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Der Central Gewerbe Verein fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke zu Dusseldorf auch in den Schreibweisen Zentral Gewerbe Verein oder Zentralgewerbeverein war ein Verein zur Wirtschaftsforderung von westdeutschem Gewerbe und Industrie Ziel der am 27 Juni 1882 in Dusseldorf gegrundeten Organisation war es insbesondere deutsche Ware in Qualitat und Gestaltung zu verbessern um sie so gegen internationale Konkurrenz zu starken Der somit kunstgewerblich ausgerichtete Verein grundete Tochtervereine oder beteiligte sich an ihnen unterstutzte Ausstellungen Vortragsveranstaltungen Publikationen und Preisausschreiben gab von 1883 bis 1917 das Westdeutsche Gewerbeblatt heraus baute eine Museums und Mustersammlung sowie eine Fachbibliothek auf und initiierte den Bau des Kunstgewerbemuseums Dusseldorf wo neben Vortragen Dauer und Wechselausstellungen auch fachliche Auskunfte Zeichenunterricht und kunstgewerbliche Kurse gegeben wurden Vorstandsvorsitzender war bis 1917 der Dusseldorfer Industrielle Heinrich Lueg Langjahriger Direktor des Vereins und seines Kunstgewerbemuseums war der Kunsthistoriker Heinrich Frauberger Durch sein Wirken in der Kunstgewerbebewegung gilt der im Jahr 1926 aufgeloste Verein als Wegbereiter fur die Ideen des Deutschen Werkbunds 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Grundungsvater 1 3 Tatigkeiten 1 4 Museumsneubau 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Hauptgebaude der Gewerbe Ausstellung fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke Dusseldorf 1880 Stich nach einer Zeichnung von Themistokles von EckenbrecherGrundung Bearbeiten Nach der Provinzial Gewerbe Ausstellung fur Rheinland und Westphalen des Jahres 1852 fand im Jahr 1880 mit der Gewerbe Ausstellung fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke die gleichzeitig als IV Allgemeine Kunstausstellung der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft firmierte erstmals wieder eine grosse Gewerbe Industrie und Kunstausstellung in Dusseldorf statt um die Leistungen der durch Hochindustrialisierung betrachtlich angewachsenen westdeutschen Wirtschaft und das kunstlerische Schaffen zu prasentieren Den Veranstaltern wurde im Laufe ihres Ausstellungsprojekts deutlich dass dem alten Kunstgewerbe eine besondere Bedeutung zukomme und dass der Gedanke das moderne Gewerbe durch das Studium der alten Vorbilder zu heben in den letzten Jahren sehr stark hervorgetreten sei 2 Einen wirtschafts sozial und kunstgeschichtlichen Hintergrund fur diese Bemerkung bildete das gestiegene Interesse vieler Betriebe an kunstlerisch ansprechend gestalteten Produkten das beispielsweise in Grossbritannien romantisch und historistisch inspirierte Theoretiker wie John Ruskin und William Morris auf den Plan gerufen und von ihren Theorien beeinflusst das Arts and Crafts Movement hervorgebracht hatte Der unerwartet lebhafte Besuch der Ausstellung fuhrte zu einem finanziellen Uberschuss von rund 204 000 Mark den das von Heinrich Lueg angefuhrte Hauptkomitee der Ausstellung 3 durch Beschluss vom 10 Januar 1882 zur Pflege und Forderung der gewerblichen und kunstgewerblichen Thatigkeit im Ausstellungsbezirk verwandt wissen wollte Dazu sollte ein Central Gewerbe Verein fur den Ausstellungsbezirk dieser Bezirk waren die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen die Hohenzollernschen Lande der Regierungsbezirk Wiesbaden sowie die Furstentumer Schaumburg Lippe Lippe Birkenfeld und Waldeck Pyrmont mit dauerhaftem Sitz in Dusseldorf gegrundet werden Nachdem sich der Verein am 27 Juni 1882 in der Tonhalle zu Dusseldorf konstituiert 4 und nach dem Vorbild des Bayerischen Gewerbemuseums Statuten verliehen hatte 5 erteilte ihm Kaiser Wilhelm I durch Kabinettsorder vom 1 Oktober 1886 den