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Der Fernsehsender Paul Nipkow auch Deutscher Fernseh Rundfunk in Berlin Witzleben war der weltweit erste regulare Fernsehsender 1 Der Sender bestand von 1934 bis 1944 und war nach Paul Nipkow dem Erfinder der Nipkow Scheibe benannt Von 1935 an produzierte und ubertrug der Sender ein regelmassiges Fernsehprogramm Pausenbild des Fernsehsenders Paul Nipkow 1935Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation und Personal 3 Studios und Sendeanlagen 4 Publikum 5 Programm 6 Technik 7 Politische Bedeutung 8 Literatur 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Rundfunksender Witzleben begann 1929 zu Testzwecken erste Fernsehbilder in das Fernsehlaboratorium der Post in Berlin zu ubertragen Die erste Fernsehubertragung in Deutschland wurde der Offentlichkeit am 18 April 1934 in der Berliner Krolloper vorgestellt Ein regelmassiger Programmdienst wurde am 22 Marz 1935 aufgenommen Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky eroffnete den Betrieb des Senders mit den Worten in dieser Stunde wird der Rundfunk berufen die grosste und heiligste Mission zu erfullen nun das Bild des Fuhrers unverloschlich in alle deutsche Herzen zu pflanzen Den Namen Fernsehsender Paul Nipkow erhielt der Sender im Rahmen einer Feierstunde zum 75 Geburtstag von Paul Nipkow am 29 Mai 1935 Das Hochstmass an Publizitat erlangte er im August 1936 als wahrend der Olympischen Sommerspiele mit einem Grossaufgebot von Fernsehkameras quasi live von den Berliner Sportveranstaltungen berichtet wurde Das Bild wurde mittels des Zwischenfilmverfahrens ubertragen Rund 160 000 Zuschauer verfolgten die Olympischen Spiele an den Bildschirmen Wahrend der Spiele boten die Fernsehstuben zusatzlich zum Fernsehprogramm auch einen Bildtelefondienst an bei dem Ferngesprache mit Bildschirmsicht des Gesprachspartners gefuhrt werden konnten dieser Dienst war auf die durch ein Koaxialkabel miteinander verbundenen Stadte Berlin und Leipzig beschrankt Im November 1938 zeigte der Fernsehsender den Mantel eines Mannes der Wochen zuvor einen Taxifahrer ermordet haben sollte und fuhrte damit die erste Fernsehfahndung durch 2 Am 24 August 1939 sieben Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der Sender auf Anordnung des Oberkommandos der Wehrmacht stillgelegt 3 Die benutzten Frequenzen wurden fur ein Leitstrahlverfahren der Luftwaffe gebraucht Herbert Engler der dem Sender seit 1939 als Intendant vorstand setzte sich jedoch fur eine Verwendung des publizistisch noch unbedeutenden Mediums fur die Truppenbetreuung ein Die Einstufung des Fernsehbetriebs als kriegswichtig verhinderte sein vorzeitiges Ende Nach Umbau der Sender auf eine Ersatzfrequenz wurde der Sendebetrieb wieder aufgenommen Obwohl am 23 November 1943 die Sendeanlagen durch Bomben zerstort worden waren konnte der Fernsehbetrieb uber Breitbandkabel noch bis zum 19 Oktober 1944 aufrechterhalten werden Erst als durch den Kriegseinsatz das Personal nicht mehr ausreichte wurde er schliesslich eingestellt Am 2 Mai 1945 wurde das Berliner Funkhaus von Angehorigen der Roten Armee besetzt Organisation und Personal BearbeitenDie Verantwortlichkeit fur das junge Medium Fernsehen war im nationalsozialistischen Deutschland nicht