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Die evangelische Dorfkirche Grossthiemig ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude 1 in der Gemeinde Grossthiemig im sudbrandenburgischen Landkreis Elbe Elster Als in der Region einzigartig gelten ihre aus dem 16 Jahrhundert stammenden Brustungsmalereien der Nord und Westemporen Dorfkirche Grossthiemig Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baubeschreibung und geschichte 1 2 Parochie Grossthiemig 2 Ausstattung Auswahl 3 Orgel 4 Glocken 5 Grabmaler 6 Literatur Auswahl 7 Weblinks 8 Anmerkungen und EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBaubeschreibung und geschichte Bearbeiten Die Entstehung der Kirche in der 1364 urkundlich erstmals als Tymenk erwahnten Schradengemeinde Grossthiemig wird in die Zeit zwischen 1386 und 1415 datiert 1 2 Das Kirchenpatronat hatte jahrhundertelang die Herrschaft Grosskmehlen inne Bei der Grossthiemiger Dorfkirche handelt es sich um einen spatgotischen 3 im Kern gestreckten Saalbau aus Bruchstein mit polygonalem Ostschluss Laut einer Inschrift im Inneren der Kirche erhielt diese ihr sudliches Seitenschiff vermutlich bei Umbau und Erweiterungsarbeiten im Jahre 1545 3 Westlich schliesst sich ein quadratischer ins oktogonale ubergehender 57 Meter hoher Turm mit Doppelhaube und Laterne an In das 17 Jahrhundert wird die Errichtung des oktogonalen Turmobergeschosses datiert Eine Inschrift im Glockenstuhl enthalt die Jahreszahl 1629 1 2 Im Norden befindet sich eine 1792 entstandene Vorhalle vor dem sudlichen Chorportal ein 1730 entstandener Anbau 1 2 4 Im Jahre 1829 erfolgte der Einbau der heutigen Putzdecken Ausserdem erhielt das Glockengeschoss seine heutigen spitzbogigen Schalloffnungen Die beiden ursprunglich vorhandenen Quergiebel der Kirche wurden abgetragen 2 1934 erfolgte eine umfangreiche Restauration der Kirche unter Leitung des Kirchenmalers Fritz Leweke aus Halle 2 5 Fast 50 Jahre spater kam es dann in den Jahren 1982 und 1983 zu einer weiteren Restauration des Innen und Aussenbereichs 1 Die Emporenmalereien der Kirche erfuhren 1993 94 eine Restauration 2 1998 erfolgte die Anschaffung einer neuen Taufglocke 3 Durch den Orkan Kyrill im Januar 2007 verursachte Schaden am Dach und Kirchturm machten im selben Jahr Reparaturarbeiten notwendig 6 Parochie Grossthiemig Bearbeiten nbsp Ehemaliges Pfarrhaus GrossthiemigNeben Grossthiemig gehorte auch die wenige Kilometer sudlich gelegene Gemeinde Brossnitz bereits 1539 zur Parochie Grossthiemig 7 Infolge der Bestimmungen des Wiener Kongresses 1815 gelangte Grossthiemig vom Konigreich Sachsen an den Regierungsbezirk Merseburg der preussischen Provinz Sachsen Die Parochie Grossthiemig war von da an der Superintendentur Elsterwerda unterstellt Das nun sachsische Brossnitz verblieb allerdings bei Grossthiemig Zwischenzeitlich gehorten ausserdem die Gemeinde Schraden und Blochwitz zu Grossthiemig 8 9 4 Seit 1905 besitzt Brossnitz eine eigene kleine Kapelle Ausserdem wurde hier in jenem Jahr ein kommunaler Friedhof errichtet 7 In der Gegenwart gehort Grossthiemig zum dem Kirchenkreis Bad Liebenwerda zugehorigen Kirchspiel Hirschfeld dem neben Hirschfeld und Grossthiemig auch Groden angehort 10 11 Ausstattung Auswahl Bearbeiten nbsp Die Grossthiemiger Kirche im Jahre 1916 Das Innere der Kirche prasentiert sich heute in einem im Wesentlichen unveranderten Zustand Die hier ursprunglich vorhandenen Holzdecken wurden 1829 durch Putzdecken ersetzt 2 Die reiche Ausstattung der Kirche stammt uberwiegend aus dem 17 Jahrhundert 2 Im Hauptfeld des aus der Mitte des 17 Jahrhunderts stammenden holzernen Altaraufsatzes befindet sich ein Bild das Christus am Olberg zeigt In der Predella ist das Abendmahl zu sehen in den Wangen Reliefmedaillons die auf der linken Seite die Geburt Christi und auf der rechten Seite dessen Kreuzigung darstellen 2 Im Norden Suden und Westen der Kirche sind Emporen zu finden Ihre reiche vom Dresdner Kunstler Johann Heidenreich stammende Bemalung 3 die Ende des 16 Jahrhunderts der ehemalige Gastwirt und erste evangelische Pfarrer Grossthiemigs Andreas Schuricht vom Erlos seiner Schenke anbringen liess 5 wird haufig auch als Bilderbibel bezeichnet Sie gilt in der Region als einzigartig 12 Wahrend die Brustung der Nordempore mit Bildern der Passion bemalt ist sind