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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussion Der Fall Erna Dorn Neue Erkenntnisse in ARD History vom 13 Juni 2023 angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Erna Dorn geb Scheffler alias Kaminski alias Bruser gesch Gewald nach eigenen Angaben 17 Juli 1911 oder 28 August 1913 als Erna Kaminsky in Konigsberg 1 oder Tilsit 2 Ostpreussen 1 Oktober 1953 in Dresden war ein Opfer politischer Strafjustiz in der DDR Wegen anderer Delikte in DDR Haft gab sie angeblich damit an im KZ Ravensbruck in der Politischen Abteilung gearbeitet zu haben und fur den Tod von 80 bis 90 Haftlingen verantwortlich gewesen zu sein Am 22 Juni 1953 verurteilte das Bezirksgericht Halle sie wegen faschistischer Kriegshetze gegen die Deutsche Demokratische Republik zum Tode Die Hinrichtung erfolgte am 1 Oktober 1953 durch das Fallbeil Das Urteil wurde am 22 Marz 1994 postum vom Landgericht Halle aufgehoben 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 17 Juni 1953 3 Untersuchungen zum Fall nach 1989 4 Literatur und Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie einzige Quelle fur das Leben Erna Dorns ist die 1949 bis 1953 in Halle angelegte Gerichtsakte Demnach wurde sie 1911 als Tochter des kaufmannischen Angestellten Arthur Kaminsky in Tilsit geboren Sie besuchte die hohere Madchenschule und machte eine Ausbildung in der Industrie und Handelskammer Konigsberg Ab 1932 arbeitete sie im Polizeiprasidium Konigsberg ob als Stenotypistin oder Polizeiassistentin ist ungeklart Von Ende 1934 oder Anfang 1935 bis 1941 war sie fur die Gestapo tatig danach wurde sie zur politischen Abteilung ins KZ Ravensbruck beordert Ab 1945 gibt es Dokumente die Dorns Leben belegen Ein auf den 12 Mai 1945 datierter gefalschter Entlassungsschein aus dem KZ Hertine wies sie als Erna Bruser geborene Scheffler aus Sie zog nach Kriegsende nach Halle und beantragte ihre Anerkennung als Verfolgte des Nazi Regimes was ihr die Erlangung von Privilegien eines ehemaligen KZ Haftlings ermoglichen sollte Im Dezember 1945 heiratete sie den Spanienkampfer und angehenden Volkspolizeioffizier Max Gewald und fuhrte ab Marz 1946 das Leben einer Hausfrau 1948 fand der Prozess gegen die beruchtigte KZ Aufseherin und Hundefuhrerin Gertrud Rabestein in Halle statt Dorn sollte als Zeugin aussagen entzog sich aber zwei Jahre lang der Aufforderung mit der Begrundung schwanger zu sein Ihre Schwangerschaft ermoglichte ihr den Bezug von Sonderzuteilungen fur Schwangere In der folgenden Zeit wurde sie bei diversen kleineren Wirtschaftsdelikten ertappt und 1949 zum ersten Mal inhaftiert Im Januar 1950 wurde sie wegen Betrugs und Wirtschaftsvergehen zu elf Monaten Gefangnis verurteilt und aus der SED ausgeschlossen Schon im Dezember 1949 war sie von ihrem Mann geschieden worden der ihr untersagte den Familiennamen zu fuhren Nur wenige Wochen nach ihrer Entlassung wurde Erna Dorn im Januar 1951 erneut festgenommen und wegen Diebstahls zu einer Zuchthausstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt Im November kam sie dank einer Amnestie frei war aber schon im Dezember erneut in Haft In der Haft erzahlte sie von einer angeblichen Agenten und Spionagetatigkeit fur den Westen und ihrer NS Vergangenheit Diese Prahlereien wurden von Spitzeln der neugegrundeten Staatssicherheit gemeldet In den folgenden Verhoren bekraftigte Dorn ihre Geschichten und nannte als Hintermann und amerikanischen Geheimdienstoffizier ihren geschiedenen Mann Ihre