so eindeutig festgelegt dass die beteiligten Behorden eine geradlinige Politik hatten verfolgen konnen Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge dessen Ressort bei der Entwicklung der Fernsehtechnik schon seit Jahren wertvolle Arbeit geleistet hatte wollte sich die Zustandigkeit fur das Medium nicht so einfach nehmen lassen wie dies 1933 bei den Horfunk Kompetenzen zum Grossdeutschen Rundfunk geschehen war Gemeinsam mit Reichsluftfahrtminister Hermann Goring konnte er bei Hitler den Erlass des Fuhrers und Reichskanzlers uber die Zustandigkeit auf dem Gebiet des Fernsehens vom 12 Juli 1935 durchsetzen Dieser Erlass sah vor dass die Kompetenzen fur die Fernsehtechnik bei der Post verblieben dass in Fragen der Flugsicherung und des nationalen Luftschutzes jedoch das Luftfahrtministerium entscheiden sollte Der Einfluss von Goebbels Propagandaministeriums sollte sich auf die Programminhalte beschranken Der Weisungsweg fur die Programminhalte fuhrte vom Propagandaministerium uber den Reichssendeleiter und Programmdirektor der Reichs Rundfunk Gesellschaft Eugen Hadamovsky dem der Fernsehsender Paul Nipkow auch formal unterstellt war bis zum Leiter bzw Intendanten des Senders Erster Leiter des Fernsehsenders Paul Nipkow wurde Carl Boese Im Range eines Intendanten folgte am 22 April 1937 Hans Jurgen Nierentz der 1939 wiederum von Herbert Engler abgelost wurde Vom 1 Juni 1937 bis zum 30 April 1939 war Leopold Hainisch Oberspielleiter Der Sender verfugte 1936 uber 14 Mitarbeiter und uber einen Jahresetat von 300 000 Reichsmark Fur 1940 vermerkt das Deutsche Buhnenjahrbuch unter der Bezeichnung Deutscher Fernseh Rundfunk bereits uber 70 namentlich besetzte Stellen in den Struktureinheiten Produktions Chef Programmleitung Besetzungsburo Fernsehspielschar Dramaturgie Oberspielleitung mit den Unterbereichen Buhnenbildner Technische Vorstande und technische Mitglieder dazu Produktion I Zeitgeschehen Produktion II Kunst und Unterhaltung Produktion III Film und Bild mit den Unterbereichen Szenentechnik und Wirtschaft Zu den namhaften Leitern und Mitarbeitern gehorten zum Beispiel Hannes Kupper kommissarischer Chefdramaturg und 1 Spielleiter Arnolt Bronnen Dramaturg und Spielleiter Hanns Farenburg kommissarischer Oberspielleiter Alfred Braun kommissarischer Produktionsleiter von Produktion I Zeitgeschehen oder Clare Schimmel Hilfssachbearbeiterin Besetzungsburo 4 Studios und Sendeanlagen Bearbeiten nbsp Ehemaliges Fernkabelhaus des Reichspost Zentralamts in der RognitzstrasseStandort des Senders war zunachst das Haus des Rundfunks gegenuber dem Berliner Funkturm in Berlin Charlottenburg Das Studio befand sich im nahegelegenen Fernkabelhaus des Reichspost Zentralamts in der Rognitzstrasse 8 9 wo nun eine Gedenktafel angebracht ist Im ebenfalls fast benachbarten Deutschlandhaus am damaligen Adolf Hitler Platz 7 9 heute Theodor Heuss Platz beschaftigte sich Walter Bruch ab 1937 mit der Einrichtung eines elektronischen Aufnahmestudios Ab 13 Dezember 1937 siedelte das Studio dorthin uber Der Umzug war mit der Abschaltung des 180 Zeilen Programmbetriebes bzw der Einschaltung des 441 Zeilen Programmbetriebes am 1 November 1938 vollzogen Zur Einrichtung gehorten ein Haupt und ein Nebenstudio 1941 kam ein kleineres