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Ein Bauopfer ist ein vor oder wahrend der Errichtung von Bauwerken dargebrachtes Opfer Es soll den Bestand des Bauwerkes sichern bzw den mit dem Bau verfolgten Zweck befordern Die Ubergange von Bauopfer und Opfer zur Verehrung eines Hausgeistes oder gar zum Totenkult sind fliessend Als sicheres Identifizierungsmerkmal gilt dass das Opfer unter dem Fussboden oder dem Herd oder unter der Wand so angebracht ist dass es unsichtbar blieb Ein auf Schloss Burgk bei der Errichtung lebendig eingemauerter Hund Inhaltsverzeichnis 1 Vor und Fruhgeschichte 1 1 Fruhneolithische Siedlung von Sofia Slatina 1 2 Bandkeramik 1 3 Stichbandkeramik 1 4 Lengyel 1 5 Danemark und Sudschweden 1 5 1 Troldebjerg 1 5 2 Blandebjerg 1 5 3 Bornholm 1 5 4 Fosie 1 5 5 Myrhoj 1 5 6 Malmo Bellevuegarden 1 6 Tieropfer 1 7 Menschenopfer 2 Antike 3 Mittelalter und Neuzeit 4 Literarische Darstellungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVor und Fruhgeschichte BearbeitenKultische Deponierungen innerhalb des Hauses und der Hauskonstruktion sind seit der Einfuhrung von Ackerbau und Viehhaltung mit neolithischen Bauwerken verknupft Die Deponierungen gelten in der Forschung als Bauopfer Es handelt sich um Steingerate die einzeln oder zu mehreren gefunden werden um zumeist vollstandige Gefasse und um Skelette oder Teilskelette von Menschen und Tieren In Sudskandinavien offenbart sich im Laufe des Neolithikums eine Sitte die durch die Niederlegung so genannter Bauopfer zu charakterisieren ist Die Befunde und deren Verbreitungsabfolge verdeutlichen dass Vorstellungen aus dem sudostlichen Europa in den Norden gelangten Doch sind die Ursprunge der Ideen in der Levante zu suchen Sie scheinen von dort nach Europa vorgedrungen zu sein Der Hauptteil derartiger Funde stammt aus Pfostengruben die eine Gleichzeitigkeit mit dem Bauprozess belegen Bevorzugter Deponierungsort waren die Gruben der Eckpfosten die uber ein Drittel der Befunde aufweisen Weitere Deponierungen erfolgten in den Wandgrabchen oder unter dem Fussboden Zahlenmassig dominierend ist das Auftreten von Steingeraten vor allem von Beilen Die Bedeutung von Beilen in vor und fruhgeschichtlicher Zeit sowie die aberglaubische Behandlung von Beilfunden bis in die Neuzeit hinein sind allgemein bekannt Aus diesem Grund kann fur die Beildeponierung eine Vielzahl von Interpretationen erwogen werden Eine Niederlegung als Bauopfer ist dabei nicht auszuschliessen Im Neolithikum lassen sich eindeutige Tendenzen in der zeitlichen Haufung von Deponierungen erkennen Treten Befunde dieser Art mit dem Fruhneolithikum noch sporadisch auf so steigert sich ihre Anzahl bereits in mittelneolithischer Zeit Auch Megalithanlagen scheinen mit Bauopfern bedacht worden zu sein Sh Megalithanlagen von Hagestad Die Mehrzahl der Befunde stammt jedoch aus dem Spatneolithikum Fruhneolithische Siedlung von Sofia Slatina Bearbeiten Ein Befund vom Beginn des 6 Jahrtausends stammt aus der fruhneolithischen Siedlung von Sofia Slatina in Bulgarien Hier wurde ein ebenerdiger Pfostenbau mit leicht trapeziodem Grundriss und etwa 17 m Grundflache ausgegraben dessen lehmverputzte Wande aus Pfosten und Flechtwerk bestanden Es handelt sich um ein Zweiraumhaus wie es fur neolithische und chalkolithische Siedlungen dieses Raumes typisch ist Der winzige nordliche Teil des Hauses wurde als Werkstatt und Lager gedeutet Der sudliche Raum war Arbeits Schlaf und Wohnraum Hier fanden sich eine Feuerstelle ein Kuppelofen eine Plattform ein Webstuhl ein Mahlstein mit einer davor liegenden