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Fluornatromikrolith ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Na Ca Bi 2Ta2O6F Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Natrium Calcium und Bismut konnen sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten Substitution Diadochie stehen jedoch immer im selben Mengenverhaltnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals FluornatromikrolithFluornatromikrolith auf Lepidolith aus dem Pegmatitfeld Dara i Pech Nangarhar Afghanistan Stufengrosse 4 4 cm 3 7 cm 2 6 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1998 018 1 IMA Symbol Fnmic 2 Chemische Formel Na Ca Bi 2Ta2O6FMineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV C 18 IV C 13 012 4 DH 15 08 02 02 08Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol hexakisoktaedrisch 4 m3 2 mRaumgruppe Fd3 m Nr 227 Vorlage Raumgruppe 227Gitterparameter a 10 4451 A 3 Formeleinheiten Z 8 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5Dichte g cm3 6 49 gemessen 6 568 berechnet 3 Spaltbarkeit nicht beobachtetBruch Tenazitat muschelig sprodeFarbe grun orangegelbStrichfarbe weissTransparenz durchsichtigGlanz DiamantglanzKristalloptikBrechungsindex n 2 110Optischer Charakter isotropFluornatromikrolith entwickelt nur kleine isometrische bis abgeflachte oktaedrische Kristalle von uberwiegend gruner Farbe und diamantahnlichem Glanz Es wurden inzwischen aber auch orangefarbene bis gelbe Farbvarietaten entdeckt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Morphologie 5 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Fluornatromikrolith 1998 im Granit Pegmatit nahe Quixaba Verwaltungsgebiet Frei Martinho im brasilianischen Bundesstaat Paraiba Analysiert und beschrieben wurde er von Thomas Witzke Manfred Steins Thomas Doering Walter Schuckmann Reinhard Wegner und Herbert Pollmann und das Mineral noch im selben Jahr von der International Mineralogical Association IMA anerkannt Eine Veroffentlichung der Untersuchungsergebnisse und Anerkennung verzogerte sich allerdings um mehrere Jahre da die Entdeckung von Fluornatromikrolith eine grossere Debatte um die Mineralzuordnung und Nomenklatur in der Pyrochlor Ubergruppe ausloste da der anerkannte Name nicht in die bis dahin gangige Nomenklatur dieser Gruppe passe Nach Klarung und Neudefinition der Nomenklatur 2010 durch Atencio et al zahlt der Fluornatromikrolith jetzt als Mitglied zur Mikrolithgruppe mit dominierendem Fluor auf der Anionenseite 4 Die Mineralbeschreibung samt neuer Zuordnung erfolgte im darauf folgenden Jahr Typmaterial des Minerals wurde in der Mineralogischen Sammlung der Technischen Universitat Bergakademie Freiberg Reg Nr 77975 und in der Mineralogischen Sammlung der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Institut fur Geologische Wissenschaften Nr 010356 hinterlegt 3 Klassifikation BearbeitenDie aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association IMA zahlt den Fluornatromikrolith zur Pyrochlor Obergruppe mit der allgemeinen Formel A2 mB2X6 wY1 n 4 in der A B X und Y unterschiedliche Positionen in der Struktur der Minerale der Pyrochlor Obergruppe mit A Na Ca Sr Pb2 Sn2 Sb3 Y U oder H2O B Ta Nb Ti Sb5 oder W X O OH oder F und Y OH F O H2O oder sehr grosse gt gt 1 0 A einwertige Kationen wie K Cs oder Rb reprasentieren Zur Pyrochlor Obergruppe gehoren neben Fluornatromikrolith noch Fluorcalciomikrolith Hydrokenomikrolith Hydroxycalciomikrolith Hydroxykenomikrolith Kenoplumbomikrolith Oxynatromikrolith Oxystannomikrolith Oxystibiomikrolith Cesiokenopyrochlor Fluorcalciopyrochlor Fluornatropyrochlor Hydrokenopyrochlor Hydropyrochlor Hydroxycalciopyrochlor Hydroxykenopyrochlor Hydroxymanganopyrochlor Hydroxynatropyrochlor Oxycalciopyrochlor Fluorcalcioromeit Hydroxycalcioromeit