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Der Elbingeroder Komplex ist eine geologische Baueinheit im Harz Als Elbingeroder Komplex wird ein isoliertes Stromatoporen Korallen Kalkalgen Riff innerhalb der Blankenburger Zone bezeichnet Das Riff wird aus devonischen bis unterkarbonischen Gesteinen gebildet und stellt aufgrund seiner Entwicklungsgeschichte eine fazielle Sonderentwicklung innerhalb der Harzgeologie dar 1 Geologische Karte des HarzesDevonische Riffkalke am GalgenbergRiffschuttkalk Schwefeltal Hamatitschussiger Riffschutt vom Krockstein Folienabzug Tropfsteine in der BaumannshohleBlauer See im Steinbruch Garkenholz bei Huttenrode Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Ausdehnung 2 Geologische Entwicklung 3 Strukturelle Gliederung 4 Wirtschaftliche Bedeutung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeographische Ausdehnung BearbeitenDer Elbingeroder Komplex liegt im Mittelharz und erstreckt sich 18 km in Ost West Richtung von Konigshutte Mandelholz bis Huttenrode und maximal 4 5 km in Nord Sud Richtung vom Buchenberg bis zur Bode Die Kalkverbreitungsgebiete sind grosstenteils unbewaldet und besitzen eine charakteristische Kalkflora und Fauna Ein 420 ha grosses Gebiet zwischen Elbingerode und Huttenrode ist als Gebiet mit artenreichen Halbtrockenrasen Felsfluren Bergwiesen Borstgrasrasen und naturnahen Waldern z T als prioritarer Lebensraum als Natura2000 Flache geschutzt 2 Geologische Entwicklung BearbeitenDie fazielle Sonderentwicklung innerhalb der Blankenburger Zone beginnt im Eifelium mit der submarinen Ablagerung erster vulkanischer Gesteine Diese Vulkanite gebildet aus Schalsteinen Spiliten Keratophyren und Diabasen erreichen eine Machtigkeit von 500 bis 1000 m und werden drei verschiedenen Forderphasen zugerechnet einer Fruh und Hauptphase im Devon sowie dem Deckdiabas im Unterkarbon Die submarine Eruption erfolgte aus Spalten an Kreuzungspunkten von erzgebirgisch und flach herzyn streichende Storungen im Untergrund 3 Die Vulkanbauten erreichten in Form von Spaltenvulkanen bereichsweise obere lichtdurchflutete und gut durchluftete Meeresbereiche 4 und schufen damit ein initiales Riffwachstum Wahrend der Pausen der vulkanischen Aktivitat bildeten sich erste Riffkalke an der Grenze Eifelium Givetium Das eigentliche Riffwachstum begann nach dem Erloschen des Vulkanismus im mittleren Givetium und hielt bis zur Grenze Frasnium Famennium an 5 Zeitgleich sterben weltweit in dieser Zeit die Riffe ab Im Elbingeroder Komplex vollzog sich das Absterben des Riffes zeitlich und raumlich differenziert uber einen langeren Zeitraum 6 Auch nach der eigentlichen Riffentwicklung sind in sogenannten Neptunischen Gangen Kalke zu finden die sich jedoch grundlegend von den Riffkalken unterscheiden Diese Neptunischen Gange sind im Elbingeroder Komplex mehrphasig gefullt und als karbonatische Bildungen submariner Tiefschwellen anzusehen Die jungsten karbonatischen Bildungen sind aus dem Unterkarbon Dinantium bekannt Im Famennium kam es in den Randbereichen zur Ablagerung von Cephalopodenkalken und vorwiegend roten Tonsteinen Mit der Transgression der Gesteine in Kulm Fazies Kulm Kieselschiefer Kulm Tonschiefer Kulm Grauwacke sowie der Uberlagerung des Kalkriffes durch das Huttenroder Olisthostrom endet die fazielle Sonderentwicklung im Bereich des Elbingeroder Komplexes Wahrend der kreide tertiarzeitlichen Verwitterung wurden die Kalksteine tiefgrundig verkarstet und es kam zur Bildung typischer Karstformen wie Dolinen Ponore und Tropfsteinhohlen Die bekanntesten Tropfsteinhohlen die Hermanns und die Baumannshohle sind in Rubeland als Schauhohlen fur den Besucherverkehr geoffnet In den Kalksteinbruchen sind an der Steinbruchkante haufig mit Losslehm verfullten Dolinen zu beobachten Strukturelle Gliederung BearbeitenDer