drittes Studio hinzu Die Sendeanlage befand sich auf dem Berliner Funkturm und ab 1938 im Turm des dem Deutschlandhaus benachbarten Amerikahauses Am 17 Juni 1935 wurde erstmals auch ein 10 kW starker fahrbarer Fernsehsender eingesetzt Die letzten Sendungen wurden 1944 im Kuppelsaal des Deutschen Sportforums produziert Publikum Bearbeiten nbsp Telefunken Fernsehempfanger von 1936Da das Programm des Fernsehsenders Paul Nipkow uber UKW ubertragen wurde war es nur im Berliner Raum zu empfangen Die Reichweite des Senders betrug 60 bis 80 Kilometer Fernsehgerate waren zwar bereits seit 1930 im Handel wurden jedoch noch von Hand und nur in kleinen Stuckzahlen gefertigt Die Gerate die bereits mit einer Braunschen Rohre ausgestattet waren kosteten zwischen 2500 und 3600 Reichsmark Privatgerate gab es fast nur in den Wohnungen hoher NSDAP Funktionare und hoher Rundfunkmanager Ein Privatgerat besassen ausser den oben genannten Fernsehintendanten z B Joseph Goebbels Eugen Hadamovsky Staatssekretar Walther Funk der Oberingenieur der Reichs Rundfunk Gesellschaft Ernst Augustin Reichsjugendfuhrer Baldur von Schirach und Reichsluftfahrtminister Hermann Goring Um die Produktionen des Fernsehsenders einem grosseren Publikum zuganglich zu machen richtete die Reichspost in ihren Postamtern offentliche Fernsehstuben ein in denen sich 20 bis 40 Personen um zwei Fernsehgerate versammelten deren Bildschirme anfangs nur 18 mal 22 Zentimeter gross waren und sehr schlecht aufgeloste kontrastarme Bilder boten Die erste Fernsehstube wurde am 9 April 1935 im Reichspostmuseum eingerichtet weitere folgten Im Herbst offnete eine Fernseh Grossbildstelle fur 294 Zuschauer in der die Bildflache mit Hilfe eines Zwischenfilm Projektionsgerats auf drei mal vier Meter vergrossert wurde Eine zweite Grossbildstelle mit 120 Platzen wurde 1936 eroffnet Auf dem Hohepunkt der Aktivitat des Senders im August 1936 gab es in Berlin 27 Fernsehstuben Wenn man die in Privathaushalten befindlichen Heimempfanger mitzahlt betrug die Zahl der Fernsehgerate in ganz Berlin etwa 75 Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges stieg diese Zahl auf ca 500 an Nach Kriegsbeginn wurden die Fernsehstuben vorubergehend geschlossen und die Empfangsgerate in der Truppenbetreuung und in Lazaretten eingesetzt Die Fernsehstuben nahmen ihren Betrieb jedoch bald wieder auf und von 1941 bis 1943 war das Berliner Programm durch ein Breitbandkabel sogar in den neu eroffneten Hamburger Fernsehstuben zu empfangen z B am Dammtor in der Schluterstrasse und im Postamt Altona In Potsdam und Leipzig gab es einzelne Fernsehstuben bereits seit dem 13 Mai 1935 Im Berliner Bechstein Saal wurde 1941 eine dritte Grossbildstelle mit 200 Platzen eingerichtet Da der Eintritt kostenlos war und weil sie beheizt waren durften die Fernsehstuben wahrend des Krieges von vielen Menschen auch deshalb gern besucht worden sein Programm BearbeitenAb Anfang 1936 wurden in Deutschland tagliche fur die Offentlichkeit bestimmte Fernsehsendungen ausgestrahlt Das zweistundige Programm bestand jeweils ungefahr zur Halfte aus Live Sendungen sowie Tonfilmen Das Eroffnungsprogramm vom 15 Januar 1936 lief laut interner Planung folgendermassen ab 5 lfd Nr Inhalt Bildquelle Dauer Bemerkungen1 Else