Charakter einer juristischen Person Zweck des Vereins war es die gewerbliche und kunstgewerbliche Thatigkeit im Vereinsgebiete zu heben namentlich die Herstellung der Erzeugnisse in Bezug auf Schonheit der Form und technische Vollendung zu fordern und den Gewerbetreibenden die Hulfsmittel der Kunst und Wissenschaft zuganglich zu machen Grundungsvater Bearbeiten Zum 36 kopfigen Verwaltungsrat des Vereins gehorten anfangs folgende Personen Wilhelm zu Wied Landtagsmarschall der Rheinprovinz Moritz von Bardeleben Oberprasident der Rheinprovinz Friedrich von Kuhlwetter Oberprasident der Provinz Westfalen Carl Gisbert Wilhelm von Bodelschwingh Plettenberg Landtagsmarschall der Provinz Westfalen Robert Eduard von Hagemeister Regierungsprasident von Dusseldorf Wilhelm Becker Oberburgermeister von Dusseldorf Heinrich Berg Bauunternehmer aus Dusseldorf Boch Kommerzienrat aus Mettlach Henry Axel Bueck Generalsekretar des Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen Friedrich Gottlieb Conzen Hofvergolder aus Dusseldorf August Courth Justizrat in Dusseldorf Julius Curtius Kommerzienrat aus Duisburg Albert Dreyer Fabrikant aus Bochum Carl Dietze Ingenieur aus Dusseldorf Carl Friederichs Kaufmann aus Remscheid Philipp Grotjohann Maler aus Dusseldorf Theobald Haniel Unternehmer aus Ruhrort Alexander von Heimendahl Kommerzienrat aus Krefeld Hilger Hertel Diozesanbaumeister aus Munster Friedrich Heinzerling Professor der RWTH Aachen Dr E Jansen Fabrikant aus Dulken Dr Konigs Regierungsrat aus Dusseldorf Friedrich Alfred Krupp Direktor der Krupp Gussstahlfabrik Heinrich Lueg Mitinhaber der Maschinenfabrik Haniel amp Lueg Heinrich Macco Vorsitzender des Berg und Huttenmannischen Vereins Siegen Theodor Moller Mitinhaber der Maschinenfabrik K amp Th Moller in Brackwede Georg Oeder Maler aus Dusseldorf Jean Louis Piedbœuf Fabrikant aus Dusseldorf Wilhelm Quack Prasident der Handelskammer Dusseldorf Fritz Roeber Maler aus Dusseldorf Adolf Schill Maler und Professor der Kunstakademie Dusseldorf Alexander Schnutgen Vikar am Kolner Dom Louis Simons Fabrikant aus Elberfeld Christian Gottfried Trinkaus Bankier der Privatbank Trinkaus aus Dusseldorf Hugo Troost Fabrikant aus Huckeswagen Der Verwaltungsrat wahlte einen Vorstand mit folgenden Personen Heinrich Lueg Vorsitzender Wilhelm Becker Stellvertreter Christian Gottfried Trinkaus Schatzmeister Adolf Schill Philipp Grotjohann Julius Curtius Louis Simons Dr E JansenZum Direktor des Vereins wurde am 9 November 1882 der osterreichische Kunsthistoriker Heinrich Frauberger berufen Am 16 November 1882 trat er sein Amt an nbsp Heinrich Lueg Verwaltungsratsmitglied und Vorstandsvorsitzender des Vereins von 1882 bis 1917 nbsp Heinrich Frauberger Grundungsdirektor des Vereins und seines KunstgewerbemuseumsTatigkeiten Bearbeiten Unter Fraubergers Leitung wurde bis zum Fruhjahr 1883 ein erstes Kunstgewerbemuseum im Erdgeschoss des Gebaudes der Kunstgewerbeschule Dusseldorf am Burgplatz 3 eingerichtet In seiner Eroffnungsansprache am 9 Mai 1883 nahm sich Frauberger fur das Museum und den ihn tragenden Verein nach den Vorbildern des South Kensington Museums des k k Osterreichischen Museums fur Kunst und Industrie und des Bayerischen Gewerbemuseums zum Ziel die kunstgewerbliche Produktion des Rheinlandes und Westfalens zu heben 6 Dem Verein traten zahlreiche Handwerker und Kunstler bei Fur das Jahr 1894 kam er auf eine Mitgliederzahl von rund 16 000 7 fur das Jahr 1903 auf rund 20 000 8 Um uber Mitgliederbeitrage hinaus Einnahmen zu generieren gab er Anteilsscheine heraus die namhafte Industrielle zeichneten zu einem betrachtlichen Anteil auch die Stadt Dusseldorf Ausserdem gelang es dem Verein bald vom Provinziallandtag der Rheinprovinz einen laufenden Zuschuss von 10 000 Mark bewilligt zu bekommen Die Einnahmen verwandte eine