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Camilla Spira geburtig Kamilla Spira 1 Marz 1906 in Hamburg 1 25 August 1997 in Berlin war eine deutsche Schauspielerin Sie spielte sowohl in Stummfilmen und Tonfilmen als auch auf der Buhne Camilla Spira war die Tochter der Schauspielerin Lotte Spira und des Schauspielers Fritz Spira der zu den Pionieren des deutschen Stummfilms gehorte Sie war die Schwester der Schauspielerin Steffie Spira Camilla Spira am 1 Januar 1927in der Berliner Morgenpost Fotograf John Graudenz Camilla Spira in Westerbork auf einem Bild von Leo Kok Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Filmografie Auswahl 4 Horspiele 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Grabstein von Camilla SpiraCamilla Spira besuchte das Lyzeum 2 und anschliessend die von Max Reinhardt gegrundete Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin Sie begann ihre Buhnenkarriere zunachst 1922 am Wallner Theater und am Deutschen Kunstlertheater in Berlin 3 Dann hatte sie ein Engagement in Wien am Theater in der Josefstadt und kehrte nach Berlin zuruck wo sie 1924 ihr Filmdebut in dem Stummfilm Mutter und Sohn gab Es folgten weitere Stummfilme und Theaterauftritte 1925 bis 1927 trat sie am Deutschen Theater auf Anschliessend arbeitete sie bis 1930 an den Barnowsky Buhnen 3 Ihr grosster Buhnenerfolg war 1930 in dem Singspiel Im weissen Rossl 1933 trat sie an der Volksbuhne auf 3 Da sie eine gute Stimme hatte wirkte sich die Umstellung von Stumm auf Tonfilm fur ihre Karriere eher forderlich aus Sie wurde meist in der Rolle des blitzsauberen immer gut gelaunten deutschen Madels besetzt zum Beispiel in dem Film Morgenrot einem Heldenepos auf den deutschen U Bootfahrer das 1933 kurz vor der Machtergreifung des NS Regimes in die Kinos kam Vom NS Regime als Halbjudin diffamiert erhielt sie ab Mitte der 1930er Jahre keine weiteren Filmangebote Sie schlug sich mehr schlecht als recht im Judischen Kulturbund vor ausschliesslich judischem Publikum in Berlin durch Nach den Olympischen Spielen 1936 wurden die Bedingungen fur Juden immer schlechter Es gelang ihr mit ihrem Ehemann dem Rechtsanwalt und stellvertretenden Generaldirektor der Engelhardt Brauerei Hermann Eisner und den beiden Kindern 1938 nach Amsterdam zu emigrieren wo sie allerdings spater von deutschen Besatzern gefasst und 1943 ins Durchgangslager Westerbork eingeliefert wurde In Westerbork trat Spira in einem von Max Ehrlich organisierten Kabarett Programm auf das die zuruckbleibenden Gefangenen ablenken sollte wenn am Vortag Transporte nach Auschwitz stattgefunden hatten 4 Neben Ehrlich stand sie unter anderem mit Willy Rosen auf der Buhne Lager Westerbork und traf mit ihren bekannten Songs auf ein dankbares Publikum 5 Bald standen Spira und ihre Familie selbst vor dem Abtransport nach Auschwitz Um der Deportation zu entgehen wandte sie sich an Hans Georg Calmeyer der in der deutschen Besatzungsbehorde in Den Haag eine Stelle zur Klarung zweifelhafter Abstammungsfalle leitete Offenbar hatte der damalige SS Oberfuhrer Walter Schellenberg Leiter des Auslandsnachrichtendienstes im Reichssicherheitshauptamt der sich wegen Geheimdienstoperationen wiederholt in den Niederlanden aufhielt ihr zur Ansprache Calmeyers geraten Jedenfalls bezog sich Spira in zwei Schreiben an Calmeyer ausdrucklich auf Schellenberg als Hinweisgeber 6 Der Antrag wurde durch Gerhard Wander bearbeitet welcher der Schauspielerin mitteilte dass sie Belege fur eine andere Vaterschaft erbringen musse aber auch verbunden mit dem Hinweis wie der Beleg hinreichend begrundet werden konnte 7 Die Schauspielerin schrieb sie sei tatsachlich keine Halbjudin sondern vollarisch Sie sei unehelich geboren Ihre Mutter Lotte Spira sei seinerzeit mit dem arischen ungarischen Schauspielkollegen Victor Palfy fremdgegangen 8 Dies gestand mir meine Mutter schon im Jahre 1933 als die Judenfrage akut wurde und ich deshalb gezwungen war meine Laufbahn als Schauspielerin in Berlin aufzugeben