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Die finnische Architektur war lange durch die nordliche Lage und sparliche Besiedlung Finnlands bestimmt Erst gegen Ende des 19 Jahrhunderts begannen sich in der Architektur selbststandige Tendenzen zu entwickeln Die altesten erhaltenen Bauwerke Finnlands sind mittelalterliche Steinkirchen und burgen Fur das 17 und 18 Jahrhundert sind nach der volkstumlichen Bautradition errichtete Holzkirchen pragend Von der traditionellen Holzarchitektur der finnischen Stadte sind nur wenige Beispiele wie die Altstadt von Rauma erhalten Im fruhen 19 Jahrhundert entwarf der deutsche Architekt Carl Ludwig Engel in ganz Finnland aber vor allem in der neuen Hauptstadt Helsinki reprasentative klassizistische Bauten Unter dem Einfluss des Jugendstils kam gegen Ende des 19 Jahrhunderts der nationalromantische Baustil auf dessen bedeutendster Vertreter Eliel Saarinen ist Den Funktionalismus des 20 Jahrhunderts reprasentieren die Bauten Alvar Aaltos des international bekanntesten finnischen Architekten Seit der Nachkriegszeit ist der Modernismus vorherrschend Inhaltsverzeichnis 1 Volkstumliche Bautradition 2 Mittelalter 13 bis 16 Jahrhundert 2 1 Burgen 2 2 Kirchen 3 Schwedische Grossmachtszeit 17 und 18 Jahrhundert 3 1 Stadte und Festungsbau 3 2 Herrensitze 3 3 Holzkirchen 4 Russische Herrschaftszeit 1809 bis 1917 4 1 Klassizismus 4 2 Zweite Halfte des 19 Jahrhunderts 4 3 Nationalromantik und Jugendstil 5 Seit der Erlangung der Unabhangigkeit 1917 5 1 Neoklassizismus und Funktionalismus 5 2 Nachkriegszeit und Gegenwart 6 Quellen und weiterfuhrende Informationen 6 1 Literatur 6 2 Weblinks 6 3 EinzelnachweiseVolkstumliche Bautradition BearbeitenDie traditionellen landlichen Wohnformen haben sich in Finnland im Laufe der Jahrhunderte nur wenig verandert Die Blockbauweise erreichte das Land im 9 Jahrhundert aus Russland kommend 1 Auf dem Land blieb sie bis ins 20 Jahrhundert die beinahe einzige Bautechnik Es waren auch finnische Emigranten die Blockhauser in Nordamerika einfuhrten 2 Seit etwa 300 Jahren werden Holzhauser wie in Schweden traditionell im dunklen Falunrot gestrichen Im Osten und Norden Finnlands herrscht teils naturgrauer patinierter Baubestand vor In verschiedenen Teilen des Landes entwickelten sich unterschiedliche Bauweisen In Westfinnland gruppieren sich Wohn und Wirtschaftsgebaude eines Bauernhofs traditionell in geschlossener Weise um einen rechteckigen Hof in Ostfinnland dagegen sind die Gebaude eher in der Landschaft verstreut In Karelien entwickelte sich unter russischem Einfluss ein eigenstandiger Bautyp in dem Wohnraum und Stallungen in einem grossen rechteckigen Blockbau untergebracht sind Die karelische Architektur unterscheidet sich auch durch die starke Ausschmuckung mit ornamentalen Schnitzereien und Bemalungen von der finnischen nbsp Historische Hirtenhutte aus Malax heute im Freilichtmuseum Seurasaari ausgestellt nbsp Rotgestrichenes Bauernhaus in Heinavesi nbsp Rotgestrichene Bootshauser im Dorf Hyppeis bei Houtskar nbsp Im karelischen Stil nachgebautes Haus bei ParikkalaMittelalter 13 bis 16 Jahrhundert BearbeitenBurgen Bearbeiten Nachdem das heutige Finnland im Laufe des 12 und 13 Jahrhunderts zu einem festen Teil des schwedischen Reiches wurde begannen