christian Schubart und dessen Schriften kennen Davon beeinflusst liess er den Rotklee Anbau im Odenwald veranlassen und stiftete zur Unterstutzung dieses Vorhabens den Kleetaler In Rom lernte er viele Gelehrte kennen die in enger Beziehung zu Winckelmann gestanden hatten Ennio Quirino Visconti 1751 1819 Nachfolger Winckelmanns im Amt des papstlichen Kommissars der Altertumer Kardinal Alessandro Albani 1692 1779 Forderer Brotherr und Freund Winckelmanns und Johann Friedrich Reiffenstein 1719 1793 russischer und sachsen gothaischer Hofrat enger Freund Winckelmanns Von Reiffenstein liess sich der Graf durch die Stadt fuhren Er sah in ihm einen guten Freund und wissenschaftlichen Berater Ihm widmete er seinen 1808 vollendeten Katalog die Beschreibung seiner Antikensammlung Wahrend eines einmonatigen Aufenthaltes in Neapel von wo aus er die Ausgrabungen in Pompeji und in Herculaneum besuchte lernte er auch den englischen Gesandten am Hof von Neapel Sir William Hamilton 1730 1803 und dessen beruhmte erste Vasensammlung kennen Nach Erbach zuruckgekehrt ubernahm er 1775 die Regierung Dabei galt seine besondere Aufmerksamkeit der Verbesserung der Landwirtschaft und der Forderung von Handel Handwerk und Verkehr Von Januar bis Juni 1791 unternahm er eine zweite Reise nach Italien In Rom traf Graf Franz viele Bekannte wieder die er von seinem ersten Aufenthalt her kannte Zusammen mit Reiffenstein besichtigte der Graf viele Sammlungen u a die Vasensammlung des Malers und Kunsthandlers Thomas Jenkins 1720 1798 und die Sammlung geschnittener Steine im Palazzo Strozzi Durch seine dabei gewonnenen Eindrucke und durch den Einfluss seiner Freunde Reiffenstein und Visconti wurde der Graf nach eigenen Angaben zum Sammler Beim Ankauf waren ihm ausserdem noch der Altertumsforscher Aloys Hirt 1759 1837 und die beiden Bildhauer Alexander Trippel 1744 1793 und Bartolomeo Cavaceppi 1716 1799 behilflich Letzterer war fur den Grafen auch als Restaurator tatig Am 28 Marz wurden die bis dahin erworbenen Antiken nach Erbach gesandt Ende April fuhr die grafliche Reisegesellschaft nach Neapel Wahrend des dreiwochigen Aufenthaltes wurden die Schlosser von Portici und CapodiMonte besichtigt wo die in Pompeji und Herculaneum gefundenen Altertumer aufgestellt waren Ausserdem fuhr man nach Pompeji und Baiae Der Graf machte auch die nahere Bekanntschaft Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins 1751 1829 des Direktors der Kunstakademie in Neapel Dieser bereitete gerade die Kupferstiche fur die Publikation der zweiten Vasensammlung von Hamilton vor Tischbein zeigte ihnen die Kupferstiche fur dieses Werk so dass dem Grafen zumindest einige Abbildungen auf den Vasen der zweiten Sammlung von Hamilton bekannt waren auch wenn er diese selbst nicht betrachten konnte Dadurch angeregt erwarb er fur seine Sammlung noch einige Vasen in Neapel vorher war schon der Maler Jacob Philipp Hackert 1737 1807 in dieser Hinsicht fur ihn tatig gewesen Die auf dieser zweiten Italienreise zusammengetragene Antikensammlung umfasste dreiunddreissig Marmorskulpturen uber einhundertsiebzig Vasen Kleinbronzen einige Mosaikreste und Aegyptiaca Fur ihre Aufstellung hatte sich der Graf bereits in Italien von seinem Maler Johann Wilhelm Wendt 1747 1815 mehrere Plane fur eine Umgestaltung der Raume des Erbacher Schlosses ausarbeiten lassen die seine neuerworbene Antikensammlung aufnehmen sollten Diese Raume sind in dem Barockflugel des Schlosses eingerichtet worden Die Skulpturen sind auf die beiden heute sogenannten Romischen Zimmer die Vasen auf sein sog Hetrurisches Kabinett verteilt worden Das erste Romische Zimmer war Empfangsraum das zweite Romische Zimmer Arbeitszimmer und das sog