Mehlmulde 18 Vorratsgefasse sowie zwei holzerne Bettgestelle Mehrere Funde in dem Gebaude deuten auf kultische Niederlegungen Zunachst fand man in der sudwestlichen Ecke des kleineren Bereiches ein kleines Tonmodell das als Miniaturaltar anzusehen ist vom Ausgraber jedoch als Hausmodell bezeichnet und als kultische Wohnstatte des hauslichen Schutzgeistes interpretiert wurde In der Nordwestecke des Hauptraumes entdeckte man unter dem Fussboden eine vollstandige Tonschussel in der Nahrungsreste festgestellt werden konnten Die Schussel war mit einer weissen Bemalung verziert die vom Ausgraber als Fruchtbarkeitskranz gedeutet und der Befund als Bauopfer interpretiert wird In einer Aussparung der Sudwand befand sich in einer Hohe von 1 8 m eine bienenkorbformige Nische von 10 26 cm und einer Tiefe von 18 cm Unmittelbar unterhalb der Nische entdeckte man zwei kleine Tonfiguren eine Frau und einen Stier Gottin und Gott die wahrscheinlich ursprunglich in der Nische standen Schliesslich befand sich in der Hausmitte neben den drei Pfosten eine zylinderformige etwa 35 cm eingetiefte fundleere Grube von 40 cm Durchmesser die nach V Nikolov moglicherweise zur Aufnahme von Speiseopfern diente und auf den Vollzug von Kulthandlungen deutet Niederlegungen von Tierknochen oder vollstandigen Tierskeletten sind innerhalb des Gebaudes nur vereinzelt nachzuweisen Bandkeramik Bearbeiten In der bandkeramischen Siedlung Koln Lindenthal fanden sich in einigen Wandgraben Feuersteinartefakte Im Wandgraben des Gebaudes Nr 50 dicht nahe dem nordostlichen Eckpfosten lagen drei grosse Feuersteinklingen die laut den Ausgrabern Werner Buttler und Waldemar Haberey vielleicht als Bauopfer zu deuten sind In Hienheim Bayern wurde der Grundriss eines 15 60 5 90 m grossen Gebaudes Nr 29 der jungeren Linienbandkeramik gefunden In einer Wandpfostengrube stak ein Dechsel vom Typ II a der mit der runden Seite nach unten gerichtet war Das ausserordentlich gut erhaltene Stuck und die Fundumstande veranlassen den Bearbeiter von einem Bauopfer zu sprechen Stichbandkeramik Bearbeiten In der Pfostengrube des stichbandkeramischen Hausgrundrisses Nr 1 von Stary Zamek Altenburg Landkreis Breslau in Niederschlesien fand man ein Depot aus drei Steinbeilen und einem Halbfabrikat Die Schneiden zeigen alle in nordwestliche Richtung Nach M Rech lasst sich dieser Fund in die rituell zu deutenden neolithischen Beildepots einordnen die jedoch eine besondere Funktion besitzen Eine direkte Analogie stammt vom stichbandkeramischen Fundplatz von Mseno Okres Melnik in Bohmen Hier fand man in der Pfostengrube 52 des Hauses No 1 ein Depot bestehend aus je zwei geschliffenen Beilen und Hammeraxten aus Schiefer deren Schneiden die Gebrauchsspuren zeigten nach Norden bzw Nordwesten gerichtet waren Lengyel Bearbeiten Anfang der 1960er Jahre wurde von J Vladar die lengyelzeitliche Siedlung von Branc in der Slowakei untersucht Man fand u a funf Grosshauser etwa 30 8 m In einem fand sich im nordostlichen Eckpfostenloch ein Spondylusarmband das der Ausgraber als Grundsteinlegungsopfer wertet In einem weiteren Gebaude war auf der Sohle des nordostlichen Eckpfostenlochs das etwa 12 cm lange aus Ton gefertigte vollstandige Modell einer Halbgrubenhutte niedergelegt M Rech sieht darin auf besonders eindrucksvolle Weise die abwehrende Komponente des Bauopfers Auch fur Hermann Muller Karpe handelt es sich bei dem Befund um ein Bauopfer Er verweist in diesem Zusammenhang auf nahe der Nordseite des Gebaudes paarweise liegende Gruben die vom Ausgraber als Opfergruben gedeutet werden und