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Das Collegium illustre in Tubingen war ab 1559 ein herzogliche Hofschule von 1594 bis 1596 eine Hohe Schule und von 1596 bis 1688 eine Ritterakademie fur junge Adelige Das Collegium illustre aus Illustrissimi Wirtembergici Ducalis Novii Colegii delineatio um 1607 Radierung von Ludwig Ditzinger nach einer Zeichnung von Johann Christoph Neyffer Blick auf das heutige Wilhelmsstift vormals Collegium illustre vom Turm der StiftskircheInnenhof des heutigen Wilhelmsstifts Fassade mit Ausnahme des Ostflugels noch aus der Zeit des CollegiumsInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Hofschule 1 3 Hohe Schule 1 4 Letzte Jahre 1 5 Prinzenherberge und Ende 1 6 Nachfolgende Nutzung der Anlage 2 Bekannte Dozenten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten An der Stelle im Ammertal an der sich heute das Wilhelmsstift erhebt befand sich das 1272 gegrundete Tubinger Franziskanerkloster in dem sich auch ein Generalstudium des Ordens befand Im 15 Jahrhundert erlangte dieses Generalstudium Bedeutung dank seiner gelehrten Lektoren Bald nach seiner Aufhebung im Jahre 1535 wahrend der Reformationszeit brannte es 1540 teilweise ab Hofschule Bearbeiten Im Jahre 1559 liess Herzog Christoph von Wurttemberg 1515 1568 in den verbliebenen Gebauden eine Hofschule einrichten die erste Ritterakademie im deutschen Sprachraum die junge Adlige auf den Staatsdienst vorbereiten sollte Seine wurttembergische Grosse Kirchenordnung von 1559 bestimmte das ehemalige Klostergebaude zum evangelischen Stift fur die Ausbildung von Staatsbeamten Die neue Einrichtung wurde wohl noch im selben Jahr eroffnet Es gab eigene von der Universitat unabhangige Vorlesungen aber auch Unterricht in Tanzen Reiten Fechten und Ballspielen Hohe Schule Bearbeiten nbsp Herzogswappen Wurttemberg und Widmungstext fur das Colegium illustre in Tubingen Gebaude im Strassenwinkel Collegiumgasse und Lange GasseHerzog Christoph ein tiefglaubiger Lutheraner plante den Ausbau der Schule zu einer Hochschule und liess in den Jahren 1588 1592 von dem wurttembergischen Landbaumeister Georg Beer die heute noch bestehende Vierflugelanlage im Stil der Spatrenaissance errichten An der Ecke von der Collegiumsgasse zur Langen Gasse befindet sich uber dem Portal des Gebaudes das Wappen des Herzogtums Wurttemberg von 1593 Das Wappenfeld der drei Hirschstangen steht fur Wurttemberg die diagonale Rauten bedeuten das Herzogtum Teck die Reichssturmfahne kennzeichnet die von Wurttemberg als Reichsbannertrager zwei Barben sind das Symbol des Grafen von Mompelgard Herzog Christoph verstarb 1568 Erst der Nachfolger seines Sohnes Ludwig 1554 1593 der aus dem franzosischsprachigen Mompelgard stammende Herzog Friedrich I 1557 1608 eroffnete das Collegium illustre am 25 April 1594 1 Die Aufnahme der ersten Kollegiaten erfolgte an diesem Tag Nach den Statuten vom 23 April 1594 konnten sowohl Adelige als auch Burgerliche eintreten 2 Diese Intention ist auch im Text neben dem Herzogswappen festgehalten DER DVRCHLEVCHTIGE FROM FVRST VND HERR DES NAM HAT EWIGS LOB VND EHR HERTZOG LVDWIG ZV WVRTEMBERG VON GRVND HAT BAWT DIS HAVS VND WERCK DRVMB HEIST ES ZV DES STIFFTERS RHVM HERTZOG LVDWIGSS COLLEGIVM HIE SOLLIN STVDIERN ZU IEDER ZEIT HERRN VOM ADEL VND ANDER LEUT HIE HER HALT ORDNVNG VND STUDIER NACH DEINEM STAND SOLL