Der Chankasee (auch Xingkai-See, Qinghai-See; russisch Озеро Ханка / Osero Chanka; chinesisch 興凱湖 / 兴凯湖, Pinyin Xīngkǎi Hú) ist einer der größten Seen in Asien und saisonal schiffbar.
Chankasee | |
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Landsat-Bild des Chankasees | |
Geographische Lage | Region Primorje (Russland), Heilongjiang (VR China) |
Zuflüsse | Ilistaja, Komissarowka, Melgunowka, Spassowka, Tura, Lefu (insgesamt werden 16 Zuflüsse gezählt) |
Abfluss | Sungatscha |
Orte am Ufer | Kamen-Rybolow |
Ufernaher Ort | Spassk-Dalni, Tschernigowka, Chorol |
Daten | |
Koordinaten | 45° N, 132° O |
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Höhe über Meeresspiegel | 680 m |
Fläche | 4190 // 4.401 |
Länge | 95 km |
Breite | 60 km |
Maximale Tiefe | 10,6 m |
Mittlere Tiefe | 4,5 m |
Besonderheiten | geringfügig Salzwasser führend |
Sandstrand am Chankasee |
Lage, Beschreibung und etwas Geschichte Bearbeiten
Das nördliche Drittel des Sees – rund 1500 km² – liegt in der Volksrepublik China auf dem Qinghai-Tibet-Plateau in der Mandschurei, und der südliche Teil liegt im östlichen Sibirien (Russland). Vier Gebirgsketten mit einer Höhe von 3000 bis 4000 Metern umgeben den See und bilden zugleich eine natürliche Abschirmung gegen Erosion. Die Entfernung des Sees zur Hauptstadt der chinesischen Provinz Qinghai beträgt ungefähr 80 Kilometer.
Der See, früher auch mit Chinka- oder Khinkasee, Kengkasee, Hanhaï oder Hanka transliteriert, liegt auf einer Höhe von 3.196 Meter über dem Meeresspiegel, hat eine Länge von etwa 95 Kilometern und ist mit einer Fläche von annähernd 4190 km² (davon 72 %, 3030 km² in Russland). Andere Quellen nennen eine Fläche von 4.340 km² bzw. 4.401 km².
Er ist etwa achtmal so groß wie der Bodensee. Größere Zuflüsse sind Ilistaja, Komissarowka, Melgunowka und Spassowka. Der Chankasee entwässert über den Grenzfluss Sungatscha, ein Nebenfluss des Ussuri, nach Osten. Im auf sibirischer Seite gelegenen Ufergebiet wurde viele Jahre lang der einzige in der damaligen Sowjetunion kultivierte Reis gepflanzt. Dieses Gebiet zählte in ganz Sibirien zu den fruchtbarsten Böden, wo neben Reis auch Getreide, Sojabohnen und Tomaten angebaut wurden.
Im Nordosten des Sees stoßen russische Naturschutzzonen mit dem Xingkai-Hu-Reservat auf chinesischer Seite zusammen. Auch hier gehört die Region zum wertvollen Ackerland der Region. Die Gebirgsregion um den Chankasee, die ja zugleich ein Grenzgebiet ist, war im Ersten Weltkrieg auch Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Russen („die Roten“) und Tschechen.
Flora und Fauna Bearbeiten
Pflanzenwelt Bearbeiten
Die Ufer des Sees sind meist schilfbedeckt und befinden sich in Verlandung. In der Uferregion gibt es Laubbäume und Nadelbäume wie Eichen, Fichten, Zirben. Botaniker haben rund 620 Pflanzenarten bestimmt.
Tierwelt Bearbeiten
Im See liegt 30 Kilometer entfernt vom Südufer die Vogelschutz-Insel Haixinshan. Sie ist 2,3 Kilometer lang in West-Ost-Richtung und 800 Meter breit in Nord-Süd-Richtung. Diese Insel besteht eigentlich aus zwei getrennten unterschiedlich großen Teilen – der Dandao- und der Haixipi-Insel. Auf den Inseln rasten häufig Zugvögel wie Streifenkopf-Gänse, Braunkopfmöwen, Großschwarzkopfmöwen oder Wildenten auf ihrem Weg in ihre Sommer- bzw. Winterquartiere, weswegen die Inseln auch Königreich der Vögel genannt werden. Etwa 330 Vogelarten wurden bereits bestimmt.
Am Ostufer der Haixipi-Insel ragt ein Steinblock in die Höhe, auf dem häufig Kormorane zu beobachten sind.
Rund um den See leben zahlreiche Tiere, unter anderem Füchse, Nagetiere und auch Rehe.
