www.wikidata.de-de.nina.az
Eduard Christian Kurt Pestel 29 Mai 1914 in Hildesheim 19 September 1988 in Hannover war ein deutscher Ingenieur und Okonom Professor fur Mechanik und Regelungstechnik sowie Politiker Kandidatenplakat zur Landtagswahl in Niedersachsen 1978Das Grab von Eduard Pestel und seiner Ehefrau Anneliese Ude Pestel auf dem Herrenhauser Friedhof in HannoverEduard Pestel rechts 1973 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Offentliche Amter 3 Wurdigungen und Ehrungen 4 Privates 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben BearbeitenEduard Pestel absolvierte nach dem Abitur 1932 1 eine Lehre als Maurer und besuchte dann zunachst die Ingenieurschule in Hildesheim um daran anschliessend an der Technischen Hochschule TH in Hannover Mechanik zu studieren 2 Wahrend des Studiums war er Mitglied der SA und des NS Studentenbundes 3 Im Herbst 1938 im Alter von 24 Jahren ging er als Stipendiat des DAAD an das Rensselaer Polytechnic Institute RPI in Troy US Staat New York wo er bereits 1939 den Master of Engineering erwarb 4 Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelangte Pestel uber Mexiko nach Japan Dort arbeitete Pestel von 1942 bis 1945 als Chefingenieur technischer Abteilungsleiter der Leybold K K des Unternehmers Kurt Meissner in Osaka und vom 1 Januar 1946 bis zum 1 Februar 1947 dann als technischer Direktor bei der Osaka Kinzoku Ebenfalls 1947 setzte Pestel seine Studien an der TH in Hannover fort und promovierte im selben Jahr zum Dr Ing 1950 habilitierte er sich fur das Lehrgebiet Mechanik Das Thema seiner Habilitationsschrift war Ein Beitrag zur Theorie der Biegeschwingungen von Tragern unter wandernden ungefederten und gefederten Lasten 5 Im Jahre 1953 wurde Pestel zunachst zum ausserplanmassigen Professor an der TH Hannover berufen hatte dann fur zwei Jahrzehnte von 1957 bis 1977 die Stellung eines Ordinarius inne und leitete das Institut fur Mechanik das ab 1966 einen zweiten Lehrstuhl umfasste der mit Oskar Mahrenholtz besetzt wurde Wahrend dieser Zeit publizierte Pestel mit Frederick A Leckie ein Standardwerk uber Matrizenmethoden der Elastomechanik 6 Daruber hinaus befasste er sich zusatzlich mit Regelungstechnik schrieb gemeinsam mit Eckart Kollmann hierzu ein Lehrbuch gewann somit Zugang zum Gedankengut der Kybernetik und qualifizierte sich hierdurch fur seine spateren Arbeiten an Weltmodellen Wahrend der Jahre 1969 und 1970 war Pestel zugleich Rektor der Universitat Hannover 2 1966 wurde Pestel Mitglied im NATO Wissenschaftsausschuss und 1969 Mitglied im Kuratorium der Stiftung Volkswagenwerk von 1977 bis 1979 als deren Vorsitzender Von 1971 bis 1977 war er als Vizeprasident der Deutschen Forschungsgemeinschaft zustandig fur die Sonderforschungsbereiche der DFG Seit 1973 war er Gouverneur der Stiftung Europaischen Kulturstiftung in Amsterdam Seit 1974 war er Senatsvorsitzender der Fraunhofer Gesellschaft fur angewandte Forschung 1977 wurde er Mitglied im Kuratorium des Stifterverbands fur die Deutsche Wissenschaft Im Jahre 1968 war er einer der Grunder und seit 1969 Mitglied des Executive Comitee des Club of Rome In dieser Funktion initiierte er die Arbeit an einem Computermodell zur Erforschung der Welt welches 1972 mit der Veroffentlichung der Grenzen des Wachstums weltweit grosste Aufmerksamkeit erlangte Um die erkennbaren Schwachen des Weltmodells