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Die Dorfkirche Straupitz ist eine evangelische Kirche im Dorf Straupitz am Nordrand des Spreewalds Sie wurde nach Planen des preussischen Architekten Karl Friedrich Schinkel erbaut Daher wird sie auch als Schinkelkirche bezeichnet Mit ihrer ungewohnlichen Grosse ihrer auf Fernwirkung angelegten weithin sichtbaren Doppelturmfassade und mit ihrer vollstandig erhaltenen ursprunglichen Ausstattung stellt sie ein hochrangiges Baudenkmal von uberregionaler Bedeutung dar Dorfkirche Straupitz 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgangerbauten 1 2 Planung und Bau 1 3 Renovierungen 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Orgel 4 Geistliche 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenVorgangerbauten Bearbeiten Der alteste heute noch bekannte Vorgangerbau vermutlich ein Holzgebaude wurde 1624 bei einem Brand zerstort Von 1572 bis 1574 war der sorbische Schriftsteller und Theologe Albin Moller Pfarrer an der Straupitzer Kirche In den Jahren von 1655 bis 1658 erfolgte ein durch General Christoph von Houwald veranlasster Fachwerk Neubau mit aufgesetztem Kirchturm Bedingt durch die Teilung der Kirchengemeinde nach wendischer und deutscher Volkszugehorigkeit hatte diese Kirche zwei Haupteingange und zwei Eingangshallen Die deutsche Halle und auch die herrschaftliche Loge befanden sich im Osten Im Westgiebel befand sich die wendische Halle Eine solche Trennung ist heute noch in der Wendisch Deutschen Doppelkirche in Vetschau Spreewald gegeben Die Kirche verfugte uber drei Bronzeglocken aus den Jahren 1621 1685 und 1690 Ende des 18 Jahrhunderts wurde das Gebaude baufallig so dass der Turm entfernt werden musste Auch erwies sich die Kirche fur die gestiegene Zahl der Menschen im auch die Nachbarorte Butzen Byhlegure Byhlen Laasow Mochow Muhlendorf und Neu Byhleguhre umfassenden Kirchspiel als zu klein Planung und Bau Bearbeiten nbsp Entwurfe Schinkels nbsp Mittleres Eingangsportal nbsp Kirchenhauptschiff August 2008 Im Jahr 1826 beschloss der Patron der Herrschaft Straupitz Carl Heinrich Ferdinand Freiherr von Houwald einen Kirchenneubau 1 Das neue Gebaude sollte 1700 Menschen Platz geben einfach und wurdevoll ausgefuhrt werden und viele Jahrhunderte uberdauern Vermutlich durch eine Vermittlung des Dichters Ernst von Houwald der zum Freundeskreis Schinkels gehorte konnte der beruhmte Architekt Karl Friedrich Schinkel fur die Planung gewonnen werden Im November 1826 ubersandte er aus Berlin seinen Entwurf und empfahl fur die Bauausfuhrung A Brix Im April 1828 wurde das alte Gebaude abgerissen am 2 Mai erfolgte die Grundsteinlegung fur den Neubau Eine Verwendung der Grundmauern des Vorgangergebaudes erfolgte nicht Die alte Kirche war nach Osten ausgerichtet der Neubau in nordostlicher Richtung Die Bauleitung ubernahm ebenfalls auf Empfehlung Schinkels Baukondukteur Reichhard nbsp Zeichnung der Kirche um 1832Fur den Bau der Kirche waren 24 000 Taler veranschlagt Obwohl dies bereits eine deutliche Uberschreitung des fur Dorfkirchen ublichen Budgets darstellte erwies sich die Summe als zu knapp Nach einer preussischen Staatsorder durften Dorfkirchen nicht mehr als 8 000 Taler kosten Schinkel argumentierte gegen die vorgetragenen Einsparungsforderungen dass Kirchenbauten fur mehr als 1 000 Platze Kosten in Hohe von zumindest 20 000 bis 24 000 Taler umfassen mussten soweit sie nicht Schuppen oder Scheunen ahnlich werden sollten Aufgrund der knappen Mittel kam es zu einer schlichten Bauausfuhrung wobei jedoch die kunstlerischen Anspruche Schinkels gewahrt blieben Letztendlich kostete der Bau 30 000 Taler 2 000 Taler stammten hierbei aus einem Zuschuss Friedrich Wilhelm III 1830 wurde der schwer erkrankte Reichhard von der Bauleitung entbunden Nachfolger wurde Robeinsky der vor allem eine schlichte Innenausstattung in den Grundfarben weiss und grau umsetzte Die Ehefrau des Freiherrn von Houwald stiftete die Verkleidung von Altar Taufe Kanzel und auch der Logen Das Richtfest wurde im Fruhjahr 1831 gefeiert Im August des Jahres erhielten die beiden Turme ihre eisernen Kreuze Die Einweihung erfolgte mit einem Festgottesdienst am 5 August 1832 2 Renovierungen Bearbeiten Zum 75 Jahrestag der Kirche im Jahr 1907 erfolgte eine Restaurierung des Altarraums sowie eine neue farbliche Gestaltung durch den Kirchenmaler Robert Sandfort aus Berlin Charlottenburg Sandfort brachte am Hauptgesims Spruchbander an und nutzte statt weiss und grau auch rot und grun 1932 wurden an der Fassade und den Turmen Ausbesserungsarbeiten durchgefuhrt Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebaude am Dach und im Chor Schaden Die Decke sturzte 1955 teilweise ein woraufhin die Kriegsschaden zunachst notdurftig ausgebessert wurden 1 Im darauffolgenden Jahrzehnt