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Brakteaten von lateinisch bractea dunnes Blatt von Metall oder Holz dunnes Metallblech Goldblattchen 1 sind Munzen oder Medaillen die aus einem dunnen Metallblech meist Silber oder Billon einseitig und auf einer weichen Unterlage gepragt wurden im Gegensatz z B zu den doppelseitig gepragten Denaren oder den Dunnpfennigen Halbbrakteaten 2 Der Begriff Brakteat ist keine zeitgenossische Bezeichnung und wurde erstmals im 17 Jahrhundert fur diesen Munztypus verwendet Im Deutschen war fruher auch die Bezeichnung Hohlmunze ublich 3 Gotlandischer C Brakteat aus Djupbrunns IK 44 mit RunenschriftC Brakteat Funen I IK 58 mit RunenschriftReplik eines Tjurko Brakteaten mit Runenschrift von etwa 500 n Chr Goldbrakteat von VadstenaMariedammbrakteat Inhaltsverzeichnis 1 Spatantike und Fruhmittelalter 2 Mittelalter 2 1 Allgemeines 2 2 Beschneidung 2 3 Spezielle Formen 2 4 Munzstatten 2 5 Material und Pragetechnik 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSpatantike und Fruhmittelalter BearbeitenBei den germanischen Brakteaten der Volkerwanderungszeit des 5 und 6 Jahrhunderts handelt es sich um kreisrunde einseitig per Matrizen gepragte Schmuckscheiben aus Edelmetall Ihren Ursprung haben die Brakteaten in der Imitation spatantiker romischer Kaisermedaillons Von den uber 900 bisher gefundenen Brakteaten stammen etwa je 300 aus Danemark und Schweden 190 aus Norwegen 30 aus England und 20 vom europaischen Kontinent sudlich von Danemark Die grossten Konzentrationen befinden sich auf Gotland und in Westnorwegen Neben den mutmasslichen Abbildungen von Gottheiten werden Tiere dargestellt darunter Schweine Vogel Phantasiegebilde und Pferde Die Pferdebilder fallen haufig durch ihre stilisierten Vorderlaufe auf Tierstil Etwa ein Drittel der Brakteaten tragen Runen die sich als Texte nur zum Teil deuten lassen Allgemein wird in der Forschung in den Brakteaten uberwiegend die magische Funktion von Amuletten gesehen 4 Die Brakteaten werden nach ihren Motiven in funf Haupt Typen in A B C D und F Brakteaten unterschieden die wiederum jeweils in Formularfamilien aufgegliedert werden Die Motive sind vereinfacht dargestellt 5 A Brakteaten eine mannliche Buste im Profil B Brakteaten eine oder mehrere anthropomorphe Vollgestalten C Brakteaten ein mannliches Haupt im Profil uber einem Vierbeiner D Brakteaten verziert mit Un Tieren oder Mischwesen F Brakteaten die ein Tier in Seitenansicht zeigen das denjenigen auf den C Brakteaten ahnlicher ist als denjenigen auf D Typen Ein weiterer Motiv Typ sind die nachvolkerwanderungszeitlichen E Brakteaten die der Vendelzeit und Wikingerzeit angehoren Von diesem Typ sind bisher mehr als 250 Exemplare bekannt sie stammen fast zur Ganze von Gotland und sind uberwiegend aus Buntmetall hergestellt lediglich ein Drittel ist aus Gold Als Motiv zeigen alle Stucke eine Triskele mit Tierkopfenden unter einer halbkreisformigen zum oberen Rand hin geoffneten Figur Fur die Mythologie sind die Brakteaten weniger wegen ihrer Runeninschriften von Bedeutung sondern weil sie in den bildlichen Darstellungen die Imitation des romischen Kaiserportraits schnell zugunsten der Darstellung nordischer Vorstellungen aufgaben und somit eine Fulle von Bildmaterial aus einer ansonsten schriftarmen Zeit liefern Mittelalter BearbeitenAllgemeines Bearbeiten nbsp Silberne Brakteaten mit Darstellungen Friedrichs I 12 Jahrhundert Frankfurt am Main nbsp Hohlblaffert 15 Jahrhundert Hamburg nbsp Hohlpfennig 14 Jahrhundert Hamburg nbsp Hohlscherf 14 Jahrhundert HamburgMittelalterliche Brakteaten Hohlpfennige sind einseitig aus dunnem Silberblech gepragte Pfennige mit einem Durchmesser von 22 bis 45 mm Das Munzbild erscheint in einem hohen Relief wahrend die Ruckseite hohl bleibt Die grosse Flache liess viel Platz fur kunstlerische Darstellungen 6 Brakteaten