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Das Comite francais d echanges avec l Allemagne nouvelle dt das franzosische Komitee fur den Austausch mit dem neuen Deutschland wurde im Jahr 1948 als Privatinitiative des franzosischen Philosophen Emmanuel Mounier 1905 1950 mit dem Politikwissenschaftler und Soziologen Alfred Grosser 1925 in Kooperation mit weiteren franzosischen Intellektuellen wie dem Schriftsteller Jean Schlumberger 1877 1968 den Germanisten Edmond Vermeil 1878 1964 und Robert Minder 1902 1980 dem Germanisten und Widerstandskampfer Robert d Harcourt 1881 1965 von der Academie Francaise dem Widerstandskampfer Henri Frenay dem Journalisten und Widerstandskampfer Remy Roure 1885 1966 dem Schriftsteller Vercors 1902 1991 den Philosophen Jean Paul Sartre 1905 1980 und Maurice Merleau Ponty 1908 1961 dem Pastor und Schriftsteller Albert Finet sowie dem Jesuitenpater Widerstandskampfer und Militarseelsorger Jean du Rivau 1903 1970 gegrundet 1 Die Beteiligten hatten uberwiegend einen katholischen Hintergrund teils waren sie judischer Herkunft Inhaltsverzeichnis 1 Ziele und Ausrichtung 2 Organisation 2 1 Kuratorium 2 2 Prasidium 2 3 Geschaftsstelle 2 4 Satzung 2 5 Periodikum 3 Kooperationen 4 Retrospektive 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseZiele und Ausrichtung BearbeitenDas Komitee setzte sich fur eine europaische Integration sowie eine Versohnung und konstruktive Zusammenarbeit mit dem neuen Deutschland ein Gemeint war damit zunachst das Deutschland der Phase nach 1945 und nach deren Grundung 1949 dezidiert die Bundesrepublik die sich als Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs sah nicht aber die DDR 2 Das Comite francais d echanges avec l Allemagne nouvelle schuf insbesondere im Vorfeld der spateren politischen Aktivitaten beider Staaten eine Art Infrastruktur menschlicher Beziehungen wie Alfred Grosser es ruckblickend beschreibt 3 Das Programm des Komitees stellte dem alten Stereotyp des Erzfeindes l Allemagne eternelle gemeint das ewig gleichbleibende Deutschland das Bild eines neuen Deutschlands l Allemagne nouvelle gegenuber wie es sich ab der Grundung der Bundesrepublik am 23 Mai 1949 auf der Basis ihres Grundgesetzes manifestierte Gleichzeitig nahm es mit seiner wesentlichen Zielsetzung einer europaischen Foderation unter Einbeziehung Deutschlands die Ausrichtung der franzosischen Widerstandsbewegung wahrend des Zweiten Weltkrieges der Resistance in ihr Programm auf Das Komitee veroffentlichte zwischen 1949 und 1967 ein eigenes Periodikum das Bulletin d information Allemagne Deutschland 4 Zahlreiche Vertreter des neuen demokratischen Deutschlands wurden vom Komitee zu Vortragen an die Pariser Universitat Sorbonne geladen so der Schriftsteller Alfred Andersch 1914 1980 der Journalist Verleger und Publizist Rudolf Augstein 1923 2002 der Schriftsteller Heinrich Boll 1917 1985 der Theologe Otto Dibelius 1880 1967 der Publizist Walter Dirks 1901 1991 der Politikwissenschaftler Theodor Eschenburg 1904 1999 der Theologe und Politiker Eugen Gerstenmaier 1906 1986 der Historiker Hans Herzfeld 1892 1982 der Romanist Philologe und Wissenschaftspolitiker Gerhard Hess 1907 1983 der erste Bundesprasident Theodor Heuss 1884 1963 der Politiker Kurt Georg Kiesinger 1904 1988 der Politikwissenschaftler