immer vehementer vorgetragenen Selbstanschuldigungen fuhrten schliesslich zu einer Anklage wegen Boykotthetze Sie behauptete sie sei Hundefuhrerin in Ravensbruck gewesen und habe mehrere Menschen von ihren Hunden zerfleischen lassen Ihr Mann soll der Lagerkommandant Max Baer gewesen sein Trotz intensiver Bemuhungen vor allem der VVN konnten keine Beweise fur eine Nazivergangenheit Dorns gefunden werden Zeitweilig auftauchende Zeugen revidierten ihre Aussagen bei der ersten kritischen Nachfrage Der echte Max Baer stand in der Bundesrepublik vor Gericht und die grausame Hundefuhrerin von Ravensbruck war jene Gertrud Rabestein bei deren Prozess Dorn zwei Jahre zuvor hatte aussagen sollen Trotz mangelnder Beweise auch ihr Vernehmer Leutnant Bischoff war nicht von der Richtigkeit ihrer Aussagen uberzeugt wurde sie am 21 Mai 1953 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt 17 Juni 1953 BearbeitenIn Halle war sie in der Strafvollzugsanstalt II inhaftiert und wurde dort am 17 Juni 1953 gegen 16 Uhr von den Aufstandischen befreit Nach eigener Aussage ging sie zur etwa 750 Meter entfernten Evangelischen Stadtmission in der Strasse Weidenplan um sich Zivilkleidung etwas zu essen und eine Schlafmoglichkeit zu besorgen Ob sie die Mission noch einmal Richtung Innenstadt verliess ist ungeklart Dorn befand sich wohl schon am Abend des 17 Juni spatestens am Mittag des 18 Juni wieder in Haft Obwohl es keine Augenzeugen fur ein Auftreten Dorns auf dem Hallmarkt gab und auch im anschliessenden Prozess kein Zeuge zu diesem Thema aussagte wurde in den DDR Medien berichtet die Kommandeuse Dorn habe dort aufstachelnde hetzerische Reden an die Streikenden gehalten Alle Berichte uber die Handlungen Erna Dorns zwischen 16 und 21 Uhr beruhen ausschliesslich auf ihren eigenen Aussagen die sie im Verhor am 21 Juni beim Ministerium fur Staatssicherheit zu Protokoll brachte Nach einer dreieinhalbstundigen Abendsitzung vor dem Bezirksgericht Halle wurde sie ohne Zeugenvernehmung und unter Ausschluss der Offentlichkeit am 22 Juni 1953 zum Tode verurteilt Ihr Gnadengesuch und das ihres Pflichtverteidigers an den DDR Prasidenten Wilhelm Pieck wurden abgelehnt weil sie als Hauptradelsfuhrerin des Aufstandes in Halle galt Am 28 September wurde sie in das Dresdner Gefangnis am Munchner Platz verbracht wo sie am 1 Oktober 1953 in der Zentralen Hinrichtungsstatte der DDR hingerichtet wurde Zur Geheimhaltung der Hinrichtung wurde im Bestattungsschein als Todesursache Bronchopneumonie 431 sowie acute Herz und Kreislaufschwache angegeben und der Leichnam in Dresden Tolkewitz eingeaschert 4 Untersuchungen zum Fall nach 1989 BearbeitenDer Fall gibt auch nach Offnung der Stasi Archive Ratsel auf denn fast alles was uber Dorn bekannt ist stammt aus den Verhorprotokollen des Ministeriums fur Staatssicherheit Daher sind zumindest alle nach dem Volksaufstand des 17 Juni 1953 verfassten Protokolle der bewussten Einflussnahme bzw Falschung verdachtig da sie unter dem direkten Druck des Regimes entstanden Kronzeugen fur den angeblich faschistischen Charakter des Aufstandes zu finden Der Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erscheint ausschliesslich in den nach dem Aufstand fur das Todesurteil angelegten Akten Keine Zeitung berichtete daruber Zudem scheint das Urteil angesichts der Praxis der DDR Justiz ungewohnlich milde zu sein Es muss also ernsthaft bezweifelt werden ob diese erste Verurteilung als Naziverbrecherin uberhaupt stattgefunden hat zumal sich Erna Dorn am 17 Juni