waren von Mitte des 12 Jahrhunderts bis ins 14 Jahrhundert fast im gesamten deutschsprachigen Raum mit Ausnahme des Rheinlands Westfalens und des Mittelrheingebiets die vorherrschende regionale Munzsorte 7 Wahrungsgeschichtlich gesehen sind Brakteaten typisch fur die regionalen Pfennigwahrungen der Zeit 6 In einigen Regionen wurden die Brakteaten in regelmassigen Abstanden verrufen und mussten gegen neues Geld eingetauscht werden In Magdeburg geschah dies im 12 Jahrhundert zweimal jahrlich Dabei waren z B drei neue gegen vier alte Munzen zu wechseln Die einbehaltene 4 Munze wurde als Schlaggeld bezeichnet und war oft die einzige Steuereinnahme des Munzherrn Renovatio Monetae Die Verrufung storte die Geschaftsinteressen alljener die an der damaligen Geldwirtschaft beteiligt waren namentlich die Handler die in den deutschen Stadtebunden dominierten Gleichzeitig fuhrte die stete Geldentwertung zu einem enormen Investitionsdrang sodass Handwerker und Handler ihre Unternehmungen stark ausbauten die Deutsche Hanse gegrundet wurde und schlussendlich viele der heutigen Stadte durch die Hanse gegrundet werden konnten Der Grund des Investitionsdruckes sehen einige darin begrundet dass niemand der letzte sein wollte der bei den teils zweimal jahrlich auftretenden Verrufungen der Brakteaten das Schlaggeld bezahlen musste und somit ja 25 des Geldwertes verloren hatte Das Ausbauen und Investieren in den eigenen Betrieb galt als praktischer Schutz vor der Geldentwertung und fuhrte zu grossem Wohlstand 8 Die Stadtebunde fuhrten dann ab 1413 7 einen sogenannten Ewigen Pfennig ein Mit dem Ende der Verrufungen begann das Ende der Brakteatenzeit und es wurden wieder die auch vorher ublichen dickeren und doppelseitigen Pfennige gepragt Die letzten Brakteaten waren Wanderbrakteaten also Prasenzzeichen von Pilgern und waren bis zum 17 Jahrhundert in Verwendung 9 Fur die Brakteaten gibt es nach einem alten Handelslexicon von 1848 auch die deutsche Bezeichnung Strubben da sie sich beim Verpacken straubten In einigen Schweizer Kantonen wurden noch bis ins 18 Jahrhundert brakteatenartige Rappen Haller und Angster hergestellt Brakteaten wurden im Gegensatz zu den normalen Munzen nicht in Geldbeuteln sondern in Brakteatenbuchsen transportiert wo bis zu 40 Stuck ubereinandergelegt Platz fanden Beschneidung Bearbeiten Die Prufung des Gewichts erfolgte al marco In der mittelalterlichen Munztechnik war das die Prufung des Gesamtgewichts einer bestimmten Anzahl von Munzen an Stelle der Gewichtskontrolle des Einzelstucks Eine bestimmte Anzahl der Pfennige mussten eine Gewichtsmark ergeben In der Markgrafschaft Meissen war das die Prager Mark Silber Bei dem ungleichmassigen Gewicht der einzelnen Pfennige war es naheliegend ubergewichtige einfach mit der Schere durch Abschneiden am Rand auf das Durchschnittsgewicht zu bringen Die Beschneidung war ein Kapitalverbrechen das mit dem Abschlagen der rechten Hand geahndet wurde 10 Spezielle Formen Bearbeiten Eine uber das gesamte Mittelalter gebrauchliche Form ist der Hohlpfennig oder aufgrund des dunnen Bleches auch Dunnpfennig In Norddeutschland ist er wahrscheinlich schon im 10 Jahrhundert von den Danen oder Slawen ubernommen worden mindestens aber ist er seit dem 12 bis ins 16 Jahrhundert in Gebrauch gewesen Er darf nicht mit Schusselpfennigen verwechselt werden Der grosste Teil der meissnischen Brakteaten ist zwischen 1170 und 1300 von der Freiberger Munze bereitgestellt worden Ublich waren drei Werte ein Zweipfennigstuck Blaffert mit aufwendigem Bild ein Einpfennigstuck auch Hohlpfennig genannt mit grobem Bild und Hohlmunzen im Wert von einem halben Pfennig Scherf Allen dreien ist gemeinsam dass sie mit gebogenem Rand geschlagen wurden welcher haufig mit Strahlen verziert ist Sie tragen weder Wertzahl noch Text auf einigen sind Buchstaben zu finden Eine Besonderheit