die Schweden in dem neugewonnenen Gebiet Burgbauten zu errichten um ihre Herrschaft zu festigen Die alteste Burg Finnlands ist die wohl auf das Jahr 1280 zuruckgehende Burg Turku Sie wurde mehrmals umgebaut und erhielt im 16 Jahrhundert ihre heutige Form Die Burg Hame in Hameenlinna entstand Ende des 13 Jahrhunderts im Zusammenhang mit einem Feldzug des schwedischen Heeres unter Birger Jarl Bei einem Umbau Mitte des 14 Jahrhunderts nutzte man Backstein Dieses Baumaterial war fur das mittelalterliche Finnland selten da es aus Mangel an geeigneten Rohstoffen teuer war Die Burg Raseborg Raasepori in Snappertuna bei Ekenas wurde in den 1370er Jahren erbaut und verfiel nachdem man sie Mitte des 16 Jahrhunderts aufgab Auf Aland entstand gegen Ende des 14 Jahrhunderts die Burg Kastelholm Die jungste der mittelalterlichen Burgen Finnlands ist die Olafsburg Olavinlinna im ostfinnischen Savonlinna Sie wurde 1475 gegrundet um die Ostgrenze gegen Nowgorod zu sichern Ebenfalls in die Reihe dieser mittelalterlichen Reichsburgen einzureihen ist die 1293 errichtete Burg von Viipuri heute Wyborg Russland Nur noch in Ruinen erhalten ist die Bischofsburg Kuusisto bei Kaarina Sie war seit 1317 die Residenz der katholischen Bischofe von Turku und wurde nach der Reformation abgerissen Auch von der 1604 1619 erbauten Burg im nordfinnischen Kajaani sind nur noch wenige Ruinen ubrig nbsp Burg Turku nbsp Burg Hame in Hameenlinna nbsp Burg Raseborg bei Ekenas nbsp Olavsburg in SavonlinnaKirchen Bearbeiten Hauptartikel Mittelalterliche Steinkirchen in FinnlandNachdem bereits zwischen 1200 und 1400 die ersten noch einschiffigen Steinkirchen auf Aland entstanden waren sah das spate Mittelalter zwischen dem 14 Jahrhundert und der Reformation Mitte des 16 Jahrhunderts eine Blutezeit finnischer Kirchenbaukunst Heute sind 73 Kirchenbauten jener Ara erhalten 1 Ein Grossteil von wurde im Suden des Landes Varsinais Suomi Uusimaa Satakunta und Hame gebaut Nur sieben mittelalterliche Kirchen befinden sich in der historischen Landschaft Osterbotten deren nordlichste in Keminmaa Das bedeutendste mittelalterliche Gotteshaus Finnlands ist der Dom zu Turku Baubeginn 1286 Als einzige mittelalterliche finnische Kirche kommt der mehrmals umgebaute dreischiffige Bau an die Proportionen mittel und sudeuropaischer Kathedralen heran Andere nennenswerte Kirchen sind die ehemalige Klosterkirche von Naantali der Dom von Porvoo die Heiligkreuzkirche von Hattula sowie die Kirchen von Hollola und Lohja Mit einer Ausnahme sind die Kirchenbauten des Mittelalters allesamt aus Feldstein gebaut einzig die Kirche von Hattula wurde in Backstein errichtet In stilistischer Hinsicht stellen die Bauten eine periphere Form der Gotik dar Erkennbar wird dies an den hohen Steildachern und der sparsamen Backsteindekoration Letzteres zeigt den Einfluss der Backsteingotik Norddeutschlands woher viele der Baumeister der Kirchen kamen 3 Das rechteckige Langhaus der Steinkirchen wird in der Regel durch Kreuz oder Sterngewolbe in drei Schiffe geteilt an die Seiten sind Sakristei und Waffenhaus angebaut Anstelle eines Kirchturms verfugen die meisten Kirchen uber einen freistehenden Glockenstapel Das Innere der Kirchen war oft durch reiche Malereien verziert von denen aber viele nicht