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Das Bauschanzli zurichdeutsch Buuschanzli ˈbuːˌʃaentslɪ kleine Bauschanze ist ein offentlicher Platz auf einer kunstlich angelegten Flussinsel im Zentrum der Stadt Zurich BauschanzliDas Bauschanzli Ansicht von der Quaibrucke Februar 2009 Das Bauschanzli Ansicht von der Quaibrucke Februar 2009 Gewasser LimmatGeographische Lage 683370 246902 47 367683333333 8 5423833333333 2 Koordinaten 47 22 3 7 N 8 32 32 6 O CH1903 683370 246902Bauschanzli Stadt Zurich Lange 60 mBreite 40 mFlache 0 2 haHochste Erhebung 2 mEinwohner unbewohnt Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Namensherkunft 2 Geschichte 2 1 Fruhgeschichtliche Besiedlung 2 2 Mittelalterliche Stadtbefestigung 2 3 Umnutzung als stadtischer Erholungsraum 3 Das Bauschanzli heute 4 Galerie 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Namensherkunft BearbeitenDer Name stammt vom ehemaligen Bauplatz und Bauhaus im einstigen Kratzquartier am linksseitigen Ufer der Limmat und am Zurichsee Das Bauschanzli liegt heute im Kreis 1 in direkter Nachbarschaft des Stadthauses der Frauenbadi und der Quaibrucke Vom Stadthausquai ist es uber eine Fussgangerbrucke zuganglich 1 Auf Johann Heinrich Vogels Grundriss der Statt Zurich samt deroselben Fortifications Werken aus dem Jahr 1705 findet sich die Bezeichnung Schanzli im See 2 Geschichte BearbeitenFruhgeschichtliche Besiedlung Bearbeiten nbsp Planskizze der Pfahlfunde von Ferdinand Keller um 1868 69In prahistorischer Zeit war das Gebiet beim Seebecken dicht bewaldet das Ufer buchtenreich und mit dem Kleinen und Grossen Hafner existierten im Zurichsee zwei von Menschen besiedelte Inselchen unweit des heutigen Ufers Wahrscheinlich befanden sich mehrere nur zeitweise bewohnte Dorfer im Umfeld des Bauschanzlis und der Quaibrucke Weitere Siedlungsplatze unter den Uferausschuttungen in den Quartieren Riesbach Enge und Wollishofen im Haumessergrund sowie Alpenquai sind erst teilweise archaologisch erforscht Die aktuell am besten erforschte Epoche der Siedlungen im Seebecken bei Zurich ist die Kulturschicht der Pfyner Kultur 3850 3450 v Chr Auf Stadtgebiet sind bisher zehn Dorfer der Pfyner Kultur nachgewiesen die vermutlich nicht gleichzeitig bewohnt waren 3 In Wassernahe wurden im Umfeld des Bauschanzlis vor mehr als 6000 Jahren erste Feuchtbodensiedlungen von Ferdinand Keller als Pfahlbausiedlungen 4 bezeichnet errichtet deren Uberreste in den 1860er Jahren im Rahmen von Arnold Burklis Quaibauten grosstenteils abgebaggert wurden Unter den Aussenmauern der Bauschanze erstreckte sich bis hinauf zur Quaibrucke ein stein und bronzezeitliches Pfahlfeld das vermutlich um das Jahr 1868 69 von Ferdinand Keller dokumentiert wurde Als kleine Zeugenberge mit braunen Kulturbandern sind die Abfallschichten der damaligen Bevolkerung stellenweise erkennbar Die archaologische Tauchequipe der Stadt Zurich hat seit den 1960er Jahren Untersuchungen durchgefuhrt und konnte bemerkenswert fruhe Spuren von fruhgeschichtlichen Bauern an den Seeufern nachweisen 2 Die Siedlungsdauer wird auf den Zeitabschnitt von 4100 v Chr bis 1000 v Chr datiert in den Ablagerungen fanden sich Tierknochen Haselnussschalen Holzkohlen Silexabschlage und Keramikscherben 5 Die altesten Keramikscherben datieren