bei den Brakteaten ist das Vorkommen geteilter Stucke Da derartige Stucke auch in Hortfunden angetroffen werden wird angenommen dass derartige Teilungen ublich waren und nicht nur versehentlich auftraten Um den vereinbarten Preis zu zahlen wurden die Munzen einfach geteilt Munzstatten Bearbeiten nbsp Burggrafschaft Dohna wahrscheinlich Heinrich II 1180 1225 Doninscher Brakteat Dynastenbrakteat Die sehr seltenen Brakteaten mit Buchstaben und Umschriften sind oft die fruhesten Belege fur den Nachweis einer Munzstatte Zum Beispiel ist der erste Nachweis der Munzstatte Leipzig mit Brakteaten der Umschrift MARCHIO OTTO DE LIPPI oder OTTO MARCHIO DE LIPPZINA des Markgrafen Otto des Reichen erbracht worden Die ersten Nachweise einer Munzstatte Langensalza Salza lieferten Brakteaten der Herren von Salza mit der Umschrift SALZA Brakteaten mit der Hohlrandinschrift G O T A im Vergleich mit anderen Brakteaten mit stilistisch identischen Munzbildern erbrachte den ersten Nachweis der Munzstatte Gotha und der fruheste Nachweis der Munzstatte Wittenberg ist mit dem Brakteat der Umschrift BERNARDUS DUX VI nachgewiesen Die Buchstaben VI sind die Anfangsbuchstaben der Munzstatte Wittenberg Vitebergae Bereits in der Zeit der Brakteatenpragungen wurden Munzmeisterzeichen verwendet die jedoch nur selten erklarbar sind Der grosste Teil der meissnischen Brakteaten ist zwischen 1170 und 1300 von der ersten meissnischen Munzstatte der Freiberger Munze bereitgestellt worden Sie war seit dem 13 Jahrhundert die Landeshauptmunzstatte der Wettiner Neben Pfennigen wurden auch Halblinge und Viertelchen ausgegeben Grosszahlungen erfolgten in Barrensilber 11 Material und Pragetechnik Bearbeiten Das Material ist fast ausschliesslich Silber nur sehr selten wurden Hohlpfennige aus Gold oder Kupfer gefunden deren Echtheit allerdings fraglich ist Das Exemplar eines mutmasslich hochmittelalterlichen Gold Brakteaten das auf einer Auktion angeboten wurde loste entsprechend Kontroversen um die Authentizitat aus Der Numismatiker Haberle hielt das Exemplar etwa fur ein Fabrikat des Prager Munzfalschers Kilian aus dem 19 Jahrhundert 12 Die Pragetechnik variierte je nach Region und Epoche Die meisten Typen waren rund und unterschiedlich gross In einigen Regionen wurden auch quadratische Schrotlinge verwendet so dass durch den Pragevorgang eine vierzipflige Form entstand Beim Pragen dunnerer Munzen wurden mitunter mehrere Munzen ubereinanderliegend gleichzeitig hergestellt woraus das bei vielen Hohlpfennigen unscharfe Munzbild resultiert Beim Schlagen einzelner Munzen wurde der Schrotling auf die vertiefte Form aufgelegt und mit einem lederbezogenen Stempel in die Form geschlagen Siehe auch BearbeitenSachsische Munzgeschichte Brakteatenzeit Brakteaten Dohna Brakteat Seeland II C Brakteaten von Nebenstedt Goldbrakteat aus Neuenhaus Schatzfund von Vindelev Dunnpfennig Halbbrakteat Sachsenpfennig Verfall der Pfennigpragung Dunnpfennig Landsberger Hohlpfennig Munzstatte Bautzen Brakteatenzeit Munzstatte Colditz Brakteatenzeit Munzstatte Freiberg Brakteatenzeit Munzstatte Gotha Brakteatenzeit Munzstatte Langensalza Brakteatenzeit Munzstatte Leipzig Erste Belege mit Brakteaten Munzstatte Weimar Brakteatenzeit Munzstatte Wittenberg BrakteatenzeitLiteratur BearbeitenMorten Axboe Urs Clavadetscher K Duwel Karl Hauck Lutz von Padberg Die Goldbrakteaten der Volkerwanderungszeit Ikonographischer Katalog Munstersche Mittelalter Schriften Band 24 3 Bande in 7 Teilen 1985 1989 Fink ISSN 0178 0425 OCLC 489963743 Klaus Duwel Buchstabenmagie und Alphabetzauber Zu den Inschriften der Goldbrakteaten und ihrer Funktion als Amulette In Fruhmittelalterliche Studien Nr 22 De Gruyter 1988 ISSN 0071 9706 S 70 110 Klaus Duwel Zur Auswertung der Brakteatinschriften Runenkenntnis und Runeninschriften als Oberschichten Merkmale In Karl Hauck Hrsg Der historische