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Der Derfflinger Hugel ist ein mehrphasig genutzter vor und fruhgeschichtlicher Grabhugel bei Kalbsrieth im Kyffhauserkreis Thuringen 1901 erfolgte eine archaologische Grabung unter Leitung des Archaologen Armin Moller 1865 1938 die 1912 publiziert wurde Der Hugel enthielt zahlreiche Bestattungen die bis ins Neolithikum zuruckreichen Die alteste Bestattung lasst sich mangels Grabbeigaben nicht genau datieren die restlichen neolithischen Bestattungen lassen sich der Baalberger Kultur 4200 3100 v Chr der Kugelamphoren Kultur 3100 2700 v Chr und der Schnurkeramischen Kultur 2800 2200 v Chr zuordnen Weitere Bestattungen stammen aus der fruhbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur 2300 1550 v Chr der spateisenzeitlichen Latenezeit 450 v Chr 0 der Merowingerzeit 5 Jahrhundert 751 sowie allgemein aus fruhchristlicher Zeit Eine Bestattung liess sich zeitlich gar nicht einordnen Die Funde aus dem Hugel befinden sich heute im Museum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens in Weimar Derfflinger HugelDerfflinger Hugel Thuringen Koordinaten 51 19 46 3 N 11 21 16 5 O 51 32952 11 35457 Koordinaten 51 19 46 3 N 11 21 16 5 OOrt Kalbsrieth Thuringen DeutschlandEntstehung Jungsteinzeit Fruhe Bronzezeit Erweiterung Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Forschungsgeschichte 4 Beschreibung 4 1 Der Hugel 4 2 Die alteste neolithische Bestattung 4 3 Dolmen und Steinkiste der Baalberger Kultur und der Kugelamphoren Kultur 4 4 Die schnurkeramischen Bestattungen 4 5 Die Bestattung der Aunjetitzer Kultur 4 6 Die Bestattungen der Latenezeit 4 7 Das Schachtgrab der Merowingerzeit 4 8 Fruhchristliche Bestattungen 4 9 Zeitlich nicht bestimmbare Bestattung 5 Der Hugel in regionalen Sagen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Foto des Hugels nach der Ausgrabung Blick von der UnstrutDer Hugel befindet sich 1 7 km sudostlich von Kalbsrieth in Richtung Schonewerda am linken Ufer der Unstrut Er liegt weithin sichtbar auf der hochsten Erhebung der Umgegend 1 800 m nordlich befindet sich mit dem Huthugel ein weiterer Grabhugel Dieser wurde erst von Angehorigen der Schnurkeramischen Kultur errichtet und wies neben entsprechenden Funden dieser Zeit nur noch Reste einer moglichen fruhbronzezeitlichen Nachbestattung auf 2 Weitere schnurkeramische Bestattungen wurden an mindestens funf Stellen in der naheren Umgebung entdeckt Auf dem Flurstuck In der Loh 3 km ostsudostlich von Kalbsrieth sudostlich am Weg nach Schonewerda 2 5 km sudostlich des Orts in der Kiesgrube Klasing am Rabenhuttenhugel in einer weiteren Kiesgrube zwischen Kalbsrieth und Schonewerda und in einer ostlich am Weg nach Artern gelegenen Kiesgrube 3 Von mehreren Stellen auf dem Gemeindegebiet stammen zudem noch Einzelfunde 4 Name BearbeitenDie Namensherkunft des Hugels ist unklar Moller nahm eine Verbindung zu dem brandenburgischen Generalfeldmarschall Georg von Derfflinger an der im Juni 1675 im Krieg gegen Schweden seine Truppen durch Thuringen fuhrte Ob er dabei allerdings auch durch Kalbsrieth kam konnte Moller nicht feststellen 5 Forschungsgeschichte BearbeitenDer Hugel weckte bereits im 19 Jahrhundert das Interesse mehrerer Amateurforscher An der Westseite wurde eine Probegrabung festgestellt von der aber unklar ist wann und durch wen sie durchgefuhrt wurde Der Rechnungshauptmann Reinhard aus Buttstadt grub ohne Erfolg an der Nordseite