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Der Biergarten auch Bierkeller und auf dem Bierkeller entstand aus dem Ausschank von Bier durch den Brauer aus einem Bierkeller ohne das fur den Betrieb einer Schanke erforderliche Krugrecht Der Ausschank aus den Kellern wurde erstmals 1812 im Isarkreis spater zu Oberbayern offiziell zugelassen Diese Entstehung pragt das bestehende Erscheinungsbild eines traditionellen Biergartens in Bayern in dem der Gast unter Schatten spendenden Baumen sitzt und seine Speisen selbst mitbringen darf 1 Traditioneller Biergarten am Hofbraukeller in MunchenBiergarten am Viehmarkt in WurzburgIm weiteren Sinn wird die Bezeichnung Biergarten auch fur andere gastronomische Einrichtungen im Freien verwendet die in Bayern und in Osterreich Wirtsgarten oder Gastgarten genannt werden Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Bedeutung 3 Bekannte Biergarten in und um Munchen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntwicklung Bearbeiten nbsp Max Liebermann Munchner Biergarten 1884Das damals vorwiegend getrunkene untergarige Bier konnte nur in den kalten Monaten hergestellt werden da die Garung bei Temperaturen zwischen vier und acht Grad erfolgen musste ebenso die Lagerung das nicht pasteurisierte Bier wurde bei hoheren Temperaturen schnell schlecht 2 Um uber den Sommer Bier zu lagern legten Munchner Bierbrauer in den Flussterrassen der Isar tiefe Bierkeller an in denen man das Bier ganzjahrig mit Eis kuhl halten konnte Daher stammt die Konzentration der Biergarten an der Schwanthalerhohe und in Haidhausen 3 Um die Durchschnittstemperatur des Lagers weiter zu senken streute man auf dem Boden des Hangs Kies und pflanzte Kastanien die im Sommer Schatten werfen Die flachen Wurzeln der Kastanien schadigten ausserdem das Kellergewolbe nicht 4 nbsp Dekret Maximilian I vom 4 Januar 1812 mit der Erlaubnis Bier von den Kellern auszuschenken nbsp Brotzeit im BiergartenBis 1799 war es den Munchner Brauern allerdings zumeist verboten bei ihren Lagerkellern Bier auszuschenken Ahnlich wie bei Strausswirtschaften durften sie dort nur in der durch einen grunen Kranz anzuzeigenden Zeit des Sommerbierausschanks Bier direkt abgeben 5 Hierzu stellte man einfache Banke und Tische unter die Baume Diese Platze wurden bald ein beliebtes Ausflugsziel der Munchner sehr zum Verdruss der kleineren in Munchen verbliebenen Bierbrauer Um der zunehmenden Abwanderung von Gasten entgegenzuwirken traten sie uber den Generalkommissar des Isarkreises an Konig Maximilian I heran der in einem Rescript vom 4 Januar 1812 verfugte dass die Bierkeller im Isarkreis rund um Munchen weiterhin Ausschank betreiben jedoch keine Speisen ausser Brot servieren durften Den hiesigen Bierbrauern gestattet seyn solle auf ihren eigenen Marzenkellern in den Monaten Juni Juli August und September selbst gebrautes Merzenbier in Minuto zu verschleissen und ihre Gaste dortselbst mit Bier u Brod zu bedienen Das Abreichen von Speisen und anderen Getranken bleibt ihnen aber ausdrucklich verboten Originaltext der Verfugung Von diesen Kellerbiergarten sind noch der Augustiner Keller der Paulaner am Nockherberg sowie der Hofbraukeller erhalten Die Keller von Burgerbraukeller und Franziskaner bilden heute die Tiefgaragen der Motorama und Franziskanerhof Komplexe 1825 wurde das bayerische Gewerberecht liberalisiert wodurch bisher reine Schankbetriebe das Recht zur Abgabe von Speisen erlangten Zeitgleich wurden im Biedermeier die grossen offentlichen Garten und Parks in Munchen ausgebaut So entstanden eine Vielzahl von Gartenwirtschaften in der Stadt und vor den Mauern die zu beliebten Ausflugszielen wurden 6 Einige gingen aus Jagd und Forsthausern hervor andere aus Poststationen oder Schwaigen Vor der Stadt wurden Tanzsale Unterhaltungsplatze Kegelbahnen Karussells Arkaden lauschige Lauben und schattige Baumgruppen 7 errichtet In der Folge verschwamm der Unterschied zwischen den traditionellen Kellerwirtschaften und den Gartenwirtschaften Inzwischen bezeichnen Wirte uberall in Deutschland und auch in touristischen Regionen in aller Welt Schankflachen im Freien als Biergarten Die Tradition dass der Gast seine Brotzeit in den Biergarten selbst mitbringt und nur die Getranke erwirbt hat sich insbesondere in Oberbayern rund um Munchen und in Bierfranken erhalten vereinzelt auch im zeitweilig bayerischen osterreichischen Salzburg 8 Dort gibt es manchmal einen Bereich des Gartens in dem am Tisch bedient wird und wo keine eigene Brotzeit mitgebracht werden darf Im eigentlichen Biergartenbereich der sich oft durch andere Tische meist Biergarnituren abhebt konnen mitgebrachte oder im Biergarten erworbene Speisen verzehrt werden Hierzu gibt es in der Regel neben einer Schenke fur die Getranke je nach Grosse des Biergartens eine oder mehrere Buden die einfache Speisen wie Brezen Radieschen Obatzten oder Wurstsalat verkaufen manchmal auch warme Gerichte wie Hendl oder Steckerlfisch Bedeutung BearbeitenDie