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Ernst Eichhoff 14 Januar 1873 in Essen 1 Juni 1941 in Kaeselow war ein deutscher Politiker NLP DVP und Oberburgermeister von Dortmund Ernst Eichhoff mit Unterschrift gezeichnet von Emil Stumpp Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst Eichhoff war ein Neffe von Bertha Krupp geb Eichhoff 1831 1888 der Ehefrau des Industriellen Alfred Krupp Sein Vater Ernst Otto Eichhoff 1820 1881 war seit 1871 als Direktor und Prokurist fur die Firma Krupp tatig 1 2 Ernst besuchte das Konigliche Gymnasium am Burgplatz zu Essen und machte dort 1891 Abitur Seinen Militardienst leistete er als Einjahrig Freiwilliger in Munchen bei der koniglich Bayerischen Artillerie und wurde Reserveoffizier im Bayerischen 1 Feldartillerie Regiment Prinzregent Luitpold 1905 Oberleutnant 3 Er studierte an den Universitaten in Munchen Kiel und Berlin Jura und legte seine erste Staatsprufung in Kiel ab Sein Referendariat absolvierte er ab 1895 in Velbert Elberfeld und Kiel Seine zweite Staatsprufung legte er ebenfalls in Kiel ab und promovierte dort 1898 zum Dr jur 1901 wurde er Gerichtsassessor 1902 Magistratsassessor und 1904 Beigeordneter im Stadtrat von Kiel Zum Jahresbeginn 1907 ging er nach Dortmund und ubernahm am 7 Januar das Amt des 2 Burgermeisters Nach dem Tod des Dortmunder Oberburgermeisters Wilhelm Schmieding im Oktober 1910 wurde er zu dessen Nachfolger gewahlt Am 18 November 1910 wurde er als Oberburgermeister von Dortmund eingefuhrt Dieses Amt hatte er fast 23 Jahre inne und regierte die Stadt Dortmund wahrend des Ersten Weltkriegs und in der Zeit der Weimarer Republik Mit der Novemberrevolution bei der sich in Dortmund die Mehrheitssozialdemokratie behauptete 4 kehrten sich die Krafteverhaltnisse in der 1919 erstmals nach dem Gleichheitsgrundsatz gewahlten Stadtverordnetenversammlung infolge der Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts um Dennoch blieb der als umsichtig und gemassigt wahrgenommene evangelische Verwaltungsjurist der der DVP nahestand in seinem Amt Auch bei der Neuwahl des Oberburgermeisters zum Ablauf seiner 12 jahrigen Amtsdauer im Marz 1922 konnte er sich ungeachtet der fur das burgerliche Lager dramatischen Veranderung der kommunalpolitischen Mehrheits und Regierungsverhaltnisse knapp gegen den Kandidaten der Sozialdemokratie Ernst Mehlich durchsetzen Gemeinsam mit Mehlich unterstutzte er kurz darauf die erste Dortmunder Kolonialausstellung im Oktober 1922 in der Kronenburg dem Veranstaltungssaal der Kronen Brauerei Die Ausstellung war eine Initiative der in Dortmund traditionell starken und nach der Kriegsniederlage in den 1920er Jahren mit revisionistischer und antifranzosischer Stossrichtung wiederauflebenden Kolonialbewegung deren Anliegen Eichhoff mit dem Ausruf unterstutzte Deutschland braucht Kolonien 5 Wahrend der franzosischen Besetzung Dortmunds wurde Eichhoff wegen seiner Weigerung sich der Besatzungsmacht zu unterstellen am 16 Februar 1923 verhaftet und aus der Stadt ausgewiesen Erst im Juli 1924 konnte er wieder nach Dortmund zuruckkehren Seit dieser Zeit bildete er mit dem neuen Fuhrer der Dortmunder Sozialdemokraten dem Stadtverordnetenvorsteher Fritz Henssler ein die Stadtpolitik bis in die 1930er Jahre hinein pragendes pragmatisches und populares Gespann Als Oberburgermeister leitete Eichhoff unter anderem das Dezernat Allgemeine Stadtverwaltung und fuhrte die Aufsicht uber kommunale Betriebe wie den Hafen oder Flughafen Trotz katastrophaler Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ab 1929 auf den Bergbau und zunehmender Radikalisierung des offentlichen Lebens gelang es den Dortmunder Nationalsozialisten bis 1932 nicht zu einem dominierenden kommunalpolitischen Faktor zu werden Nach der NS Machtubernahme in Deutschland wurde Eichhoff mit der Einsetzung von Bruno Schuler eines nationalsozialistischen Direktors der Dortmunder Union Brauerei zum Staatskommissar am 24 Marz 1933 praktisch entmachtet Am 3 April hielt er als noch amtierender Oberburgermeister die Rede zum