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Kaspar Heinrich Freiherr von Sierstorpff auch Caspar 19 Mai 1750 in Hildesheim 29 Marz 1842 in Braunschweig am 15 Oktober 1840 in den Grafenstand erhoben war ein braunschweig wolfenbuttelscher Staatsmann der vor allem als Oberjagermeister und Forstmann wirkte Er begrundete den Kurbetrieb in Bad Driburg 1 Kaspar Heinrich von Sierstorpff Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung 3 Erwerbungen in Driburg 4 Im Dienste des Herzogs von Braunschweig Wolfenbuttel 5 Die Entwicklung des Bades Driburg 6 Beruhmte Gaste 7 Die Konsolidierung des Bades 8 Die spaten Jahre 9 Schriften 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenKaspar Heinrich von Sierstorpff stammte aus dem Adelsgeschlecht von Siersdorf mit Ursprung in Siersdorf im Rheinland Sein Vater Peter Joseph Albert Francken von Sierstorpff 1716 1770 war Kanzler des Furstbischofs von Hildesheim wie schon dessen Vater Kaspar Francken von Sierstorpff der am 22 November 1738 in den Freiherrnstand erhoben worden war Ausbildung BearbeitenNach seinem Studium in Erfurt und Leipzig das er 1772 mit der Promotion in Leipzig abschloss verbrachte er einige Zeit in Regensburg am Hof des Kurfursten von Mainz und am Munchener Hof 1773 1774 bereiste er in der Grand Tour Italien Der Besuch der suddeutschen Stadte Nurnberg Munchen und Augsburg sowie der klassischen Statten Italiens weckte seinen Kunstsinn Nach seiner Hochzeit mit Maria Sophia von Brabeck am 26 Juli 1776 fuhrte die zehnmonatige Hochzeitsreise nach England London Birmingham Bath Oxford und nach einem Aufenthalt als Kammerherr beim Kurfursten von Trier nach Brussel und Paris Erwerbungen in Driburg BearbeitenIm September 1779 besichtigte Caspar Heinrich von Sierstopff die Quellen in Driburg J arrivais le lendemain entre 11 et midi in dem gottlichen Dribourg vous n avez point l idee cher ami comme il m encharme Anfang 1782 unterzeichnete der Furstbischof Wilhelm Anton den Erbzinsvertrag uber die Rechte und Pflichten des Freiherrn von Sierstorpff an den Quellen die im Umkreis von einer Stunde von Driburg liegen und in der Folge noch durfen gefunden und entdeckt werden Im September erwarb von Sierstorpff den zwischen Stadt und Bad gelegenen Drostenhof von der Familie von der Lippe zu Vinsebeck als Wohnung und Badhotel Schwierigkeiten fur die Entwicklung ergaben sich aus den schlechten Wegeverhaltnissen und dem Streit mit den Driburger Burgern die ihr freies Schopfrecht eingeschrankt sahen Die neuen Anlagen der Alleen nach englischem Vorbild eines Kaffeehauses spater der neuen Badehauser brachten die Sommersaison in Gang Zur Unterhaltung der Gaste wurden eine Bibliothek und ein Spielcasino eingerichtet sowie reisende Schauspieltruppen und Musikkapellen engagiert Ab 1783 teilte der Badbesitzer seine Aufenthaltsorte Die Sommermonate verbrachte er in Driburg den Winter in Braunschweig Im Dienste des Herzogs von Braunschweig Wolfenbuttel Bearbeiten1783 trat Sierstorpff als Jagermeister in herzoglich braunschweig wolfenbuttelsche Dienste 1788 wurde er zum Oberjagermeister befordert und 1789 mit der Generalaufsicht uber das Forst und Jagdwesen im Furstentum Braunschweig Wolfenbuttel und im Furstentum Blankenburg betraut 1794 veroffentlichte er ein fruhes Werk der Forstentomologie mit dem Titel Uber einige Insektenarten die den Fichtenwaldungen vorzuglich schadlich sind und uber die Wurmtrockniss der Fichtenwalder des Harzes Darin beschaftigte er sich ausfuhrlich mit den Ursachen und Folgen einer Borkenkafer Kalamitat der grossen Wurmtrocknis im Harz Ausserdem verfasste er Bucher zum Waldbau mit dem Schwerpunkt auf Eiche und Fichte Kaspar Heinrich von Sierstorpff verwendete als erster den Begriff Forstwissenschaft Unter der napoleonischen Herrschaft wurde er 1808 zum Conservateur des Eaux et Forets im Departement Oker ernannt 1812 wurde er nach Celle und Hannover versetzt 1808 bis 1813 war er Mitglied der Reichsstande des Konigreichs Westphalen Nach Wiederherstellung des nun Herzogtums Braunschweig wurde er mit seinem fruheren Titel Oberjagermeister Mitglied des