erhalten geblieben sind nbsp Dom von Turku nbsp Dom von Porvoo nbsp Kirche von Hattula nbsp Kirche von HollolaSchwedische Grossmachtszeit 17 und 18 Jahrhundert BearbeitenStadte und Festungsbau Bearbeiten Wahrend der Grossmachtszeit Schwedens die mit der Kronung Gustav II Adolf im Jahr 1611 begann prosperierte auch Finnland was sich in einer verstarkten Bautatigkeit widerspiegelte Hatte es im Mittelalter in Finnland nur sechs Stadte Turku Viipuri Porvoo Ulvila Rauma und Naantali gegeben stieg ihre Anzahl gegen Ende des 17 Jahrhunderts schon auf 30 Die in jener Zeit gegrundeten Stadte waren klein und in Holz gebaut in der Regel hatten sie einen schachbrettartigen Grundriss Die meisten Holzstadte fielen im Laufe ihrer Geschichte entweder Feuersbrunsten oder aber dem Bauboom der 1960er Jahre zum Opfer Ein aussergewohnlich gut erhaltenes Holzhausviertel findet sich in der Altstadt von Rauma Dieser mit 28 Hektar grosste zusammenhangende Holzhauskomplex der Nordischen Lander ist seit 1682 von Branden verschont geblieben und gehort mittlerweile zur Liste des UNESCO Weltkulturerbes Weitere erwahnenswerte Holzhausviertel finden sich in Porvoo Naantali und im Turkuer Stadtviertel Luostarimaki Nach dem verlorenen Grossen Nordischen Krieg 1700 1721 hatte Schweden seine Grossmachtstellung verloren und musste nun mit Russland um die Vorherrschaft in der Ostseeregion ringen Um die Ostgrenze zu sichern errichteten die Schweden die Bastionen Lappeenranta und Hamina Die 1723 gegrundete Festungsstadt Hamina entsprach mit ihrem radialen Grundriss den stadtplanerischen Idealen der Barockzeit Im Frieden von Abo musste Schweden 1743 Hamina Lappeenranta und die Olafsburg an Russland abtreten Um die Verteidigung Finnlands weiterhin zu gewahrleisten mussten nun neue Festungsbauten errichtet werden Als Gegengewicht zur Festung Kronstadt die Peter der Grosse vor Sankt Petersburg hatte erbauen lassen grundete man 1748 die Inselfestungen Sveaborg heute Suomenlinna vor Helsinki und Svartholm vor Loviisa Die monumentale Festungsinsel Suomenlinna ist heute ein beliebtes Ausflugsziel der Helsinkier und wurde 1991 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen nbsp Holzhauser in der Altstadt von Rauma nbsp Kaufmannshaus Marela in Rauma nbsp Holzhaus in der Altstadt Naantalis nbsp Festung SuomenlinnaHerrensitze Bearbeiten Schon im Mittelalter hatte der Adel in Finnland Ritterguter besessen Ab dem 17 Jahrhundert verteilte die schwedische Krone dann verstarkt Donationen in Finnland So entstanden zahlreiche Herrensitze die wegen ihres reprasentativen Baustils fur die finnische Architekturgeschichte von Interesse sind Die altesten erhaltenen steinernen Landguter stammen aus der Wasa Zeit des 16 Jahrhunderts und sind dem Renaissancestil zuzurechnen Die Flemings das machtigste Adelsgeschlecht jener Zeit errichteten die Herrensitze Qvidja bei Pargas Sundholm Uusikaupunki und Svidja Siuntio auf Veranlassung des Horn Geschlechts entstanden die Herrensitze Kankas Masku und Vuorentaka Halikko Nach dem Dreissigjahrigen Krieg versiegte der Bau von Herrensitzen in Finnland Ausnahmen sind die Schlosser Louhisaari bei Askainen 1653 1655 und Sarvlax Perna 1672 1683 Beide sind in einem palladianistischen Stil errichtet und verfugen uber barocke Gartenanlagen