um 4000 v Chr wobei zwei kleine Scherben sich deutlich von den anderen Fundstucken abheben Sie zeigen typische Verzierungen wie sie sonst nur aus dem liechtensteinischen Raum bekannt sind 2 Mittelalterliche Stadtbefestigung Bearbeiten nbsp Stadtbefestigung von Zurich nachtraglich kolorierter Stich von Heinrich Vogelin 1705Zusammen mit dem Bollwerk zur Katz dem Schanzengraben und dem Lindenhof ist das Bauschanzli eines der letzten erhaltenen Relikte der barocken Stadtbefestigung und wurde wahrscheinlich im Jahr 1660 als Schanzlein in dem Wasser fertiggestellt 6 Unter dem Eindruck des Dreissigjahrigen Krieges beschloss der Rat von Zurich die Stadt grossraumig nach den seinerzeit modernsten Erkenntnissen zu befestigen Mit dem Ratsbeschluss zum Schanzenbau wurde 1642 der Neubau der Stadtbefestigung genehmigt und von Burgermeister Salomon Hirzel eine beratende Kommission eingesetzt Nach langwieriger Evaluation der unterschiedlichsten Fortifikationssysteme wurde das Projekt von Johann Georg Werdmuller nicht mehr als Ringmauer sondern als zeitgemasse Sternschanze gebaut und damit die bahnbrechende Bauweise Vaubanfestung von Sebastian le Prestre de Vauban 1633 1707 vorweggenommen Werdmullers Projekt ubernahm am Ausfluss des Zurichsees die bestehende Limmatbefestigung das Grendeltor und seine Palisaden die sogenannten Schwirren 7 sowie den bereits auf dem Murerplan von 1576 dargestellten halbrunden Turmbau aus dem Jahr 1540 41 beim gegenuberliegenden Werkplatz Steinhof der Steinmetze und Zimmerleute Diese Teile der bestehenden Stadtbefestigung wurden ab 1657 um das funfeckige Ravelin Kratz in der Limmat erweitert Mit dem Kratzquartier respektive Bauhaus war das stadtseitig offene Bollwerk durch einen Steg mit Zugbrucke verbunden 2 Grosse Teile des Kratzquartiers hatten als Werkhof gedient weshalb hier das Haus des stadtischen Bauherrn stand das mit Beginn des 19 Jahrhunderts als Stadthaus umgenutzt wurde 8 Umnutzung als stadtischer Erholungsraum Bearbeiten nbsp Von dem Helmhauss zu Zurich gegen dem Bau Hauss Radierung von Johann Balthasar Bullinger 1770 nbsp Schiffanlegestelle beim Bauschanzli 1835 1883 nbsp um 1830 nbsp Biergarten um 1908 nbsp Der Circus Conelli auf dem Bauschanzli 2005 1747 wurden auf dem Bauschanzli elf Baume gepflanzt die auf der Radierung Von dem Helmhauss zu Zurich gegen dem Bau Hauss von Johann Balthasar Bullinger und dem kolorierten Stadtplan 1788 93 von Johannes Muller zu erkennen sind Als 1804 das Staatsgut zwischen Kanton und Stadtgemeinde aufgeteilt wurde verblieben die Schanzen vorerst im Staatseigentum Erst 1841 ging das Bauschanzli mit der Auflage dass es auf Dauer ein nicht uberbauter offentlicher Platz bleiben musse in den Besitz der Stadt uber Trotz der nun friedlichen Nutzung der Anlage wird die neue Eigentumerin von der Militarkommission angehalten Jungbaume so zu pflanzen dass ein mit Pferden bespanntes Geschutz unbehindert die Runde machen kann Plane und Zeichnungen aus jener Zeit stellen das Bauschanzli mit den unterschiedlichsten Gartenanlagen dar Durch zeitgenossische Fotografien gesichert ist die Darstellung auf Franz Schmids malerischen Plan der Stadt Zurich und ihrer Umgebung von 1846 der einen hochgewachsenen Baumbestand mit einer grossen Pyramidenpappel in der Mitte zeigt 2 9 