deren auffallend regelmassige Schichtung 15 20 Schichten aus Asche Gefassresten Holzkohle und Tierknochen bestand Danemark und Sudschweden Bearbeiten Troldebjerg Bearbeiten Fruhe Befunde dieser Art treten sporadisch mit dem Beginn der Trichterbecherkultur TBK in Danemark auf Werkzeugdepots fanden sich in den Wandgraben mehrerer Hausreste der mittelneolithischen Siedlung Troldebjerg auf Langeland So wurde im Wandgraben des Hauses No XXV ein roh zugeschlagenes ungeschliffenes Feuersteinbeil flach zwischen Stutzsteine gelegt Es zeigt mit der Schneide nach Suden Nach Ansicht des Ausgrabers war es ein fluchtig und speziell fur diesen Zweck gefertigtes Stuck das als Blitzschutz fungieren sollte Auch J Bronsted schreibt den unter den Hauswanden gefundenen Feuersteinbeilen eine Blitzabwehrmagie zu Je ein Feuersteinbeil befand sich in den Wandgraben der Hauser VIII B und C wobei in letzterem ausserdem ein Feuersteinmeissel gefunden wurde Im Norden Troldebjergs wurden hufeisenformige Hausgrundrisse mit Feuerstellen von bis zu 1 85 m Durchmesser ausgegraben die nicht wie ublich aus Feldsteinen sondern aus teilweise zerkleinerten Steinen bestanden Von der Umgebung waren sie durch eine dunne Kiesschicht getrennt was nach Ansicht des Ausgrabers auf eine besondere Funktion hinweist Etwa 60 cm von dieser so genannten Heiligen Feuerstelle befand sich eine 35 40 cm grosse Grube die etwa 18 cm in den Boden eingetieft war Auf dem Grubenboden stand ein gewissenhaft geschliffenes dunnackiges Feuersteinbeil von kleinen Steinen gestutzt senkrecht mit der Schneide nach oben Daneben stand die Bodenpartie eines Gefasses das bei der Niederlegung intakt war denn die weiteren Scherben fanden sich in der Grubenfullung Der Befund fuhrte zu verschiedenen Interpretationen Fur Jens Winther reprasentiert die Axt den Gott selbst dem in dem Gefass Opfer dargebracht wurden 1 Laut Winther ist eine Donnergottheit gemeint die man in der Eigenschaft als Gott der Fruchtbarkeit im Fruhsommer um gute Ernten anrief Laut Johannes Brondsted 1890 1965 stand hier der Beilgott neben dem ein Speise oder Trankopfer aufgestellt wurde Fur Hermann Hinz 1916 2000 handelt es sich um ein Hausheiligtum Die Niederlegung spricht fur eine kultische Handlung bzw einen Ort mit einer bestimmten Verehrung Ein Bauopfer wie es Torsten Capelle vermutet schliesst Hinz aus Hermann Muller Karpe 1925 2013 bezeichnet den Befund vorsichtiger als Zeichen einer rituellen Handlung Blandebjerg Bearbeiten Parallelen zu der Kombination von Axt Beil und Keramikgefass finden sich auf weiteren trichterbecherzeitlichen Fundplatzen Zwischen 1939 und 1942 wurde in Blandebjerg auf Langeland eine Siedlung der jungeren Trichterbecherkultur ausgegraben Dort entdeckte J Winther eine 40 35 cm grosse und 30 cm tiefe Grube die er als Opfergrube bezeichnet Auf dem Grubenboden fanden sich eine hochkant gestellte Axt und daneben die vertikale Halfte eines verzierten Gefasses Bei der zerbrochenen Axt handelte es sich um ein Halbfabrikat das nicht geschliffen und ohne Schaftloch war H Muller Karpe und T Capelle halten es fur ein Bauopfer obwohl keine Verbindung zu einem Hausgrundriss erkennbar ist Eine Parallele stammt aus dem fruhneolithischen Haus Nr 2 von Tygapil in Schonen in Sudschweden Hier fand man ungefahr in der Hausmitte unter dem Fussboden eine runde Eintiefung auf deren Boden ein kleines geschliffenes dunnackiges Feuersteinbeil und ein intakter etwa 10 cm hoher Trichterbecher deponiert waren Bornholm Bearbeiten Wahrend der spaten Trichterbecherkultur finden sich weitere Niederlegungen