Hydroxyferroromeit Oxycalcioromeit Oxyplumboromeit Hydrokenoelsmoreit Hydroxykenoelsmoreit Fluornatrocoulsellit und Hydrokenoralstonit Fluornatromikrolith bildet zusammen mit Fluorcalciomikrolith Hydrokenomikrolith Hydroxycalciomikrolith Hydroxykenomikrolith Kenoplumbomikrolith Oxynatromikrolith Oxystannomikrolith und Oxystibiomikrolith innerhalb der Pyrochlor Obergruppe die Mikrolithgruppe In der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Fluornatromikrolith zur allgemeinen Abteilung der Oxide mit Verhaltnis Metall Sauerstoff 2 3 M2O3 und verwandte Verbindungen wo er zusammen mit Bariomikrolith Bismutomikrolith Mikrolith Natrobistantit Plumbomikrolith Stannomikrolith Stibiomikrolith und Uranmikrolith die Pyrochlorgruppe Mikrolith Untergruppe mit der System Nr IV C 18 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Fluornatromikrolith dagegen in die Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbare ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Mit grossen mittelgrossen Kationen Lagen kantenverknupfter Oktaeder zu finden ist wo es zusammen mit als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 DH 15 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fluornatromikrolith in die Klasse der Oxide und Hydroxide dort allerdings in die Abteilung der Mehrfachen Oxide mit Nb Ta und Ti ein Hier ist er zusammen mit Mikrolith Bariomikrolith Plumbomikrolith Uranmikrolith Bismutomikrolith Stannomikrolith und Stibiomikrolith in der Mikrolith Untergruppe Ta gt Nb Ta Nb gt 2 Ti mit der System Nr 08 02 02 innerhalb der Unterabteilung der Mehrfache Oxiden mit Nb Ta und Ti mit der Formel A2 B2O6 O OH F zu finden Chemismus BearbeitenSiebzehn Mikrosondenanalysen an Fluornatromikrolith aus dem Granitpegmatit Alto Quixaba ergaben Mittelwerte von 6 39 Na2O 6 96 CaO 6 71 Bi2O3 76 81 Ta2O5 sowie 3 63 F und O F 1 53 Summe 98 97 3 Auf der Basis von zwei Ta Kationen auf der B Position wurde die empirische Formel Na1 10Ca0 64Bi0 15 Ta2 00O5 91F1 02 ermittelt die zu Na Ca Bi 2Ta2O6F vereinfacht wurde 3 Innerhalb der Pyrochlor Obergruppe sind theoretisch durch die vier verschiedenen zu besetzenden Positionen eine Vielzahl von Substitutionsmoglichkeiten vorhanden Fluornatromikrolith ist das Na dominante Analogon zum Ca dominierten Fluorcalciomikrolith 5 und das F dominante Analogon zum O dominierten Oxynatromikrolith 6 Chemisch ahnlich ist ferner das Mineral Fersmit Ca Ce Na Nb Ta Ti 2 O OH F 6 7 Kristallstruktur BearbeitenFluornatromikrolith kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fd3 m Raumgruppen Nr 227 Vorlage Raumgruppe 227 mit dem Gitterparameter a 10 4451 2 A sowie acht Formeleinheiten pro Elementarzelle Wie bei allen Vertretern der Pyrochlor Obergruppe besteht die Kristallstruktur des Fluornatromikroliths aus in diesem Falle TaO6 Oktaedern mit gemeinsamen Ecken die Schichten aus Dreier und Sechserringen parallel 110 bilden Tantal ist durch sechs gleichwertige Sauerstoffatome koordiniert die ein nahezu ideales Oktaeder bilden 3 In den genannten Schichten finden sich Kanale in Richtung 110 welche die Sauerstoffatome und die auf der A Position sitzenden Atome wie Na Ca und Bi aufnehmen 8 Diese Atome bilden wiederum Na Ca Bi O6F2 Polyeder die miteinander uber gemeinsame Kanten verbunden sind 3 8 Eigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Fluornatromikrolith fand sich an seiner Typlokalitat in idiomorphen oder plattig verzerrten Kristallen bis zu 6 mm Grosse 3 Physikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Die Kristalle des Fluornatromikroliths sind grun Typlokalitat 3 oder orangegelb Pegmatitfeld Dara i Pech ihre Strichfarbe ist dagegen immer weiss 3 Die Oberflachen des in dunnen Fragmenten durchsichtigen 3 Fluornatromikroliths zeigen einen diamantartigen