Bayerische Staatsregierung spricht dem traditionellen Biergarten in der Bayerischen Biergartenverordnung eine wichtige soziale Funktion zu Biergarten seien beliebter Treffpunkt breiter Schichten der Gesellschaft und ermoglichten soziale Unterschiede zu uberwinden 1 Da die Biergarten in den Augen der Regierung fur die Verdichtungsgebiete ein Naherholungsziel darstellen definiert die Biergartenverordnung einige Ausnahmen fur traditionelle Biergarten in Hinsicht auf Nachtruhe und Larmschutz Im Zusammenhang der Debatten um die Biergarten die zu der Bayerischen Biergartenverordnung fuhrten weist die Volkskundlerin Birgit Speckle darauf hin dass die Vorstellung des soziale Unterschiede uberwindenden geselligen Biergenusses ein populares Stereotyp des 19 Jahrhunderts sei Dabei wurden jedoch Bruche ausgeblendet und unlogische Schlusse gezogen 9 Dem stehen jedoch zeitgenossische Quellen gegenuber in denen auswartige Besucher Munchens oder neu Zugezogene daruber berichten wie Munchner am Biertisch uber alle Standesgrenzen hinweg kommunizieren Fur die Biedermeierzeit konne man feststellen dass sie in Munchen anders verlaufe als in anderen deutschen Stadten oder Wien 10 so dass der Volkskundler Volker D Laturell von der Verwischung von Standesunterschieden im Wirtshaus oder im Biergarten spricht 11 Er schrankt dies mit Quellen aus dem 19 Jahrhundert allerdings auf das Burgertum und die Arbeiterschaft ein die Oberschicht war nur bei besonderen Anlassen wie Gartenfesten vertreten Bekannte Biergarten in und um Munchen Bearbeiten nbsp Biergarten am Chinesischen Turm im Englischen Garten Hauptartikel Biergarten in Munchen Der grosste traditionelle Biergarten der Welt ist der Munchner Hirschgarten Der bei Munchnern und Touristen bekannteste und zugleich zweitgrosste Biergarten liegt im Englischen Garten am Chinesischen Turm An zentraler Stelle in der Stadt befindet sich im Viktualienmarkt ein Biergarten Der Biergarten auf dem Nockherberg ist durch die Paulaner Fernsehwerbung bundesweit bekannt geworden Im Landkreis Munchen liegen die Kugler Alm bei Oberhaching die fur sich die Erfindung des Radlers beansprucht und die Waldwirtschaft Grosshesselohe bei Pullach die durch die Biergartenrevolution uberregional bekannt wurde weil anhand der Auseinandersetzungen uber Larmschutz in ihrer Nachbarschaft die Biergartenverordnung und die Definition eines traditionellen Biergartens entwickelt wurden Bekannt sind Biergarten die zu Klostern gehoren wie Kloster Andechs und Kloster Weltenburg Dort sind haufig Brauerei und Biergarten in unmittelbarer Nahe gelegen nbsp Der Munchner Taxisgarten bei NachtLiteratur BearbeitenGeorg Ferdinand Dollinger Das Brauwesen Brantweinbrennen und der Malzaufschlag im Konigreiche Bayern in polizeilicher und kameralistischer Beziehung C H Beck Nordlingen 1850 OCLC 162796066 Cordula Loidl Reisch Gastgarten als Objekte der Denkmalpflege Von der Erorterung der Reglementierbarkeit zu unvermuteten biografischen Bezugen In Die Gartenkunst 19 2 2007 S 325 328 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Biergarten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Biergarten Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Bayerische Biergartenverordnung Biergarten in ganz Deutschland Biergarten in Munchen und Umgebung Geschichte der bayerischen Biergarten Im Schatten der Kastanie In die tageszeitung 26 Mai 2012 Albert Schaffer 120 Minuten sind nicht genug Frankfurter Allgemeine Zeitung 14 Mai 2012Einzelnachweise Bearbeiten a b Auszug aus der Begrundung der Bayerischen Biergartenverordnung PDF 22 kB vom 20 April 1999 Kennzeichnend fur den bayerischen Biergarten im Sinne der Verordnung sind vor allem zwei Merkmale der Gartencharakter und die traditionelle Betriebsform speziell die Moglichkeit dort auch die mitgebrachte eigene Brotzeit unentgeltlich verzehren zu konnen was ihn von sonstigen Aussengaststatten unterscheidet Astrid Assel Christian Huber Munchen und das Bier Volk Verlag 2009 ISBN 978 3 937200 59 0 S 76 80 Volker D Laturell Volkskultur in Munchen Buchendorfer 1997 ISBN 3 927984 63 9 S 57 62 120 Minuten sind nicht genug In Frankfurter Allgemeine Zeitung 22 Mai 2012 S 7 Volker D Laturell Volkskultur in Munchen S 52 56 Volker Laturell Volkskultur in Munchen Buchendorfer 1997 ISBN 3 927984 63 9 S 122 124 Volker Laturell Volkskultur in Munchen Buchendorfer 1997 ISBN 3 927984 63 9 S 127 Biergarten amp Braugasthofe in Salzburg Augustiner Braustubl Mullner Brau visit salzburg net abgerufen 12 Februar 2016 Birgit Speckle Streit ums Bier in Bayern Wertvorstellungen um Reinheit Gemeinschaft und Tradition Band 27 von Munchener Universitatsschriften Munchner Beitrage zur Volkskunde Waxmann Verlag Munchen 2001 S 185 Marianne Bernhard Das Biedermeier Econ 1983 ISBN 3 430 11313 X S 177 Volker Laturell Volkskultur in Munchen Buchendorfer 1997 ISBN 3 927984 63 9 S 144 f Normdaten Sachbegriff GND 4145354 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biergarten amp oldid 234327208