GSCHEHEN DIER SAG AVCH DANCK GOTT VND DISEM HERRN VMB SOLCHE GLEGENHEIT ZU LERN nbsp Horsaal nbsp Bibliothek nbsp Fechtausbildung nbsp Jeu de Paume im BallhausZwei Jahre spater am 23 April 1596 anderte Herzog Friedrich die Statuten womit nunmehr neben Landeskindern Adelsnachwuchs aus ganz Europa ab 1609 dann nur noch aus dem Heiligen Romischen Reich aber entgegen der ursprunglichen Intention keine burgerlichen Zoglinge mehr zugelassen wurden Damit wurde es eine Ritterakademie 3 Im Jahre 1601 wurde es vollstandig von der Universitat getrennt und bestand dann als rechtlich und administrativ eigenstandige exempte Korporation innerhalb der Stadt zur ausschliesslichen Erziehung adeligen Nachwuchses Anstatt eines gelehrten Direktors war der Leiter nun ein adeliger Oberhofmeister An dieser Akademie wurden dem damaligen adeligen Bildungsideal entsprechend neben Reiten Voltigieren Fechten und Tanzen und erganzend zum humanistischen Lehrprogramm der Universitat Geschichte Politik Jurisprudenz Romisches Recht Lehnsrecht Staatsrecht Naturwissenschaften und moderne Fremdsprachen sowie Militartechnik und Festungswesen unterrichtet Die Arkaden und der grosszugige Emporenhof wurden wie Stadien der Renaissance fur die verschiedensten Veranstaltungen genutzt Wahrend im Hof geubt wurde konnte man von den Geschossen aus zusehen Im Sudosten des Gebaudes befand sich das Ballhaus Hier fand das Jeu de Paume ein Ballspiel statt 4 Ein Netz spannte sich wie beim Tennis quer zur Raumtiefe wobei es an einer Seite auf eine in den Raum gebaute Galerie traf deren Pultdach Teil des Spielfeldes war In dieser Galerie und auch von den Fenstern verfolgten die Zuschauer das Geschehen Bis zu seiner durch den Dreissigjahrigen Krieg die Besetzung des Herzogtums Wurttemberg durch die Katholische Liga und das Restitutionsedikt des Kaisers Ferdinand II bedingten zeitweiligen Schliessung im Jahre 1629 5 war das Collegium illustre die bevorzugte Ausbildungsstatte des protestantischen Adels aus ganz Europa mit einer enormen Strahl und Anziehungskraft bis nach Skandinavien Polen Ungarn und in die habsburgischen Lande Wahrend der zeitweisen Re Katholisierung als die Jesuiten in der Stadt residierten 6 gab es sogar Bestrebungen das Collegium illustre in ein Jesuitenkolleg umzuwandeln aber dazu kam es nicht Letzte Jahre Bearbeiten Nachdem bereits im September 1648 Herzog Eberhard III seinen altesten Sohn den Erbprinzen Johann Friedrich nach Tubingen gesandt hatte und in der Folge auch einige weitere Sprosse hochadeliger Geschlechter dort aufgenommen worden waren wurde das Collegium illustre 1653 mit der Ernennung von Professoren offiziell wieder eroffnet An seine fruhere Blute konnte es jedoch nicht mehr anknupfen und an den Glanz anderer beruhmter Bildungsstatten kam es nicht heran Es gelang nicht ein tragfahiges Bildungskonzept zu entwickeln da es allzu direkt auf die unmittelbaren Bedurfnisse einer Ritterschule zugeschnitten war Erneute Kriegswirren waren der Entwicklung nicht zutraglich 1678 im letzten Jahr des Hollandischen Kriegs musste die Anstalt vorubergehend geschlossen werden Und schon 1688 nach dem Beginn des Pfalzischen Erbfolgekriegs und dem Einfall der Truppen des franzosischen Konigs Ludwig XIV wurde der Schulbetrieb endgultig eingestellt Der letzte Kollegiat wurde am 2 November 1688 exmatrikuliert Prinzenherberge und Ende