zu uberwinden entwickelte er zusammen mit seinem US Kollegen Mihajlo D Mesarovic ein regionalisiertes Weltmodell und das Konzept des organischen Wachstums Dies wurde 1974 als zweiter Bericht an den Club of Rome veroffentlicht Menschheit am Wendepunkt 1978 war er an der Grundung der Deutschen Gesellschaft Club of Rome DGCoR beteiligt deren Vorsitz er bis zu seinem Tod innehatte 1975 grundete er zusammen mit sechs weiteren Wissenschaftlern das Institut fur angewandte Systemforschung und Prognose ISP in Hannover welches nach seinem Tod in Pestel Institut fur Systemforschung umbenannt wurde Anlass war ein Auftrag der Bundesregierung zur Erarbeitung eines computergestutzten Modells fur die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland Das Deutschland Modell Er war Vorstand des Haus Rissen Hamburg Institut fur Internationale Politik und Wirtschaft Im November 2016 wurde Kritik an Pestels Verhalten in der Zeit des Nationalsozialismus laut die sich im Wesentlichen auf einen Brief bezog den er als Stipendiat 1938 geschrieben hatte und dem ein zu dieser Zeit in den USA kursierendes antisemitisches Flugblatt beilag 3 Die Leibniz Universitat Hannover teilte nach eingehender Prufung mit dass sich Pestel wahrend der NS Zeit in einer aus heutiger Sicht inakzeptablen Weise verhalten hat 7 Offentliche Amter BearbeitenVon 1977 bis 1981 war Eduard Pestel Minister fur Wissenschaft und Kunst des Landes Niedersachsen zunachst parteilos 1978 trat er auf Bitte des Ministerprasidenten Ernst Albrecht in die CDU ein 2 In dieser Zeit arbeitete er an der 1982 erfolgten Neugrundung der von Albert Einstein 1924 gegrundeten und in der NS Zeit verbotenen Deutschen Technion Gesellschaft die die Zusammenarbeit von judischen und deutschen Wissenschaftlern fordert Eduard Pestel war bis zu seinem Tod Prasident dieser Gesellschaft Wurdigungen und Ehrungen BearbeitenDer von ihm gestiftete Lehrstuhl fur Mechanik in der Fakultat fur Maschinenbau der Technischen Universitat Haifa Technion wurde nach ihm benannt Nach seinem Tod wurde das von ihm 1975 gegrundete Institut fur angewandte Systemforschung und Prognose ISP zu Ehren seiner Person in Eduard Pestel Institut fur Systemforschung umbenannt 1982 wurde Pestel die Max Born Medaille fur Verantwortung in der Wissenschaft verliehen 1984 erhielt er den Fraunhofer Preis der Fraunhofer Gesellschaft Posthum wurde er in Chicago als einer der Thinker of the Twentieth Century geehrt 8 Pestel war seit 1981 auswartiges Mitglied der National Academy of Engineering 9 Der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft gehorte er seit 1959 als ordentliches Mitglied an Eduard Pestel war Ehrendoktor des Rensselaer Polytechnic Institute in Troy US Staat New York In Osnabruck gibt es eine nach ihm benannte Eduard Pestel Strasse Privates BearbeitenEduard Pestel war in erster Ehe verheiratet mit der US Amerikanerin Jaqueline Evans mit der er vier gemeinsame Kinder hatte Robert Pestel 1941 2002 Susanne Rickert 1943 und Wendy Lehmann 1946 wurden in Kōbe Japan geboren Michael Pestel 1950 wurde in Hildesheim geboren Eine zweite Ehe ging er mit der analytischen Psychotherapeutin und Autorin Anneliese Ude Pestel ein Sein Grabmal befindet sich auf dem Herrenhauser Friedhof in Hannover 10 Schriften Auswahl Bearbeiten mit Eckart Kollmann Grundlagen der Regelungstechnik Vieweg Verlag Braunschweig 1968 