Dennoch habe sie verhindert dass meine Mutter irgendetwas zur Richtigstellung meiner Herkunft unternahm denn ich bin seit 1927 mit Dr Hermann Eisner der jetzt hier beim Judischen Rat tatig ist verheiratet und hatte begreiflicherweise Hemmungen ihm meine uneheliche Geburt einzugestehen 9 Calmeyer erliess daraufhin zunachst einen vorlaufigen Abstammungsbescheid damit Spira das Lager Westerbork zumindest zunachst wieder verlassen konnte Anschliessend liess er uber die Gestapo in Berlin die Mutter vernehmen die ihre vorgebliche Affare mit dem blendend aussehenden ungarischen Kollegen mehrere geeignete Fotografien waren dem Antrag beigefugt bestatigte In einem anthropologischen Gutachten kam der von Calmeyer als Gutachter eingesetzte Hans Weinert schliesslich zu dem Ergebnis Spira sehe ihrem angeblichen ausserehelichen Erzeuger ahnlicher als dem urkundlichen Vater Und so wurde Camilla Spira schliesslich zur Vollarierin erklart Ihre Ehe mit Hermann Eisner war nun eine Privilegierte Mischehe so dass neben ihr selbst auch ihr judischer Mann und die Kinder vor der Deportation geschutzt waren 10 Bis zum Ende des Krieges lebte die Familie in Amsterdam Versuche wie die von Camilla Spira durch eine Korrektur der eigenen Abstammungsgeschichte der Deportation zu entgehen waren damals durchaus verbreitet und Calmeyer unterstutzte diese bewusst und in vielen Fallen Yad Vashem erklarte ihn deshalb zu einem Gerechten unter den Volkern 1947 kehrte Camilla Spira nach Berlin zuruck Sie siedelte sich in West Berlin an erhielt Engagements am Theater am Schiffbauerdamm 3 und am Hebbel Theater bekam aber auch einige Rollen bei der ostdeutschen DEFA Ihr Film Die Buntkarierten von 1949 zahlt heute zu den Klassikern der DEFA Als ihr nahegelegt wurde in den Ostteil zu ziehen wenn sie weitere Engagements erwarten wollte lehnte sie anders als ihre Schwester Steffie Spira dieses Ansinnen ab Sie hatte zahlreiche Engagements an Westberliner Theatern und wirkte auch in einigen bekannten Filmen der 1950er Jahre mit wie Des Teufels General Himmel ohne Sterne und Rosen fur den Staatsanwalt Camilla Spira wurde unweit ihrer Wohnung auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin an der Seite ihres Mannes beigesetzt 11 Ehrungen Bearbeiten1949 Nationalpreis der DDR II Klasse fur Kunst und Literatur fur Die Buntkarierten 1986 Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik DeutschlandFilmografie Auswahl Bearbeiten1924 Mutter und Sohn 1925 Das Herz am Rhein 1926 Die versunkene Flotte 1926 Wir sind vom K u K Infanterie Regiment 1926 Brennende Grenze 1926 Die dritte Eskadron 1931 Die Faschingsfee 1931 Mein Leopold 1932 Grun ist die Heide 1932 Gehetzte Menschen 1932 Die elf Schill schen Offiziere 1933 Der Judas von Tirol 1933 Morgenrot 1933 Das Testament des Dr Mabuse 1933 Sprung in den Abgrund 1935 Hoheit tanzt Walzer 1949 Die Buntkarierten 1950 Dr Semmelweis Retter der Mutter 1950 Epilog Das Geheimnis der Orplid 1950 Die lustigen Weiber von Windsor 1952 Der frohliche Weinberg 1952 Pension Scholler 1952 Drei Tage Angst 1954 Emil und die Detektive 1955 Des Teufels General 1955 Vatertag 1955 Der letzte Mann 1955 Himmel ohne Sterne 1956 Fuhrmann Henschel 1956 Liebe 1957 Der tolle Bomberg 1957 Das Herz von St Pauli 1958 Freddy die Gitarre und das Meer 1958 Nachtschwester Ingeborg 1958 Der Czardas Konig 1958 Vater Mutter und neun Kinder 1959 Rosen fur den Staatsanwalt 1961 Vertauschtes Leben 1962 Das Madchen und der Staatsanwalt 1962 Affare Blum 1963 Piccadilly null Uhr zwolf 1967 Grosser Mann was nun 1969 Der Kommissar Folge Das Ungeheuer TV Serie 1973 Die Powenzbande TV 1975 Motiv Liebe Folge Goldener Kafig TV Serie 1983 Gestern bei Mullers TV Serie 1987 Wanderungen durch die Mark Brandenburg Im Spreeland TV 1991 So wie es ist bleibt es nicht Die Geschichte von Camilla und Steffie Spira Filmbiographie 1999 Kurt Gerron und sein Karussell TV Dokumentarfilm 1999 Horspiele Bearbeiten1927 Rudolf Bernauer Rudolph Schanzer Wie einst im Mai Grosse