und Soziologe Eugen Kogon 1903 1987 der Soziologe Eugen Lemberg 1903 1976 der Politiker Hans Lukaschek 1885 1960 der Sozialwissenschaftler Theo Pirker 1922 1995 der Publizist und Politiker Josef Rommerskirchen 1916 2010 der Gewerkschafter Ludwig Rosenberg 1903 1977 der Soziologe Helmut Schelsky 1912 1984 der Politiker und Staatsrechtler Carlo Schmid 1896 1979 der Journalist Theo Sommer 1930 2022 oder der Politiker und Verfassungsrichter Erwin Stein 1903 1992 Die mediale Bilanz fiel seinerzeit positiv aus Die Verdienste des Komitees und seines Mitteilungsblattes Allemagne dessen hundertste Nummer die letzte war fur die Entgiftung und Verbesserung der deutsch franzosischen Beziehungen mussen hervorgehoben werden Eine der wichtigsten Forderungen des Comite d echanges und seines Blattes bestand in einer moglichst sachlichen Unterrichtung uber beide Lander Das Komitee vertrat in allen Wechselfallen auch in strittigen historischen Fragen immer einen wachsamen ausgewogenen Standpunkt der sich gegen jeden Fanatismus auf beiden Seiten wandte Wegbereitend war das Comite d echanges in seinem Bestreben den Austausch und die Kulturpolitik uber den herkommlichen Rahmen auszuweiten auf alle Gebiete des gesellschaftlichen Lebens von der Jugend bis zu den Gewerkschaften von der Wirtschaft bis zu den Kirchen Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ 31 Januar 1968 5 Organisation Bearbeiten nbsp Turklopfer am Haus 21 rue Beranger Paris Sinnbild fur die Arbeit des Komitees Kontakte knupfen und Wege ebnenKuratorium Bearbeiten Das Kuratorium Comite directeur des Komitees setzte sich aus Albert Finet Henri Frenay Alfred Grosser Robert d Harcourt Maurice Merleau Ponty Robert Minder Emmanuel Mounier Jean du Rivau Remy Roure Jean Paul Sartre Jean Schlumberger Vercors und Edmond Vermeil zusammen Die Zugehorigkeit zu diesem Kuratorium war geregelt es durfte ihm niemand angehoren der wegen Kollaboration collaboration mit dem Feind Nazi Deutschland verurteilt worden war 6 Prasidium Bearbeiten Das funfkopfige Prasidium bildeten Mounier Remy Roure David Rousset Vercors und Vermeil 7 Keines der Prasidiumsmitglieder durfte fur das franzosische Aussenministerium das Kommissariat fur deutsche und osterreichische Angelegenheiten oder die militarische bzw zivile Verwaltung der franzosischen Besatzungszone in Deutschland arbeiten oder gearbeitet haben Die gleiche Regel galt fur den Generalsekretar und den Schatzmeister Damit sollten die Autonomie des Komitees und dessen Kritikfahigkeit gewahrleistet werden 8 Geschaftsstelle Bearbeiten Das ehemalige Organisationsburo des Comite francais d echanges avec l Allemagne nouvelle war unter der Adresse 21 rue Beranger im dritten Arrondissement von Paris angesiedelt 9 Das Gebaude existiert noch Ehrenamtlicher Generalsekretar Secretaire general war Alfred Grosser hauptamtliche Sekretarin seine Mutter Lily Grosser Beide ubten diese Amter von 1948 bis 1967 aus Schatzmeister tresorier war der Schriftsteller und Widerstandskampfer Jean Marie Domenach Satzung Bearbeiten Zielsetzung war es die Deutschen und die Franzosen uber die politische kulturelle und soziale Wirklichkeit des jeweils anderen Staates aufzuklaren Ausserdem wollte es diejenigen Deutschen unterstutzen die alte und neue Erscheinungsformen des Nationalsozialismus