des Hugels Ebenfalls an der Nordseite gruben Oscar Fortsch aus Halle Saale und der Kalbsriether Burgermeister Freysold Dabei fanden sie eine schwarze polierte Urne die ins Landesmuseum fur Vorgeschichte in Halle verbracht wurde wo sie Moller spater aber nicht mehr auffinden konnte Zwischen Juli und Oktober 1901 fuhrte schliesslich Armin Moller Kustos des Stadtmuseums Weimar sechs Wochen lang umfangreiche Grabungen am Hugel durch die er 1912 publizierte 6 Beschreibung BearbeitenDer Hugel Bearbeiten nbsp Grundriss und Querschnitt des HugelsDer anstehende Boden unter dem Hugel besteht aus Kalkstein unter dem eine Schicht aus Gips verlauft Der Hugel selbst wurde in mehreren Phasen immer wieder erweitert Ursprunglich durfte er wohl annahernd rund gewesen sein wurde aber spater nach Osten hin stark erweitert und erhielt dadurch eine ungefahr trapezformige Gestalt Die sudliche und westliche Seite des Hugels sind noch gut erhalten die Nordseite ist hingegen stark angepflugt ebenso die Ostseite Hierbei sollen immer wieder Skelettteile und Keramikscherben freigelegt worden sein Die ursprungliche Hohe des Hugels durfte 4 10 m betragen haben Der Durchmesser von Norden nach Suden betrug bei Mollers Untersuchung 17 20 m durfte ursprunglich aber bei wenigstens 28 m gelegen haben 7 Die alteste Phase des Hugels stellt eine naturliche Felskuppe mit einer einfachen Grabgrube dar die mit einer 0 6 m machtigen Erdschicht uberhauft war Diese war mit einer Schicht aus kleinen Platten und Brocken aus Sand und Kalkstein mit einer Dicke von 0 2 m in der Mitte bzw 0 1 m am Rand uberzogen Uber dieser Steinschicht war eine weitere Erdschicht aufgebracht die sich aber nur an einer recht kleinen Stelle deutlich von der spateren Aufschuttung unterscheiden liess Die Hohe der zweiten Erdschicht liess sich auf etwa 0 5 0 6 m bestimmen Den Durchmesser des primaren Hugels schatzte Moller auf mindestens 12 m In der fruhen Bronzezeit wurde der Hugel in einer abschliessenden Phase zu seiner heutigen Grosse erweitert 8 Die alteste neolithische Bestattung Bearbeiten nbsp Schnittzeichnung der naturlichen Hugelkuppe mit der altesten Bestattung a und der merowingerzeitlichen Bestattung m Das alteste Grab war in die Kuppe des naturlich anstehenden Hugels eingetieft Es handelte sich um eine einfache Erdgrube mit einer Breite von 0 6 m sowie einer Lange von 1 1 m an der Oberkante bzw 0 98 m an der Sohle Die Tiefe betrug nur zwischen 0 25 und 0 28 m Wande und Boden waren nur bearbeitet und nicht geglattet worden Die Grube war mit schwarzer Erde verfullt und enthielt ein in extremer Hockerlage liegendes Skelett Die Knochen waren sehr schlecht erhalten Grabbeigaben wurden nicht gefunden 9 Dolmen und Steinkiste der Baalberger Kultur und der Kugelamphoren Kultur Bearbeiten nbsp Umzeichnung der Steinplatten auf dem DolmenAm Fuss der Ostseite der primaren Hugelschuttung schloss sich ein auf dem anstehenden Boden errichteter Komplex aus zwei steinernen Grabkammern und zwei Steinpflastern an Bei der westlichen Kammer handelte es sich um einen kleinen ost westlich orientierten Urdolmen 10 Er bestand aus zwei Wandsteinen und einem Deckstein aus Rotsandstein Auf dem Deckstein lagen drei Platten aus Sandstein Der ganze Bau war wiederum von einem 0 9 m hohen Steinhaufen ummantelt der aus verschiedenen Feldsteinen sowie aus 35 40 Bruchstucken von Mahlsteinen errichtet worden war 11 Ob der Dolmen fur eine regulare Bestattung gedient