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Die Deutschordensbanner der Schlacht bei Tannenberg 1410 sind jene Fahnen des Deutschen Ordens die den polnisch litauischen Siegern nach der Schlacht bei Tannenberg in Polen als Schlacht bei Grunwald bezeichnet in die Hande fielen und als Zeichen des Triumphes in der Krakauer Wawelkathedrale sowie im Wilnaer Dom aufgehangt wurden Die Spur der letzten noch existierenden Originalfahnen verliert sich um 1800 Allerdings wurden wahrend der Zweiten und Dritten Polnischen Republik eine Reihe von Nachbildungen angefertigt die heute zum Teil in Krakau und im Museum auf dem Gelande des einstigen Schlachtfeldes ausgestellt sind Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur und Quellen 3 Weblinks 4 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenNach ihrem am 15 Juli 1410 errungenen Sieg uber den Deutschen Orden liessen der polnische Konig Wladyslaw II Jagiello reg 1386 1434 und der litauische Grossfurst Vytautas reg 1392 1430 die erbeuteten Banner der militarischen Kontingente ihres Gegners einsammeln Der grossere Teil von ihnen wurde nach Krakau der Rest nach Wilna gebracht und dort in den jeweiligen Domkirchen zur Erinnerung an den errungenen Sieg sowie als Zeichen des Triumphes aufgehangt Uber den weiteren Verbleib der nach Wilna gebrachten Ordensbanner ist nichts bekannt die Fahnen die in der Krakauer Domkirche am 25 November 1411 am Grab des heiligen Stanislaw 1079 des Schutzpatrons Polens feierlich aufgehangt wurden befanden sich fortan in der Obhut des Domkapitels Um 1422 waren es noch 39 Fahnen zu denen spater noch funf livlandische aus der 1431 ausgetragenen Schlacht bei Nakel nahe dem heutigen Naklo nad Notecia hinzukamen 1 1448 wurden insgesamt 46 Ordensfahnen auf Veranlassung des Krakauer Domkapitels und des Bischofs Zbigniew Olesnicki 1389 1455 durch den Krakauer Maler Stanislaw Durink auf Pergamentblattern farbig dargestellt Der Krakauer Domherr bischofliche Sekretar und spatere Geschichtsschreiber Jan Dlugosz 1415 1480 liess die anfangs losen Blatter zu einem Kodex binden und mit kurzen Erlauterungen zu den einzelnen Fahnen versehen Auf diese Weise entstand das als Banderia Prutenorum bekannte prachtige Bildinventar der Ordensfahnen das nach 1455 noch um zehn weitere Fahnendarstellungen erweitert wurde 51 der insgesamt 56 auf diese Weise dargestellten Banner sollen aus der Schlacht bei Tannenberg stammen 1 Die Banderia Prutenorum welche die Fahnen Banner und Gonfanons des Hochmeisters und der Ordensgebietiger der einzelnen Komtureien sowie der Stadte und Bistumer in Preussen einschliesslich Kulmer Land und Pommerellen zeigen existieren heute noch und stellen eine erstrangige Quelle fur die Erforschung der Ordensgeschichte dar Die Originale der Ordensfahnen werden jedoch seit 1603 nicht mehr erwahnt 2 Die meisten von ihnen durften in der Folgezeit wohl aufgrund ihres Alters und der damit verbundenen Materialermudung verloren gegangen sein Im Zuge der Ende des 18 Jahrhunderts erfolgten Teilungen Polens wurden die bis dahin immer noch verbliebenen restlichen Banner durch die osterreichische Teilungsmacht der die Stadt Krakau zugefallen war nach Wien verbracht und sind seither verschollen 1 Als 1936 in Polen der Beschluss gefasst wurde den Senatorensaal des Krakauer Wawel als Saal der polnischen Infanterie einzurichten wurden anhand der Abbildungen der Banderia Prutenorum Nachbildungen der Fahnen von 1410 hergestellt 18 dieser Nachbildungen fielen nach der Niederlage Polens 1939 den deutschen Besatzern in die Hande Hans Frank 1900 1946 der Generalgouverneur jener polnischen Gebiete die nicht direkt ins Reich inkorporiert worden waren schmuckte damit das Dienstzimmer seiner Residenz auf dem Wawel Auf ihn der diese Fahnen wohl fur Originale gehalten haben durfte ging vermutlich auch die Idee zuruck sie in einem feierlichen Akt in die Marienburg den einstigen Hauptsitz des Deutschen Ordens heimzuholen Adolf Hitler hatte der Abhaltung eines solchen Festakts bereits zugestimmt als der Danziger Historiker Erich Keyser 1893 