noch immer in Untersuchungshaft in der Kleinen Steinstrasse befand was als verurteilte Kommandeurin kaum moglich gewesen ware Am 21 Juni 1953 war der Aufstand bereits von sowjetischen Panzern niedergeschlagen worden und die neue Justizministerin Hilde Benjamin verlangte exemplarische Todesurteile die den faschistischen Hintergrund des Aufstandes beweisen sollten Die Vernehmer wussten also schon im Vorhinein was Erna Dorn aussagen musste Und tatsachlich ist die Sprache dieser letzten Protokolle deutlich im Parteijargon abgefasst nicht in der aus fruheren Protokollen bekannten etwas ungelenken Sprache Dorns Der heutige Wissensstand lasst diesen letzten Prozess hingegen klar als Justizskandal und politisches Propagandaurteil erscheinen Das Urteil wurde am 22 Marz 1994 posthum vom Landgericht Halle aufgehoben Literatur und Rezeption BearbeitenAm 20 Juni 1953 veroffentlichte das Hallenser SED Organ Freiheit einen Artikel der Erna Dorn als SS Kommandeuse und Anfuhrerin des Aufstands bezeichnet 1954 erschien Stephan Hermlins Novelle Die Kommandeuse in der er den Fall ganz im Sinne der DDR Propaganda aufarbeitete In seinem 2005 erschienenen Roman Sommergewitter schildert Erich Loest die Ereignisse um den 17 Juni 1953 im Raum Bitterfeld Wolfen und Halle aus der Sicht der Streikenden und arbeitete dabei Erna Dorn als Figur ein Die in Osterreich erscheinende kommunistische Zeitung Der Neue Mahnruf widmete in ihrer Ausgabe vom Juli August 1953 der Verurteilung zum Tode eine ganze Seite und machte sich die Position des DDR Gerichts zu eigen 5 Literatur BearbeitenJens Ebert Insa Eschebach Hrsg Die Kommandeuse Erna Dorn zwischen Nationalsozialismus und Kaltem Krieg Dietz Berlin 1994 ISBN 3 320 01838 8 Justus von Denkmann Der Fall Erna Dorn Betrifft 17 Juni 1953 Spotless Vlg 2002 ISBN 978 3 93354 464 3 Hans Peter Lohn Spitzbart Bauch und Brille sind nicht des Volkes Wille Der Volksaufstand am 17 Juni 1953 in Halle an der Saale 2 korrigierte Auflage Edition Temmen Bremen 2003 ISBN 3 86108 373 6BeitrageAndre Gursky Erna Dorn KZ Kommandeuse und Radelsfuhrerin von Halle Rekonstruktion einer Legende in Hermann Josef Rupieper Hg und das Wichtigste ist doch die Einheit Der 17 Juni 1953 in den Bezirken Halle und Magdeburg Munster Hamburg London 2003 S 350 380 ISBN 3 8258 6775 7 Stephan Hermlin Die Kommandeuse In Neue Deutsche Literatur 2 1954 10 S 19 28 Ilko Sascha Kowalczuk Dorn Erna In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Der Fall Erna Dorn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Erna Dorn auf 17Juni53 de Aufstand der Frauen Frauenschicksale rund um den 17 Juni Film von Sabine Michel Video verfugbar bis 12 Juni 2024 alternativ zu finden unter Aufstand der Frauen Doku amp Reportage auf YouTube Abschnitt uber Erna Dorn ab Min 20 13 Einzelnachweise Bearbeiten Ilko Sascha Kowalczuk Dorn Erna In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Schlussbericht in der Strafsache Erna Dorn Mediathek des Stasi Unterlagen Archivs Abgerufen am 30 Oktober 2023 Christoph Dieckmann Der Fall Erna Dorn Stephan Hermlin die SS Kommandeuse und der 17 Juni in Die Zeit Nr 25 12 Juni 2003 Spiegel TV Magazin Hinrichtungen in der DDR YouTube Video hochgeladen am 31 Marz 2010 Die ehemalige Kommandeuse des Frauen KZ Ravensbruck Erna Dorn alias Rabestein wurde von einem Gericht in Halle wegen ihrer aktiven Teilnahme an den faschistischen Ausschreitungen vom 17 Juni zum Tode verurteilt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Fall Erna Dorn amp oldid 238816939