hatte liess sich nicht sicher feststellen Bis auf zwei Zahne wurden keine menschlichen Uberreste gefunden 12 Als Beigaben enthielt der Dolmen zwei Keramikgefasse Das erste war eine vierhenklige unverzierte Amphore mit einer Hohe von 15 3 cm und einem maximalen Durchmesser von 12 cm Hierbei handelt es sich um eine typische Gefassform der Baalberger Kultur Das zweite Gefass war ein Henkelnapf mit einer Hohe von 8 7 cm und einem Mundungsdurchmesser von 16 2 cm 13 Beigaben aus dem Dolmen nbsp Amphore nbsp HenkelnapfZwischen der Steinschuttung uber dem Dolmen und der ostlich anschliessenden Steinkiste wurde ein Schalenstein gefunden Er bestand aus Braunkohlenquarzit und hatte eine Lange von 46 cm eine Breite von 41 cm und eine Dicke von 18 cm Seine Oberseite wies funf Schalchen auf 14 nbsp Grab der Kugelamphoren Kultur aus dem Derfflinger Hugel Museum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens WeimarDie Steinkiste war ebenfalls ost westlich orientiert Sie bestand aus einer Bodenplatte und vier Wandplatten Alle Platten bestanden aus Sandstein die Fugen der Wandplatten waren mit Gips verstrichen Ein Gipsrest an der Oberseite der westlichen Wandplatte sowie weitere Gipsstucke und Sandstein Bruchstucke in der Erde uber der Kiste deuten auf das ursprungliche Vorhandensein einer Deckplatte hin Die Kiste hatte eine innere Lange von 1 7 m und eine Breite von 0 94 m Die recht schmalen Wandplatten wurden durch aussen angelehnte kleinere Steinplatten stabilisiert 15 Durch eine weitere aufrechtstehende Platte wurde vor der ostlichen Schmalseite ein 0 6 m breiter nach Norden und Suden hin offener Vorraum gebildet Im Vorraum wurden Holzkohle Asche verbrannte Knochen sowie unbestimmbare Keramikscherben gefunden 16 Die Kiste enthielt zwei Bestattungen von denen nur eine gut erhalten war Es handelte sich um das vollstandige Skelett eines etwa 33 40 Jahre alten Mannes in linker Hockerstellung mit dem Kopf im Osten und dem Blick nach Suden Am Schadel wurde eine verheilte Hiebverletzung festgestellt 17 Bei der zweiten Bestattung handelte es sich um ein 1 5 2 5 Jahre altes Kind Hiervon waren nur noch einige sehr dunne Fragmente des Schadels erhalten 18 Das Grab enthielt zahlreiche Beigaben Vor der Stirn des erwachsenen Mannes lagen bzw standen vier Keramikgefasse eine verzierte und eine unverzierte Kugelamphore sowie zwei verzierte vierhenklige Topfe Bei den Fussen der Leiche wurde eine Schale gefunden 19 Zwischen den Unterschenkeln lag eine Doppelnadel aus Knochen und auf der Aussenseite des linken Schienbeins eine einfache Knochennadel Uber dem linken Knie lag ein Knochen Pfriem In der Erde uber dem Brustkorb wurde ein Feuerstein Beil entdeckt An Schmuckgegenstanden wurden drei Eberzahne gefunden davon mindestens zwei durchlocht Davon lagen zwei unterhalb des Pfriems uber dem Knie und der dritte auf dem linken Fuss Schliesslich waren dem Toten noch einige Nahrungsgaben mitgegeben worden Hiervon hatten sich der Unterkiefer ein Oberarm ein Oberschenkel zwei Fusse und zwei Zehenknochen eines Schweins sowie ein Unterschenkel eines Kranichs erhalten 20 Beigaben aus der Steinkiste nbsp Kugelamphore nbsp Topf nbsp Kugelamphore nbsp Topf nbsp Beil nbsp Schale nbsp Tierknochen Knochengerate und SchmuckNordlich und sudlich der Steinkiste befanden sich zwei ovale Steinpflasterungen Die sudliche war 0 7 m von der Steinkiste entfernt und lag 0 6 m uber dem anstehenden Boden Sie hatte von Ost nach