1963 darauf hinwies dass es sich bei den Ordensbannern nicht um die Originale handle Zwei Monate vor der geplanten Ruckholung kam dieser Hinweis reichlich ungelegen Man entschloss sich in Krakau daher der Sache auf den Grund zu gehen zog zur Klarung des wahren Sachverhalts sogar polnische Gelehrte hinzu und musste feststellen dass Keysers Angaben den Tatsachen entsprachen 3 Trotzdem fand am 19 Mai 1940 die Uberfuhrung der Ordensbanner samt feierlichem Festakt in der Marienburg statt Aus diesem Anlass gab es auch einen Sonderstempel des Postamtes Marienburg der einen Ritter mit Nasalhelm vor einem Rundschild zeigte und die Umschrift Einholung der Fahnen des Deutschen Ritterordens 19 5 40 Marienburg Westpr trug 4 Nicht beachtet hatte man dass der Helm des dargestellten Ritters von einem Typ war den die Ordensritter wohl kaum verwendet haben durften und dass der Deutsche Orden im Mittelalter nie die Bezeichnung Ritterorden gefuhrt hatte Dennoch taten solche Fehler dem Pathos der gehaltenen Reden keinen Abbruch Albert Forster 1902 1952 der Gauleiter des Reichsgaues Danzig Westpreussen in dem die Marienburg lag reihte in seiner Ansprache die Niederlage von 1410 und den Sieg von 1939 in einen gemass dem NS Weltbild in der Geschichte des Ostens seit Jahrhunderten wahrenden Kampf zwischen dem Deutschtum und dem Polentum ein wobei er betonte dass dieser nun aber seinen endgultigen Abschluss gefunden habe 5 Zur Tatsache dass man eigentlich nur Fahnennachbildungen heimgeholt hatte bemerkte Forster dass diese ja gar nicht im Mittelpunkt des ganzen Festakts stunden Ausserdem so der Gauleiter seien diese Nachbildungen zumindest fur die Polen genausoviel wert als ob es Originalfahnen waren Und darauf kommt es letzten Endes an 5 Da die in die Marienburg gebrachten Nachbildungen der Ordensbanner im Zuge der weiteren Kriegshandlungen verloren gegangen waren wurden nach 1945 in Polen anhand der Abbildungen von 1448 erneut Nachbildungen angefertigt zum Beispiel im Jahr 1962 das Banner des Hochmeisters So wie die Ordensgeschichte bereits in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts zu aktuellen politischen Zwecken wenn auch mit unterschiedlicher Zielsetzung in Polen und im Deutschen Reich instrumentalisiert worden war so war es auch im 1945 entstandenen neuen Polen nicht moglich dieses Kapitel der deutsch polnischen Vergangenheit ruhen zu lassen Die Niederlage Hitlerdeutschlands wurde nun als ein zweites Grunwald gefeiert womit auch die Westverschiebung Polens einen weit in die Vergangenheit zuruckreichenden Sinn zu haben schien Die Ordensfahnen fungierten dabei quasi als Verbindungsglied zwischen der Gegenwart und der imaginierten Vergangenheit Dabei konnten sich die Exponenten dieser Art von Geschichtsbetrachtung auch auf Jan Dlugosz berufen der berichtet dass schon nach der Uberfuhrung der Ordensbanner in die Krakauer Kathedrale angeordnet worden sei diese bei Bedarf spater zu erneuern 6 Literatur und Quellen Bearbeiten800 Jahre Deutscher Orden Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg in Zusammenarbeit mit der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens hrsg vom Germanischen Nationalmuseum und der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens von Gerhard Bott und Udo Arnold Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH Gutersloh Munchen 1990 ISBN 3 570 07434 X Weblinks BearbeitenDie Banner des Deutschen Ordens bei Tannenberg Banner der ordensfremden KombattantenEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b c 800 Jahre Deutscher Orden S 125 Die Angabe bei Alain Demurger Die Ritter des Herrn Geschichte der geistlichen Ritterorden C H Beck Munchen 2003 S 284 dass die Banner seitdem verschollen sind ist nicht richtig 800 Jahre Deutscher Orden S 491 800 Jahre Deutscher Orden S 492 wo auch ein Einschreibebrief mit dem Sonderstempel abgebildet ist a b Zitiert nach 800 Jahre Deutscher Orden S 491 800 Jahre Deutscher Orden S 491f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschordensbanner der Schlacht bei Tannenberg amp oldid 232379305