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Die Evangelische Kirche in Allendorf in der Gemeinde Greifenstein im Lahn Dill Kreis Hessen ist eine spatromanische Chorturmkirche Die denkmalgeschutzte Kapelle pragt das Ortsbild und ist aufgrund ihrer geschichtlichen und stadtebaulichen Bedeutung hessisches Kulturdenkmal 1 Kapelle in Allendorf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAllendorf war im ausgehenden Mittelalter ein Filial von Ulm im Archipresbyterat Wetzlar im Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen im Bistum Trier 2 Ulm war der Sendort fur Allendorf Heisterberg und Holzhausen Fur Allendorf und Holzhausen werden im 15 Jahrhundert Kapellen erwahnt 3 Der spatromanische Stil in Allendorf weist auf eine fruhere Bauzeit der Kirche Hier wurde wohl zunachst ein solitarer Turm ohne Kirchenschiff errichtet der als Taufkapelle diente 4 Das Patronat ging 1436 mit Graf Bernhard II von Solms Braunfels von Solms Greifenstein an Solms Braunfels uber 5 Die Reformation wurde vermutlich um 1549 unter Pfarrer Johannes Scholer im Ulmer Kirchspiel eingefuhrt 5 Unter Graf Konrad von Solms Braunfels wechselte die Kirchengemeinde 1582 zum reformierten Bekenntnis Im Dreissigjahrigen Krieg wurden 1626 die evangelischen Pfarrer des Solmser Landes von spanischen Soldaten vertrieben und es gab fur einige Jahre den Versuch einer Rekatholisierung der jedoch ohne Erfolg blieb Unter den Schweden wurde der alte Zustand 1631 wiederhergestellt Nach Jahren des moralischen Verfalls fanden ab 1643 wieder in regelmassigen Abstanden Visitationen statt Vermutlich im Jahr 1679 wurde das Langhaus an den mittelalterlichen Turm angebaut 6 Das romanische Kirchenschiff wurde um 1700 renoviert 7 1751 folgten eine Turmsanierung und eine Ausmalung des Kirchenschiffs 1890 erwarb die Gemeinde eine gebrauchte Orgel aus Idstein Aufgrund einer behordlich angeordneten Steuerumlage traten 1878 rund 90 Familien in Allendorf und Ulm aus der evangelischen Kirche aus In der Folgezeit kam es zum Wiedereintritt etlicher Familien wahrend andere 1880 eine freie lutherische Gemeinde grundeten und 1881 eine eigene Kirche einweihten die heute zur SELK gehort 8 Die Gemeinde schaffte 1955 drei neue Glocken an im November 1958 begann eine Kirchenrenovierung die am 24 April 1960 ihren Abschluss fand Sie umfasste auch die Erneuerung der Orgel 9 Nach einem Blitzschlag im August 1974 wurde das Gebalk im Turm zum Teil erneuert Am 4 Oktober 1972 wurde die evangelische Kirchengemeinde Allendorf aufgehoben ebenso die Kirchengemeinden in Ulm und Holzhausen Die drei Gemeinden fusionierten zum 1 Januar 1973 zur evangelischen Kirchengemeinde Ulmtal Die neu gegrundete Kirchengemeinde gehorte in der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Kirchenkreis Braunfels der zum 1 Januar 2019 in den Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill aufging 10 Architektur Bearbeiten nbsp Ansicht von Sudwesten nbsp SudportalDie nicht exakt geostete sondern entsprechend dem Strassenverlauf nach Ost Sudost ausgerichtete Kirche im Ortszentrum wird an drei Seiten von Strassen umschlossen 1 Sie ist aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk errichtet Der gedrungene Kirchturm auf quadratischem Grundriss ist ungegliedert Die Turmhalle wird im Norden durch ein kleines Rundbogenfenster und im Osten und Suden durch je ein kleines hochrechteckiges Fenster belichtet Weiter oben ist an der Sudseite ein Schlitzfenster eingelassen Dem verschieferten Zeltdach sind vier kleine Gauben mit viereckigen Schalloffnungen fur das Gelaut aufgesetzt Das Dach wird von einem Turmknauf einem verzierten Kreuz und einem Wetterhahn bekront Im Inneren ruht das kuppelformige Kreuzgratgewolbe auf Kegelkonsolen 7 Das Kirchenschiff auf rechteckigem Grundriss hat ein verschiefertes Satteldach 1 das an jeder Seite mit einer kleinen Gaube bestuckt ist Das Schiff wird an der Sudseite durch zwei viereckige und an der Nordseite durch ein viereckiges Fenster in schlichtem Gewande aus rotem Sandstein belichtet Die Westseite ist fensterlos Ein hochrechteckiges Sudportal erschliesst die Kirche unter einem Pultdach das von zwei Holzstreben auf Konsolsteinen gestutzt wird An der Nordseite ist ein moderner Unterstand mit einem Pultdach angebaut dessen Mauerwerk sich dem Kirchenbau harmonisch anpasst Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick Richtung ChorDer Innenraum wird von einer Flachdecke abgeschlossen die von einem Langsunterzug getragen wird Ein grob behauener stumpfer Spitzbogen offnet den niedrigeren Chor zum Schiff Oberhalb des Portals wurde eine Wandmalerei freigelegt die ein gelbes Strahlenkreuz auf blauem Hintergrund zeigt Im Nordwesten ist eine Winkelempore eingebaut Die Westempore dient als Aufstellungsort fur die Orgel Die Brustung hat schlichte querrechteckige Fullungen