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Der Europaische Queller Salicornia europaea Aggregat gehort zu den Fuchsschwanzgewachsen Amaranthaceae Es handelt sich um eine in Eurasien verbreitete Gruppe von sehr ahnlichen und schwer unterscheidbaren Arten Kennzeichnendes Merkmal dieser Pflanzen sind ihre fleischigen scheinbar gegliederten und blattlosen einjahrigen Sprossachsen Sie sind Erstbesiedler der oft uberfluteten Wattboden der Meereskusten und Salzstellen des Binnenlandes Der Queller wird auch als Meeresbohne Meeresspargel Glasschmelz oder Glasschmalz bezeichnet Europaischer QuellerEuropaischer Queller Salicornia europaea agg SystematikOrdnung Nelkenartige Caryophyllales Familie Fuchsschwanzgewachse Amaranthaceae Unterfamilie SalicornioideaeTribus SalicornieaeGattung Queller Salicornia Art Europaischer QuellerWissenschaftlicher NameSalicornia europaea agg Stammchen HerbstfarbungHerbstfarbung Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Standort 3 Vergesellschaftung 4 Systematik und Verbreitung 5 Okologie 6 Verwendung 7 Literatur und Quellen 8 Einzelnachweise 9 WeblinksBeschreibung BearbeitenQueller sind einjahrige stammsukkulente Pflanzen die Wuchshohen zwischen 5 und 45 Zentimeter erreichen Es sind Salzpflanzen Halophyten Sie sind grun schmutzig rotlich oder grungelb gefarbt Im Herbst nimmt der Queller eine intensive rotliche bei anderen Formen gelbliche Farbung an Der Stangel ist je nach Unterart mehr oder weniger verzweigt aufrecht oder niederliegend dickfleischig glasig mit zu Schuppen reduzierten Blattern die den Stangel berinden wodurch die Pflanzen gelenkartig bis knotig gegliedert erscheinen Die Blutezeit erstreckt sich von Juni bis September In der Regel sind ein bis drei Bluten in Vertiefungen zwischen einem winzigen Tragblatt und der Hauptachse eingesenkt Die ausserst unscheinbaren Bluten sind zwittrig Es werden Kapselfruchte gebildet die vom sackformigen schwammigen Perigon eingehullt sind Sie werden auch Salzentzieher genannt Standort BearbeitenDas Hauptverbreitungsgebiet sind die Kusten der gemassigten Breitengrade der Nordhalbkugel von Europa bis Asien China Indien Japan Korea Russland also das nordliche Eurasien Die Pflanzen bilden in den Wattbereichen der Nord und Ostsee an der Atlantikkuste sowie im Mittelmeerraum grosse Bestande Der Queller kann aufgrund seiner hohen Uberflutungs und Salztoleranz am weitesten meerseits vordringen Er bildet hier die sogenannte Quellerzone und wachst oft zusammen mit dem Salz Schlickgras das als einzige weitere Landpflanze ebensoweit vordringen kann Der Queller bevorzugt schlickigen aber auch salzigen Sandboden nbsp Pannonien Glasschmalz Salicornia perennans im SeewinkelAuch im Binnenland trifft man den Queller auf salzhaltigen Boden an Hier ist es die kryptische Art Pannonien Glasschmalz Salicornia perennans welche zur Salicornia europaea Artengruppe gehort und sich genetisch von den Populationen der Meereskusten unterscheidet In Osterreich tritt sie auf Salzstandorten im pannonischen Gebiet des Burgenlandes besonders im Seewinkel zerstreut auf Ehemalige Vorkommen bei Zwingendorf sind erloschen In Osterreich gilt die Art als gefahrdet 1 Vergesellschaftung BearbeitenSalicornia europaea gedeiht in Mitteleuropa in Gesellschaften der Ordnung Thero Salicornietalia 2 Systematik und Verbreitung BearbeitenDurch die Sukkulenz die stark reduzierte Morphologie und die grosse Variabilitat erwies sich die taxonomische Gliederung als extrem schwierig Provisorisch wurden bis 2011 in Deutschland mehrere Kleinarten unterschieden Zierlicher Kurzahren Queller Salicornia europaea subsp europaea Gewohnlicher Kurzahren Queller Salicornia europaea subsp brachystacha Sandwatt Queller Salicornia procumbens und Schlickwatt Queller Salicornia stricta 3 Erst 2012 konnten Kadereit et al durch molekulargenetische Untersuchungen die eurasischen Vertreter in zwei Artengruppen mit vier Arten einteilen 4 Salicornia europaea Artengruppe Mit ein bis drei Bluten pro Zyme die beiden seitlichen Bluten sind deutlich kleiner als die mittlere Blute Chromosomenzahl 2n 18 Mit zwei Kryptospezies die sich genetisch unterscheiden aber morphologisch gleichen Salicornia europaea L Kurzahren Queller mit drei Unterarten Salicornia europaea subsp