innerhalb des Hauses und seiner Konstruktion In Runegard auf Bornholm wurden 1979 in einer Siedlung aus der Eisenzeit mittelneolithische Befunde erkannt Pfostengruben im nordlichen und westlichen Teil der Grabungsflache die nicht zu einem Hausgrundriss gefugt werden konnten hatten runde Form mit Tiefen zwischen 60 und 70 cm Aufgrund derer auf eine dachtragende Funktion der Pfosten geschlossen wird In einer der Pfostengruben stand ein kleiner Trichterbecher mit der Mundung nach oben dessen Bodenteil fehlte In einer anderen befand sich ein grob zugehauenes Beil mit zerschlagener Schneide In Limensgard auf Bornholm hat man 1985 eine mittel bis spatneolithische Siedlung ausgegraben Dabei wurde auch der schwach trapezoide ost west orientierte Hausgrundriss AA mit etwa 16 m Lange untersucht dessen schmalere Seite im Westen lag Die funf Mittelpfosten hatten Abstande von 2 5 bis 3 0 m und waren 30 bis 45 cm eingetieft Zwischen den Mittelpfosten 31 und 32 befand sich eine Feuerstelle In der Pfostengrube 31 wurde ein 21 3 cm langer Feuersteinmeissel gefunden der nach Ansicht der Ausgraber als Hausopfer anzusprechen ist da er absichtsvoll deponiert wurde Etwa 20 m sudlich des Hauses AA entdeckte man den ebenfalls mittelneolithischen mit Y bezeichneten Hausgrundriss Es handelt sich um ein im sudlichen Teil gestortes Haus von etwa 18 m Lange und einer Breite von 6 2 m Die funf dachtragenden Mittelpfosten waren maximal 50 cm eingetieft In der dachtragenden Pfostengrube No 13 befand sich eine 9 7 cm lange Feuersteinklinge mit Gebrauchsspuren In einer Pfostengrube des 40 m langen Langhauses S wurde eine Pfeilspitze mit eingezogener Basis gefunden In einer Pfostengrube des Hauses R lag ein kleines teilweise geschliffenes Feuersteinbeil Fosie Bearbeiten Im Spatneolithikum gibt es zahlreiche Geratebeifunde in Pfostengruben und Wandverlaufen die Mehrstuckdeponien sind oder an mehreren Stellen innerhalb des Hauses niedergelegt wurden Der schwedische Fundort Fosie IV in Schonen erbrachte reichhaltige Funde in Pfostengruben und Wandverlaufen In dem etwa 14 m langen Hausgrundriss No 11 fand man einen Schaber in einem sudlichen Wandpfosten eine Feuersteinklinge im sudwestlichen Eckpfosten und in je einem Pfosten in der Nordwand ein nicht naher bestimmbares bearbeitetes Gerat Im Haus 12 lagen in den Pfostengruben besonders viele Geratefunde bei denen jedoch schwer zu bestimmen war ob sie als regulare Opferfunde zu betrachten sind oder ob es sich um Artefakte handelt die bei der Anlage des Hauses unabsichtlich in die Pfostengruben gelangten Dabei handelt es sich um Einzelfunde von Schabern darunter ein Miniaturschaber und ein Schaberfragment eine flache herzformige Pfeilspitze ein unbestimmbares bearbeitetes Feuersteingerat und ein Dolchfragment Im nordostlichen Eckpfosten wurden ein Schaber zwei Bohrer und ein retuschierter Feuerstein gefunden Einen Beleg fur einen Opferfund sehen die Bearbeiter im Befund 756 des Hauses No 13 das mehrere Pfostenlochbeifunde erbrachte Es handelt sich um einen Pfostenloch in der Sudwand in dem zwei breitschneidige Feuersteinbeile lagen Fur einen Opferfund spricht laut N Bjorhem und U Safvestad dass sich die Beile von schlechter Qualitat nebeneinander im oberen Teil der Pfostengrube befanden Das bedeutet zugleich dass die aussere Form und die Handlung des Entausserns das Wesentliche waren und nicht etwa die Qualitat des Opfergutes Ahnliches stellt auch M Rech fur die Materialqualitat von Beilen in Depotfunden fest Fur Haus No 16 sind funf Pfostengruben mit Geratefunden angegeben Es handelt sich um Bohrer