West einen Durchmesser von 1 1 m und von Nord nach Sud von 1 m Die Steinsetzung bestand aus einem zentralen Stein von 60 cm Durchmesser der von neun kleineren unregelmassigen Platten umringt war Alle bestanden aus gelbem und rotem Sandstein Die Zwischenraume waren moglicherweise mit Lehm verfullt jedoch konnten die wenigen gefundenen Reste auch Bestandteil der Fullerde gewesen sein Verfarbungen auf dem mittleren Stein sowie Asche und Holzkohlereste belegen dass die Steinsetzung als Feuerstelle gedient hatte 21 Die zweite Steinsetzung befand sich 0 5 m nordlich der Steinkiste Sie war leicht muldenformig und mass von Nord nach Sud 1 55 m und von Ost nach West etwas mehr Diese Steinsetzung bestand nur aus kleineren Rotsandsteinplatten der nordliche Rand war durch senkrechte Platten eingefasst Die Fugen waren sorgfaltig mit sandhaltigem Lehm verfullt Auch hier ist durch Verfarbungen Asche und Holzkohle eine Verwendung als Feuerstelle belegt Weiterhin wurden hier unverbrannte Knochenstuckchen unter anderem vom Rind sowie einige nicht genauer bestimmbare Keramikscherben gefunden 22 Die schnurkeramischen Bestattungen Bearbeiten nbsp Die schnurkeramischen Bestattungen nbsp Schematische Darstellung der vertikalen Lagerung der BestattungenAm sudostlichen Rand des primaren Hugels wurden drei schnurkeramische Bestattungen entdeckt Die drei Toten waren in rechter Hockerstellung mit dem Kopf im Westen und Blick nach Suden niedergelegt worden und lagen in einer etwa nord sudlich verlaufenden Reihe jeweils 0 6 m voneinander entfernt Sie lagen nicht in der gleichen Tiefe sondern stufenformig versetzt wobei die Gruben fur den sudlichen und den mittleren Toten die Steinschicht des primaren Hugels durchschnitten sodass der sudliche Tote unterhalb und der mittlere innerhalb der Schicht zum Liegen kam Der nordliche Tote wurde hingegen oberhalb der Schicht beigesetzt 23 Die Skelette waren teilweise noch recht gut erhalten Eine Geschlechtsbestimmung fand nicht statt jedoch ist die Lage auf der rechten Seite mit dem Kopf im Westen in der Schnurkeramik typisch fur Mannerbestattungen Bei dem sudlichen Toten konnten mehrere krankhafte Auswuchse an den Fussknochen festgestellt werden ausserdem ein verheilter Bruch am rechten Schienbein Aufgrund der stark abgenutzten Zahne wurde auf ein relativ hohes Sterbealter geschlossen 24 Beim sudlichen Toten wurden keine Grabbeigaben vorgefunden Hinter dem Schadel des mittleren Toten lagen ein Schnurbecher und eine Axt Der Becher hat eine Hohe von 18 2 cm sein Durchmesser betragt am Boden 5 5 cm an der engsten Stelle des Halses 8 5 cm und an der Mundung 12 cm Er weist eine spiralformige Schnurverzierung auf die von der Mundung bis etwa 7 3 cm uber dem Boden verlauft Die Axt besteht aus grauschwarzem Serpentin und hat eine Lange von 11 4 cm eine Breite von 5 cm und eine Dicke von 4 8 cm Vor den Huften des nordlichen Toten lag ein Beil aus Feuerstein mit einer Lange von 8 2 cm einer Breite von 4 7 cm und einer Dicke von 1 7 cm 25 Beigaben der Schnurkeramischen Bestattungen nbsp Schnurbecher nbsp Axt nbsp BeilDie Bestattung der Aunjetitzer Kultur Bearbeiten In der Mitte der bronzezeitlichen Hugelschuttung etwa 1 3 m nordlich der Ost West Achse stiess Moller in einer Tiefe von 1 2 1 3 m auf einen Baumsarg Er war ost westlich orientiert und hatte eine erhaltene Lange von 3 9 m eine Breite von 0 65 m und eine Hohe zwischen 0 55 und 0 6 m die Wanddicke betrug 8 10 cm