europaea an den Meereskusten von Sudspanien bis nach Nordskandinavien Sie haben immer jeweils drei Bluten pro Zyme Zu den zahlreichen Synonymen gehoren Salicornia annua Sm Salicornia appressa Dumort Salicornia brachystachya G Mey D Koenig Salicornia gracillima F Towns Moss Salicornia herbacea L Salicornia herbacea var brachystachya G Mey Salicornia herbacea var pusilla Hook f Salicornia herbacea var ramosissima Hook f Salicornia obscura P W Ball amp Tutin Salicornia pusilla Hook f E S Marshall Salicornia pusilla var gracillima F Towns Salicornia ramosissima Hook f E S Marshall und Salicornia smithiana Moss Salicornia europaea subsp disarticulata Moss Lambinon amp Vanderpoorten Syn Salicornia disarticulata Moss Sie weist nur eine Blute pro Zyme auf Die Unterart ist an den Atlantikkusten der Bretagne der Niederlande und Sudenglands verbreitet Salicornia europaea subsp marshallii Lambinon amp Vanderpoorten mit ein bis drei Bluten pro Zyme ist eine Hybride der beiden vorigen Unterarten Sie kommt an der Atlantikkuste der Bretagne und der Niederlande vor Salicornia perennans Willd Syn Salicornia prostrata Pallas Pannonien Glasschmalz mit zwei Unterarten Salicornia perennans subsp perennans Sie ist weit mediterran kontinental verbreitet von Nordafrika und dem Mittelmeerraum bis zur Ostsee und zum Weissen Meer stellenweise auch am Atlantik und der Nordsee uber Asien bis Jakutsk Sibirien Japan und Korea Synonyme sind Salicornia prostrata Pallas Salicornia herbacea var prostrata Moq Salicornia acetaria Pallas Salicornia herbacea var acetaria Pall Moq Salicornia prostrata subsp simonkaiana Soo Salicornia patula Duval Jouve Salicornia duvalii A Chev und Salicornia europaea subsp duvalii A Chev Maire Sie wurde oft als Salicornia ramosissima fehlbestimmt Salicornia perennans subsp altaica Lomon G Kadereit amp Piirainen Syn Salicornia altaica Lomon nur im Altai Russland Mongolei Salicornia procumbens Artengruppe Salicornia procumbens Sm Sandwatt Schlickwatt Queller Die drei Bluten pro Zyme sind fast gleich gross Chromosomenzahl 2n 36 oder 18 Mit vier Unterarten Salicornia procumbens subsp procumbens Weit verbreitet an den Kusten von Mittelmeer und Atlantik von Marokko bis nach Skandinavien auch im Inland Turkei Ukraine Synonyme sind Salicornia borysthenica Tzvelev Salicornia dolichostachya Moss Salicornia emericii Duval Jouve Salicornia fragilis P W Ball amp Tutin Salicornia lutescens P W Ball amp Tutin Salicornia oliveri Moss Salicornia emericii var peltii Gehu Gehu Franck amp Caron Salicornia herbacea var stricta G Mey Salicornia procumbens var stricta G Mey J Duvign amp Lambinon Salicornia strictissima Gram Salicornia dolichostachya subsp strictissima Gram P W Ball Salicornia veneta Pignatti amp Lausi Salicornia ramosissima var vicensis J Duvign und Salicornia vicensis J Duvign J Duvign Salicornia procumbens subsp freitagii Yaprak amp Yurdak G Kadereit amp Piirainen Syn Salicornia freitagii Yaprak amp Yurdak Freie Blattspitze deutlich zugespitzt Blutenstande 1 5 3 cm lang Endemisch in Zentral Anatolien Turkei Salicornia procumbens subsp pojarkovae Semenova G Kadereit amp Piirainen an den Kusten des Weissen Meeres Russland und der Barentssee Norwegen Synonyme sind Salicornia pojarkovae Semenova und Salicornia dolichostachya subsp pojarkovae Semenova Piirainen Salicornia procumbens subsp heterantha S S Beer amp Demina G Kadereit amp Piirainen Syn Salicornia heterantha S S Beer amp Demina nur in der Provinz Rostow im sudosteuropaischen Russland Salicornia persica Akhani mit zwei Unterarten Salicornia persica subsp persica im Iran Salicornia persica subsp iranica Akhani G Kadereit amp Piirainen Syn Salicornia iranica Akhani im Iran vermutlich auch im ostlichen Mittelmeergebiet und in Sudwestasien Okologie BearbeitenQueller sind Erstbesiedler der Verlandungszonen haufig im Anschluss an Seegraswiesen Dank ihrer hohen Salztoleranz wachsen Queller bereits im Uberflutungsbereich und tragen damit zur Befestigung sowie der Anhaufung und Bindung von Schwebstoffen bei Dieser Vorgang der auch Sedimentation genannt wird fuhrt allmahlich zur Verlandung Als obligate Halophyten sind Queller ausgesprochene Salzpflanzen Sie ertragen von allen Blutenpflanzen die hochsten Salzgehalte Bei Kulturversuchen