Pfeilschaftglatter Dolchspitzen Schaber und Sichel Im Langhaus No 95 lag der gut bearbeitete Feuersteindolch vom Typ III in der Pfostengrube 4254 Da die Ausgraber von einer nachtraglichen Erweiterung des Gebaudes ausgehen war der Pfosten 4254 ursprunglich der sudwestliche Eckpfosten Im sudostlichen Eckpfosten lag ein Randleistenbeil aus Bronze das nach N Bjorhem und U Safvestad als unzweifelhafter Opferfund aufzufassen ist Haus No 95 mit einer Grundflache von 180 m war das grosste der Siedlung Myrhoj Bearbeiten Haus D der Siedlung von Myrhoj auf Jutland war ein 7 14 m grosses ost west orientiertes Grubenhaus An dessen Westseite konnten die Eckpfosten belegt werden Das nordwestliche Pfostenloch enthielt drei Feuersteinabschlage eine Beilschneide ein vollstandiges Beil zwei Kernsteine und einen Klopfstein Ein dicknackiges breitschneidiges Beil von 15 cm Lange mit der Schneide nach oben wurde aufrecht stehend im nordlichen Wandgraben gefunden J Aarup Jensen spricht von einer moglichen Votivniederlegung Malmo Bellevuegarden Bearbeiten Auch fur Vergesellschaftungen innerhalb der Pfostengruben gibt es Beispiele In einer Pfostengrube eines spatneolithischen Hausgrundrisses von Malmo Bellevuegarden in Schonen wurden 1989 funf Beile ausgegraben Als Parallele gilt der Befund aus dem Langhaus V der spatneolithischen Siedlung Anten Hier fanden sich im sudwestlichen Eckpfostenloch ebenfalls funf Feuersteinbeile sowie ein naturlich geformter Feuerstein der an beiden Enden Klopfspuren aufwies Die Gerate waren aus schlechtem Feuerstein hergestellt und zeigten Unregelmassigkeiten Aus einem dachtragenden Pfostenloch des gleichen Hauses stammen 2 7 kg Keramik eine feuerbeschadigte Pfeilspitze ein Wetzsteinfragment ein Kernstein und zwei Schaber Aus einer Pfostengrube innerhalb der sudlichen Wand stammt ein Gefass Tieropfer Bearbeiten In Dingolfing Unterbubach in Bayern wurden die Pfosten und Wandspuren eines fruhneolithischen Hauses von mindestens 24 m Lange ausgegraben Etwa drei Meter von der Nordostecke entfernt unter der Schmalseite des Gebaudes war eine einen Meter lange Grube in das Wandgrabchen eingetieft in der das vollstandige Skelett eines jungen Rothirsches deponiert war Auf dem Skelett lag eine 5 50 cm lange schmale Feuersteinklinge Der Befund wird als Bauopfer interpretiert Als etwa zeitgleiche Parallele zu diesem Fund ist ein Befund aus der neolithischen Siedlung von Vucedol Kroatien Hier lag unter dem Hausfussboden neben dem Eingang eines Megaronhauses in einer Tiefe von 1 6 m eine Grube in der man das vollstandige Skelett eines Hirsches im anatomischen Verband fand Vom Vorplatz dieses Hauses stammt der Fund eines 12 cm langen tonernen Hirsches der anstelle des Geweihs eine runde Schale tragt Nach Robert Rudolf Schmidt ist das Hirschidol mit der Opferschale als Sinnbild des Opferkultes zu verstehen der wie das Opfer unter dem Haus zeigt auch ausgeubt wurde Fur M Rech liegt hier ein Bauopfer vor Ein weiterer als Bauopfer interpretierter Fund stammt aus Postoloprty in Bohmen Im Fundamentgraben eines trapezoiden stichbandkeramischen Hauses mit Vorhalle und Hauptzimmer wurde eine rechteckige 0 45 1 00 m grosse Steinplattenkiste freigelegt Darin befanden sich die Knochen von Rind und Schaf Ziege sowie Bruchstucke eines Gefasses Uber die Dinge war ein Schweineschadel gelegt Nach dem Ausgraber Bohumil Soudsky ist der Befund als Grundungsdepot zu interpretieren Menschenopfer Bearbeiten Laut dem Handworterbuch des deutschen Aberglaubens waren die ursprunglichen Bauopfer Menschen die lebend in die Fundamente eingemauert