Elbingeroder Komplex wird intern durch vier breite Schalstein Sattel und drei schmale Kulm Mulden gegliedert Von Norden nach Suden sind das der Buchenberg Sattel die Ahrenfeld Mulde der Elbingeroder Sattel mit den Konigshutter Sattel und Hornberg Horst die Elbingeroder Mulde der Braunesumpf Sattel mit dem Grosser Graben Horst die Rubeland Huttenroder Mulde und der Neuwerk Sattel mit dem Stahlberg Horst Innerhalb der tektonischen Baueinheiten sind laterale Baustilanderungen zu beobachten Sattel gehen z T im Streichen in Horst Strukturen uber Der Zentralteil des Elbingeroder Komplexes ist grabenartig an flachherzyn streichenden Tiefenstorungen abgesunken die mit dem Bode Lineament in Verbindung stehen Diese uberregional zu verfolgende Storungszone zeigt sich auch in faziellen Unterschieden hinsichtlich der Vererzung Verkieselung und der Verteilung der Neptunischen Gange sowie der tertiaren Sedimentbildungen 7 8 Wirtschaftliche Bedeutung Bearbeiten nbsp Schwefelkiesgrube Einheit Entladestation fur Erzhunte 1980 nbsp Kalksteinbruch Hornberg sudwestlich von Elbingerode nbsp Kalkwerk bei Rubeland nbsp Krockstein mit MarmormuhleSpatestens seit dem 12 Jahrhundert wurden im Elbingeroder Komplex oberflachennah anstehende Roteisenerze abgebaut 9 Die Roteisenerze gehoren genetisch zu den sedimentar exhalativen Lagerstatten vom Lahn Dill Typ und sind an den Ubergang der Vulkanite zu den fruhen Riffkalkbildungen gebunden Der fruhe Bergbau fand in Pingen in der Umgebung von Volkmarskeller am Buchenberg und in Mandelholz statt Uberregionale Bedeutung hatten die Roteisenerzgruben Braunesumpf und Buchenberg die zu den wichtigsten Eisenerzlagerstatten der DDR gehorten und 1969 bzw 1970 stillgelegt wurden Die Eisenerze unterschieden sich in beiden Gruben hinsichtlich der Mineralparagenese wahrend in der Grube Braunesumpf bei Huttenrode vorwiegend Magnetit Siderit Chlorit Erze abgebaut wurden war die Buchenberg Lagerstatte durch die Dominanz von kieseligen und hamatitischen Eisenerzen gekennzeichnet Bis zur politischen Wende wurden im Bereich des Grossen Grabens zwischen Elbingerode und Rubeland noch Eisenerze gewonnen Zunachst ging hier Altbergbau auf limonitische Eisenerze in Tagebauen und Pingen um In der Grube Einheit wurden im 20 Jahrhundert vanadiumreiche Pyrit Erze vom Rio Tinto Typ bis in eine Teufe von 480 m abgebaut Die Grube Einheit wurde am 31 Juli 1990 stillgelegt und bis November 2015 bereichsweise als Besucherbergwerk genutzt 10 Von lokaler Bedeutung waren in der Vergangenheit Brauneisensteine bei Susenburg die durch tertiare Verwitterungsprozesse gebildet worden sind Neben Eisenerzen fand im Elbingeroder Komplex im 19 Jahrhundert kurzzeitig ein Abbau kieseliger Manganerze im Schavenholz 2 km nordwestlich von Elbingerode statt Der maximal 10 m machtige Erzhorizont war genetisch an den unterkarbonischen Kulmkieselschiefer gebunden Rhodonite vom Schavenholz wurden zwischen 1980 und 1990 in geringem Umfang zu Schmuckstein verarbeitet Im Elbingeroder Komplex wurde seit dem 19 Jahrhundert in zahlreichen Steinbruchen Kalkstein abgebaut und in der Region weiterverarbeitet Der erste Kalkbrennofen wurde 1865 als Schachtofen auf dem Gelande einer Eisengiesserei in Rubeland errichtet Einen grossen wirtschaftlichen Aufschwung nahm die Region mit der Anbindung an das Eisenbahnnetz In den Jahren 1880 bis 1886 wurde die Rubelandbahn fertiggestellt uber die der Transport der Eisenerze und Kalksteine nach Blankenburg ermoglicht wurde 1886 wurde daraufhin der Steinbruch Garkenholz 1887 der Steinbruch Schwefeltal und 1897 der Steinbruch am Kleinen Stein in Rubeland erschlossen Um 1900 wurde in Huttenrode ein neues Kalkwerk gebaut in dem in Hoffmannschen Ringofen der Kalk gebrannt wurde Das Material wurde u a aus dem Schwefeltal uber eine 4 1 km lange Seilbahn