Glanz 3 was gut mit dem sehr hohen Wert fur die Lichtbrechung n 2 110 3 ubereinstimmt Fluornatromikrolith weist keine Spaltbarkeit auf 3 Aufgrund seiner Sprodigkeit bricht er aber ahnlich wie Quarz wobei die Bruchflachen muschelig ausgebildet sind 3 Mit einer Mohsharte von 5 3 gehort das Mineral zu den mittelharten Mineralen und lasst sich wie das Referenzmineral Apatit noch mit einem Taschenmesser ritzen Die gemessene Dichte fur Fluornatromikrolith wurde mit 6 49 g cm ermittelt die berechnete Dichte betragt 6 568 g cm 3 Angaben zur Fluoreszenz im UV Licht bzw zur Kathodolumineszenz unter dem Elektronenstrahl fur das Mineral fehlen Bildung und Fundorte BearbeitenFluornatromikrolith findet sich in granitischen Pegmatiten wobei an seiner Typlokalitat Quixaba perthitischer Mikroklin Quarz und Muskovit als Hauptmineralbestand vorlagen Als Begleitminerale traten vorwiegend blauer Elbait Tantalit Fe Tantalit Mn und gruner Beryll auf 3 Als sehr seltene Mineralbildung konnte Fluornatromikrolith bisher nur in geringer Menge und an wenigen Fundorten nachgewiesen werden Als bekannt gelten bisher Stand 2012 rund 10 Fundorte 9 In Brasilien fand sich das Mineral allerdings bisher nur an seiner Typlokalitat Weitere Fundorte sind unter anderem die Dara i Pech Pegmatite und die Paprok Mine bei Kamdesh in Afghanistan die Pegmatite von Viitaniemi nahe Erajarvi Orivesi in Finnland die Mokrusha Mine bei Yuzhakovo in der russischen Oblast Swerdlowsk Ural Forcioni Sant Ilario in Campo Campo nell Elba Insel Elba im Toskanischen Archipel Provinz Livorno Region Toskana in Italien der Lithium Rubidium Casium Pegmatit von Nova Ves u Brloha Okres Cesky Krumlov Sudbohmische Region Tschechien die Naipa Mine bei Alto Ligonha in Mosambik das Shigartal in Pakistan sowie ein Steinbruch bei Bennett im Oxford County Maine und die Cryo Genie Mine bei Warner Springs im Warner Springs District San Diego County Kalifornien beide in den USA 7 Verwendung BearbeitenFluornatromikrolith ist aufgrund seiner Seltenheit ein bei Mineralsammlern begehrtes Mineral ansonsten aber ohne jede praktische Bedeutung Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenThomas Witzke Manfred Steins Thomas Doering Walter Schuckmann Reinhard Wegner Herbert Pollmann Fluornatromicrolite Na Ca Bi 2Ta2O6F a new mineral species from Quixaba Paraiba Brazil In The Canadian Mineralogist Band 49 2011 S 1105 1110 doi 10 3749 canmin 49 4 1105Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fluornatromicrolite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Fluornatromikrolith Wiki Mindat Fluornatromicrolite Webmineral FluornatromicroliteEinzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f g h i j k l m n o p q r Thomas Witzke et al Fluornatromicrolite siehe Literatur a b Daniel Atencio Marcelo B Andrade Andrew G Christy Reto Giere Pavel M Kartashov The Pyrochlore supergroup of minerals Nomenclature In The Canadian Mineralogist Band 48 2010 S 673 698 doi 10 3749 canmin 48 3 673 englisch rruff info PDF 1 4 MB abgerufen am 30 August 2018 Marcelo B Andrade Daniel Atencio Aba I C Persiano und Javier Ellena 2013 Fluorcalciomicrolite Ca Na 2Ta2O6F a new microlite group mineral from Volta Grande pegmatite Nazareno Minas Gerais Brazil In Mineralogical Magazine Band 77 S 2989 2996 Fan Guang Ge Xiangkun Li Guowu Yu Apeng und Shen Ganfu Oxynatromicrolite Na Ca U 2Ta2O6 O F a new member of the pyrochlore supergroup from Guanpo Henan Province China In Mineralogical Magazine Band 81 Nr 4 2017 S 743 751 doi 10 1180 minmag 2016 080 121 englisch a b Mindat Fluornatromicrolite a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 222 223 Mindat Anzahl der Fundorte fur Fluornatromikrolith Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluornatromikrolith amp oldid 230948709