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Carolus Rali Dadichi auch Karl Dadichi Theocharis Dadichi und Jacobus Arthemius geboren 1693 oder 1694 in Aleppo gestorben am 6 April 1734 in London war ein syrischer Orientalist und Dolmetscher am Hofe des Konigreichs Grossbritannien Das Leben des Carolus Dadichi ist vor allem durch ein Selbstzeugnis bekannt das er 1718 als Bittgesuch um finanzielle Unterstutzung an Rektor und Professorenschaft der Universitat Marburg richtete Das zweieinhalb Seiten umfassende Schreiben wird eingeleitet von einer Basmala einer arabischen Anrufungsformel der eine lateinische Darstellung seines bisherigen Lebens folgt Unterschrieben ist das Gesuch wiederum auf Arabisch 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit 1 2 Ausbildung in Frankreich 1 3 Stationen in Deutschland 1 4 Tatigkeit und Lebensende in England 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenLeben BearbeitenKindheit Bearbeiten Dem Selbstzeugnis nach stammte Carolus Dadichi aus Aleppo Sein latinisierter Name Carolus Rali ist moglicherweise von dem Familiennamen kara ali abgeleitet der noch zu Beginn des 20 Jahrhunderts in Aleppo nachzuweisen war Die nisba Dadichi die die Herkunft von einem Ort ausdruckt bezieht sich wahrscheinlich auf eine Ortschaft Dadiḫ bei Aleppo die noch 1814 als bewohnt beschrieben wurde 2 Er war syrischer Christ griechischer Konfession der rum orthodoxen Kirche und arabischer Muttersprachler Mit sechs Jahren begann er Syrisch bei Ishaq Baselyos ibn Dschubayr nach 1701 02 Apostolischer Vikar der Romisch katholischen Kirche in Syrien und klassisches Arabisch bei einem Sulaiman al Ḥalabi zu lernen Diese Studien setzte er fort bis er 14 Jahre alt war Wahrend dieser Jahre hatte er mehrfach Gelegenheit verschiedene Gegenden Syriens zu bereisen Die Moglichkeiten zu reisen seine gute Ausbildung die Tatsache dass er als Kind haufiger mit dem Patriarchen von Antiochia der syrisch katholischen Kirche Ignatius Pierre VI Chaahbadine 1677 1702 zusammenkam 3 zeugen davon dass Dadichi aus beguterten Verhaltnissen stammte Ausbildung in Frankreich Bearbeiten Im Jahr 1707 wurde Dadichi als eines von zwei Kindern durch einen Gesandten des franzosischen Marineministers Jerome Phelipeaux de Pontchartrain ausgewahlt am jesuitischen College Louis le Grand in Paris eine Ausbildung auf Kosten des franzosischen Konigs Ludwig XIV zu erhalten Dort sollte er mit franzosischer Bildung und Sitten vertraut gemacht werden um nach der Ruckkehr in seine Heimat des Konigs Ansehen verbreiten den dort weilenden Franzosen nutzlich sein und die katholische Religion verteidigen zu konnen 4 Als 14 Jahriger begab er sich auf die Reise die er 1707 oder 1708 antrat Dementsprechend wurde er 1693 oder 1694 geboren Seine Ausbildung in Frankreich dauerte siebeneinhalb Jahre er studierte Geisteswissenschaften sowie Philosophie und erlernte in dieser Zeit Griechisch Lateinisch Franzosisch Italienisch und Spanisch zumindest bis zu einem Niveau auf dem er die Lekture in all diesen Sprachen beherrschte In Marseille schiffte er sich fur die Ruckreise ein kam jedoch nur bis Livorno wohin das Schiff wegen eines Sturmes Zuflucht suchen musste Er anderte sein Plane ging von Bord und reiste durch die Toskana nach Rom Dort hielt er sich anderthalb Jahre auf zunachst privat was wohl auf die finanzielle Unterstutzung durch seine Familie schliessen lasst 5 im Anschluss hielt er sich bei dem Fursten Borghese auf dann bei Kardinal Annibale Albani einem Neffen Papst Clemens XI Nachdem er Rom und Umgebung hinreichend erkundet hatte bereiste er das restliche Italien bevor er sich via Ancona Bologna Mailand und weitere Stadte im Jahr 1716 in das calvinistisch gepragte Genf begab Dort habe er die reformierte Religion bekannt religionem reformatum professus Den Winter 1716 17 verbrachte er in Zurich wo er vor Senat und Universitat in lateinischer Sprache uber den Islam sprach Uber Basel zog es Dadichi im Jahr 1717 weiter nach Strassburg wo er sieben Monate im Haus des Philologen und Gymnasiallehrers Johann Heinrich Lederlin 1672 1737 wohnte und ihn im Arabischen unterrichtete Stationen in Deutschland Bearbeiten Sein weiterer Weg fuhrte ihn uber Frankfurt am Main und Giessen nach Marburg wo er wohl um den 8 Mai 1718 eintraf sich am 12 Mai immatrikulierte und eine Woche spater sein Bittgesuch einreichte das ihm 12 Taler