transportiert Um den Bedarf an Zement fur Berlin zu decken begann man ab 1912 sudwestlich von Elbingerode den Tagebau Hornberg zu erschliessen der ebenfalls mit einem eigenen Bahnanschluss versehen wurde Ab 1915 wurde der gebrannte Kalkstein aus dem Kalten Tal zur Rohstoffversorgung der Reichsstickstoffwerke Piesteritz herangezogen Ab 1936 wurden auch die Buna Werke mit Rohstoffen zur Herstellung von Synthesekautschuk beliefert Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kalkwerke zunachst unter sowjetische Verwaltung gestellt und ab 1954 als volkseigene Betriebe weitergefuhrt Im Jahr 1969 wurden die Kalkwerke im Elbingeroder Komplex zum VEB Harzer Kalk und Zementwerk zusammengefasst und dem VEB Zementkombinat Dessau unterstellt Ende der 1980er Jahre wurden taglich 15 000 bis 20 000 Tonnen Rohkalkstein gefordert Die Kalkwerke Rubeland Hornberg sowie zwei Steinbruche im Kalten Tal stehen derzeit noch im Abbau der Fels Werke GmbH und liefern jahrlich zusammen bis zu 2 1 Mio t Kalksteinprodukte 11 Im 19 Jahrhundert wurde der hamatitvererzte Riffschuttkalk in einer Marmormuhle am Krockstein zu dekorativen Gegenstanden wie Saulen und Schmuckdosen verarbeitet Die Gewinnung tertiarer Sande aus Dolinen hatten dagegen lediglich temporare und lokale Bedeutung Literatur BearbeitenManfred Reichstein Die fazielle Sonderentwicklung im Elbingeroder Komplex In Geologie Heft 8 Berlin 1959 S 13 46 Dieter Mucke Initialer Magmatismus Im Elbingeroder Komplex des Harzes In Freiberger Forschungshefte C 279 Berlin 1973 Horst Scheffler Hartmut Knappe Korallen Kalk und Hohlendunkel In Der Harz Eine Landschaft stellt sich vor Heft 15 16 Harzmuseum Wernigerode 1986 Beatrice Oesterreich Exkursionen durch den Elbingeroder Komplex In Friedhart Knolle Beatrice Oesterreich Rainer Schulz Volker Wrede Der Harz Geologische Exkursionen Perthes Gotha 1997 ISBN 3 623 00659 9 S 147 166 Wilfried Liessmann Historischer Bergbau im Harz Kurzfuhrer Springer Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 540 31327 4 Andreas Pawel Jens Kruse Drei Schlag Hangen Vorstoss in die Tiefe Der Bergbau im Elbingeroder Komplex Hrsg Bergverein Huttenrode e V Eigenverlag Bergverein Huttenrode e V Huttenrode 2012 ISBN 978 3 00 038994 8 Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Reichstein Die fazielle Sonderentwicklung im Elbingeroder Komplex Geologie Heft 8 Berlin 1959 S 13 46 Natura2000 Flache Devonkalkgebiet bei Elbingerode und Rubeland Memento vom 29 November 2014 im Internet Archive PDF abgerufen am 17 November 2014 Kurt Ruchholz Die regionalgeologische Stellung des Elbingeroder Komplexes und die Begrundung des Bodelineamentes Greifswald 1983 Horst Scheffler Geologische Aufschlusse im Bereich der Schwefelkiesgrube Einheit In Max Schwab Kurt Ruchholz Stratigraphie Lithologie Tektonik und Lagerstatten ausgewahlter Bereiche im Unter und Mittelharz Exkursionsfuhrer der GGW Tagung Berlin 1988 S 15f Beatrice Oesterreich Geochemische Faziesanalyse devonischer Riffkarbonate des Elbingeroder Komplexes ostliches Rhenoherzynikum Harz Dissertation Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald 1990 DNB 921116012 Arnold Fuchs Charakter und Ende der devonischen Riffentwicklung im Elbingeroder Komplex Harz In Facies Heft 23 Erlangen 1990 S 97 108 Kurt Ruchholz Genese und Funktion des Bodelineamentes Greifswald 1984 Kurt Ruchholz Tiefenbruche und praorogene Seitenverschiebungen im Bau Mitteleuropas In Mitteilungen der Gesellschaft Geologische Wissenschaften Heft 16 Berlin 1988 S 30f Kurt Mohr Geologie und Minerallagerstatten des Harzes Stuttgart 1978 Horst Scheffler Das Elbingeroder Besucherbergwerk Drei Kronen amp Ehrt Elbingerode 2002 fels de Standortubersicht abgerufen am 19 November 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elbingeroder Komplex amp oldid 232034918