Kammerkollegiums der damaligen Landesregierung Kaspar Heinrich von Sierstorpff erliess 1815 eine Betriebsregelungsvorschrift auf der Grundlage des so genannten Flachenfachwerkes nach der alle Staatsreviere eingerichtet wurden Die von der Herzoglichen Kammer in Kraft gesetzten Betriebswerke waren die Grundlage fur einen geregelten Forstbetrieb Als er 1828 in Hannover beim britischen Vizekonig Adolph Friedrich eingeladen war und auf dessen Frage wie es in Braunschweig aussehe offen antwortete Konigliche Hoheit es tut ein Oberhofmeister not erfuhr davon Herzog Karl II von Braunschweig und ernannte ihn selbst zum Oberhofmeister unter Halbierung seines Gehalts auf 1000 Taler Sierstorpff lehnte ab und bat um seinen Abschied Daraufhin entzog ihm der Herzog wegen verletzter Ehrerbietung alle Titel Amter und Wurden und verwies ihn des Landes Ein Urteil des herzoglichen Distriktsgerichts zu Sierstorpffs Gunsten kassierte der Herzog und Sierstorpff musste noch mit 78 Jahren wirklich das Land verlassen Die Entwicklung des Bades Driburg BearbeitenIn Driburg wurde unterdessen 1784 das erste Badehaus mit 40 Zimmern errichtet es folgten 1785 86 der Gesellschafts und Tanzsaal mit einer Galerie als Verbindung zum Badehaus darauf 1789 das Armen Logierhaus Driburg war durch die Monumenta Paderbornensia des Furstbischofs Ferdinand II bekannt Um fur das Bad zu werben nahm Caspar Heinrich von Sierstorpff Kontakte zu Arzten auf darunter dem beruhmten Professor Christoph Wilhelm Hufeland Bedeutend war auch die Gemaldegalerie fur die von Sierstorpff 170 Bilder bedeutender Kunstler gesammelt und einen kunstgeschichtlichen Fuhrer geschrieben hatte Es waren unter anderem vertreten Cranach Rembrandt van Rijn Peter Paul Rubens Anthonis van Dyck Jacob Izaaksoon van Ruisdael und Caravaggio Die Bilder wurden 1887 in Berlin bis auf wenige Stucke versteigert Beruhmte Gaste BearbeitenIm Sommer 1796 weilte auf der Flucht vor der franzosischen Besatzung Susette Gontard die Frau des Frankfurter Kaufmanns und Bankiers Jakob Gontard mit ihren Kindern im Bad Driburg Begleitet wurden sie von dem Haushofmeister Erzieher der Knaben Friedrich Holderlin Mit ihnen reiste ab Kassel der Dichter Wilhelm Heinse Gleichzeitig war als franzosischer Emigrant der ehemals konigliche Offizier de Villers in Driburg anwesend Dieser beschrieb in den Lettres de Westphalie Berlin 1797 die damalige Badesaison Den Dichtern verdankt das Bad begeisterte und romantische Landschaftsbeschreibungen Die Konsolidierung des Bades Bearbeiten nbsp Wappen Graf von Oeynhausen SierstorpffBeim Aufenthalt in Paris wahrend des Jahres 1802 erreichte von Sierstorpff eine Audienz beim damaligen Ersten Consul Napoleon Bonaparte Durch seine forstwirtschaftliche Tatigkeit und seine Forstliteratur bekannt geworden wurde von Sierstorpff im Jahre 1805 zum auswartigen Mitglied der Koniglich Preussischen Akademie der Kunste und mechanischen Wissenschaften ernannt Nach dem Tode seiner ersten Frau und des einzigen Kindes heiratete er am 25 Oktober 1810 Charlotte von Vincke 1780 1833 die Schwester des spateren Oberprasidenten der preussischen Provinz Westfalen Ludwig von Vincke Sie hatten den Sohn Ernst Graf von Sierstorpff 1813 1855 In preussischer Zeit wurde von Sierstorpff durch Ankauf von Driburger Forsten des Gutes Rothehaus sudlich von Bad Driburg und der Klosterdomane Gehrden 1826 einer der grossten Grundbesitzer der Region 2500 Hektar 1828 erneuerte die preussische Regierung den Erbzinsvertrag fur die ehemals furstbischoflichen Quellen C H v Sierstorpff ubernahm als Pflichten den offentlichen Zugang zum Hauptbrunnen die Anstellung eines approbierten Bade Chirurgus die Einrichtung einer Apotheke und andere Auflagen Seit 1829 waren die Besitzungen Fideikommiss mit der Bestimmung dass der Inhaber den Namen von Siertorpff fuhrte Der Erbzinsvertrag erlosch 1850 durch Gesetz sodass die Quellen in freies Eigentum ubergingen Seit in der Erbfolge der Besitz an Wilhelm Graf von Oeynhausen kam fuhrt die Familie mit kaiserlicher Genehmigung den Namen Graf von Oeynhausen Sierstorpff 1909 Die spaten Jahre BearbeitenIn