Auf den Grossen Nordischen Krieg folgte in Finnland eine Blutezeit der Schlossarchitektur Im Laufe des 18 Jahrhunderts entstanden zahlreiche Herrensitze im Stil des Rokoko Zu nennen sind die Guter Fagervik Inga 1762 1781 Lapila Naantali 1763 Lemsjoholm Askainen 1763 1767 Tyko Pernio 1770 Viksberg Paimio 1770 und Nuhjala Taivassalo 1764 Diese sind allesamt in Stein errichtet und wurden vom Architekten Christian Friedrich Schroder entworfen Aus Holz gebaut sind dagegen die Gutshofer Svarta Karis 1783 1792 und Jokioinen 1794 deren Entwurfe aus der Feder des Architekten Erik Palmstedt stammen Anfang des 19 Jahrhunderts entwarfen Charles Bassi und Carl Ludwig Engel einige klassizistische Gutshofe s u Von Bassi stammt das Schloss Aminne Halikko 1811 von Engels die Gutshofe Vuojoki Eurajoki 1836 und Sannas Porvoo 1837 Gegen Ende des 19 Jahrhunderts nahm der Bau von Herrensitzen ab Zu den wenigen Beispielen aus dieser Zeit zahlen das neogotische Gut Tjusterby Perna 1859 1867 und das im Stil der Neorenaissance errichtete Schloss Malmgard Perna 1882 1885 Die letzten Herrensitze sind die im fruhen 20 Jahrhundert entstandenen Gutshauser Vanajanlinna Hameenlinna 1924 Saari Mantsala 1929 und Ruhala Ruovesi 1938 nbsp Gut Kankas bei Masku nbsp Gut Louhisaari nbsp Getreidespeicher des Guts Jokioinen nbsp Gut Herttoniemi 1815 Holzkirchen Bearbeiten Nach der Reformation ging man nicht zuletzt aus finanziellen Grunden in der Kirchenbaukunst zur Holzbauweise uber 4 Bei den Holzkirchen mischten sich Einflusse internationaler Stilrichtungen Renaissance Barock Klassizismus und volkstumliche Bautradition Ihre Baumeister waren meist einfache lokale Zimmerleute Nur wenige Kirchen etwa die von Kangasala 1767 und Kuopio 1806 wurden nach den Anweisungen der Oberintendanz ausgefuhrt Ein spezifisch finnischer Bautyp ist die entlang der Kuste Osterbottens vorherrschende Stutzpfeilerkirche 5 Dabei handelt es sich um einfache rechteckige mit Stutzpfeilern verstarkte Langhauser mit einem hohen schlanken Turm am Giebelende Stilistisch schliessen sie sich an die alteren Steinkirchen Osterbottens an Beispiele fur diesen Kirchentyp finden sich unter anderem in Tornio 1686 Kempele 1691 Vora 1627 und Kristinestad 1700 Ein ahnlicher Langhaustyp mit symmetrischen Anbauten und niedrigerem Turm findet sich in Mittelosterbotten Satakunta und Varsinais Suomi Im spaten 17 Jahrhundert kam die Grundrissform des gleicharmigen Griechischen Kreuzes mit einem dreiteiligen freistehenden Renaissance Glockenturm auf Die ersten Kirchen dieses Typs entstanden in Elimaki 1678 und Iitti 1693 Die Kreuzkirche mit barockem Einschlag war auch die vorherrschende Bauform des 18 Jahrhunderts Vor allem das spate 18 Jahrhundert war mit der Errichtung von 120 Holzkirchen die Zeit eines regelrechten Kirchenbaubooms 6 Als typisches Beispiel dieser Architekturtradition wurde die Alte Kirche von Petajavesi 1765 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen Den Typ der Kreuzkirche variierte man in den verschiedenen Teilen des Landes In Westfinnland erweiterte man den Mittelraum durch Abschragung der inneren Ecken in Ostfinnland schuf man durch Ausbuchtung der Ecken nach aussen sogenannte Doppelkreuzkirchen Diesen Typ reprasentiert etwa die Kirche von Lappee 1792 in Lappeenranta