wurden die Beschadigungen an der Raumdecke und dem Dach beseitigt 1963 restaurierte A Geisler aus Freital Sachsen die Bemalung der Altarapsis Zugleich wurde der Innenraum farblich neu gestaltet Soweit bekannt richtete man sich nach den historischen Ausfuhrungen Fur die Decke kam jedoch da die historische Gestaltung nicht ermittelt werden konnte pompejanisches Rot zur Anwendung Der zunehmend schlechtere Zustand des Gebaudes machte in den 1990er Jahren nach dem Ende der DDR eine generelle Instandsetzung erforderlich Auch die farbliche Gestaltung des Innenraums lehnte sich wieder an die historischen Vorbilder an Fur das Kirchenschiff kamen grun rot und weiss zur Anwendung Der Chorraum wird von goldocker weiss grun und blau dominiert Nach Abschluss der Umbauarbeiten fand am 3 Oktober 1993 ein erneuter Einweihungsgottesdienst statt 3 Architektur Bearbeiten nbsp Sudansicht 2021 Die Kirche bildet zusammen mit dem in der Nahe befindlichen Herrenhaus ein Bauensemble Die Gebaude und eine ursprunglich sudwestlich der Kirche befindliche Parkanlage symbolisierten das Zentrum der Herrschaft Straupitz Die Ausrichtung der Kirche ist durch die Zwecke des Gebaudekomplexes bedingt und weicht von der Ausrichtung der Vorgangerbauten ab Der Grundriss der Kirche ist ein langes Rechteck Der Aufriss folgt dem Typ der Wandpfeilerkirche in deren rundbogige Arkaden an den Seiten zweigeschossig Emporen eingefugt sind Das Dach ist als flach geneigtes Satteldach gestaltet An der sudwestlichen Seite befinden sich uber der Giebelfassade zwei mehrgeschossige Turme Auf dieser Seite befindet sich auch der Eingang zur Kirche Eine uber die gesamte Breite der Kirche verlaufende Freitreppe fuhrt dort auf drei Rundbogenportale zu Uber dem mittleren Durchgang ist als Inschrift der Schriftzug LOBET DEN HERRN IN SEINEM HEILIGTHUM LOBET IHN IN DER VESTE SEINER MACHT ALLES WAS ODEM HAT LOBE DEN HERRN HALLELUIA PSALM 150 V 1 UND 6 Um den Bau herum ziehen sich als horizontales Gegengewicht zu den vertikalen Elementen zwei Kampfergesimse und ein Kranzgesims Die Fassade einschliesslich der Turmabschlusse ist orthogonal gestaltet Um dieses System an der Eingangsseite nicht durch die Dachschragen zu storen wurde das eigentlich zwischen den Turmen befindliche Giebeldreieck durch eine oben horizontal abschliessende Attika verdeckt Die Kirche ein fruhes Beispiel fur den Rundbogenstil gehort zu den bedeutenderen Bauideen Schinkels Etwa zur gleichen Zeit realisierte er die in neugotischen Formen errichtete Friedrichswerdersche Kirche in Berlin Beide Bauten sind durch eine Doppelturmfassade ausgezeichnet was hier fur eine Dorfkirche allerdings ungewohnlich ist Ausstattung BearbeitenIn der halbrunden Apsis hangen funf Bilder der Maler Johann Karl Ulrich Bahr und Friedrich Matthai die in den 1830er und 1840er Jahren entstanden Orgel Bearbeiten Die Orgel auf der Westempore wurde 1832 von Friedrich Leopold Morgenstern erbaut Sie wurde 1853 54 durch Ludwig Hartig erweitert und umgebaut sowie 1892 von der Firma Sauer erneut umgebaut Zwischen 1991 und 1993 erfolgte eine Restaurierung durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler Sieversdorf 4 Das mechanische Instrument hat 25 Register I Manual C d31 Bordun 16 2 Principal 8 3 Gambe 8 4 Hohlflote 8 5 Gedackt 8 6 Octave 4 7 Doppelflote 4 8 Quinte 2 2 3 9 Superoctave 2 10 Cornett III ab c1 11 Mixtur IV12 Trompete 8 Tremulant II Manual C d313 Flauto amabile 8 14 Salicet 8 15 Waldflote 8 16 Principal 4 17 Spitzflote 4 18 Octave 2 Pedal C c119 Principalbass 16 20 Subbass 16 21 Octavbass 8 22 Violonbass 8 23 Nachthorn 4 24 Posaune 16 Koppeln II I I PGeistliche BearbeitenGustav Hofmeier 1826 1893 Pastor von 1857 bis 1863 nach einem Streit um die Einfuhrung der Gemeindeordnung 1863 wegen Verweigerung des Gehorsams entlassen 5 Literatur BearbeitenHans Joachim Beeskow Fuhrer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises Lubben Lubben 1998 ISBN 3 929600 14 5 Seite 211ff Verena Friedrich Die Dorfkirche zu Straupitz Kunstverlag Peda Passau 1994 ISBN 3 930102 27 7Einzelnachweise Bearbeiten a b Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 1082f Historie Ev Kirchengemeinde Straupitz abgerufen am 3 Januar 2023 Dorfkirche Straupitz Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg abgerufen am 3 Januar 2023 Straupitz Spreewald Schinkelkirche Christian Scheffler Orgelwerkstatt Allgemeines Kirchenblatt fur das evangelische Deutschland Nr 9 11Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Straupitz Album mit Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09140283 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Homepage der Kirchengemeinde Straupitz51 91105 14 12055 Koordinaten 51 54 39 8 N 14 7 14 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Straupitz amp oldid 232882996