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Burg Erguel franzosisch Chateau dʼErguel ist die Ruine einer Hohenburg im Sankt Immer Tal auf dem Gebiet der Schweizer Gemeinde Sonvilier im Kanton Bern Sie ist die besterhaltene Burgruine im Berner Jura und die einzige mittelalterliche Wehranlage in dieser Region die nicht durchgreifend umgebaut oder fast vollstandig verfallen ist 1 Sie war Namensgeberin fur die gleichnamige Herrschaft und ist heute Eigentum der Gemeinde Sonvilier Burgruine ErguelAnsicht der Ruine von NordwestenAnsicht der Ruine von NordwestenStaat SchweizOrt SonvilierEntstehungszeit wahrscheinlich Ende des 12 JahrhundertsBurgentyp Hohenburg SpornlageErhaltungszustand RuineGeographische Lage 47 8 N 6 59 O 47 135786 6 977944 935 Koordinaten 47 8 8 8 N 6 58 40 6 O CH1903 565051 220637Hohenlage 935 m u M Burgruine Erguel Kanton Bern Die Ruine ist seit dem 15 Juli 1929 als Kulturgut regionaler Bedeutung geschutzt 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm 11 Jahrhundert herrschten der Bischof von Basel und die Grafen von Fenis uber das Sankt Immer Tal 4 Mit der Verwaltung desselben wurden die Herren von Arguel spater Erguel ein vermutlich aus der Franche Comte stammendes Adelsgeschlecht betraut 5 Erstes urkundlich genanntes Familienmitglied war 1178 Henricus de Arguel 6 dessen Familie im spaten 12 Jahrhundert 7 oder im 13 Jahrhundert 1 eine Burg am heutigen Standort errichten liess Moglicherweise handelte es sich dabei nicht um einen kompletten Neubau sondern lediglich um einen Aus und Umbau einer schon vorhandenen Anlage 5 Am 11 Dezember 1264 ubertrug Otto von Erguel seinen Teil der Burg mit den dazugehorenden Gutern und der Herrschaft im Tausch gegen Rechte und Besitzungen im elsassischen Raedersdorf an den Baseler Furstbischof Heinrich von Neuenburg der auf der Burg anschliessend einen Amtmann einsetzte 8 Die Herrschaft wurde fortan von einem Meier von Biel aus verwaltet Die Anlage stand am sudlichsten Punkt des bischoflichen Herrschaftsgebiets und diente zur Grenzsicherung weshalb Bischof Heinrich von Isny sie 1284 verstarken und erweitern liess 9 Sie konnte allerdings 1368 einer Belagerung durch Berner und Bieler Truppen im Krieg gegen den Baseler Bischof Johann von Vienne nicht standhalten und wurde eingenommen sowie teilweise niedergebrannt 10 Es erfolgte aber recht bald ein Wiederaufbau denn schon fur 1417 ist wieder ein Kastellan fur Erguel uberliefert Die Burg verlor aber nachfolgend ihre Bedeutung und wurde nur noch als Gefangnis genutzt nbsp Erdgeschossgrundriss von 1617Durch mangelnden Unterhalt verfiel die Anlage allmahlich und immer mehr Schaden traten auf Kurz nach 1606 verliess der bischofliche Vogt Petermann de Gleresse die Burg und nahm seinen Sitz im Amtshaus von Courtelary 11 Auf Erguel waren fortan nur noch ein Wachter und seine Familie ansassig Bischof Wilhelm Rinck von Baldenstein hatte 1617 den Plan die Anlage instand zu setzen und als Schutz gegen die Stadt Biel mit einer Garnison zu belegen doch dies wurde nie in die Tat umgesetzt sondern im Sommer 1618 lediglich die Dacher repariert Im Vorfeld des Instandsetzungsvorhabens fertigte der Maurermeister Bortlin einen Plan der Anlage an sodass deren Aussehen zu Beginn des 17 Jahrhunderts uberliefert ist Bis 1633 wurden immer nur die unbedingt notwendigsten Reparaturen ausgefuhrt dann kam es im Zuge des Dreissigjahrigen Krieges zu erneuten Beschadigungen unter anderem dadurch dass 1636 schwedische Truppen unter Bernhard von Sachsen Weimar Quartier in der Anlage bezogen 12 13 1680 erfolgte noch einmal eine Reparatur der Dacher aber erhaltene Inventare aus den Jahren 1704 und 1724 zeugen vom schlechten baulichen Zustand der Burg im ersten Viertel des 18 Jahrhunderts 14 15 1752 sollte sie noch einmal verpachtet werden aber es fand sich kein Interessent denn der Pachtvertrag sah die Instandhaltung der heruntergekommenen Gebaude vor 7 1754 fiel dann die Entscheidung die Anlage endgultig aufzugeben infolgedessen der sudliche Teil des Bergfrieds einsturzte 1 Die Burgguter wurden nach Aufgabe der alten Wehranlage zunachst an die Gemeinde La Ferriere vergeben und 1828 an Francois Finot aus Undervelier verkauft 16 11 nbsp Die Burgruine auf einer Lithografie von etwa 18401845 erwarb schliesslich die Gemeinde Sonvilier den Besitz und ihre Burger nutzten die Ruine lange Zeit als Steinbruch 17 Im Jahr 1884 fanden auf dem Burgareal erste Ausgrabungen unter der Leitung des Architekten Antoine Bietix statt aber es dauerte bis 1929 ehe auf Initiative von Paul Flotron bis 1931 eine erste Restaurierung der erhaltenen Reste stattfand 18 Dabei wurde ein Eingang im Erdgeschoss des Bergfrieds ausgebrochen um einen ebenerdigen Eingang in dessen Inneres zu haben Bei weiteren Konservierungsarbeiten 1964 1965 erfolgte die Neuverfugung einiger Mauerpartien Trotzdem konnte der weitere Verfall der Anlage nicht lange aufgehalten werden Ab 1993 gab es viele Teileinsturze sodass das Burgareal 