Gleichzeitig ist der gesamte Chankasee Brutgebiet des Mandschurenkranichs, einem der seltensten Kraniche weltweit, der auch als Nationalvogel Japans gilt. Auf russischer Seite wurden daher fünf voneinander isolierte und von landwirtschaftlich genutztem Land umgebene Naturschutzgebiete, das Chankasee-Reservat, eingerichtet. Zu dem Reservat gehören 800.000 Feuchtgebiete und offenes Wasser, eine Pufferzone trockenerer Marsche.
Im See gibt es insgesamt 75 Fischarten, beispielsweise Barschverwandte, Karpfenartige, Gelbe Drachenwelse oder Mongolische Rotfedern.
Nutzung Bearbeiten
Von chinesischer Seite wird der See zunehmend touristisch erschlossen.
Jährlich im Sommer findet das internationale Radrennen Tour of Qinghai Lake über circa 1344 Kilometer statt, an dem mehr als 100 Fahrer und 20 Teams teilnehmen. Das lockt natürlich, wie auch das folgend genannte Jadefest, fast ebenso viele Zuschauer an.
Auf den Feuchtwiesen am Ufer des Sees werden Schafe gehalten.
Wegen des reichen Fischbesatzes ist der Chankasee auch ein beliebtes Angelrevier.
Auf der russischen Seite, bei Kamen-Rybolow, bei Spassk und in kleineren Dörfern finden Touristen viele Aufenthalts- und Freizeitmöglichkeiten auch mit dem Verleih von Sportgeräten.
Sagen Bearbeiten
- Um den Qinghai-(Chanka-)See werden viele Legenden erzählt, die meist mit Frauen zu tun haben. – Eine verweist auf Xiwangmu (dt.: Königinmutter des Westens), die zu ihrem Geburtstag am 18. Juli (nach dem chinesischen Mondkalender) häufig Jade-Schmuck bekommen habe. Diesen habe sie bei einem Bankett dem See geopfert, weshalb das Wasser sich so verschiedenfarbig darbietet. Der See heißt deshalb nach der Legende auch Yaochi (dt.: Jadeteich).
Seit der Tang-Dynastie (618–907) opferten alle nachfolgenden Regierungen und in der Moderne auch die Massenorganisationen an diesem Tag dem Qinghai-See. Diese Opferzeremonie hat sich mittlerweile zu einem bedeutenden volkstümlichen Treffen entwickelt, zu welchem mehrere tausend Menschen aus der weiteren Umgebung kommen. Sie feiern gemeinsam mit Touristen aus dem In- und Ausland das Jade-Fest.
- Die Chinesen des Altertums glaubten, dass auf der Insel Haixinshan Drachenpferde gezüchtet worden seien. Hirten hätten während der Frostperiode die Stuten über das Eis des Sees auf die Insel getrieben. Dort würde ein hier versteckt lebender Drache die Pferde begatten. Die Hengstfohlen würden dann zu Drachenpferden heranwachsen, die groß, kräftig und besonders schnell seien und sich gut als Schlachtrosse eignen. – Zoologen nehmen an, dass hiermit die an den Ufern des Sees lebenden Wildpferde beschrieben wurden/werden.
Weblinks Bearbeiten
- Khanka Lake, is a freshwater lake located on the border between Russia and China (abgerufen am 9. August 2014); ein Reisebericht vom russischen Ufer: Axel Wölk: Von Samowar, Sibirjaken und Seeluft: russische Begegnungen in der Transsib. BoD, 2012.
- Fotogalerie zum Chankasee.
- Bericht zur Studienreise der DDG in den russischen Fernen Osten (Region Primorje) vom 20. September bis 2. Oktober 2017, in Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 103 (2018), ISBN 978-3-8186-0393-9, abgerufen am 14. November 2023.
- Am und im Chankasee nachgewiesene Mineralien, www.mineralienatlas.de.
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Chankasee. Meyers Lexikon, 1905, abgerufen am 11. November 2023.
- ↑ See Chanka. Abgerufen am 14. November 2023.
- ↑ Chankasee. Abgerufen am 14. November 2023.
- ↑ Artikel Chankasee in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
- ↑ Der Qinghai-See. Abgerufen am 12. November 2023.
- ↑ Den heißen Sommer am kühlen Qinghai-See genießen. Abgerufen am 11. November 2023.
- Peter Matthiessen: Die Könige der Lüfte – Reisen mit Kranichen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-596-18195-7, S. 51.
- 08-1918, August 1918. Abgerufen am 14. November 2023.
- siehe die Fotos zum Chankasee unter Commons
- Khanka Lake – the Largest Freshwater Lake in Northeast Asia. Abgerufen am 11. November 2023.
- khanka lake; Seite 59. Abgerufen am 11. November 2023.
- Ornithologische Studienreisen. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im ; abgerufen am 14. November 2023. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)