die unterhalb der Orgel marmoriert bemalt sind Die polygonale holzerne Kanzel in grauer Fassung ist vor dem sudlichen Bereich des Chorbogens aufgestellt Der Kanzelkorb ruht auf einem Gestell aus vier Pfosten und hat an den Kanzelfeldern schlichte hochrechteckige Fullungen die orange marmoriert bemalt sind Der holzerne Altartisch unter dem Chorbogen ruht auf einem geschwungenen Fuss An der Nordseite des Chorbogens ist ein Epitaph aus schwarzem Lahnmarmor in die Wand eingelassen das an die beiden 1624 an den Blattern fruh verstorbenen Tochter von Johann Christoph Metzger und Anna Agnesen Cordes erinnert 11 Im Schiff lasst das holzerne Kirchengestuhl einen Mittelgang frei An den drei Wanden der Turmhalle ist eine umlaufende Sitzbank eingebaut in der Mitte sind drei kleine Banke aufgestellt Orgel Bearbeiten nbsp Orgelgehause um 1700 nbsp Spieltisch der OrgelDer Orgelprospekt aus der Zeit um 1700 stammt von einem unbekannten Orgelbauer 1 Der uberhohte runde Mittelturm wird von zwei niedrigen Flachfeldern flankiert denen sich aussen zwei mittelgrosse Spitzturme anschliessen Die drei Turme haben reich profilierte Kranzgesimse 1822 wurde ein Pedal erganzt und das Krummhorn 8 durch eine Harmonika ersetzt 1836 verfugte das Instrument uber neun Register 1890 wurde eine Orgel aus der katholischen Kapelle von Schloss Idstein erworben Orgelbauer Weller aus Weilmunster renovierte sie im Zuge der Uberfuhrung 1959 1960 wurde das Pfeifeninnenwerk durch Orgelbau Hardt erneuert Die Orgel verfugt heute uber sieben Register auf einem Manual und Pedal 12 I Manual C e3Gedackt 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Quinte 2 2 3 Octave 2 Mixtur III 1 1 3 Pedal C d1Subbass 16 Koppeln I PGelaut BearbeitenDie Glockenstube beherbergt ein Vierergelaut Die alteste Glocke goss Johann Hofmann aus Frankfurt im Jahr 1617 mit 0 90 Meter Durchmesser 13 Sie tragt die Inschrift JOHANN HOFMANN IN FRANKFURT GOSS MICH ANNO MDCXVII Rincker goss 1955 drei weitere Glocken Sie haben Bibelverse als Inschriften UND SIEHE ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE BIS AN DER WELT ENDE Mt 28 20 LUT SEID FROHLICH IN HOFFNUNG GEDULDIG IN TRUBSAL HALTET AN AM GEBET Rom 12 12 LUT und LASSET DIE KINDLEIN ZU MIR KOMMEN UND WEHRET IHNEN NICHT Mk 10 14 LUT 14 Literatur BearbeitenFriedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Band 2 Wigand Wetzlar 1836 S 183 184 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 5 Heinrich Laufer Bearb Gemeindebuch der Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Herausgegeben von den Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Lichtweg Essen 1953 S 59 61 Friedhelm Muller Red 1200 Jahre Ulmtal Orte Allendorf Holzhausen Ulm 774 1974 Eine Wanderung durch die Geschichte bis zur Gegenwart Herausgegeben vom Ausschuss fur Sport Kultur Soziales und Fremdenverkehr der Gemeinde Ulmtal Gemeinde Ulmtal Ulmtal 1974 Heinz Wionski Bearb Baudenkmale in Hessen Lahn Dill Kreis I ehem Dillkreis Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Hessen Vieweg Verlag Braunschweig 1986 ISBN 3 528 06234 7 S 171 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Ulmtal Prasenz auf Evangelischer Kirchenkreis an Lahn und Dill Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Kapelle In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Allendorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 4 Januar 2021 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Kapelle In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 205 Laufer Bearb Gemeindebuch der Kreissynoden Braunfels und Wetzlar 1953 S 60 Heimat und Geschichtsverein Holzhausen Usser Blittche Ausgabe 4 Oktober 2014 S 4 PDF 1 8 MB a b Allendorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 4 Januar 2021 Heimat und Geschichtsverein Holzhausen Usser Blittche Ausgabe 4 Oktober 2014 S 5 PDF 1 8 MB a b Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 5 Evangelisch Lutherische St Paulsgemeinde Unsere Geschichte Lutherisch im Ulmtal Abgerufen am 24 Januar 2021 Muller Red 1200 Jahre Ulmtal Orte Allendorf Holzhausen Ulm 774 1974 1974 S 77 Homepage des Kirchenkreises an Lahn und Dill abgerufen am 4 Januar 2021 Muller Red 1200 Jahre Ulmtal Orte Allendorf Holzhausen Ulm 774 1974 1974 S 73 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Bd 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 7 1 Teil 1 A K Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 17 18 Hellmut Schliephake Glockenkunde des Kreises Wetzlar In Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e V 12 Jahrbuch 1989 ISSN 0722 1126 S 5 150 hier S 131 Muller Red 1200 Jahre Ulmtal Orte Allendorf Holzhausen Ulm 774 1974 1974 S 75 50 572693 8 291994 Koordinaten 50 34 21 69 N 8 17 31 18 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Greifenstein Allendorf amp oldid 227222310