einbrachte In Marburg wohnte er bei Johann Caspar Santoroc 6 Sein Aufenthalt in Marburg kann nur von kurzer Dauer gewesen sein Uber Frankfurt wahrend seines Aufenthalts in Frankfurt arbeitete er auf Empfehlung des Strassburger Theologen Johann Heinrich 1680 1719 in Diensten des Frankfurter Ratsherrn Zacharias Konrad von Uffenbach und Gotha wo er bei Gottfried Vockerodt wohnte fuhrte ihn seine Reise weiter nach Halle Santoroc hatte ihn August Hermann Francke warmstens und unter Zusendung einer Abschrift des Bittgesuchs nun durchweg in der 3 Person gehalten und mit dem Ausweis Santorocs als Absender 7 empfohlen der ihn daraufhin offiziell einlud und sich uber die erwartete Anreise des Gastes aus Aleppo sogar mit Friedrich Wilhelm I Konig in Preussen schriftlich austauschte Im September traf Dadichi in Halle ein und schrieb sich am 14 September 1718 an der Universitat ein Dort lehrte er fur 135 Reichsthaler und taglich vier Stunden Lehrverpflichtungen am Collegium Orientale Theologicum ein Jahr lang Syrisch und Arabisch 8 Im Jahr 1719 immatrikulierte sich Dadichi an der Universitat Leipzig Dort half er dem Arabisten Johann Christian Clodius 1676 1745 bei der Emendation der Polyglotten Bibeln 9 1720 hielt er sich in Berlin auf wo er den franzosischen Orientalisten Maturin Veyssiere de La Croze kennenlernte Fur seine Zeit in Berlin ist ebenso wie fur seine Aufenthalte in Frankfurt Halle und Leipzig nachzuweisen dass er sich mit den vor Ort befindlichen arabischen Manuskripten befasste die er identifizierte katalogisierte allein 300 400 Manuskripte der Universitat Leipzig 10 und zusammenfasste Von seiner Lehrtatigkeit in Halle zeugen Mitschriften von Johann Heinrich Callenberg 11 und Benjamin Schultze 1689 1760 12 In Halle ubersetzte er auch zwei pietistische Traktate die der Missionierung von Muslimen dienen sollten 13 Tatigkeit und Lebensende in England Bearbeiten Nach seinem Aufenthalt in Berlin reiste er in schneller Folge uber Wien Turin und Venedig nach Spanien Frankreich Flandern und Holland schliesslich nach England das er 1723 erreichte und wo er als Theocharis Dadichi auftrat Am 23 Juli des Jahres wurde er von dem englischen Schriftsteller und Ubersetzer John Chamberlayne um 1668 1723 der Society for Promoting Christian Knowledge vorgestellt Eines der Ziele der Society war es das Buch der Psalmen und das Neue Testament ins Arabische ubersetzen und verteilen zu lassen Dadichis finanzielle Situation bei seiner Ankunft in England war angespannt und so nahm er die Gelegenheit wahr durch seine Arbeit fur die Society ein gewisses Einkommen zu erwirtschaften Er transkribierte Handschriften die der Society von Rowland Sherman 1662 1747 in Aleppo wirkender englischer Geschaftsmann gesandt wurden ubersetzte Shermans Anmerkungen zum Neuen Testament aus dem Arabischen in Latein bereitete druckfahige Kopien der Psalter und des Neuen Testaments vor und korrigierte die Druckfahnen 14 In London trat er schliesslich die Nachfolge des 1727 gestorbenen Salomo Negris als koniglicher Dolmetscher an Der um 1665 geborene Negri hatte ahnliche Lebensstationen wie Dadichi durchlaufen war ebenfalls syrischer Christ gewesen am College Louis le Grand ausgebildet worden hatte sich zweimal langer in Halle aufgehalten und war fur die Society for Promoting Christian Knowledge tatig gewesen 15 In seiner Position als koniglicher Ubersetzer lebte Dadichi bis zu seinem Tod im Jahr 1734 in London Literatur BearbeitenChristian Friedrich Seybold Der gelehrte Syrer Carolus Dadichi 1734 in London Nachfolger Salomo Negri s 1729 In Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischcn Gesellschaft Band 64 1910 S 591 601 Digitalisat Nachtrage in Band 74 1920 S 292 464 f Digitalisat Wolfram Suchier C R Dadichi oder wie sich deutsche Orientalisten von einem Schwindler dupieren liessen Ein Kapitel aus der deutschen Gelehrtenrepublik des 18 Jahrhunderts Karras Halle Saale 1919 Wolfgang Hage Carolus Dadichi in Marburg 1718 Bittgesuch eines rum orthodoxen Studenten im Universitats Archiv In Oriens Christianus Band 95 2011 S 16 31 Digitalisat Dmitry Morozov Ekaterina Gerasimova Carolus Rali Dadichi et laBibliotheca orientalisd Assemani L avis d un oriental sur la popularisation de la litterature syriaque en Europe In Simvol Band 61 Syriaca Arabica Iranica 2012 S 357 370 Katharina Schaal Die Lebensreise des Syrers Karl Dadichi