Horizont der Gotterbild Amulette aus der Ubergangsepoche von der Spatantike zum Fruhmittelalter Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1992 ISBN 3 525 82587 0 Marit Gaimster Vendel period bracteates on Gotland on the significance of Germanic art In Acta Archaeologica Lundensia Series in 8 Band 27 Lund 1998 Karl Hauck Klaus Duwel Goldbrakteaten aus Sievern Spatantike Amulett Bilder d Dania Saxonica u d Sachsen Origo bei Widukind von Corvey In Munstersche Mittelalterschriften Bd 1 W Fink 1970 ISSN 0178 0425 Karl Hauck Der religions und sozialgeschichtliche Quellenwert der volkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten In Heinrich Beck Detlev Ellmers Kurt Schier Hrsg Germanische Religionsgeschichte Ergbd 5 zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde De Gruyter Berlin New York 1992 ISBN 3 11 012872 1 S 229 269 Karl Hauck Zur Ikonologie der Goldbrakteaten XIV Die Spannung zwischen Zauber und Erfahrungsmedizin erhellt an Rezepten aus zwei Jahrtausenden In Fruhmittelalterliche Studien Jahrbuch des Instituts fur Fruhmittelalterforschung der Universitat Munster Band 11 1977 S 414 519 Jan Peder Lamm Morten Axboe Neues zu Brakteaten und Anhangern in Schweden Fruhmittelalterliche Studien Munster 23 S 453 477 Walter Hannemann Das Geheimnis der Stierkopf Brakteaten Ein Beitrag zur Munzgeschichte Mecklenburgs In Nordost Archiv Jg 1 1968 Heft 1 Nordostdeutsches Kulturwerk e V Luneburg 1968 Otto Christian Gaedechens Hamburgische Munzen und Medaillen Hrsg Verein fur Hamburgische Geschichte Hamburg 1854 Martin Herzog Freiwirtschaft Brakteaten als Muster fur die wundersame Wirkung von Schwundgeld im Mittelalter 28 Juli 2002 brainworker ch Memento vom 6 Mai 2003 im Internet Archive Dieter Suhr Alterndes Geld Novalis Vlg Schaffhausen 1988 S 81 82 Helmut Kahnt Das Grosse Munzlexikon von A bis Z H Gietl Verlag amp Publikationsservice GMBH Regenstauf 2005 ISBN 3 89441 550 9 Karl Walker Das Geld in der Geschichte Conzett Oesch Zurich 1999 ISBN 3 905267 12 8 userpage fu berlin de abgerufen am 3 September 2007 Angelo Cesana Basler Brakteaten In Basler Jahrbuch 1941 S 44 50 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Brakteat Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Brakteat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Ein Brakteat aus dem Britischen Museum der deutlich sein historisches Vorbild wiedergibt englisch SLUB Dresden Versuch uber die Brakteaten insbesondere uber die BohmischenEinzelnachweise Bearbeiten Karl Ernst Georges Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 verbesserte und vermehrte Auflage Hahnsche Buchhandlung Hannover 1918 zeno org abgerufen am 13 September 2021 Die bei den Romern gebrauchlichere Schreibweise war brattea Kahnt 2005 S 57 siehe Literatur Martin Riesenhuber Christliches Kunstlexikon Christliche Kunstblatter Jahrgang 1931 S 133 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung ckb Duwel 1992 S 36 Alexandra Pesch Die Goldbrakteaten der Volkerwanderungszeit Thema und Variation Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 36 de Gruyter Berlin New York 2007 ISBN 978 3 11 020110 9 S 18 61 a b Paul Arnold Fuhrer durch die standige Ausstellung des Munzkabinetts Dresden 1978 S 12 a b Arnold Luschin von Ebengreuth Allgemeine Munzkunde S 273 Karl Marten Barfuss Geld in der Aussenwirtschaft In Geld und Wahrung Gabler Verlag Wiesbaden 1993 S 89 138 doi 10 1007 978 3 663 14780 0 5 Arnold Luschin von Ebengreuth Allgemeine Munzkunde S 92 sowie S 90 Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 24 27 Paul Arnold Die Genealogie In Numismatischer Verein zu Dresden e V Hrsg Dresdner numismatische Hefte Nr 1 1996 S 10 Halblinge und Viertelchen Gerhard Hirsch Nachf Hrsg Munzen und Medaillen Auktion 192 Munchen 1996 S 73 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brakteat amp oldid 232105911