Spatestens mit der Schleifung der Stadtbefestigung ab 1834 wurde die ehemalige Schanze auch als Gemusegarten des Stadtbaumeisters genutzt Mit dem Abbruch des Kratzquartiers sollten diese Uberreste der Stadtbefestigung ebenfalls beseitigt werden das hier geplante neue Stadthaus wurde aber in den Jahren 1898 bis 1900 neben dem Fraumunster erbaut 8 1842 ersetzte die Stadt Zurich die Zugbrucke beim Bauhaus durch einen gewolbten Steg die Seufzerbrucke Seit 1856 ist das Bauschanzli mittels einer flachen Fussgangerbrucke 1988 renoviert mit dem heutigen Stadthausquai verbunden Von 1835 bis zum Bau der Quaibrucke 1882 84 diente das Bauschanzli auch als Anlegestelle fur die Dampfschiffe der heutigen Zurichsee Schiffahrtsgesellschaft Am 19 Juli 1835 erlebte das Dampfschiff Minerva bei der Holzschanze am heutigen Utoquai seinen Stapellauf Die geladenen Gaste sammelten sich unter Kanonendonner und Glockengelaute auf dem Bauschanzli Punktlich um 11 Uhr legte die Minerva zu ihrer Jungfernfahrt nach Rapperswil ab 10 Das Bauschanzli heute Bearbeiten1907 bewilligte der Stadtrat ein Gesuch von Eduart Krug Wirt des Metropol auf dem Bauschanzli einen Biergarten einzurichten nachdem die stadtische Promenadenkommission dem Anliegen zugestimmt hatte Das Wirtschaftsgebaude wurde 1934 durch Stadtbaumeister Hermann Herter erstellt und im Winter 2001 2002 unter Mitwirkung der kantonalen Denkmalpflege die Aussenmauern saniert 2 Ursprunglich hatte ein Cafehaus auf der Flussinsel erbaut werden sollen als Biergarten mit rund 700 Sitzplatzen gehort das Bauschanzli zu den grossen unter Europas Gartenwirtschaften 6 Mit den Sanierungsarbeiten im Umfang von 3 9 Mio Schweizer Franken wahrend der ersten Jahreshalfte 2006 wurde die Insel in den stadtischen Plan Lumiere einbezogen und wird seither abends dezent beleuchtet Um den Kriterien der Umweltvertraglichkeit mit energieoptimierten Leuchten mit einem Energieverbrauch von 350 kWh Jahr zu genugen und Lichtverschmutzung zu vermeiden wird im Spatherbst und im Winter solange die Laubbaume keine Blatter tragen auf eine Beleuchtung verzichtet 11 Der Aussenraum des seit 1991 nur im Sommer geoffneten Selbstbedienungsrestaurants sowie des bedienten Restaurants Limmatblick und der neuen Schanzli Bar wurde ebenfalls umgestaltet 12 Das Bauschanzli dient mit seiner Gesamtflache von 1835 m auch als Austragungsort des Zurcher Oktoberfests und als Standort fur den Circus Conelli Das Zurcher Oktoberfest fand erstmals 1995 statt initiiert durch den Zurcher Gastronomen Fred Tschanz Seit der Umgestaltung bis Ende 2018 fuhrte dessen Unternehmen die Gastronomie auf dem Bauschanzli Damit sich der Baumbestand trotz der intensiven Nutzung nachhaltig entwickeln kann erfolgte die Ausarbeitung eines neuen Konzepts fur den Schutz der Baume Die Kastanienart Aesculus hippocastanum Baumannii mit langer Blutezeit sowie wenig Stachelfruchten und Fruchtfall ersetzte die kranken Baume Im Verlauf der ersten Sanierungsetappe wurden die Kastanienbaume an der Ostseite entlang der Limmat ersetzt und moglichst grosse Baume gepflanzt damit der typische Biergartencharakter erhalten bleibt Die Baume auf der Westseite werden in einer spateren Etappe ersetzt abhangig vom Gesundheitszustand des geschwachten Baumbestands Die neu angepflanzten Baume