in der Brustung der Sudempore wiederum Bilder der Genesis zu finden Funf dieser Bilder wurden 1887 vom Ortrander Kunstler W Lucas erneuert 2 13 Auf der Brustung der Westempore auch als Kinder oder auch Orgelempore bezeichnet 3 befinden sich Malereien die gegen Ende des 18 Jahrhunderts entstanden Die Malereien zeigen 11 musizierende Engel Darunter sind die Stifternamen dieser Bilder zu sehen 2 13 Die Kanzel der Kirche entstand ebenfalls in der Mitte des 17 Jahrhunderts Der holzerne mit Schnitzereien versehene polygonale Korb wird von einem geschnitzten Engel getragen Des Weiteren besitzt sie einen kronenartigen mit Putten und Schmerzensmann verzierten Schalldeckel 2 Die in der Kirche vorhandene Sandsteintaufe aus dem 16 Jahrhundert besitzt eine sechseckige Kuppa 2 Aus vorreformatorischer Zeit stammen zwei noch vorhandene Beichtstuhle 3 Orgel BearbeitenEine erste Orgel bekam die Grossthiemiger Kirche im Jahre 1690 Der Dresdner Orgelbaumeister Johann Christian Grabner schuf das 358 Taler kostende Instrument Es besass 13 klingende Stimmen auf einem Manual und Pedal 1719 wurde eine 103 Taler kostende Reparatur fallig und gegen Ende des 18 Jahrhunderts war die Orgel wohl in einem Zustand der standig neue Reparaturen notwendig machte Obwohl es schon zu jener Zeit Uberlegungen gab die Orgel zu ersetzen hatte sie fortlaufend notdurftig repariert noch uber 100 Jahre Bestand Anfang des 20 Jahrhunderts konnten durch die Einrichtung eines Orgelbaufonds die notwendigen Mittel fur eine neue Orgel zusammengebracht werden 14 In der Kirche befindet sich heute eine 1908 vom Bautzener Orgelbaumeister Hermann Eule 1846 1929 geschaffene Orgel Auf Grund eines 1926 bei Turmbauarbeiten entstandenen Wasserschadens musste das Instrument 1929 restauriert werden Die damaligen Reparaturkosten beliefen sich auf 700 Reichsmark 5 13 Die Grossthiemiger Orgel verfugt uber eine pneumatische Taschenlade zwei Manuale und siebzehn Register 13 Die Disposition lautet wie folgt 13 3 I Manual C f31 Bordun 16 2 Principal 8 3 Hohlflote 8 4 Gamb 8 5 Dolce 8 6 Oktave 4 7 Fugara 4 8 Oktave 2 9 Mixtur III II Manual C f310 Geigenprinzipal 8 11 Gedeckt 8 12 Aeoline 8 13 Vox coelestis 8 14 Gemshorn 4 Pedalwerk C d115 Subbass 16 16 Gedecktbass 16 17 Principalbass 8 Koppeln Normalkoppeln II I I P II P Suboktavkoppeln II I Superoktavkoppeln II ISpielhilfen Glockenzug Feste KombinationenGlocken Bearbeiten nbsp GlockengeschossIm Glockengeschoss befinden sich drei Glocken die im April 1920 als Ersatz fur die ursprunglich vorhandenen drei alten Bronzeglocken beim Bochumer Verein fur Bergbau und Gussstahlfabrikation beschafft wurden Zwei der alten Glocken mussten 1917 im Ersten Weltkrieg zu Kriegszwecken abgegeben werden Die Dritte wurde im Zuge der Neubeschaffung an den Bochumer Verein verkauft Gegossen wurden die Glocken inschriftlich im Jahre 1919 Die aus Spenden und dem Verkauf der alten Glocken aufgebrachten Kosten fur die neuen in einem 1935 in der heimatkundlichen Schriftenreihe Die Schwarze Elster 15 erschienenen Aufsatz als gewohnlich bezeichneten Glocken beliefen sich dabei auf 10829 RM Die grosse Glocke hat ein Gewicht von 1120 5 kg die Mittelglocke wiegt 728 kg und die kleine Glocke 405 25 kg 3 5 Neben der auf allen drei befindlichen Inschrift Gegossen vom Bochumer Verein Bochum 1919 befinden sich auf den Glocken folgende Inschriften 5 Grosse Glocke Heilig heilig heilig ist der Herr Zebaoth Mittag Glocke mittlere Glocke Oh Land Land Land hore des Herrn Wort Fruh Glocke kleine Glocke Verleih uns Frieden gnadiglichDes Weiteren erhielt die Kirche 1998 eine neue Taufglocke die in der Glockengiesserei Lauchhammer geschaffen wurde 3 Die vier ursprunglich vorhandenen alten Glocken der Kirche gaben die Tone Es G B und F an Wie die neuen Glocken besassen auch diese die Namen Grosse Glocke Mittag Glocke Fruh Glocke und Taufglockchen Die Grosse Glocke stammte aus dem Jahre 1483 und war etwa 24 Zentner schwer die etwa 12 Zentner schwere Mittag Glocke wurde 1512 gegossen 5 14 1799 sprang die Fruh Glocke weshalb sie in Dresden umgegossen werden musste Die beiden grossen Glocken sprangen dann in den Jahren 1826 und 1829 Beide mussten deshalb 1830 vom Glockengiesser Hadank in Hoyerswerda umgegossen werden 1879 sprang die Mittelglocke abermals weshalb sie in der Dresdner Glockengiesserei Grosse