Ankaufskommission der Fritz Roeber vorsass und der die Maler Schill Grotjohann und Oeder angehorten zum Aufbau einer Sammlung Als Schenkung kam bereits im Marz 1883 die Eduard Boninger Sammlung 9 mit 3000 bedeutenden ethnografischen und kunstgewerblichen Gegenstanden aus Japan China Indien der Turkei und Mexiko insbesondere japanischen Rustungen Waffen und Gewandern in den Vereinsbesitz Auch Leihgaben aus Privatbesitz vergrosserten den Fundus Der Aachener Kunsthistoriker Franz Bock wurde engagiert um fur den Verein nach weiteren Exponaten Ausschau zu halten 10 So gelangen weitere Erwerbungen 1884 eine mehrere tausend Nummern zahlende Textilsammlung 1885 eine Sammlung von Ledertapeten Teppichen und Besteck 1886 eine Kollektion von Holzfullungen Schmuckkasten Fayencen Eisen und Bronzearbeiten deutschen und italienischen Ursprungs sowie weitere Arbeiten aus Kupfer und Eisen 1887 eine Sammlung orientalischer Gegenstande uber alle Zweige des Kunsthandwerks 1888 eine Sammlung koptischer Stoffe Gewander und Fussbekleidungen ferner eine Kollektion von Drechslerarbeiten 1889 eine Sammlung spanischer und portugiesischer Altertumer 1890 eine Sammlung alter Kuchengerate ein Damaszener Zimmer gestiftet von Friedrich Alfred Krupp verschiedene orientalische Objekte aus Kupfer Zink Leder Holz und Keramik eine Kollektion antiken Schmucks aus ZypernBis Mitte 1896 konnte ein Fundus von 17 038 Originalgegenstanden und rund 1000 Gipsabgusse nach Originalen im Eigentum des Vereins verzeichnet werden Als noch wichtiger als das Museum erachtete Direktor Frauberger die Mustersammlung und Fachbibliothek des Vereins Neben Fachschriften wurden in Form von Fotografien und illustrierten Tafelwerken 235 Mappen mit rund 27 000 Vorlageblattern zusammengestellt und in einem Lesezimmer jedermann zum Studium zur Verfugung gestellt Bis Juli 1896 besuchten 52 410 Personen diese Einrichtung Daruber hinaus wurden Vereinen und eigenen Mitgliedern Auskunfte und Expertisen erteilt Ausserdem unternahmen Bedienstete des Vereins Reisen in kleinere Orte um dortige Hausindustrien anzuleiten Ferner beteiligte sich der Verein an 35 anderen Vereinen oder beteiligte sich an 18 Grundungen Davon lagen 29 in der Rheinprovinz 16 in der Provinz Westfalen 6 im Furstentum Lippe und 2 im oldenburgischen Furstentum Birkenfeld Durch 361 Vortragsveranstaltungen die bis 1896 abgehalten wurden erreichte der Verein ein Publikum von etwa 30 000 Personen Daruber hinaus organisierte er Wanderausstellungen davon 37 in der Rheinprovinz 26 in der Provinz Westfalen 6 im Furstentum Lippe und 2 im Furstentum Birkenfeld Im Bereich der Kunstforderung betatigte sich der Verein 1908 durch Ausschreibung eines Wettbewerbs fur den Industriebrunnen Er sollte an die Industrie und Gewerbeausstellung Dusseldorf 1902 erinnern und wurde 1913 vor dem Kunstpalast am Rheinufer eingeweiht Durch den Ersten Weltkrieg und die nachfolgende Rheinlandbesetzung wurden die Tatigkeiten des Vereins stark eingeschrankt 11 Bereits Ende 1916 stellte die Monatszeitschrift Westdeutsches Gewerbeblatt Organ des Central Gewerbe Vereins fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke ihr Erscheinen ein Seit 1883 war sie von Frauberger redigiert und im Verlag von August Bagel herausgegeben worden seit 1886 hatte sie dem Kunstgewerbeblatt beigelegen Nachfolger von Direktor Frauberger der 1920 verstarb wurde sein Assistent der Architekt Wilhelm Zaiser 1867 1959 Den Vorsitz des Vorstandes hatte nach Luegs Tod der Industrielle Emil Kirdorf ubernommen 12 13 Im Zuge einer Reorganisation der Dusseldorfer Museumslandschaft die zur Vorbereitung der GeSoLei 1926 in Angriff genommen wurde kam es zur Auflosung des Kunstgewerbemuseums und des ihn tragenden Vereins Museumsneubau Bearbeiten nbsp Hauptfassade des Kunstgewerbemuseums Dusseldorf 1906 Hauptartikel