wurde festgestellt dass Queller im Unterschied zu Andelgras oder Dreizack auf Boden ohne Salz mit Kummerwuchs reagiert 5 Der Queller verwendet die Sukkulenz als Strategie um salzhaltige Boden zu tolerieren Sukkulenz ist eine Strategie zur Verdunnung der aufgenommenen Salze Mit den Salz Ionen wird auch Wasser aufgenommen und in den grossen Vakuolen gespeichert Dadurch wird eine zu hohe intrazellulare Salzkonzentration verhindert Beim einjahrigen Queller ist der Vegetationszyklus beendet wenn die Salzkonzentration todlich wird Die salzuberlastete Pflanze farbt sich braun bis rot ein Stresssymptom und stirbt schliesslich ab Die Samen benotigen zur Keimung Frischwasser und keimen deshalb erst nach einem Regen oder einer Uberflutung Nach dem Keimen vertragt die junge Pflanze die volle Meersalzkonzentration Die bis zu 10 000 Samen pro Pflanze werden erst nach dem Absterben frei Sie behalten im Boden eine lange Keimfahigkeit bis zu 50 Jahre Im Fruhjahr entwickeln sich die frischen Keimlinge Die Jungpflanzen wachsen schnell heran Im August werden die unscheinbaren Bluten vom Wind bestaubt Im Spulsaum angetriebene Quellersamen bilden im Winter eine wichtige Nahrungsquelle fur die Singvogel Berghanfling Schneeammer Bergfink Ohrenlerche und Birkenzeisig 5 Verwendung BearbeitenDer Queller ist essbar und wird auch Meeresspargel oder Salicorn frz Salicorne genannt Er ist ein wertvolles Wildgemuse von leicht pfeffrigem Geschmack und kann als Rohkost blanchiert oder als Einlage in gesalzenem Essig oder als Beilage gegessen werden Die junge Pflanze wird von Hand ab Mai geerntet Es werden nur die Spitzen verarbeitet Da die Wurzeln sowohl ins Meerwasser als auch in die salinenumschliessende Tonerde reichen enthalt der Meeresspargel Nahrstoffe und Mineralstoffe des Meeres und der vermittelnden Tonerde beispielsweise Natrium Kalium Magnesium Schwefel Kalzium Phosphor Eisen Zink Mangan Kupfer Ebenso ist er eine naturliche Iodquelle mit hoher biologischer Wertigkeit Fruher fand die Asche des Quellers bei der Seifenherstellung Verwendung In der Glasblaserei wurde sie zur Herabsetzung des Schmelzpunktes dem Glas beigesetzt daher auch der Name Glasschmelz Literatur und Quellen BearbeitenHenning Haeupler Thomas Muer Bildatlas der Farn und Blutenpflanzen Deutschlands Die Farn und Blutenpflanzen Deutschlands Band 2 Herausgegeben vom Bundesamt fur Naturschutz Ulmer Stuttgart 2000 ISBN 3 8001 3364 4 O Roller amp F Schlesiger Bluhende Wildnis Spiekeroog Verlag Hermann Lietz Schule Spiekeroog 2005 ISBN 3 925754 49 0 Klaus Janke Bruno P Kremer Dune Strand und Wattenmeer Tiere u Pflanzen unserer Kusten Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart ISBN 3 440 05759 3 Georg Quedens Strand und Wattenmeer BLV Verlagsgesellschaft Munchen Wien Zurich ISBN 3 405 15108 2 Artinformationen in Flora Web 1 Gudrun Kadereit Mikko Piirainen Jacques Lambinon amp Alain Vanderpoorten Cryptic taxa should have names Reflections on the glasswort genus Salicornia Amaranthaceae Taxon 61 2012 S 1227 1239 fur den Abschnitt Systematik und Verbreitung Einzelnachweise Bearbeiten Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 S 360 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 352 Werner Rothmaler Begr Eckehart J Jager Hrsg Exkursionsflora von Deutschland Gefasspflanzen Grundband 20 Aufl Spektrum Heidelberg u a 2011 ISBN 978 3 8274 1606 3 S 606 Gudrun Kadereit Mikko Piirainen Jacques Lambinon amp Alain Vanderpoorten Cryptic taxa should have names Reflections on the glasswort genus Salicornia Amaranthaceae Taxon 61 2012 S 1227 1239 a b Thorsten D Kunnemann Salzwiesen Uberleben zwischen Land und Meer Mit Abbildungen von Gunnar Gad Isensee Verlag Oldenburg 1997 Seite 64f ISBN 3 89598 414 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Salicornia europaea Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Salicornia perennans Album mit Bildern Videos und Audiodateien Europaischer Queller FloraWeb de Salicornia europaea aggr Verbreitungskarte fur Deutschland In Floraweb Salicornia europaea aggr Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Beschreibung in der Flora of China entspricht Salicornia perennans Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Europaischer Queller amp oldid 237758638