erhielten einen Baumschutz der Verdichtungen im Wurzelbereich verhindert und teilweise mit einer Sitzbank kombiniert ist Ein speziell fur das Bauschanzli ausgearbeitetes Baumschutzreglement sichert den Erhalt der jungen Baume 2 Galerie Bearbeiten nbsp Wellenberg Grendeltor und der vermutliche Vorgangerbau des Bauschanzlis in der Schweizer Chronik von Christoph Silberysen 1576 nbsp Der obere Limmatraum auf dem Mullerplan von 1790 rechts oben das Grendeltor mit den Schwirren und am unteren Bildrand das Bauschanzli nbsp Das Kratzquartier und das Bauschanzli im Stadtmodell von Hans Langmack um 1800 13 nbsp Malerischer Plan der Stadt Zurich und ihrer Umgebung um 1846 nbsp Grandhotel Bellevue rechts das Bauschanzli 1890Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bauschanzli Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Verwandlungen in Zurich Unterwasserarchaologie der Stadt Zurich Fundstellen Schweizerisches Landesmuseum Sonderausstellung Die Pfahlbauer Abbildungen der Fundstucke Bauschanzli auf der Plattform ETHoramaEinzelnachweise Bearbeiten Stadthausquai die Zurcher Frauenbadi in der Limmat a b c d e f g Neugestaltung Aussenraum Restaurant Bauschanzli Zurich Altstadt Dokumentation zur Wiedereroffnung am 9 Mai 2006 Herausgegeben von der Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zurich Mai 2006 Amt fur Stadtebau der Stadt Zurich Infotafel Euro08 Plattform Pfahlbausiedlung ist ein veralteter archaologischer Begriff der im zirkumalpinen Raum durch den neueren Begriff Feuchtbodensiedlung ersetzt wurde Unterwasserarchaologie der Stadt Zurich Projekte amp Auswertungen Memento vom 9 April 2012 im Internet Archive abgerufen am 9 Februar 2009 a b Gang dur Alt Zuri Das Bauschanzli am Stadthausquai abgerufen am 6 Februar 2009 Eine doppelte Reihe von Palisaden schutzte den Limmatabfluss auf Seeseite die Schwirren Allgemein als Schwirren bezeichnet werden Seeuferbefestigungen in Ufernahe die das Anlanden feindlicher Schiffe verhindern sollten Sie sind von Letzinen abgeleitet welche topografische Besonderheiten nutzten a b Neue Zurcher Zeitung 29 November 2003 Das schonste Bauquartier der Schweiz Memento vom 17 September 2008 imInternet Archive abgerufen am 8 November 2008 Die Kunsthandlung Hans Felix Leuthold gab 1846 den von Franz Schmid gezeichneten malerischen Plan der Stadt Zurich und ihrer Umgebungen heraus Schmid 1796 1851 stammte aus Schwyz und gilt als einer der bedeutendsten Panoramenzeichner seiner Epoche Hundert Jahre Bilder aus der Geschichte der Stadt Zurich in der Zeit von 1814 1914 Zurich 1914 1915 Bauschanzli Memento vom 10 September 2012 im Webarchiv archive today abgerufen am 8 Februar 2009 Medienmitteilung der Stadt Zurich 9 Mai 2006 Neu gestaltetes Bauschanzli wieder offen Memento vom 10 September 2012 im Webarchivarchive today abgerufen am 6 Februar 2009 Der Mullerplan 1794 diente dem Architekten Hans Langmark als Grundlage seines detailgetreuen Modells der Stadt Zurich an dem er 22 Jahre lang arbeitete 1942 wurde es von der Stadt Zurich erworben Ausgestellt ist es im Erdgeschoss des Baugeschichtlichen Archivs der Stadt Zurich im Haus zum Rech am Neumarkt 4 und ist wahrend der Offnungszeiten frei zuganglich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bauschanzli amp oldid 233891440