Im 19 Jahrhundert begann man schliesslich unter dem Einfluss des Klassizismus holzerne Kreuzkuppelkirchen zu errichten Ein eindrucksvolles Beispiel dieses Typs ist die Kirche von Kerimaki 1847 die als grosste Holzkirche der Welt gilt nbsp Kirche von Tornio 1686 nbsp Alte Kirche von Sodankyla 1689 nbsp Alte Kirche von Petajavesi 1765 nbsp Kreuzkirche von Ylikiiminki 1786 Russische Herrschaftszeit 1809 bis 1917 BearbeitenKlassizismus Bearbeiten Schon im ausgehenden 18 Jahrhundert war in der gustavianischen Zeit der auf die Antike zuruckgreifende Klassizismus wie er etwa im Akademiegebaude von Turku 1801 1815 zum Ausdruck kommt zum vorherrschenden Stilrichtung geworden Nachdem Finnland dann 1809 zu einem Grossfurstentum unter russischer Herrschaft geworden war wurde ein Intendantenburo gegrundet das fur den Bau offentlicher Gebaude zustandig war Erster Generalintendant war der Italiener Charles Bassi 1772 1840 Sein Werk umfasst zahlreiche Kirchenbauten in verschiedenen Teilen Finnlands Als der russische Zar 1812 beschloss die Hauptstadt des Grossfurstentums aus Turku nach Helsinki zu verlegen beauftragte er den deutschen Architekten Carl Ludwig Engel 1778 1840 damit ein neues Zentrum zu planen Unter Engels Agide wurde das bis dahin eher unbedeutende Helsinki in eine reprasentative Hauptstadt im Stil des Klassizismus umgebaut Beruhmt ist insbesondere des Ensemble am Senatsplatz mit dem Dom 1830 1852 dem Senatsgebaude 1818 1822 dem Hauptgebaude der Universitat Helsinki 1832 und der Nationalbibliothek zuvor Universitatsbibliothek Helsinki 1833 1844 Ab 1824 ubernahm Engel das Amt des Generalintendenten und zeichnete in der Folgezeit fur zahlreiche Kirchen und offentliche Bauten in allen Teilen des Landes verantwortlich nbsp Kirche von Muonio 1822 Charles Bassi nbsp Dom Helsinki nbsp Hauptgebaude der Universitat Helsinki nbsp Nationalbibliothek Helsinki nbsp Post und Zollhaus von Eckero 1828 nbsp Das Rathaus von PoriZweite Halfte des 19 Jahrhunderts Bearbeiten In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden die Stilrichtungen in der finnischen Architektur vielfaltiger Die Neugotik reprasentieren das von Theodor Policron Chiewitz entworfene Ritterhaus in Helsinki 1862 zahlreiche Kirchenbauten sowie die Architektur der 1862 nach einem Grossbrand komplett neu aufgebauten Stadt Vaasa Der Architekt Theodor Hojer plante in Helsinki zahlreiche Wohngebaude und den Museumsbau Ateneum 1887 im Stil der Neurenaissance Den Klassizismus des ausgehenden 19 Jahrhunderts wiederum vertreten Gustav Nystroms Entwurfe des Nationalarchivs 1890 und des Standehauses 1891 in Helsinki Im Zuge der im europaischen Vergleich recht spat einsetzenden Industrialisierung entstanden in Stadten wie Tampere oder Forssa zahlreiche in Backstein gefertigte Industriebauten Stellvertretend fur die finnische Industriearchitektur wurde die Kartonfabrik von Verla 1885 1895 in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes aufgenommen nbsp Ritterhaus Helsinki nbsp Ateneum Helsinki nbsp Standehaus Helsinki nbsp Spinnerei von Forssa 1873 Nationalromantik und Jugendstil Bearbeiten Um die Jahrhundertwende kam in der finnischen Architektur wie in allen Kunstrichtungen mit der Nationalromantik eine neue Stilrichtung auf Der Baustil wurde von der Arts