wurden Die Autoren beziehen sich allerdings lediglich auf episodische mittelalterliche und neuzeitliche Beobachtungen In Whitehawk in Sussex wurden die Uberreste eines siebenjahrigen Kindes in einem Pfostenloch des Causewayed camp unter einer mit groben Ritzungen versehenen Platte gefunden Dieser Fund weist ebenso wie der eines dreijahrigen Kindes mit zerbrochenem Schadel im Zentrum von Woodhenge auf Menschen als Bauopfer Der Brauch lebende Menschen vor der Errichtung einer Brucke eines Damms oder einer Burg zu begraben um deren Dauerhaftigkeit zu gewahrleisten ist auch aus Japan bekannt und wird hitobashira menschlicher Pfeiler genannt Mythischen Uberlieferungen zufolge soll es diese Praxis bis ins Mittelalter gegeben haben 2 Antike BearbeitenIn seinem Werk uber Rene Girards mimetische Theorie beschreibt Wolfgang Palaver einige Beispiele fur Bauopfer von der Antike bis in die Neuzeit 3 Das bekannteste Beispiel durfte die Ermordung von Remus durch Romulus gewesen sein welche das Fundament der Stadt Rom begrundet Im biblischen Zusammenhang ist es naturlich naheliegend hier auch an Kain und Abel zu denken wo die Verweigerung der Entgegennahme eines Opfers Anlass fur ein weiteres Opfer gewesen sein soll diesmal in Gestalt eines Menschenopfers In Jos 6 26 EU wird von der Verfluchung des Mannes durch Josua berichtet der Jericho wieder aufzubauen versucht und in 1 Kon 16 34 EU wird erzahlt wie sich dieser Fluch in der Zeit Konigs Ahabs erfullt als Hiel aus Bethel Jericho wiederaufbauen liess und dabei den altesten und den jungsten Sohn verlor jeweils beim Setzen der Mauer und des Tores Mittelalter und Neuzeit BearbeitenDie fur prahistorische Funde konstatierte Unsicherheit in der Interpretation von Bauopfern gilt haufig auch fur Funde der Mittelalterarchaologie Insbesondere lasst sich die Einmauerung von Menschen 4 als Abwehrzauber nicht sicher und nicht unmittelbar nachweisen Zwar scheinen indirekt gewisse Ersatzopfer auf altere grausamere Praktiken hinzudeuten So wurden im Lubecker Schonenfahrerschutting kleine Sargmodelle mit Puppen aus der Zeit um 1710 vermauert gefunden 5 Mehrfach sind Deponierungen von lebenden Tieren vor allem Hunden nachweisbar Fund von 1739 im Mauerwerk des zweiten Torhauses von Schloss Burgk aus dem fruhen 15 Jahrhundert Die Deponierung von Eiern konnte als gemassigte Variante des Einmauerns von etwas Lebendem angesehen werden Gelegentlich finden sich Gegenstande als Bauopfer Gefasse mit Nahrungsmitteln ein Knopf und ein Baumeisterzirkel Bremer Dom 13 Jahrhundert ein gotisches Reliquienkreuz Paderborn Dom In Lettland wurden Lebewesen als Bauopfer unter einem Bau vergraben oder eingemauert Sie sollen den genius loci besanftigen oder ihn zum Schutz des entsprechenden Gebaudes veranlassen 6 Heute werden Urkunden und Zeitzeugnisse wie Zeitungen und Munzen anlasslich der Grundsteinlegung offentlicher oder kirchlicher Gebaude von drei Hammerschlagen begleitet ins Fundament eingelassen Literarische Darstellungen BearbeitenIn Volksliedern und Sagen werden Bauopfer oft auch Menschenopfer haufig erwahnt 7 In Theodor Storms Novelle Der Schimmelreiter 1888 spielt das Motiv des Deichopfers eine wichtige Rolle und reflektiert vielleicht in jener Zeit noch uberlieferte wenn auch nicht mehr praktizierte Gebrauche soll Euer Deich sich halten so muss was Lebiges hinein Ein Kind ist besser noch wenn das nicht da ist thut s auch wohl ein Hund 8 Literatur BearbeitenInes Beilke Voigt Das Opfer im archaologischen Befund Studien zu den sog Bauopfern kultischen Niederlegungen und Bestattungen in ur und