Die Sudseite des Sarges war durch eine spatere Bestattung beschadigt worden 26 Das Skelett war schlecht erhalten und wurde bei der Grabung zusatzlich beschadigt Der Tote war mit dem Kopf im Westen bestattet worden Vom Schadel war nichts erhalten vom Oberkorper nur eine Rippe und der Rest eines Schlusselbeins Das Becken wurde bei der Bergung beschadigt Lediglich die beiden Oberschenkel waren relativ gut erhalten die Unterschenkel wiederum kaum erkennbar 27 Der Sarg enthielt insgesamt funf Grabbeigaben Zwischen dem Kopf des Toten und dem Endstuck des Sarges wurde ein 3 9 cm grosser Angelhaken aus Bronze oder Kupfer entdeckt Fur die restlichen Gegenstande liegt keine exakte Lagebeschreibung vor Es handelt sich um eine facettierte Hammeraxt aus blaugrunem Kieselschiefer sowie um drei Keramikgefasse eine typische Aunjetitzer Tasse eine Schale mit Warzengriff sowie um eine Miniatur Urne von lediglich 4 2 cm Hohe und einem maximalen Durchmesser 4 6 cm Bei der Schale ist nicht sicher ob sie direkt im Sarg niedergelegt worden war denn sie wurde zwischen den Unterschenkeln des Toten gefunden wo sich der Boden des Sarges nicht erhalten hatte Moller konnte nicht ausschliessen dass sie von unterhalb des Baumsarges stammte konnte dort aber kein weiteres Grab feststellen 28 Beigaben der Aunjetitzer Bestattung nbsp Tasse nbsp Schale Miniatur Urne Angelhaken und facettierte AxtDie Bestattungen der Latenezeit Bearbeiten nbsp Rest einer UrneAn der Ostseite des erweiterten Hugels wurden vier latenezeitliche Bestattungen in Tiefen zwischen 0 6 und 1 m entdeckt Eine Bestattung befand sich am nordostlichen Rand des Hugels zwei weitere am ostlichen Rand etwas nordlich der Ost West Achse und die vierte im Nordosten am Grund des Hugels auf dem anstehenden Boden etwas ausserhalb der noch erhaltenen Hugelschuttung Es handelte sich in allen vier Fallen um Urnenbestattungen die aber samtlich durch die spateren christlichen Bestattungen beschadigt worden waren Eine Urne war mittig gespalten worden Die Urnen wurden wohl direkt in die Erde der Hugelschuttung eingebracht nur in einem Fall wurde eine mogliche Steinsetzung festgestellt was aber durch die spatere Storung nicht gesichert ist Keine der Urnen war vollstandig erhalten Die noch vorhandenen Leichenbrand Reste deuteten nach Moller in allen Fallen auf Erwachsenen Bestattungen hin Nur zwei Grabbeigaben konnten aufgefunden werden Es handelte sich um ein nicht genauer definierbares Eisenstuck vielleicht von einer Fibel sowie um einen schusselformigen Ohrring aus Bronze Durch den schlechten Erhaltungszustand der Urnen und die wenigen Beigaben war eine genauere Datierung der Begrabnisse nicht moglich 29 Das Schachtgrab der Merowingerzeit Bearbeiten Im nordwestlichen Teil des Hugels wurde von dessen Oberflache ein Schachtgrab bis zu einer Tiefe von 50 bis 60 cm unter dem anstehenden Boden angelegt Es hatte einen rechteckigen Grundriss und eine Lange von 2 55 m sowie eine Breite von 1 m Am Boden des Schachts stand ein stark vergangener Holzsarg mit der Bestattung eines frankischen Kriegers Das Begrabnis war mit Eichenbohlen abgedeckt und der Schacht anschliessend wieder mit Erde verfullt worden Der Tote war in gestreckter Ruckenlage mit dem Kopf im Westen beigesetzt worden Uber Skelettreste liegen keine Angaben vor 30 Zu den Beigaben des Toten gehorte ein Schwert Spatha von 89 6 cm Lange das neben seinem linken Bein niedergelegt worden war Auch die holzerne