Bearbeiten Danach diente es nur noch als Herberge fur in Tubingen studierende wurttembergische Prinzen und als Absteigequartier fur Fursten und Diplomaten Allerdings blieb sein privilegierter Status bis 1817 erhalten und es wurden weiterhin Professoren an das Collegium berufen die als Extraordinarien an der Universitat lehrten und die Universitat warb unverhohlen mit den am Collegium illustre besoldeten Sprachlehrern Die Fecht Tanz Ball und Reitmeister unterrichteten die Studenten und auch die mathematischen und physikalischen Sammlungen standen der Universitat zur Verfugung Der letzte Oberhofmeister wurde 1810 entlassen und 1817 wurde das Collegium Illustre endgultig aufgelost Nachfolgende Nutzung der Anlage Bearbeiten Die Gebaude wurden dann zur Unterbringung des neu errichteten Theologenkonvikts des damaligen Bistums Rottenburg genutzt das 1821 auf Wunsch der Studentenschaft in Wilhelmsstift umbenannt wurde Bekannte Dozenten BearbeitenHans Joachim von Grunthal 1576 1639 Oberhofmeister des Tubinger Collegium illustre Michael Beringer 1595 1598 Jurist und Philologe protestantischer Konfession Thomas Lansius 1577 1657 Jurist Bibliothekar Furstlicher Rat Magnus Hesenthaler 1621 1681 Politologe Historiker Johann Jakob Helfferich 1692 1750 Jurist Johann Kies 1713 1781 Astronom Christoph Friedrich von Pfleiderer 1736 1821 Mathematiker Johann Daniel Hoffmann 1740 1814 RechtswissenschaftlerLiteratur BearbeitenWolfram Hauer Lokale Schulentwicklung und stadtische Lebenswelt das Schulwesen in Tubingen von seinen Anfangen im Spatmittelalter bis 1806 Contubernium Tubinger Beitrage zur Universitats und Wissenschaftsgeschichte Nr 57 Franz Steiner Verlag Wiesbaden Stuttgart 2003 ISBN 3 515 07777 4 S 175 183 Inge Jens und Walter Jens Eine deutsche Universitat 500 Jahre Tubinger Gelehrtenrepublik 2 Aufl rororo Reinbek bei Hamburg 2004 ISBN 3 499 61690 4 darin S 211 216 Das Collegium illustre Blute und Verfall des Adels Kollegs Silke Schottle Manner von Welt Exerzitien und Sprachmeister am Collegium Illustre und an der Universitat Tubingen 1594 1819 Kohlhammer Verlag Stuttgart 2016 ISBN 978 3 17 031383 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Collegium illustre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Collegium Illustre auf TUpedia mit vielen historischen Ansichten http www ub archiv uni tuebingen de prov datei422 htm https www2 landesarchiv bw de ofs21 olf struktur php bestand 3257 amp klassi 002 amp anzeigeKlassi 002 018 http www leo bw de web guest detail Detail details DOKUMENT lmz bilddatenbank 02 LMZ025400 T C3 BCbingen Collegium IllustreEinzelnachweise Bearbeiten Inge Jens und Walter Jens Eine deutsche Universitat 500 Jahre Tubinger Gelehrtenrepublik 2 Aufl rororo Reinbek bei Hamburg 2004 S 213 Statuten des Collegium illustre aus dem Jahre 1594 Hauptstaatsarchiv Stuttgart Statuten des Collegium illustre aus dem Jahre 1596 Hauptstaatsarchiv Stuttgart in Deutschland gab es 65 dieser Saalbauten Kurfurst Maximilian I von Bayern liess die Bibliothek des Collegiums nach Munchen abtransportieren Sie zogen 1649 nach Rottenburg ab 48 521162865126 9 0551455805154 Koordinaten 48 31 16 2 N 9 3 18 5 O Vorganger und Nachfolger des Collegium illustre Franziskanerkloster Tubingen Collegium illustre Wilhelmsstift Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Collegium illustre amp oldid 238407393