Kunstgewerbemuseum Dusseldorf Im Verein wurde die Frage eines Museumsbaus ab 1885 immer energischer diskutiert Am 3 Juni 1887 fasste er der Vereinsvorstand unter Leitung von Regierungsprasident Hans Hermann von Berlepsch den Beschluss nach einem Vorentwurf der Architektengemeinschaft Boldt amp Frings ein neues Kunstgewerbemuseum Dusseldorf am Friedrichsplatz zu errichten Zwei weitere Jahre die notig waren um die Finanzierung aus offentlichen Zuschussen und freiwilligen Mitgliederbeitragen zu klaren gingen ins Land ehe am 19 April 1889 eine Baukommission gebildet wurde und am 30 April 1889 die Dusseldorfer Stadtverordnetenversammlung neben einem Zuschuss auch den Bauplatz ubereignete In einem Architekturwettbewerb wurde ein Bauplan fur den Neubau ermittelt den der Architekt Karl Hecker durch einen Entwurf in Formen der niederlandischen Renaissance gewann Weitere Jahre der Detail und Ausfuhrungsplanung verstrichen bevor nach einem noch notwendigen weiteren Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 26 April 1893 die Ausschachtungsarbeiten und die weiteren Baumassnahmen unter Leitung von Hecker und seinem Mitarbeiter Franz Deckers begonnen werden konnten Am 30 Oktober 1896 weihte man das Kunstgewerbemuseum Dusseldorf feierlich ein 14 Literatur BearbeitenHeinrich Frauberger Die Grundung des Central Gewerbe Vereins In Festschrift zur Einweihung des neuen Museumsgebaudes in Dusseldorf am 30 October 1896 Central Gewerbe Verein fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke zu Dusseldorf Bagel Dusseldorf 1896 S 3 8 Digitalisat Weblinks BearbeitenCentral Gewerbe Verein fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke Suchergebnis im Portal zdb katalog de Westdeutsches Gewerbeblatt ab 1 1883 im Portal ub uni koeln deEinzelnachweise Bearbeiten Herbert Engst Dusseldorf Die Ausstellungsstadt Nordwestdeutsche Ausstellungs Gesellschaft Dusseldorf 1949 S 35 Officieller Katalog der Gewerbe Ausstellung Dusseldorf 1880 Selbstverlag des Vorstandes Dusseldorf 1880 S XXX Digitalisat Officieller Katalog der Gewerbe Ausstellung Dusseldorf 1880 Selbstverlag des Vorstandes Dusseldorf 1880 S XXXIII Digitalisat Lokales und Provinzielles In Dusseldorfer Volksblatt Ausgabe Nr 171 vom 30 Juni 1882 Digitalisat Der Central Gewerbe Verein In Dusseldorfer Volksblatt Ausgabe Nr 169 vom 27 Juni 1882 Digitalisat Die feierliche Eroffnung des Gewerbe Museums In Dusseldorfer Volksblatt Ausgabe Nr 122 vom 10 Mai 1883 Digitalisat Handworterbuch der Staatswissenschaften 6 Band Statistik Zwischenhandel Verlag von Gustav Fischer Jena 1894 S 162 Google Books Konigliche Museen zu Berlin Hrsg Kunsthandbuch fur Deutschland 6 Auflage Verlag von Georg Reimer Berlin 1904 S 134 Google Books Eduard Boninger 1828 1882 Hauptteilhaber der Tabakhandelsfirma und Reederei Brothers Boninger Baltimore Sammler und Weltreisender Julius Lessing Die Levantinische Ausstellung in Dusseldorf In Arthur Pabst Hrsg Kunstgewerbeblatt Zweiter Jahrgang E A Seemann Leipzig 1886 S 37 f Google Books Zentral Gewerbe Verein In Verwaltungsbericht der Stadt Dusseldorf fur den Zeitraum vom 1 April 1914 bis 31 Marz 1919 Statistisches Amt Dusseldorf 1919 S 362 f Digitalisat Werner Doede Kunstausstellung Eisen und Stahl Dusseldorf 1952 Kuratorium Kunstausstellung Eisen und Stahl Dusseldorf 1952 S 36 Zentral Gewerbeverein fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke in Dusseldorf In Adressbuch 1922 fur die Stadtgemeinde Dusseldorf und die Burgermeistereien Benrath Erkrath und Kaiserswerth Carl Foerster Dusseldorf 1922 Teil 1 S 78 Digitalisat Central Gewerbe Verein fur Rheinland und Westfalen In Stahl und Eisen Ausgabe vom 15 November 1896 S 930 932 Google Books Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Central Gewerbe Verein fur Rheinland Westfalen und benachbarte Bezirke amp oldid 235078139