Machtergreifungs Akt im Dortmunder Rathaus mit dem die neue infolge von Repressalien und Wahlmanipulationen nationalsozialistisch dominierte Stadtverordnetenversammlung eroffnet wurde Eichhoff wurde zum 1 August 1933 auf eigenen Antrag jedoch auf Druck der NSDAP in den Ruhestand versetzt Zu seinem Nachfolger wurde am 22 Juli 1933 Ludwig Malzbender eingesetzt da Staatskommissar Schuler nicht als hauptamtlicher Oberburgermeister zur Verfugung stand Nach Malzbenders Flucht Ende 1933 fuhrte Schuler die Amtsgeschafte kommissarisch weiter Gleichzeitig wurde die seit 1834 bestehende Dortmunder Magistratsverfassung durch eine nach dem Fuhrerprinzip reformierte Gemeindeverfassung ersetzt in der der Oberburgermeister anders als in Eichhoffs Amtszeit als alleiniger Leiter der stadtischen Verwaltung fungierte Im August 1934 ubernahm der nationalsozialistische Jurist Willi Banike die Geschafte des Dortmunder Oberburgermeisters 6 Eichhoffs lange Amtszeit war durch einschneidende politische Ereignisse wie den Krieg die Ruhrbesetzung die Weltwirtschaftskrise und den Aufstieg des Nationalsozialismus ebenso wie durch die rasante Weiterentwicklung Dortmunds zu einer der bedeutendsten deutschen Industriestadte gepragt Eingemeindungen liessen die Einwohnerzahl der Stadt im Laufe seiner Amtszeit von 214 000 auf 544 000 ansteigen besonders die Eingemeindung der Stadt Horde und etlicher Gemeinden aus den Landkreisen Dortmund und Horde fuhrte 1928 29 innerhalb von nur zwei Jahren zur Entstehung der modernen Metropole Dortmund 7 Zahlreiche neue Verkehrswege Quartiere und Infrastrukturen entstanden in seiner Amtszeit in Dortmund darunter der Westfalendamm die Gartenstadt der Hauptfriedhof der Volkspark die Kampfbahn Rote Erde und die Westfalenhalle Die Errichtung und Inbetriebnahme des 1926 eroffneten Dortmunder Flughafens wurde von Eichhoff seit 1918 vorangetrieben 8 Als Oberburgermeister war Eichhoff vom 4 April 1911 bis November 1918 Mitglied des Preussischen Herrenhauses Er war von Amts wegen in zahlreichen Aufsichtsraten vertreten darunter denen des Ruhrtalsperrenvereins und der Vereinigten Elektrizitatswerke Westfalen VEW Von 1930 bis 1933 war er Aufsichtsratsvorsitzender der VEW 9 Ausserdem war er von 1911 bis 1932 fur den Wahlkreis Dortmund Stadt Mitglied des Provinziallandtages Westfalen von 1916 bis 1919 als dessen stellvertretender Vorsitzender Er war zeitweilig Vorsitzender des Westfalischen Provinzialausschusses Vorsitzender des Westfalischen Stadtetags Vorstand des Deutschen und Preussischen Stadtetags und Vorsitzender des Westfalischen Verkehrsverbandes Ernst Eichhoff zog 1933 nach Lubeck wo er in der Roeckstrasse wohnte 10 Er starb wahrend des Zweiten Weltkriegs auf Gut Kaeselow in Mecklenburg das seinem Schwiegersohn gehorte Ehrungen BearbeitenDie Universitat Munster verlieh Eichhoff am 5 Oktober 1927 die Ehrendoktorwurde in Staatswissenschaften Die in Dortmund nach ihm benannte Ernst Eichhoff Strasse 11 in der Nahe des Sudwestfriedhofs wurde noch zu seinen Lebzeiten am 21 Oktober 1937 in Wittekindstrasse umbenannt und heisst bis heute so 12 Die in Lottringhausen bereits vor der Eingemeindung nach Dortmund im Jahre 1929 nach ihm benannte Eichhoffstrasse heisst bis heute so 13 Weblinks BearbeitenErnst Eichhoff im Internet Portal Westfalische Geschichte des LWL Ernst Eichhoff in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer RepublikLiteratur BearbeitenErwin Dickhoff Essener Kopfe wer war was Bacht Essen 1985 ISBN 3 87034 037 1 Dirk Buchholz Hans Wilhelm Bohrisch Burgermeisterportrats In Heimat Dortmund Zeitschrift des Historischen Vereins fur Dortmund und die Grafschaft Mark Nr 1 2001 Themenheft Geschichte des Rates in Dortmund S 38 45 zu Eichhoff S 43 Einzelnachweise Bearbeiten Uwe Kessler Zur Geschichte des Managements bei Krupp Von den Unternehmensanfangen bis zur Auflosung der Fried Krupp AG 1811 1943 Beihefte der Zeitschrift fur Unternehmensgeschichte Band 87 Franz Steiner Verlag Stuttgart 1995 ISBN 3 515 06486 9 S 49 81 Harold James Karl Heinz Siber Ubers Krupp Deutsche Legende