3 Aufl Vieweg amp Teubner Wiesbaden 1979 ISBN 978 3 322 96097 9 als Mitautor Die Grenzen des Wachstums Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1972 ISBN 3 421 02633 5 mit Mihailo D Mesarovic Menschheit am Wendepunkt 2 Bericht an d Club of Rome zur Weltlage Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1974 ISBN 3 421 02670 X mit Dennis Gabor Umberto Colombo u a Das Ende der Verschwendung Zur materiellen Lage der Menschheit Ein Tatsachenbericht an den Club of Rome Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1976 ISBN 3 421 02690 4 Das Deutschland Modell Herausforderungen auf dem Weg ins 21 Jahrhundert Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1978 ISBN 3 596 23431 X Unsere Chance heisst Vernunft Lernen fur die Welt von morgen Westermann Braunschweig 1980 ISBN 3 14 508800 9 mit Jens Wittenburg Festigkeitslehre Ein Lehr und Arbeitsbuch Bibliographisches Institut Mannheim 1981 3 Aufl Springer Berlin 2011 ISBN 978 3 642 62653 1 mit Mihailo D Mesarovic und Aurelio Peccei Der Weg ins 21 Jahrhundert Genf 1983 Jenseits der Grenzen des Wachstums Bericht an den Club of Rome Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1988 ISBN 3 421 06393 1 Rainer E Kirsten Red Eine Chance fur die Menschheit Perspektiven fur die Welt von morgen Edition Pestel Band 1 Adlibri Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 89927 027 3 gesammelte Schriften und Vortrage von Eduard Pestel Literatur BearbeitenMichael Jung Eine neue Zeit Ein neuer Geist Eine Untersuchung uber die NS Belastung der nach 1945 an der Technischen Hochschule Hannover tatigen Professoren unter besonderer Berucksichtigung der Rektoren und Senatsmitglieder Hrsg v Prasidium der Gottfried Wilhelm Leibniz Universitat Hannover Michael Imhof Verlag Petersberg 2020 ISBN 978 3 7319 1082 4 vollstandig als PDF Dokument S 132 ff Anneliese Ude Pestel Hrsg Lehrer Mahner Menschenfreund Erinnerungen an Eduard Pestel Edition Pestel Band 2 Adlibri Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 89927 032 7 in Auszugen online Deutsche Biographische Enzyklopadie Band 7 S 611 Universitat Hannover Festschrift zum 150jahrigen Bestehen der Universitat Hannover Band 2 Catalogus professorum 1831 1981 Kohlhammer Stuttgart 1981 ISBN 3 17 007321 4 S 229 Laudatio von Lothar Hubl In Uni Magazin hrsg von der Universitat Hannover Jahrgang 15 1988 Heft 1 S 53ff Nachruf von F Seidel in Uni intern Jg 15 1988 Heft 5 S 16 Klaus Mlynek Pestel Eduard Christian Kurt In Dirk Bottcher Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hugo Thielen Hannoversches Biographisches Lexikon Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2002 ISBN 3 87706 706 9 S 282f Klaus Mlynek Pestel Eduard Christian Kurt In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 499 Wilhelm Fussl Pestel Eduard Christian Kurt In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 216 f Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten https www munzinger de search portrait Eduard Pestel 0 13914 html a b c Klaus Mlynek Pestel Eduard Christian Kurt In Hannoversches Biographisches Lexikon S 282 a b Michael Jung Verdrangte Vergangenheit Nachkriegsrektoren der Technischen Hochschule Hannover in der NS Zeit In Landeshauptstadt Hannover Stadtarchiv Hrsg Hannoversche Geschichtsblatter Neue Folge 70 Wehrhahn Verlag Hannover 2016 ISBN 978 3 86525 570 9 S 187 190 uni hannover