Berliner Posse mit Gesang in vier Bildern Otille von Henkeshoven Regie Rudolf Bernauer Funk Stunde AG Berlin 1948 George Bernard Shaw Der Kaiser von Amerika Regie Alfred Braun Berliner Rundfunk 1965 Max Kretzer Der Millionenbauer Damals war s Geschichten aus dem alten Berlin Berta Koppke Geschichte Nr 5 in 15 Folgen Regie Ivo Veit RIAS Berlin Literatur BearbeitenHermann J Huber Langen Muller s Schauspielerlexikon der Gegenwart Deutschland Osterreich Schweiz Albert Langen Georg Muller Verlag GmbH Munchen Wien 1986 ISBN 3 7844 2058 3 S 887 Volker Kuhn Spira Camilla In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 704 f Digitalisat C Bernd Sucher Hrsg Theaterlexikon Autoren Regisseure Schauspieler Dramaturgen Buhnenbildner Kritiker Von Christine Dossel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean Claude Kuner und C Bernd Sucher 2 Auflage Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1999 ISBN 3 423 03322 3 S 666 Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Die Schauspieler Regisseure Kameraleute Produzenten Komponisten Drehbuchautoren Filmarchitekten Ausstatter Kostumbildner Cutter Tontechniker Maskenbildner und Special Effects Designer des 20 Jahrhunderts Band 7 R T Robert Ryan Lily Tomlin Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2001 ISBN 3 89602 340 3 S 422 f Kay Weniger Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben Lexikon der aus Deutschland und Osterreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 Eine Gesamtubersicht S 475 f ACABUS Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 86282 049 8Weblinks BearbeitenCamilla Spira in der Internet Movie Database englisch Biographie Filmographie defa sternstunden Memento vom 10 Februar 2013 im Webarchiv archive today Camilla Spira bei filmportal de Camilla Spira In Virtual History englisch Kurzbiografie insbesondere zu ihrem Aufenthalt in Westerbork Website uber Camilla SpiraEinzelnachweise Bearbeiten Landesarchiv Berlin Heiratsregister Standesamt Berlin Charlottenburg I Nr 9 1927 Volker Wachter Biografie Memento vom 10 Februar 2013 im Webarchiv archive today defa sternstunden de a b c d Birgit Ahrens Denn die Buhne ist der Spiegel der Zeit Emil Orlik 1870 1932 und das Theater Verlag Ludwig Kiel 2001 ISBN 978 3 933598 19 6 S 354 Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur Band 6 Te Z Springer Verlag 2017 ISBN 978 3 476 01221 0 S 382 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Camilla Spira holocaustmusic ort org abgerufen am 20 November 2012 Mathias Middelberg Wer bin ich dass ich uber Leben und Tod entscheide Hans Calmeyer Rassereferent in den Niederlanden 1941 1945 Wallstein Gottingen ISBN 978 3 8353 1528 0 S 102 JOHANNES WINTER Fiktive naturliche Vater In Die Tageszeitung taz 12 Juli 2003 ISSN 0931 9085 S 1004 1005 taz de abgerufen am 18 November 2023 Calmeyers Liste Wie ein Rassereferent tausende Juden vor dem KZ rettete tagesspiegel de abgerufen am 26 Oktober 2016 Zitiert nach Mathias Middelberg Wer bin ich dass ich uber Leben und Tod entscheide Hans Calmeyer Rassereferent in den Niederlanden 1941 1945 Wallstein Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1528 0 S 102 f Mathias Middelberg Wer bin ich dass ich uber Leben und Tod entscheide Hans Calmeyer Rassereferent in den Niederlanden 1941 1945 Wallstein Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1528 0 S 113 berlin friedparks de Waldfriedhof Dahlem Gedachtnisstatte Camilla Spira Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www berlin friedparks de abgerufen am 20 November 2012 Normdaten Person GND 117491659 lobid OGND AKS LCCN nr99015543 VIAF 3547149108566668780005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spira CamillaALTERNATIVNAMEN Spira Kamilla Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche SchauspielerinGEBURTSDATUM 1 Marz 1906GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 25 August 1997STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Camilla Spira amp oldid 239244150