Scheide war in Resten erhalten Zur Bewaffnung gehorten weiterhin ein Messer eine eiserne Lanzenspitze sowie ein Schild von dem noch der Buckel und die Fessel erhalten waren Das Messer wurde nahe der rechten Schulter des Toten gefunden und wies am Griff noch Holzreste auf Die Lanzenspitze lag bei den Fussen des Toten und der Schild auf der rechten Korperseite Weitere Eisenfunde waren nicht mehr genau bestimmbar bei einem Stuck konnte es sich um eine Schnalle gehandelt haben bei zwei weiteren vielleicht um die Schneiden einer Schere Am Kopf des Toten wurde ein Knochenkamm gefunden der eine Lange von 20 cm hatte und aus funf Platten zusammengesetzt war An moglichen Schmuckgegenstanden wurde nur ein nicht genauer bestimmbares Stuck Bronze gefunden Ausserhalb des Sarges standen am Fussende zwei Keramikgefasse Es handelte sich um einen doppelkonischen Topf und eine Schussel 31 Beigaben der merowingerzeitlichen Bestattung nbsp Schussel Topf Schildbuckel Lanzenspitze Schildfessel Knochenkamm Messer Eisengegenstande Schwert nbsp Detailansicht der SchwertscheideFruhchristliche Bestattungen Bearbeiten Uber den gesamten Hugel verteilt wurden kurz unter der Oberflache insgesamt 91 fruhchristliche Reihengraber entdeckt Sie konzentrierten sich besonders in der Hugelmitte sowie in einer 5 m langen Reihe an der West und einer 7 m langen Reihe an der Ostseite Die Bestattungen wurden in unterschiedlichen Tiefen angetroffen Im Osten waren es nur 25 30 cm was aber auf Beackerung und Erosion des Hugels zuruckzufuhren ist In der Mitte des Hugels waren es 50 cm die ursprungliche Bestattungstiefe durfte bei 70 cm gelegen haben Fur alle Bestattungen wurden einfache Holzsarge verwendet die im Durchschnitt etwa 1 5 m voneinander entfernt eingebracht worden waren wobei nur an den Randern eine gewisse Ordnung eingehalten wurde wahrend in der Mitte bei neuen Bestattungen nicht mehr auf altere geachtet worden war Die Sarge waren bis auf wenige Ausnahmen ost westlich orientiert Ein Sarg wies an den Langseiten offenbar eine Einfassung aus zusatzlichen Brettern auf einige weitere Sarge waren teilweise mit Steinplatten eingefasst Die Sarge waren zwischen 1 2 m fur Kinderbestattungen und 1 9 m lang Ihre Breite betrug zwischen 0 45 und 0 55 m 32 Die Toten lagen in gestreckter Ruckenlage mit dem Kopf nach Westen Bei einer Frauenbestattung konnte kein Sarg festgestellt werden Die meisten Toten waren einzeln bestattet worden in drei Fallen war ein Kind mitbestattet worden und in einem Fall waren zwei Erwachsene in einem Sarg beigesetzt worden Die Toten gehorten allen Altersstufen an Bei einem Viertel handelte es sich um Jugendliche bei einer Person wurde aufgrund der bis auf die Wurzeln abgenutzten Zahne auf ein hohes Sterbealter geschlossen Bei fast allen noch erhaltenen Schadeln liess sich Dolichocephalie feststellen 33 Lediglich in vier Fallen wurden Grabbeigaben festgestellt Es handelte sich um zwei eiserne Messer den Rest einer viereckigen Schnalle sowie um ein undefinierbares Eisenstuck Eine genaue Datierung der Graber war anhand dieser sparlichen Funde nicht moglich 34 Zeitlich nicht bestimmbare Bestattung Bearbeiten nbsp Die zeitlich nicht bestimmbare BestattungAm Westhang des Hugel wurde in 0 5 m Tiefe eine unregelmassige Packung aus Sandsteinstucken und Kalksteinplatten entdeckt Etwa 30 cm tiefer wurde ein lockeres Bodenpflaster aus Sandstein mit weiten Lucken und Spuren von Brandeinwirkung festgestellt