Elster techn Ansage Zelle 1 Minute2 Boese Eroffnungsworte Zelle 2 3 Minuten Nur fur den 15 Januar 19363 Else Elster Ansage fur Schaeffers Zelle 1 Minute4 Willi Schaeffers Ansage des Films Zelle 1 Minute Achtung Bei Schlusswort Schaeffers Umschalten auf Filmgeber 5 Film Ruckblick Filmgeber 26 Minuten Achtung Bei Schluss Umschalten auf Zelle 5a Wahrend Film lauft Mikrofon offen fur Zwischensatze Sprecher Bublitz6 Willi Schaeffers sagt de Vogt an Zelle 3 5 Minuten evtl langer 7 Carl de Vogt singt zur Laute Zelle 5 Minuten8 Willi Schaeffers sagt Film an Zelle 3 5 Minuten Achtung Umschalten auf Filmgeber 9 Film Querschnitte Filmgeber 11 Minuten Achtung Umschalten auf Zelle 10 Willi Schaeffers sagt Elster an Zelle 3 5 Minuten Begleiter am Flugel Albes 11 Else Elster Chanson Zelle 5 Minuten Am Flugel Albes 12 Willi Schaeffers sagt de Vogt an Zelle 3 5 Minuten13 Carl de Vogt singt zur Laute Zelle 3 Minuten14 Else Elster Schlussabsage Zelle 2 MinutenIm Laufe des Jahres 1936 kristallisierte sich folgendes festes Programmschema fur die Zeit von 20 00 bis 22 00 Uhr heraus 5 Aktueller Bildbericht Kunstler stellen sich vor Ausschnitte aus Tonfilmen KulturfilmeGesendet wurde anfangs an drei Tagen in der Woche vom Mai 1935 an taglich jeweils von 20 30 bis 22 00 Uhr Wahrend der Olympischen Sommerspiele im August 1936 wurde die tagliche Sendezeit vorubergehend auf acht Stunden ausgedehnt Im August 1937 wurden uber Breitbandkabel auch Fernsehberichte vom Nurnberger Reichsparteitag der NSDAP nach Berlin ubertragen Ausserhalb der eigentlichen Sendezeit liefen tagsuber Versuchssendungen und Musik Das Programm bestand aus einer Mischung von Live Moderation aus dem Studio Fernsehspielen und eingespielten Filmausschnitten Kurzfilmen und Wochenschauen Daneben gab es eine regelmassige Nachrichtensendung Bild des Tages einen Aktuellen Bildbericht eine Diskussionssendung Gesprachskreis eine Sendung Kunstler stellen sich vor Tiersendungen und eine populare von Ilse Werner moderierte Variete Show mit dem Titel Wir senden Frohsinn wir spenden Freude die seit Marz 1941 jeden Freitag live aus dem Kuppelsaal des Sportforums der Deutschen Hochschule fur Leibesubungen ubertragen wurde In der Sendung Die Kriminalpolizei warnt wurde die Bevolkerung zur Fahndungshilfe bei der Verbrecherjagd aufgefordert Nach Kriegsbeginn kam unter anderem eine Truppenbetreuungssendung Soldaten spielen fur Soldaten hinzu Speziell an das weibliche Publikum adressiert waren Sendungen wie Gesunde Frau Gesundes Volk und die Kuchensendung Die Hausfrau im Kriege Fernsehwoche vom 3 bis 8 Januar 1938 6 Montag20 00 Ein netter alter Herr Horszene 20 05 Ufa Tonwoche 20 18 Musik aus unseren vier Wanden L Hainisch 21 00 Das gestohlene Herz Scherenschnittfilm 21 12 Liebe zur Harmonika Ufa Kulturfilm 21 25 Bauernmusiken 21 40 Die Geige lockt Ufa Film 21 50 SendeschlussDienstag 20 00 Die Speisekarte Fernsehspiel 20 05 Ufa Tonwoche 20 18 Buntes Allerlei L Hainisch 21 00 Knigge und wir Tobis Film 21 17 Fahrt durchs Kinderland 21 28 Die Sanger von dar Waterkant 21 48 Eine tolle Fuchsjagd Trickfilm 21 56 Sendeschluss Mittwoch20 00 Ufa Tonwoche 20 18 Tante Inges Garten NSDAP Film 20 30 Achtung Rotes Licht Verkehrserziehung 21 14 Alkohol am Steuerrad Ufa Film 21 28 Die