1996 aus Sicherheitsgrunden abgesperrt und der Eingang zu Bergfried verbarrikadiert werden musste 18 In den Jahren 1997 und 1998 erfolgte deshalb unter Beteiligung der Kantonsarchaologie Bern eine Totalsanierung der Ruine die mit etwa 300 000 Schweizer Franken 19 zu Buche schlug Bei den Arbeiten wurde auch der ahistorische Eingang im Erdgeschoss des Bergfrieds wieder ruckgebaut Beschreibung Bearbeiten nbsp Bergfriedruine 2010 Die langgestreckte Ruine der Burg Erguel liegt auf einer Hohe von 935 m u M 20 auf einem Felsrucken sudostlich uber Sonvilier Zur uberhohten Seite im Suden ist sie durch einen Graben geschutzt Uber das Aussehen der ersten Anlage aus dem 12 13 Jahrhundert ist nichts bekannt Die heute noch sichtbaren Reste von Bruchsteinmauerwerk bestehen aus Kalkstein und stammen vermutlich aus dem 13 Jahrhundert 20 7 Die Burg bestand aus einer Abfolge von hintereinanderliegenden Bauten die sich von Osten nach Westen erstreckten Hinter der Torhalle mit vorgelagertem Zwinger lag ein Burghof an dessen Sudseite der runde ursprunglich etwa 30 Meter 21 hohe Bergfried stand Dieser war nur uber einen Hocheingang in etwa sieben Meter Hohe betretbar und besass mehr als 3 5 Meter dicke Grundmauern 21 Seine Aussenseite war mit behauenen Kalksteinquadern verkleidet Vom Burghof fuhrte eine Treppe hinauf ins erste Geschoss des sich nach Westen anschliessenden Palas mit Keller und Pferdestall sowie Kuche im Erdgeschoss Auch eine Kapelle war dort zu finden 7 Das Obergeschoss wurde von einem einzigen grossen 18 7 Meter 1 messenden Saal eingenommen und ist somit als Saalbau anzusprechen Eine Darstellung der Burg Erguel die einem Inventar vom 5 August 1707 1 angefugt ist lasst zwei Biforien im Obergeschoss des Saalbaus erkennen Diese lassen den Schluss zu dass die Burg dem Furstbistum Basel wichtig genug war um dort einen reprasentativen Saal einzurichten dessen Gestaltung dem Rittersaal im Schloss Laupen ahnlich ist 1 Dem Palas schloss sich an seinem Westende ein Bau unbekannter Nutzung an Von einem 1617 noch vorhandenen weiter westlichen stehenden halbrunden Turm ist heute nichts mehr zu sehen Literatur BearbeitenThomas Bitterli Waldvogel Schweizer Burgenfuhrer mit Einschluss des Furstentums Liechtenstein Reinhardt Basel Berlin 1995 ISBN 3 7245 0865 4 Nr 164 Daniel Gutscher Les ruines du chateau dʼErguel a Sonvilier In Mittelalter Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins Jahrgang 1 Nr 4 1996 ISSN 1420 6994 S 87 92 doi 10 5169 seals 164555 Fritz Hauswirth Burgen und Schlosser der Schweiz Band 11 Bern 2 und Neuenburg Freiburg Neptun Kreuzlingen 1975 S 35 38 Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel In Actes de la Societe jurassienne dʼEmulation Band 20 1915 Le Jura Porrentruy 1916 S 30 74 doi 10 5169 seals 684771 Andre Locher Chateaux et vestiges de Suisse occidentale Favre SA Lausanne 2016 ISBN 978 2 8289 1543 8 S 198 199 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burgruine Erguel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Burgruine Erguel auf burgenwelt org Informationen zur Burgruine auf der Website der Gemeinde Sonvilier franzosisch LuftbildvideoEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Daniel Gutscher Les ruines du chateau dʼErguel a Sonvilier 1996 S 89 Daniel Gutscher Les ruines du chateau dʼErguel a Sonvilier 1996 S 87 KGS Inventar fur den Kanton Bern B Objekte PDF 348 kB Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 30 a b Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 32 Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 33 a b c d Die Burgruine Erguel auf burgenwelt org Zugriff am 24 Oktober 2020 Joseph Trouillat Monuments de lʼhistoire de lʼancien eveche de Bale Band 2 Victor Michel Porrentruy 1854 S 148 149 Nr 109 Digitalisat Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 36 Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 40 a b Informationen zur Burgruine auf der Website der Gemeinde Sonvilier Memento des Originals vom 27 Oktober 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sonvilier ch Zugriff am 24 Oktober 2020 Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 43 Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 48 Dominique Quadroni Un chateau en Erguel Histoire et histoires Memoires dʼIci Saint Imier 2007 S 3 Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 49 Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 53 Dominique Quadroni Un chateau en Erguel Histoire et histoires Memoires dʼIci Saint Imier 2007 S 4 a b Daniel Gutscher Les ruines du chateau dʼErguel a Sonvilier 1996 S 90 Letizia Paladino Un chateau charge dʼhistoire et de mystere trone au dessus de Sonvilier In Journal du Jura Ausgabe vom 17 Juli 2010 S 8 PDF 90 kB a b Eintrag der Burgruine im Bauinventar online des Kantons Bern PDF 161 kB a b Henri Joliat Histoire du Chateau dʼErguel 1916 S 39 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgruine Erguel amp oldid 234766414