and Crafts Bewegung und dem Jugendstil beeinflusst und schopfte seine Inspiration vor allem aus dem finnischen Nationalepos Kalevala und der traditionellen Architektur Finnlands und Kareliens Die besten Beispiele fur die nationalromantische Wohnhauser finden sich in den Helsinkier Stadtteilen Katajanokka und Eira Ein bekannter nationalromantischer Kirchenbau ist der von Lars Sonck entworfene Dom von Tampere 1907 Der bekannteste Architekt der Nationalromantik ist Eliel Saarinen 1873 1950 Zusammen mit seinen Kollegen Herman Gesellius 1874 1916 und Armas Lingren 1874 1929 entwarf er neben zahlreichen Wohnbauten den vielbeachteten finnischen Pavillon fur die Weltausstellung 1900 in Paris sowie das Gebaude der Versicherungsgesellschaft Pohjola und das Finnische Nationalmuseum 1901 1920 in Helsinki Fur sich selbst plante das Architektentrio die Villa Hvittrask 1903 in Kirkkonummi bei Helsinki das als Musterbeispiel der nationalromantischen Villenarchitektur gilt Eliel Saarinens bekanntestes Werk ist der Hauptbahnhof Helsinki 1904 1919 1923 emigrierte Saarinen in die Vereinigten Staaten auch sein Sohn Eero Saarinen wurde dort zu einem einflussreichen Architekten nbsp Jugendstilbau im Helsinkier Stadtteil Katajanokka nbsp Dom Tampere nbsp Finnisches Nationalmuseum Helsinki nbsp Hauptbahnhof HelsinkiSeit der Erlangung der Unabhangigkeit 1917 BearbeitenNeoklassizismus und Funktionalismus Bearbeiten Als Gegenrichtung zum Jugendstil ist der sogenannte Nordische Klassizismus eine Form des Neoklassizismus fur die Architektur nach der finnischen Unabhangigkeit kennzeichnend Er ersetzte die Ornamentik des Jugendstils wieder durch eine strenge Formensprache Beispiele finden sich in der Wohnarchitektur der Helsinkier Stadtteile Etu Toolo und der Gartenstadt Kapyla Als Baumaterial wurde gerne wie beim Warenhaus Stockmann im Zentrum von Helsinki 1930 roter Backstein verwendet Ihren Abschluss fand diese Stilepoche 1931 mit dem monumentalen Parlamentsgebaude in Helsinki Der wohl bekannteste finnische Architekt Alvar Aalto 1898 1976 verband in seinen fruhen Bauten wie dem Haus der Arbeiterschaft in Jyvaskyla 1925 oder der Kirche von Muurame 1929 Elemente des Neoklassizismus und des Funktionalismus Ab den 1930er Jahren entwickelte sich der Funktionalismus dann zur vorherrschenden Stilrichtung Vor allem offentliche Bauten und Krankenhauser wie Alvar Aaltos Sanatorium von Paimio 1933 entstanden in diesem Baustil Weitere wichtige Werke des finnischen Funktionalismus sind das von Yrjo Lindegren entworfene Olympiastadion Helsinki 1938 1952 die Kirche von Kannonkoski 1938 von Pauli E Blomstedt und das von Aalto Entworfene Wohnhaus Villa Mairea in Noormarkku 1939 nbsp Wohnbauten in Etu Toolo nbsp Parlamentsgebaude Helsinki nbsp Turm des Olympiastadions Helsinki nbsp Villa Mairea NoormarkkuNachkriegszeit und Gegenwart Bearbeiten In der Nachkriegszeit erlebte Finnland einen regelrechten Bauboom drei Viertel aller finnischen Gebaude sind nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden 7 In den 1940er Jahren konzentrierte sich die Architektur auf den Wiederaufbau und da uber 400 000 Fluchtlinge aus den an die Sowjetunion abgetretenen Ostgebieten neu angesiedelt werden mussten auf den Wohnungsbau Eine schlichte und effiziente industrielle