Lokomotivenbraut Ufa Film 21 42 Letzte Grusse von Marie Ufa Film 1931 21 57 SendeschlussDonnerstag 20 00 Hinein hinein Ulksendung 20 05 Ufa Tonwoche 20 18 Schneeflocken Spukfilm A Bronnen 21 18 Kater Lampe Tobis Film Veit Harlan 21 51 Abenteuer im Zoo Trickfilm 21 57 Sendeschluss Freitag20 00 Vor der Haltestelle Kurzinterview 20 05 Ufa Tonwoche 20 18 Funf Personen suchen Anschluss Ufa Film 20 30 Das Patentkunstschloss Ufa Film 20 47 Eulenspiegelei Theo Lingen 21 05 Ufa Tonwoche 21 18 Funf Personen suchen Anschluss Wiederholung 21 30 Das Patentkunstschloss Wiederholung 21 47 Eulenspiegelei Wiederholung 22 00 SendeschlussSamstag 20 00 Ufa Tonwoche 20 18 Filmbericht aus einem NS Kinderheim 20 23 Fernsehkabarett L Hainisch 21 30 Truxa Tobis Film 21 51 SendeschlussDie erste Ansagerin des deutschen Fernsehens war Ursula Patzschke Beutel Sie meldete sich mit den Worten Achtung Achtung Fernsehsender Paul Nipkow Wir begrussen alle Volksgenossen und Volksgenossinnen in den Fernsehstuben Grossberlins mit dem deutschen Gruss Heil Hitler und verabschiedete sich mit Hiermit beendet der Fernsehprogrammbetrieb der Reichssendeleitung sein heutiges Bildprogramm Waren Sie zufrieden Wenn ja sagen Sie es bitte allen Ihren Bekannten weiter Gefiel es Ihnen nicht sagen Sie es bitte uns Schreiben Sie an den Fernsehbetrieb der Reichssendeleitung Berlin Haus des Rundfunks Zum Ausklang des Abends Marschmusik Auf Wiedersehen bei der nachsten Sendung Heil Hitler Auch die Schauspielerin Else Elster wurde als Ansagerin eingesetzt Fur dramatische Genres Rezitationen und Conferencen beschaftigte der Sender in der sogenannten Fernsehspielschar eine Gruppe von festangestellten Darstellern darunter Kunstler wie Oskar Ballhaus Helga Marold Georg Helge Horst Preusker Ivo Veit u a 4 Da die Fernsehaufnahmetechnik noch keine Moglichkeit der Aufzeichnung bot meist wurde live gesendet ist von den meisten Produktionen nichts erhalten Anders verhielt es sich bei den Sendungen die im Film Bild Verfahren gesendet wurden wie etwa bei einigen Beitragen wahrend der Olympischen Spiele 1936 Da nicht genugend elektronische Kameras zur Verfugung standen wurde mit Filmkameras gefilmt die auf einem Wagen der Reichspost montiert waren Der belichtete Film lief direkt aus der Kamera ins Wageninnere wurde dort im Durchlaufverfahren entwickelt sofort danach elektronisch abgetastet und gesendet Sendungen die auf diese Weise entstanden sind teilweise erhalten geblieben In den letzten Monaten des Sendebetriebs liefen anstelle von personalaufwandigen Originalproduktionen mehr und mehr Konserven uber den Sender da die Mitarbeiter des Senders in zunehmendem Umfang zum Kriegsdienst abberufen wurden Die am langsten ausgestrahlte Originalproduktion war die Live Show Wir senden Frohsinn wir spenden Freude die erst am 21 Juni 1944 eingestellt wurde Um dem Fronteinsatz zu entgehen formierte sich das kunstlerische Ensemble des Fernsehsenders schliesslich zu einer Wanderbuhne um die ihr aus dem Fernsehen bekanntes Programm in Lazaretten prasentierte Andere Mitarbeiter wurden in der Truppenbetreuung als Filmvorfuhrer eingesetzt Technik BearbeitenDie Fernsehtechnik an deren Entwicklung die Industrie gemeinsam mit der Reichspostforschungsanstalt arbeitete war zum Zeitpunkt der