erneut umgegossen werden musste 5 14 Grabmaler BearbeitenGefallenendenkmal auf dem ehemaligen Friedhof nbsp nbsp nbsp Im Inneren der Kirche befindet sich nahe der Kanzelturtreppe eine vier Ellen tiefe Gruft in der einst Verwandte der Grosskmehlener Patronatsherrschaft beigesetzt wurden So wurde hier 1711 die 18 jahrige Adlige Anna Elisabeth von Borck einzige Schwester einer Frau Generalin von Brause beigesetzt 1715 folgte die Beisetzung der Friederika Elisabeth von Borck und 1717 wurde ein Fraulein Johanna von Luttichau aus Kmehlen in der Gruft beerdigt 14 Die Grossthiemiger Kirche ist vom ehemaligen Ortsfriedhof umgeben Die letzte Beerdigung fand hier 1904 statt 14 Auf dem Gelande ist nordostlich der Kirche ein Gefallenendenkmal zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Dorfbewohner zu finden Auf dem aus Granitsteinen errichteten Denkmal das sich hier mit seitlich angebrachten Namenstafeln auf einem dreistufigen Sockel befindet ist eine Skulptur zu sehen das eine trauernde Frau mit einem in ihre Arme gefallenen Soldaten darstellt 16 Literatur Auswahl BearbeitenDie Kirche zu Grossthiemig In Die Schwarze Elster Nr 69 1908 Heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt Naumann Von der Kirche zu Grossthiemig In Die Schwarze Elster Nr 504 1935 Heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg 2 Auflage 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 438 Luise Grundmann Dietrich Hanspach Verf Der Schraden Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Elsterwerda Lauchhammer Hirschfeld und Ortrand Hrsg Institut fur Landerkunde Leipzig und der Sachsischen Akad der Wissenschaften zu Leipzig Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2005 ISBN 3 412 10900 2 Kulturamt des Landkreises Elbe Elster Kreismuseum Bad Liebenwerda Sparkasse Elbe Elster Hrsg Orgellandschaft Elbe Elster Herzberg Elster 2005 S 28 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Grossthiemig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09135322 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Internetauftritt der Evangelischen Kirchengemeinde Hirschfeld Die Grossthiemiger Kirche auf der OrtshomepageAnmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum abgerufen am 3 November 2023 a b c d e f g h i j k l m Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg 2 Auflage 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 438 439 a b c d e f g h i Die Grossthiemiger Kirche auf der Homepage des Amtes Schradenland abgerufen am 30 September 2016 a b Luise Grundmann Dietrich Hanspach Verf Der Schraden Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Elsterwerda Lauchhammer Hirschfeld und Ortrand Hrsg Institut fur Landerkunde Leipzig und der Sachsischen Akad der Wissenschaften zu Leipzig Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2005 ISBN 3 412 10900 2 S 207 a b c d e f g Naumann Von der Kirche zu Grossthiemig In Die Schwarze Elster Nr 504 1935 Heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt Felix Gaber Grossthiemig Wo der Pfarrer fruher Wirt war in Lausitzer Rundschau 23 Dezember 2008 a b Luise Grundmann Dietrich Hanspach Verf Der Schraden Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Elsterwerda Lauchhammer Hirschfeld und Ortrand Hrsg Institut fur Landerkunde Leipzig und der Sachsischen Akad der Wissenschaften zu Leipzig Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2005 ISBN 3 412 10900 2 S 214 Blochwitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen abgerufen am 16 November 2016 Brossnitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen abgerufen am 16 November 2016 Stand 2016 Internetauftritt des Kirchenkreises Bad Liebenwerda abgerufen am 16 November 2016 Einzigartige Bilderbibel in Grossthiemiger Kirche in Lausitzer Rundschau 18 Oktober 2003 a b c d e Kulturamt des Landkreises Elbe Elster Kreismuseum Bad Liebenwerda Sparkasse Elbe Elster Hrsg Orgellandschaft Elbe Elster Herzberg Elster 2005 S 28 29 a b c d e Die Kirche zu Grossthiemig In Die Schwarze Elster Nr 69 1908 Heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt Beilage des Liebenwerdaer Kreisblattes Onlineprojekt Gefallenendenkmaler abgerufen am 16 November 201651 381944 13 675 Koordinaten 51 22 55 N 13 40 30 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Grossthiemig amp oldid 238768154