Bauweise wurde vorherrschend Ein bemerkenswertes Beispiel fur die Stadtplanung der 1950er Jahre ist der Espooer Stadtteil Tapiola in dem das zeitgenossische Ideal der in die Natur eingebetteten Waldstadt verwirklicht wurde Der gesellschaftliche Wandel und die Industrialisierung fuhrten in den 1960er Jahren zu einer starken Landflucht Im Bereich der Wachstumszentren Sudfinnlands entstanden neue Satellitenstadte in Plattenbauweise Indes wichen viele alte Holzviertel modernen Zweckbauten Alvar Aalto fuhrte in den 1960er Jahren seinen funktionalistischen Stil fort Bedeutende Gebaude aus dieser Zeit sind seine Kirche von Vuoksenniska in Imatra das Hauptgebaude der Technischen Universitat Helsinki 1964 im Espooer Stadtteil Otaniemi und die Finlandia Halle 1971 in Helsinki Der bekannteste Kirchenbau der Nachkriegszeit ist die expressionistische in den Fels hineingebaute Temppeliaukio Kirche in Helsinki 1969 In den 1980er Jahren entstand in Nordfinnland die regionalistische Ouluer Schule Oulun koulukunta die der Postmoderne verpflichtet war Das bekannteste Gebaude der Ouluer Schule ist das aus Rotziegel gebaute Gemeindehaus von Oulunsalo 1983 Postmoderne Architektur beherrscht auch den Helsinkiner Stadtteil Pikku Huopalahti Neben Alvar Aalto gehoren zu den bekannten finnischen Architekten des 20 Jahrhunderts das Ehepaar Kaija und Heikki Siren Aarne Ervi Jorma Jarvi und Viljo Revell nbsp Tapiola Espoo nbsp Porthania Gebaude der Universitat Helsinki nbsp Hauptgebaude der Technischen Universitat Helsinki nbsp Finlandia Halle Helsinki nbsp Gemeindehaus von Oulunsalo nbsp Wohnhauser in Pikku Huopalahti nbsp Einkaufszentrum Itakeskus Helsinki 1987 nbsp Kunstmuseum Kiasma Helsinki 1998 nbsp Niittyhuippu EspooQuellen und weiterfuhrende Informationen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Riitta Nikula Architektur In Olli Alho Hrsg Kulturlexikon Finnland Finnische Literaturgesellschaft Helsinki 1998 ISBN 951 717 032 5 S 20 25 Gisbert Janicke Burgen In Kulturlexikon Finnland S 43 47 Elias Haro Gisbert Janicke Kirchen In Kulturlexikon Finnland S 177 181 Elias Haro Herrensitze In Kulturlexikon Finnland S 140 ff Finnland In Lexikon der Weltarchitektur 3 aktualisierte und erweiterte Ausgabe Prestel Munchen 1992 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Finnische Architektur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien visitfinland fi Architektur und Design Virtual Finland Das Jahrhundert der finnischen Architektur Rakennusperinto fi Website des finnischen Umweltministeriums und der Museumsverwaltung finnisch schwedisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Riitta Nikula Architektur In Olli Alho Hrsg Kulturlexikon Finnland Helsinki 1998 hier S 21 Log Cabins in America The Finnish Experience engl Elias Haro Gisbert Janicke Kirchen In Olli Alho Hrsg Kulturlexikon Finnland Helsinki 1998 hier S 178 Elias Haro Gisbert Janicke Kirchen In Olli Alho Hrsg Kulturlexikon Finnland Helsinki 1998 hier S 179 Marja Terttu Knapas Tukipilarikirkko on suomalainen erikoisuus finnisch Riitta Nikula Architektur In Olli Alho Hrsg Kulturlexikon Finnland Helsinki 1998 hier S 22 visitfinland de Architektur und Design Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Finnische Architektur amp oldid 209543295