ubersturzten Eroffnung des Sendebetriebs noch zu unausgereift als dass dem Publikum gut aufgeloste klare Bilder hatten geboten werden konnen Ubertragen wurden anfanglich 180 Zeilen pro Bild und 25 Bilder pro Sekunde die stark flackerten und so kontrastarm waren dass die Bilder laufend durch einen Rundfunksprecher erlautert werden mussten Spielfilme konnten ubertragen werden mussten jedoch sorgfaltig ausgewahlt werden da bei der Wiedergabe des Fernsehsignals viele Bilddetails schlecht zu erkennen waren Der Ton wurde von Anfang an parallel mit ubertragen Die fruhen Fernsehkameras waren ausserst unflexibel Damit das mit einer Nipkow Scheibe ausgerustete Abtastgerat das Bild einer Person uberhaupt zerlegen konnte musste diese Person sich in einer so genannten Dunkelzelle befinden in die kein Tageslicht einfiel Da das Aufnahmegerat sehr wenig lichtempfindlich war musste die Moderatorin uberdies extrem uberschminkt und kontrastreich gekleidet sein damit spater auf dem Bild uberhaupt etwas zu erkennen war Die Dunkelzelle hatte eine Grundflache von 2 25 Quadratmetern sodass nur Brustbilder aufgenommen werden konnten Im Sommer 1936 wurde die Zelle so vergrossert dass auch stehende Personen aufgenommen werden konnten spater konnten sogar bis zu sechs Personen gleichzeitig im Bild sein Das Flimmern des Bildes wurde 1935 mit der Einfuhrung eines Zeilensprungverfahrens vermindert bei dem jedes Bild in zwei Schritten abgetastet wurde erst die geraden dann die ungeraden Zeilen Pro Sekunde wurden 50 Halbbilder 25 Vollbilder ubertragen und so das Zeilenflimmern minimiert Aussenaufnahmen waren zunachst gar nicht moglich Bei Tageslicht Verhaltnissen schuf das Anfang 1935 eingefuhrte Zwischenfilmverfahren Abhilfe bei dem die Bilder zunachst von einer auf einen umgebauten Mobelwagen montierten und speziell umgebauten Arriflex Filmkamera aufgenommen wurden Der belichtete Film wurde dann aber nicht mehr in die Filmkassette zuruckgefuhrt sondern durch einen lichtdichten Kanal der zugleich das Stativ ersetzte in den speziell ausgestatteten Zwischenfilmwagen geleitet Dort erfolgte kontinuierlich die Entwicklung und Fixierung des Films Der notdurftig getrocknete Film wurde ohne weitere Unterbrechung durch einen Projektor gefuhrt auf einen Ruckprojektionsbildschirm geworfen von dem eine Fernsehkamera das Bild wieder abtastete Damit waren die Filmaufnahmen zu einem elektronischen Bildsignal geworden die Aufnahmen konnten auf diese Weise mit einer Verzogerung von knapp zwei Minuten nach dem Entstehen gesendet werden und auch evtl mit den Bildern einer anderen E Kamera gemischt werden Von 1936 bis etwa 1940 erfolgte stufenweise der Ersatz der Nipkow Scheibe durch elektronische Bildzerleger Von der Grundidee her waren vollelektronische Fernsehverfahren bereits seit 1930 in den USA Farnsworth bekannt der Bau eines funktionstuchtigen Aufnahmegerats beanspruchte jedoch eine langere Entwicklungszeit Eine aus einer Farnsworth weiterentwickelte vollelektronische Ikonoskop Fernsehkamera die Direktubertragungen bei Tageslicht ermoglichte wurde in Deutschland erstmals wahrend der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin eingesetzt Das Gerat bot eine Auflosung von 180 Zeilen Verwendet wurde ein modifiziertes Leitz Projektionsobjektiv