Hetrurische Kabinett diente ihm als Schlafzimmer In den Jahren 1804 1805 wurde von Wendt aus einem Saal im Erdgeschoss des Erbacher Schlosses und vier daruberliegenden Zimmern noch der sogenannte Rittersaal im gotischen Stil errichtet Er diente der Aufstellung der umfangreichen Sammlung mittelalterlicher Rustungen und Waffen Bis zur Mediatisierung 1806 war Franz Landesherr des Gebiets der von seinem Vater Graf Georg Wilhelm begrundeten Linie Erbach Erbach 1820 bis 1821 war er Mitglied der Ersten Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen nbsp Vater von Franz I Georg Wilhelm zu Erbach Erbach 1686 1757 nbsp Mutter von Franz I Leopoldine geb Wild und Rheingrafin zu Salm Grumbach 1731 1795 nbsp Franz I in jungem Alter nbsp Franz I mit seinen sieben KindernFamilie Bearbeiten Er heiratete in Durkheim im Jahr 1776 Luise zu Leiningen Dagsburg 1755 1785 Tochter des Grafen Karl Friedrich Wilhelm zu Leiningen Dagsburg 1724 1807 und der Grafin Luise zu Solms Rodelheim 1736 1803 Das Paar hatte zwei Sohne und funf Tochter Charlotte Auguste Wilhelmine 1777 1846 Furst Carl von Isenburg Birstein 1766 1820 Marianne Luise Friederike Karoline 1778 1797 Caroline Luise Wilhelmine 1779 1825 Graf Joseph Karl Leopold Franz Ludwig zu Ortenburg Neuortenburg 1780 1831 Luise 1781 1830 Graf Friedrich Christoph von Degenfeld Schonburg 1769 1848 Carl II 1782 1832 Grafin Anna Sophie zu Erbach Furstenau 1796 1845 Auguste Karoline 1783 1833 Graf Friedrich Magnus II zu Solms Wildenfels 1777 1857 Friedrich 1785 1854 Graf zu Erbach Erbach und von Wartenberg Roth Herr zu Breuberg Curl und Ostermannshofen Herr zu SteinbachNach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er Charlotte Luise Polyxene Kolb von Wartenberg 1755 1844 Tochter von Friedrich Karl Kolb von Wartenberg 1725 1784 und der Caroline Polyxena von Leiningen Dagsburg Hardenburg 1728 1782 Schwester des Grafen Ludwig zu Wartenberg Roth und Witwe des Grafen Friedrich August zu Erbach Furstenau 1 Das Paar hatte keine weiteren Kinder Allerdings adoptierte ihr Bruder die beiden Sohne aus der ersten Ehe ihres Gatten Sammler BearbeitenBeruhmt wurde Franz I zu Erbach Erbach durch die Sammlungen von Antiken und im Rittersaal 1805 von Schloss Erbach prasentierten altdeutschen Objekten Rustungen Glasgemalde die den Kern der heutigen Schloss Sammlung ausmachen Daruber hinaus sammelte er auch Hirschgeweihe 2 Pionier der provinzialromischen Archaologie BearbeitenDer nicht zuletzt durch sein Studium und seine Reisen altertumsbegeisterte Graf war der Erste der mehr oder weniger systematisch den Odenwaldlimes seine Wachturme und Kastelle ausgraben liess Die Kastelle Lutzelbach Windlucke Hainhaus Wurzberg Eulbach Hesselbach und Schlossau wurden in seinem Auftrag von Johann Friedrich Knapp freigelegt und untersucht Teile der Baureste und der sonstigen Funde fanden Eingang in die grafliche Antikensammlung und in den Eulbacher Park in dem sich das grafliche Jagdschloss befand Auch eine erste Untersuchung der romischen Villa Haselburg geht auf eine Anordnung des Grafen zuruck Uber seine umfangreichen archaologischen Aktivitaten verfasste Franz I handschriftlich die so genannten Erbacher Kataloge die in ihrem Bemuhen um Exaktheit als fruhe archaologisch wissenschaftliche Dokumentationen angesehen werden konnen 3 Elfenbeinschnitzer BearbeitenGraf Franz war der Initiator der Elfenbeinschnitzerei in Erbach siehe Deutsches Elfenbeinmuseum 4 Literatur BearbeitenEduard Anthes Erbach Erbach Franz Graf zu In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 48 Duncker amp Humblot Leipzig 1904 S 384 387 Dietwulf Baatz Der romische Limes 3 Auflage Berlin 1993 ISBN 3 7861 1701 2 S 185 189 Rainer Braun Fruhe Forschungen am