und globales Unternehmen C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62414 8 S 76 Militar Wochenblatt 90 Jg Heft 38 28 Marz 1905 Sp 888 Andre Biederbeck Als aus roten Milieumanagern schwarz rot goldene Republikgrunder wurden Dortmund als Zentrum der Mehrheitssozialdemokratie im revolutionaren Westfalen In Frank Bischoff Guido Hinze Wilfried Reininghaus Hrsg Aufbruch in die Demokratie Die Revolution 1918 19 im Rheinland und in Westfalen Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen Neue Folge Band 51 Aschendorff Munster 2020 ISBN 978 3 402 15135 8 Beitrage der Tagung Aufbruch in die Demokratie 100 Jahre Revolution im Rheinland und in Westfalen am 8 und 9 November 2018 im Dusseldorfer Landtag S 473 506 Dortmund und Kolonialismus 1919 1924 In Detlev Brum Hrsg Dortmund postkolonial Koloniale Spuren in Dortmund Lokalhistorisches Internetprojekt o J 2011 2012 Gunther Hogl Vom Wahlrechtskampf zur Demokratie Politische Fuhrung Gemeindeverfassung und Wahlen in Dortmund von 1919 bis 1946 In Heimat Dortmund Zeitschrift des Historischen Vereins fur Dortmund und die Grafschaft Mark Nr 1 2001 Themenheft Geschichte des Rates in Dortmund S 26 32 Gunther Hogl Vom Wahlrechtskampf zur Demokratie In Heimat Dortmund Nr 1 2001 S 27 Gunther Hogl Vom Wahlrechtskampf zur Demokratie In Heimat Dortmund Nr 1 2001 S 28 VEW AG Hrsg Mehr als Energie Die Unternehmensgeschichte der VEW 1925 2000 Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 978 3 884 74890 9 S 391 Amtliches Fernsprechbuch fur den Reichspostdirektionsbezirk Hamburg Ausgabe 1933 S 526 dgl Ausgabe 1937 S 600 jeweils mit der Angabe Eichhoff Ernst Oberburgermeister a D Gedruckte Erwahnungen nach Eichhoffs Amtsniederlegung beispielhaft Deutsches Reichs Adressbuch fur Industrie Gewerbe und Handel Unter Benutzung amtlicher Quellen herausgegeben von der Deutsches Reichsadressbuch Gesellschaft m b H Berlin Band III Rheinprovinz Oldenburg mit Birkenfeld Westfalen Lippe Hessen Nassau Berlin 1934 S 5672 Alfred Zschiesche Hrsg Adressbuch der deutschen Tierarzte tierarztlichen Behorden akademischen Bildungsstatten usw Unter Benutzung amtlichen Materials bearbeitet Abgeschlossen nach dem Stande vom 20 Mai 1935 Verlagsbuchhandlung Richard Schoetz Berlin 1935 S 91 Stahl und Eisen Zeitschrift fur das deutsche Eisenhuttenwesen 57 Jg Heft 22 3 Juni 1937 S 648 Vereins Nachrichten Marcus Weidner Widukind lt Wittekind gt In ders Die Strassenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe wahrend des Nationalsozialismus Datenbank der Strassenbenennungen 1933 1945 Munster 2013 ff Internet Portal Westfalische Geschichte des LWL Stand 11 April 2019 Hans Wilhelm Tibbe Auflistung aller Strassennamen in Grossholthausen Kleinholthausen Lottringhausen und deren Bedeutung PDF 320 kB Onlineveroffentlichung Stand 2013 unter Bezugnahme auf Carl Wigge Strassennamen der Stadt Dortmund einschliesslich samtlicher Vororte Stadtarchiv Dortmund Oberburgermeister von Dortmund Maire Johann Arnold Caspar Brugmann 1808 1812 Franz Mallinckrodt 1812 Burgermeister Franz Mallinckrodt 1832 Wilhelm Brugmann 1832 1847 Karl Zahn 1847 1859 Oberburgermeister Karl Zahn 1859 1871 Hermann Becker 1871 1875 Wilhelm von Becker 1875 1876 Richard Prufer 1876 1878 Ernst Heinrich Lindemann 1878 1886 Wilhelm Schmieding 1886 1910 Ernst Eichhoff 1910 1933 Ludwig Malzbender 1933 Bruno Schuler 1933 Willi Banike 1934 1945 Hermann Ostrop 1945 1946 Wilhelm Hansmann 1946 Herbert Scholtissek 1946 Fritz Henssler 1946 1953 Dietrich Keuning 1954 1969 Heinrich Sondermann 1969 1973 Gunter Samtlebe 1973 1999 Gerhard Langemeyer 1999 2009 Ullrich Sierau 2009 2020 Thomas Westphal seit 2020 Normdaten Person GND 13356665X lobid OGND AKS VIAF 1205190 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eichhoff ErnstKURZBESCHREIBUNG Oberburgermeister von DortmundGEBURTSDATUM 14 Januar 1873GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 1 Juni 1941STERBEORT Kaeselow Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Eichhoff amp oldid 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