konstruiert fur Episkope mit einer Brennweite von 1600 mm und einem Frontlinsendurchmesser von 40 cm Das Gerat war 2 20 m lang und etwa 150 kg schwer Diese sogenannte Olympia Kanone wurde von Emil Mechau 7 bei der Telefunken GmbH konstruiert und wahrend der Olympischen Spiele von dem jungen Telefunken Techniker Walter Bruch bedient Bruch entwickelte spater das 1967 in Deutschland eingefuhrte PAL Farbfernsehsystem Am 15 Juli 1937 setzte der Reichspostminister eine neue Fernsehnorm von 441 Zeilen fest Eine noch hohere Zeilenzahl ware mit der damaligen Ubertragungstechnik nicht moglich gewesen Politische Bedeutung BearbeitenDie ubersturzte Eroffnung des ersten deutschen Fernsehsenders zu einem Zeitpunkt als die Technik noch an Anfangsschwierigkeiten litt muss man vor allem als propagandistische Massnahme des nationalsozialistischen Staates verstehen der im In und Ausland gern auf seine vermeintliche Modernitat und die tatsachlichen und lediglich behaupteten Leistungen seiner Erfinder und Ingenieure als angeblich auf dem Nationalsozialismus basierend hinwies Die Aufnahme des Sendebetriebs erfolgte als Reaktion auf die Nachricht dass auch in Grossbritannien ein regelmassiger Fernsehprogrammbetrieb vorbereitet wurde Dort hatte die Baird Television Ltd in Zusammenarbeit mit der BBC bereits am 30 September 1929 ihre erste Fernsehsendung ausgestrahlt Mit dem regelmassigen Sendebetrieb BBC Television Service begann die BBC zwar erst sieben Monate spater als die deutsche Konkurrenz dafur nutzte sie jedoch von Anfang an die verbesserte Technik die in Deutschland erst 1937 zur Verfugung stand Abgesehen von der aufwandigen Werbung mit der das neue Medium der deutschen und der internationalen Offentlichkeit ins Bewusstsein gebracht werden sollte unternahm das nationalsozialistische Regime kaum Anstrengungen um das Fernsehen als Propagandainstrument auszubauen Da Horfunk und Film bewahrte Alternativen bildeten gab es fur den Ausbau des Fernsehens kaum Argumente Auch hinsichtlich des technischen Standards konnte das Fernsehen sich mit dem viel reiferen Medium Film in den 1940er Jahren noch nicht messen Einen vorlaufigen Schlussstrich unter die Entwicklung des Fernsehens als Massenmedium zog der Zweite Weltkrieg Zuvor hatte die Fernseh Forschungsanstalt der Reichspost gemeinsam mit funf deutschen Privatunternehmen der Fernseh A G Bosch Blaupunkt Radio A G D S Loewe C Lorenz A G TeKaDe sowie der Telefunken GmbH den Auftrag erhalten einen Fernseh Einheitsempfanger Volksfernseher zu entwickeln Dieser wurde ein Jahr spater auf der am 18 Juli 1939 eroffneten 16 Grossen Deutschen Funk und Fernseh Ausstellung der Offentlichkeit vorgestellt Der Einheits Fernseh Empfanger E1 war ein eher kleines Tischgerat mit einer Bildschirmgrosse von 19 5 22 5 cm von dem zunachst 10 000 Stuck produziert werden sollten Der angestrebte Verkaufspreis betrug 650 Reichsmark zum Vergleich das preiswerteste Radio der subventionierte Deutsche Kleinempfanger kostete 35 Reichsmark Zur Massenfertigung dieses nicht kriegswichtigen Artikels fehlten jedoch bald die industriellen Kapazitaten Bis zum Kriegsbeginn am 1 September 1939 wurden tatsachlich nur 50 Gerate gefertigt und zu einem Stuckpreis von 675 Reichsmark verkauft Die technische Entwicklung