de PDF Lehrer Mahner Menschenfreund Erinnerungen an Eduard Pestel Herausgeberin Anneliese Ude Pestel adlibri Verlag 2011 Bibliographischer Nachweis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Karl Eugen Kurrer The History of the Theory of Structures Searching for Equilibrium Berlin Ernst amp Sohn 2018 S 842f ISBN 978 3 433 03229 9 Gemeinsame Erklarung der Gottfried Wilhelm Leibniz Universitat Hannover und der Deutschen Technion Gesellschaft e V zu Eduard Pestel 19 November 2016 Memento aus dem Internet Archive vom 12 Dezember 2016 Eduard Pestel Eine Chance fur die Menschheit Perspektiven fur die Welt von morgen Hrsg Rainer E Kirsten Erstausgabe Auflage KlettMedia Hamburg 2011 ISBN 978 3 89927 027 3 S 328 Members Directory Dr Eduard C Pestel National Academy of Engineering abgerufen am 8 Juni 2017 englisch Gitta Kirchhefer Ein Spaziergang uber den Herrenhauser Friedhof Selbstverlag Hannover 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eduard Pestel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Eduard Pestel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biographie von Eduard Pestel Pestel InstitutMinister fur Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen Joist Grolle Werner Remmers Eduard Pestel Johann Tonjes Cassens Helga Schuchardt Thomas Oppermann Lutz Stratmann Johanna Wanka Gabriele Heinen Kljajic Bjorn Thumler Falko MohrsDirektoren Rektoren und Prasidenten der Gottfried Wilhelm Leibniz Universitat Hannover Direktoren Karl Karmarsch 1831 1875 Wilhelm Launhardt 1875 1880 Rektoren Wilhelm Launhardt 1880 1886 Karl Dolezalek 1886 1892 Wilhelm Kohlrausch 1892 1895 Albert Frank 1895 1898 Heinrich Kohler 1898 1901 Ludwig Kiepert 1901 1904 Georg Barkhausen 1904 1907 Hermann Ost 1907 1910 Franz Frese 1910 1911 Karl Mohrmann 1911 1913 Robert Otzen 1913 1915 Carl Heim 1915 1917 Ludwig Troske 1917 1919 Conrad Muller 1919 1923 Ernst Vetterlein 1923 1925 Fritz Oesterlen 1925 1927 Friedrich Quincke 1927 1929 Otto Blum 1929 1931 Ludwig Klein 1931 1933 Otto Franzius 1933 1934 Horst von Sanden 1934 1937 Hanns Simons 1937 1939 Alexander Matting 1940 1943 Helmut Pfannmuller 1943 1945 Conrad Muller 1945 1947 Otto Flachsbart 1947 1950 Walter Grossmann 1950 1951 Hermann Deckert 1951 1952 Walter Hensen 1952 1954 Hans Schonfeld 1954 1956 Johannes Schlums 1956 1957 Walter Theilacker 1957 1958 Wilhelm Nicolaisen 1958 1959 Egon Martyrer 1959 1960 Wilhelm Wortmann 1960 1961 Hans Oskar Wilde 1961 1963 Albert Vierling 1963 1964 Walter Renard 1964 1966 Theodor Kaluza 1966 1968 Alf Pfluger 1968 1969 Eduard Pestel 1969 1970 Hermann Bohrs 1970 1971 Jurgen Wehrmann 1971 1972 Lothar Hubl 1973 1974 Gerhart Laage 1974 1975 Hinrich Seidel 1975 1977 Otwin Massing 1977 1978 Klaus Schafer 1978 1979 Prasidenten Hinrich Seidel 1979 1997 Ludwig Schatzl 1997 2005 Erich Barke 2005 2014 Volker Epping seit 2015 Normdaten Person GND 123151376 lobid OGND AKS LCCN n79138710 NDL 00452584 VIAF 56614778 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pestel EduardALTERNATIVNAMEN Pestel Eduard Christian Kurt vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Ingenieur und Okonom Professor fur Mechanik und Regelungstechnik sowie Politiker CDU GEBURTSDATUM 29 Mai 1914GEBURTSORT HildesheimSTERBEDATUM 19 September 1988STERBEORT Hannover Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Pestel amp oldid 232728510