Unmittelbar westlich des Steinpflasters wurde der Unterteil des Skeletts eines Erwachsenen gefunden Erhalten waren noch die unteren Wirbel das Becken sowie die extrem gespreizten und rautenformig angewinkelten Beine Auf dem rechten Bein lagen die Reste eines Kinderskeletts in gestreckter Haltung Auch hier waren nur die Beine und das Becken erhalten An Beigaben wurden nur acht Keramikscherben gefunden die wohl zu drei Gefassen gehort hatten Sie waren nicht neolithisch liessen sich aber ansonsten zeitlich nicht genauer einordnen 35 Der Hugel in regionalen Sagen BearbeitenUm den Derfflinger Hugel ranken sich mehrere Sagen Man durfe nachts nicht daran vorubergehen da es dort nicht geheuer sei Am nahe gelegenen Weg soll eine Kutsche mit kopflosen Pferden vorbeifahren Zigeuner sollen hier ihre Toten beigesetzt haben Ausserdem soll in dem Hugel ein machtiger Konig in einem silbernen Sarg bestattet sein Insbesondere letztere Sage wurde von den Anwohnern offenbar sehr ernst genommen So wurde Moller von einem Gutsinspektor bedrangt er solle doch tiefer graben um den Sarg doch noch zu finden Eine ganz ahnliche Sage ist von dem knapp 50 km ostlich gelegenen Grabhugel von Rossen in Leuna in Sachsen Anhalt uberliefert Dort ist es ein Konigsohn in einem goldenen Sarg 36 Wohl ebenfalls um eine Sage handelt es sich bei der Behauptung Schafer wurden im Hugel besonders im Osthang ihre verendeten Schafe verscharren Moller konnte bei seiner Grabung keinerlei Tierskelette nachweisen Auch fur Freudenfeuer auf der Spitze des Hugels konnte er keine Belege erbringen Jedoch war die Hugelkuppe teilweise abgetragen worden womit entsprechende Ascheschichten moglicherweise nicht erhalten blieben 36 Literatur BearbeitenHans Jurgen Beier Die Kugelamphorenkultur im Mittelelbe Saale Gebiet und in der Altmark Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte in Halle 41 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1988 ISBN 3 326 00339 0 Nr 214 Hans Jurgen Beier Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thuringer Wald Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 1 ZDB ID 916540 X Beier amp Beran Wilkau Hasslau 1991 S 72 Ulrich Fischer Die Graber der Steinzeit im Saalegebiet Studien uber neolithische und fruhbronzezeitliche Grab und Bestattungsformen in Sachsen Thuringen Vorgeschichtliche Forschungen 15 ISSN 0176 6570 De Gruyter Berlin 1956 S 50 54 110 112 127 129 131 150 152 f 155 f 159 173 176 179 189 195 205 207 218 232 239 f 264 281 294 305 Michael Kohler Grabmale und Ahnenlandschaften Grabhugel und vorgeschichtliche Nekropolenareale in Thuringen Jenzig Langenweissbach 2023 ISBN 978 3 941791 24 4 Waldemar Matthias Kataloge zur Mitteldeutschen Schnurkeramik Band 4 Sudharz Unstrut Gebiet Ulrich Fischer dem fuhrenden Spezialisten auf dem Gebiete der Schnurkeramikforschung anlasslich seines 60 Geburtstages am 3 Juli 1975 in kollegialer Verbundenheit gewidmet Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte in Halle 28 ISSN 0072 940X Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974 S 150 152 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen Eine thuringische Nekropole aus dem Unstruttale von der Steinzeit bis zur Einfuhrung des Christentums benutzt Festschrift zur 43 allgemeinen Versammlung der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft 4 8 August 1912 in Weimar Heft 3 Fischer Jena 1912 Online Hugo Motefindt Altes und Neues uber die Kugelamphoren