dem Aufstand der Braunschweiger Burger gegen Herzog Karl II und nach dessen Vertreibung setzte der Bruder und Nachfolger Herzog Wilhelm den Freiherrn von Sierstorpff im September 1830 sofort wieder in sein fruheres Amt als Oberjagermeister ein und betraute ihn mit der Leitung der herzoglich Braunschweigischen Forstverwaltung Da der Wald durch Katastrophen Ausbeutung und ubermassige Berechtigungen devastiert war musste von Sierstorpff nun den Wiederaufbau meistern Zu diesem Zweck organisierte er die Landesforsten neu in vier Forstmeistereien zehn Oberforstereien und 76 Forstreviere Ausserdem veranlasste er dass unter dem Kammerrat Friedrich Ludwig Ernst von den Brinken und dessen Sohn Julius von den Brinken eine Forsttaxationskommission zur Einrichtung aller Staatswaldungen gebildet wurde 1834 trat er in den Ruhestand Anlasslich des 50 jahrigen Jubilaums des Bades Driburg im Jahr 1832 erlebte der 82 jahrige Badgrunder hohe Ehrungen unter anderem verlieh ihm der preussische Konig Friedrich Wilhelm III den Roten Adler Orden Durch konigliches Diplom vom 15 Oktober 1840 wurde er in den preussischen Grafenstand erhoben Sierstorpff starb am 29 Marz 1842 und wurde auf dem katholischen Friedhof in Braunschweig beigesetzt In Bad Driburg erinnert an ihn der Obelisk vor dem graflichen Mausoleum auf dem Rosenberg den er aus einer Holzung in ein erweitertes Parkgelande umgewandelt und mit den forstwirtschaftlich beruhmten Rosenberglarchen aufgeforstet hatte Schriften BearbeitenKaspar Heinrich von Sierstorpff veroffentlichte Einige Bemerkungen uber die in dem Winter 1788 89 erfrorenen Baume 1790 Uber einige Insektenarten die den Fichtenwaldungen vorzuglich schadlich sind und uber die Wurmtrockniss der Fichtenwalder des Harzes mit 3 illuminirten Kupfertafeln 1794 Uber die forstmassige Erziehung Erhaltung und Benutzung der vorzuglichsten inlandischen Holzarten etc 2 Teile 1796 und 1813 gleichfalls mit beigefugten illuminierten Kupfertafeln Bemerkungen auf einer Reise durch die Niederlande nach Paris grosstentheils in Beziehung auf Gemalde und Kunstgegenstande 180Literatur BearbeitenAnna Balint Burgen Schlosser und historische Adelssitze im Kreis Hoxter Hrsg Kreis Hoxter Hoxter 2002 ISBN 3 00 009356 7 S 34 37 Georg Bruns Hrsg Die Rechtssache des der verletzten Ehrerbietung gegen Seine Durchlaucht den Herzog Carl zu Braunschweig Luneburg beschuldigten Freiherrn von Sierstorpff Herzoglich Braunschweigischen Oberjagermeisters Braunschweig 1830 ULB Munster Richard Hess Sierstorpff Kaspar Heinrich Freiherr v In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 215 f Ramona Grafin von Oeynhausen Sierstorpff Hrsg Das Grafliche Kurbad Driburg Ostfildern Ruit 1998 Fred Kaspar Graflicher Park Bad Driburg Arbeitsheft des LWL Amtes fur Denkmalpflege in Westfalen Landschaftsverband Westfalen Lippe Munster 2007 Jochen Lengemann Biographisches Handbuch der Reichsstande des Konigreichs Westphalen und der Standeversammlung des Grossherzogtums Frankfurt Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 458 16185 6 Seite 182 Zoltan Rozsnyay Frank Kropp K H v Sierstorpff In dies Niedersachsische Forstliche Biographie Ein Quellenband Aus dem Walde 1998 Mitteilungen aus der Niedersachsischen Landesforstverwaltung Heft 51 Niedersachsischen Ministerium fur Ernahrung Landwirtschaft und Forsten MELF Wolfenbuttel 1998 S 426 427 Weblinks BearbeitenSierstorpff Driburg Caspar Heinrich Joseph Graf von Hessische Biografie Stand 15 April 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Elisabeth von Falkenhausen Herausgeberin Caspar Heinrich Freiherr von Sierstorpff beschreibt sein Leben Hendrik Bassler Verlag Berlin 2016 Normdaten Person GND 100407536 lobid OGND AKS LCCN no2016068739 VIAF 76660799 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sierstorpff Kaspar Heinrich vonALTERNATIVNAMEN Sierstorpff Kaspar Heinrich Freiherr vonKURZBESCHREIBUNG braunschweigischer StaatsmannGEBURTSDATUM 19 Mai 1750GEBURTSORT HildesheimSTERBEDATUM 29 Marz 1842STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaspar Heinrich von Sierstorpff amp oldid 238430143