des Fernsehens wurde nach Beginn des Krieges nur noch in den Forschungsstatten der Luftwaffe vorangetrieben die die junge Technik spater nutzte um Flugbomben vom Typ Henschel Hs 293 D ins Ziel zu lenken Ein Patent fur den Einsatz der Fernsehtechnik bei der Lenkung unbemannter Fahrzeuge oder Torpedos hatte ein Ingenieur der Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost bereits am 15 Juli 1935 angemeldet Von 1940 an arbeiteten Luftwaffe und die Forschungsanstalt der Reichspost gemeinsam an der praktischen Entwicklung einer Fernseh Lenkeinrichtung fur Bomben die am Ende nur sehr unzuverlassig funktionierte von der Grundidee her aber dem entsprach was zur selben Zeit auch in amerikanischen Militarlabors entwickelt wurde Uber den 1937 errichteten und 53 Meter hohen Fernmeldeturm Grosser Feldberg sollte das Rhein Main Gebiet mit den Produktionen des Fernsehsenders Paul Nipkow versorgt werden Das Bauwerk diente spater als Radarturm lediglich militarischen Zwecken Weitere Fernsehsendeanlagen die seinerzeit errichtet wurden aber nicht mehr in Betrieb gingen befanden sich auf dem Brocken und dem Grossen Inselsberg In den Militarlabors machte die Technik weitere Fortschritte die dem Massenmedium Fernsehen vor Kriegsende jedoch nicht mehr zugutekamen Dies gilt zum Beispiel fur die ersten Versuche mit hochaufgelosten Fernsehbildern 729 und 1029 Zeilen die nur militarisch in der Luftaufklarung eingesetzt wurden Wahrend der deutschen Besetzung Frankreichs produzierte die Wehrmacht zur Betreuung der deutschen Truppen Lazarettfernsehen in einem improvisierten Studio in Paris Fernsehsendungen die dann vom Eiffelturm ausgestrahlt wurden siehe Fernsehsender Paris Literatur BearbeitenAugust Gehrts 5 Jahre Fernsehdienst der Deutschen Reichspost In Europaischer Fernsprechdienst H 55 1940 S 145 146 Gerhart Gobel Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945 In Archiv fur Post und Fernmeldewesen 5 Jg 1953 S 259 340 Erwin Reiss Wir senden Frohsinn Fernsehen unterm Faschismus Elefanten Press Berlin 1979 ISBN 3 88520 020 1 Klaus Winker Fernsehen unterm Hakenkreuz Organisation Programm Personal Bohlau Koln Weimar Wien 1996 ISBN 3 412 03594 7 Heiko Zeutschner Die braune Mattscheibe Fernsehen im Nationalsozialismus Rotbuch Hamburg 1995 ISBN 3 88022 818 3 Siehe auch BearbeitenGeschichte des Fernsehens Geschichte des Fernsehens in Deutschland Chronologie des Fernsehens Medien in BerlinWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Fernsehsender Paul Nipkow Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten 22 3 1935 Erstes Fernsehprogramm der Welt Deutsche Welle abgerufen am 27 Juli 2015 Wilhelm Dietl Die BKA Story Droemer Munchen 2000 S 39 Akten RPM Abteilung III 52 130 2 November 1939 a b Deutsches Buhnenjahrbuch 51 Jahrgang 1940 S 658 a b Ausstellung 50 Jahre Deutscher Rundfunk 1973 In Deutsches Rundfunk Museum Hrsg 1 Erganzungsblatter Januar 1982 1982 S A15 Erwin Reiss Wir senden Frohsinn Fernsehen unterm Faschismus das unbekannteste Kapitel deutscher Mediengeschichte Elefanten Press Verlag Berlin 1979 ISBN 3 88520 020 1 S 97 f Information laut FernsehmuseumNormdaten Korperschaft GND 1247810194 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fernsehsender Paul Nipkow amp oldid 238928365