bekampften sowie solche Deutsche die dazu Bereitschaft zeigten am aktiven Aufbau einer internationalen Gemeinschaft mitzuwirken 10 Periodikum Bearbeiten Allemagne Bulletin d information du Comite francais d echanges avec l Allemagne nouvelle Die 1 Ausgabe erschien im April 1949 mit einer Auflage von 5 000 Exemplaren Die letzte Ausgabe Nr 100 erschien 1967 11 Kooperationen BearbeitenIm Jahr 1948 wurde auf deutsche Initiative das Deutsch Franzosische Institut in Ludwigsburg gegrundet das sich in der Folge zu einem bedeutenden Kooperationspartner des Comite francais d echanges avec l Allemagne nouvelle entwickelte An der Grundung dieses Instituts waren Theodor Heuss Carlo Schmid Fritz Schenk und Alfred Grosser beteiligt Das Institut wurde seinerzeit in der US amerikanischen Besatzungszone angesiedelt um eine von den franzosischen Besatzungsbehorden unabhangige Arbeit zu gewahrleisten Bei der offiziellen Eroffnung des DFI am 12 Februar 1949 hielt Vermeil als Vertreter des Komitees die Festansprache 12 Retrospektive BearbeitenDas Komitee gilt durch den Gedankenaustausch sowie die Knupfung eines sozialen Netzwerkes als Wegbereiter des im Jahr 1963 gegrundeten Deutsch Franzosischen Jugendwerks DFJW das auf der Basis des von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatsprasident Charles de Gaulle unterzeichneten Elysee Vertrags vom 22 Januar 1963 geschaffen wurde 13 Dem bis 1967 bestehenden Komitee schreibt Grosser eine Einflussnahme auf die franzosisch deutsche Politik der 1950 60er Jahre zu Literatur BearbeitenAlfred Grosser Mein Deutschland Hoffmann amp Campe Hamburg 1993 ISBN 3 455 08475 3 Alfred Grosser Une vie de Francais Flammarion Paris 1997 ISBN 2 08 067281 9 Martin Strickmann L Allemagne nouvelle contre l Allemagne eternelle Die franzosischen Intellektuellen und die deutsch franzosische Verstandigung 1944 1950 Peter Lang Bern 2004 ISBN 3 631 52195 2Weblinks BearbeitenAlfred Grosser und das Comite francais d echanges avec l Allemagne nouvelle Zur Exemplaritat eines Mittler Engagements in den deutsch franzosischen Beziehungen der fruhen Nachkriegszeit von Katja Marmetschke in Lendemains VolltextEinzelnachweise Bearbeiten Alfred Grosser France Allemagne la vertu agissante d une morale Memento vom 29 April 2014 im Internet Archive auf ceras projet org Freunde in Frankreich 3 Marz 1965 in Der Spiegel Rezension von M Strickmann L Allemagne nouvelle contre l Allemagne eternelle bei H Soz Kult Inga Fischer Die deutsch franzosischen Kulturbeziehungen von 1945 bis heute von Institut fur Auslandsbeziehungen PDF Datei 66 kB Alfred Grosser Mein Deutschland S 122 Alfred Grosser Mein Deutschland S 70 Grosser Mein Deutschland S 68 Alfred Grosser Mein Deutschland S 70 Die hochste Form der Hoffnung 25 Oktober 1968 In Die Zeit Alfred Grosser Mein Deutschland S 69 70 Alfred Grosser Mein Deutschland S 70 Hans Manfred Bock stillwirkende Kraft der politischen Bemuhungen Zur Grundung des Deutsch Franzosischen Instituts vor 50 Jahren In Dokumente Documents Nr 3 1998 S 193 200 hier S 200 dokumente documents info PDF 1 7 MB abgerufen am 21 Mai 2023 Staatliche Finanzierung und zivilgesellschaftliche Diversifizierung des Austausches Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Comite francais d echanges avec l Allemagne nouvelle amp oldid 233932000