in den sachsisch thuringischen Landern In Zeitschrift fur Ethnologie Band 47 1915 S 45 52 Online Nils Niklasson Der stratigraphische Aufbau des Baalberger Hugels bei Bernburg des Pohlsberges bei Latdorf und des Derfflinger Hugels bei Kalbsrieth In Mannus Band 16 1924 S 46 54 Sven Ostritz Hrsg Kyffhauserkreis Archaologische Wanderfuhrer Thuringen 13 Beier amp Beran Langenweissbach 2012 ISBN 978 3 941171 58 9 S 124 125 Hans Priebe Die Westgruppe der Kugelamphoren Jahresschrift fur die Vorgeschichte der sachsisch thuringischen Lander Band 28 Gebauer Schwetschke Halle Saale 1938 Peter Sachenbacher Diethard Walter Jungsteinzeit Alteste Bauernkulturen In Sigrid Dusek Hrsg Ur und Fruhgeschichte Thuringens Ergebnisse archaologischer Forschung in Text und Bild Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1504 9 S 51 69 hier S 66 Andreas Sattler Die Graber der Aunjetitzer Kultur im Saalegebiet Zum Totenritual auf Grundlage der alteren Befunde Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie 267 Habelt Bonn 2015 ISBN 978 3 7749 3941 7 S 122 Manfred Woidich Die Westliche Kugelamphorenkultur Untersuchungen zu ihrer raum zeitlichen Differenzierung kulturellen und anthropologischen Identitat De Gruyter Berlin 2014 ISBN 978 3 11 030929 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Derfflinger Hugel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Megalithic Portal Derfflinger Hugel KLEKs Online Derfflinger Hugel bodendenkmale thueringen de Kalbsrieth Derfflinger HugelEinzelnachweise Bearbeiten Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 1 Waldemar Matthias Kataloge zur Mitteldeutschen Schnurkeramik Band 4 Sudharz Unstrut Gebiet 1974 S 148 150 Waldemar Matthias Kataloge zur Mitteldeutschen Schnurkeramik Band 4 Sudharz Unstrut Gebiet 1974 S 150 152 153 Waldemar Matthias Kataloge zur Mitteldeutschen Schnurkeramik Band 4 Sudharz Unstrut Gebiet 1974 S 153 154 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 2 Anm 1 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 4 6 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 2 3 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 13 14 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 11 14 Hans Jurgen Beier Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thuringer Wald 1991 S 72 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 38 39 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 39 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 39 42 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 40 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 18 21 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 21 22 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 23 26 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 29 30 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 30 36 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 26 29 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 36 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 36 37 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 14 17 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 17 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 17 18 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 44 46 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 45 Armin Moller Der Derfflinger Hugel bei Kalbsrieth Grossherzogtum Sachsen 1912 S 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