durch das Europa des fruhen 18 Jahrhunderts In Archivnachrichten aus Hessen Band 13 2 2013 S 13 14 PDF Weblinks BearbeitenDadichi Carolus Rali in der Deutschen Biographie Dadichi Carolus Rali in den digitalen Sammlungen der Franckeschen Stiftungen Katharina Schaal Die besondere Archivalie Unterstutzungsgesuch des Karl Dadichi aus Aleppo auf der Website des Archivs der Philipps Universitat Marburg PDF Anmerkungen Bearbeiten Das Original befindet sich im Archiv der Philipps Universitat Marburg 305a Nr 7501 Christian Friedrich Seybold NochmalsCarolus Raali Dadichi In Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischcn Gesellschaft Band 74 1920 S 464 f zur Ortschaft siehe auch Jean Baptiste Rousseau Description du Pachlik de Haleb In Fundgruben des Orients Band 4 Schmidt Wien 1814 S 12 Digitalisat So Dadichi in einem Brief an Gottlieb Siegfried Bayer siehe Christian Friedrich Seybold Der gelehrte Syrer Carolus Dadichi 1734 in London Nachfolger Salomo Negri s 1729 In Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischcn Gesellschaft Band 64 1910 S 591 601 hier S 596 597 So Dadichi in seinem Bittschreiben Ubersetzung nach Wolfgang Hage Carolus Dadichi in Marburg 1718 Bittgesuch eines rum orthodoxen Studenten im Universitats Archiv In Oriens Christianus Band 95 2011 S 16 31 hier S 20 Katharina Schaal Die Lebensreise des Syrers Karl Dadichi durch das Europa des fruhen 18 Jahrhunderts In Archivnachrichten aus Hessen Band 13 2 2013 S 13 14 Jonathan Schilling August Hermann Franckes Besuch in Marburg im Oktober 1717 In Pietismus und Neuzeit Band 44 2018 S 50 58 hier S 54 56 Digitalisat mit eigener Seitenzahlung hier S 5 7 Jonathan Schilling August Hermann Franckes Besuch in Marburg im Oktober 1717 In Pietismus und Neuzeit Band 44 2018 S 50 58 hier S 55 mit Anm 28 Tagebucheintrag Franckes vom 15 September 1718 Nr 5 siehe Jonathan Schilling August Hermann Franckes Besuch in Marburg im Oktober 1717 In Pietismus und Neuzeit Band 44 2018 S 50 58 hier S 56 mit Anm 30 Simon Mills A Commerce of Knowledge Trade Religion and Scholarship between England and the Ottoman Empire 1600 1760 Oxford University Press Oxford 2020 S 233 Siehe etwa Gelehrte nichtlutherischer Konfessionen auf der Website der Universitat Leipzig Johann Heinrich Callenberg In Scholis Dadichianis observata Rosarium Saadi explicatum a CL Dadichi siehe Erika Pabst Orientalische Handschriften im Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle Saale Halle Saale 2003 S 209 280 f 285 PDF Benjamin Schultze Fundamenta Linguae Arabicae ad ductum Grammaticae Tho Erpenij Quae Carolus Rali Dadichi Aleppo Antiochenus Graeco Syrus tradidit 1718 siehe Erika Pabst Orientalische Handschriften im Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle Saale Halle Saale 2003 S 85 86 Christoph Rymatzki Hallischer Pietismus und Judenmission Johann Heinrich Callenbergs Institutum Judaicum und dessen Freundeskreis 1728 1736 Niemeyer Tubingen 2004 S 72 siehe auch Paula Manstetten Kultureller Vermittler homme de lettres Vagabund Zur Selbstdarstellung arabischer Christen in Europa am Beispiel Salomon Negris 1665 1727 In Regina Toepfer u a Ubersetzen in der Fruhen Neuzeit Konzepte und Methoden Concepts and Practices of Translation in the Early Modern Period Metzler Stuttgart 2021 S 427 453 hier S 437 Simon Mills A Commerce of Knowledge Trade Religion and Scholarship between England and the Ottoman Empire 1600 1760 Oxford University Press Oxford 2020 S 232 234 siehe auch Alexander Bevilaqua The Qur an Translations of Marracci and Sale In Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 2013 S 93 130 hier S 102 mit Anm 52 Digitalisat Zu Salomo Negri siehe Paula Manstetten Solomon Negri The Self Fashioning of an Arab Christian in Early Modern Europe In Cornel Zwierlein Hrsg The Power of the Dispersed Early Modern Global Travelers beyond Integration Brill Leiden Boston 2021 S 240 282 Digitalisat Normdaten Person GND 131766597 lobid OGND AKS VIAF 1154160 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dadichi Carolus RaliALTERNATIVNAMEN Dadichi Karl Dadichi Theocharis Arthemius JacobusKURZBESCHREIBUNG syrischer Orientalist und DolmetscherGEBURTSDATUM 1693 oder 1694GEBURTSORT AleppoSTERBEDATUM 6 April 1734STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carolus Rali Dadichi amp oldid 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