fruhgeschichtlichen Siedlungen Norddeutschlands und Danemarks Berliner Archaologische Forschungen Band 4 Rahden Westf 2007 N Bjorhem amp U Safvestad Fosie IV Byggnadstradition och bosattningsmonster under senneolitikum In Malmofynd 5 Malmo 1989 Rodney Castleden The Stonehenge People An Exploration of Life in Neolithic Britain 4700 2000 B C London New York 1990 Hermann Hinz Bauopfer In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 2 Hrsg J Hoops 1976 S 111 112 Jens Aarup Jensen Myrhoj 3 hustomter med klokkebaegerkeramik Kuml 1972 1973 S 61 122 Andrejs Johansons Das Bauopfer der Letten In Arv 18 19 1962 1963 S 113 136 Wiederabdruck in Andrejs Johansons Der Schirmherr des Hofes im Volksglauben des Letten Studien uber Orts Hof und Hausgeister Acta Universitatis Stockholmiensis Stockholm Studies in comparative Religion 5 Almqvist amp Wiksell Stockholm 1964 Ralph Merrifield The archaeology of ritual and magic London Batsford 1987 Paul Sartori Ueber das Bauopfer In Zeitschrift fur Ethnologie 30 Jahrgang 1898 S 1 54 R Muller Zeis Griechische Bauopfer und Grundungsdepots Dissertation 1994 Mittelalter Hanns Bachtold Staubli Handworterbuch des deutschen Aberglaubens Band 1 de Gruyter Berlin 1927 S 961 964 Hans Wentzel Bauopfer In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band 2 1938 Sp 105 f Christoph Daxelmuller Bauopfer In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 1669 f mit weiterer Literatur Kurt Klusemann Das Bauopfer Eine ethnographisch prahistorisch linguistische Studie Graz Hamburg 1919 Weblinks Bearbeitensagen at spessartprojekt de schloss burgk de Memento vom 11 Februar 2013 im Webarchiv archive today Volker Schmidt Tierische und menschliche Bauopfer bei den Nordwestslawen Memento vom 1 Oktober 2015 im Internet Archive In Studia Mythologica Slavica IV 2001 S 25 34 PDF 232 kB Nicole Blome Schwarme Der Schimmelreiter und andere DeichopfergeschichtenEinzelnachweise Bearbeiten Er Oxen som reprsesenterer Guden til hvem der bringes offer i det lille Lerkar Louis Frederic Japan Encyclopedia Harvard University Press Reference Library Belknap Press Cambridge MA 2005 S 337 Wolfgang Palaver Rene Girards mimetische Theorie im Kontext kulturtheoretischer und gesellschaftspolitischer Fragen In Beitrage zur mimetischen Theorie 3 Auflage Band 6 Lit Verlag Wien Berlin Munster 2008 ISBN 978 3 8258 3451 7 S 230 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 8 August 2011 Hanns Bachtold Staubli Handworterbuch des deutschen Aberglaubens Berlin u a de Gruyter 1927 ff Artikel Bauopfer Werner Neugebauer Drei Beispiele alten lubeckischen Volksglaubens Abschnitt Puppensarge im Schonenfahrer Schutting In Der Wagen Ein lubeckisches Jahrbuch 1992 S 256 267 Andrejs Johansons Das Bauopfer der Letten In Arv 18 19 1962 1963 S 113 136 Wiederabdruck in Andrejs Johansons Der Schirmherr des Hofes im Volksglauben des Letten Studien uber Orts Hof und Hausgeister Acta Universitatis Stockholmiensis Stockholm Studies in comparative Religion 5 Stockholm Almqvist amp Wiksell 1964 Fur eine Ubersicht s Paul G Brewster The Foundation Sacrifice Motif in Legend Folksong Game and Dance Zeitschrift fur Ethnologie 96 1 1971 S 71 89 fur Sudosteuropa Ion Talos Die eingemauerte Frau Neuere Forschungsarbeiten uber die sudosteuropaische Bauopfer Ballade Jahrbuch fur Volksliedforschung 34 1989 S 105 116 wenn auch mit einem Schwergewicht auf heute uberholte ethnische Zuweisungen Theodor Storm Der Schimmelreiter 3 Auflage Berlin 1894 S 104 und 151 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bauopfer amp oldid 236953893