obergermanischen Limes in Baden Wurttemberg Kleine Schr Kenntnis Rom Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Schriften des Limesmuseums Aalen 45 Stuttgart 1991 S 21f Ludwig Clemm Franz Graf zu Erbach Erbach In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 564 Digitalisat L Ferdinand Dieffenbach Graf Franz zu Erbach Erbach Ein Lebens und Culturbild aus dem Ende des XVIII und dem Anfange des XIX Jahrhunderts Darmstadt 1879 Klaus Fittschen Katalog der antiken Skulpturen im Schloss Erbach Archaologische Forschungen 3 Berlin 1977 ISBN 3 7861 2245 8 Wolfgang Gluber Franz I und der Rittersaal im Schloss zu Erbach In Kunst in Hessen und am Mittelrhein NF 2 2006 S 35 62 Brita von Gotz Mohr Amico optimo Franz Graf zu Erbach Erbach 1754 1823 Johann Friedrich Reiffenstein 1719 1793 und die Antikensammlungen in Erbach im Odenwald 2006 Brita von Gotz Mohr Caterina Maderna Graf Franz I zu Erbach Erbach und seine Sammlungen im Schloss zu Erbach Regensburg 2007 ISBN 978 3 7954 1998 1 Volker Heenes Vasenbilder im Odenwald In Martin Flashar Hrsg Europa a la Grecque Vasen machen Mode 2 Auflage Munchen 2000 ISBN 3 930609 17 7 S 92 103 Volker Heenes Die Vasen der Sammlung des Grafen Franz I von Erbach zu Erbach Peleus 3 Mannheim Bodenheim 1998 ISBN 3 931705 20 X Volker Heenes Franz von Erbach and his Passion for Antiquities in Collecting and the Princely Apartment hrsg von Susan Bracken Andrea M Galdy Adriana Turpin Newcastle 2011 ISBN 978 1 4438 2591 7 S 163 170 Volker Heenes Ein neuzeitlicher Kelchkrater in Erbach zur Erbacher Hochzeitsvase in Thetis Mannheimer Beitrage zur Klassischen Archaologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns 21 2015 ISBN 978 3 447 10338 1 S 137 143 Ann Kathrin Heiss Antikensehnsucht und Lebenswirklichkeit Franz I Graf zu Erbach Erbach 1754 1823 Adlige Inszenierung und Selbstthematisierung in Krisen und Umbruchzeiten Waxmann Munster 2023 Regensburger Schriften zur Volkskunde Vergleichenden Kulturwissenschaft 44 ISBN 978 3 8309 4640 3 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 120 Helmut Pruckner Die Romerzimmer des Schlosses Erbach im Odenwald In Herbert Beck Peter C Bol Wolfram Prinz Hrsg Antikensammlungen im 18 Jahrhundert Berlin 1981 ISBN 3 7861 1268 1 S 237 255 Helmut Pruckner Erbacher Vasen In Herbert A Cahn Erika Simon u a Hrsg Tania Festschrift Roland Hampe Mainz 1980 ISBN 3 8053 0377 7 S 483 501 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 178 Anita Rieche Roma fuit Romische Bauten im Landschaftsgarten Eulbach In Bonner Jahrbucher 204 2004 S 233 259 Weblinks BearbeitenErbach Erbach Franz Graf zu Hessische Biografie Stand 12 Januar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Franz Graf zu Erbach Erbach Abgeordnete In Hessische Parlamentarismusgeschichte Online HLGL amp Uni Marburg abgerufen am 29 Oktober 2023 Stand 14 Marz 2023 Nachweise Bearbeiten Gothaischer genealogischer Hof Kalender Gotha 1844 S 214 Erhard Ueckermann Die Rehgehornsammlung in Schloss Erbach Odenwald In Zeitschrift fur Jagdwissenschaft Band 42 1996 S 61 72 Fritz Rudolf Herrmann Zur Geschichte der Archaologischen Denkmalpflege in Hessen auf der Webseite des Landesamtes fur Denkmalpflege Hessen Fortsetzung Elfenbeinkunst in Erbach In www beyars com Abgerufen im 1 Januar 1 Normdaten Person GND 118879286 lobid OGND AKS LCCN nb99017283 VIAF 57412642 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Franz I ALTERNATIVNAMEN Erbach Erbach Franz I Graf zuKURZBESCHREIBUNG Graf zu Erbach Erbach deutscher KunstsammlerGEBURTSDATUM 29 Oktober 1754GEBURTSORT Erbach Odenwald STERBEDATUM 8 Marz 1823STERBEORT Erbach Odenwald Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz I Erbach Erbach amp oldid 238594739