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Die Bahnstrecke Bretten Kurnbach ist eine unvollendete 15 6 km lange Eisenbahnstrecke im Kraichgau im nordlichen Baden Wurttemberg Mit ihrem Bau wurde 1919 begonnen und die Arbeiten wurden 1923 inflationsbedingt eingestellt Von dem Streckentorso sind heute noch einige wenige Relikte vorhanden darunter das Empfangsgebaude in Knittlingen Bretten KurnbachStrecke der Bahnstrecke Bretten KurnbachStreckenlange 15 6 1 kmSpurweite 1435 mm Normalspur Maximale Neigung 25 Minimaler Radius 180 mLegende Kraichgaubahn von KarlsruheWestbahn von Bruchsal0 0 BrettenWestbahn nach StuttgartBrettener Tunnel 217 m Kraichgaubahn nach HeilbronnRehhutteKnittlingenGrossvillarsDerdingenKurnbach Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte und Planung 1 2 Bau 2 Verlauf 3 Relikte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte und Planung Bearbeiten Siehe auch Bahnstrecke Maulbronn West Maulbronn Stadt Vorgeschichte Planung und Bau Bereits wahrend der Planung der Westbahn als erster Eisenbahnverbindung zwischen Wurttemberg und Baden gab es auf wurttembergischer Seite Uberlegungen fur eine Streckenfuhrung durch das Zabergau und uber Bretten da der Verkehr dadurch moglichst weit uber wurttembergisches Territorium hatte gefuhrt werden konnen Nach langen Verhandlungen einigten sich die beiden Staaten fur die 1853 eroffnete Westbahn auf eine sudlicher gelegene Trasse uber Muhlacker Bretten 1880 erhielt Heilbronn durch die Kraichgaubahn eine direkte Schienenverbindung zum Oberrhein und das badische Bretten wurde dadurch zum Eisenbahnknoten 1896 bis 1901 erschloss Wurttemberg schliesslich das Zabergau mittels der Zabergaubahn einer 750 Millimeter Schmalspurbahn Die Lage im Schatten zwischen diesen drei Strecken bewog die wurttembergischen Orte im Kraichgau fur eine Verlangerung der Zabergaubahn uber Leonbronn hinaus zu petitionieren so zum Beispiel uber Maulbronn nach Muhlacker oder uber Sternenfels Derdingen und Knittlingen nach Bretten Die Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen KWStE stellten daraufhin Untersuchungen an und kamen zu dem Ergebnis dass eine Weiterfuhrung der Zabergaubahn aufgrund der ungunstigen topografischen Bedingungen am westlichen Ende des Zabergaus unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht realisierbar sei und schlugen stattdessen eine Stichbahn von Bretten nach Derdingen vor 1899 legte Wurttemberg per Gesetz fest dass eine Privatbahn von Bretten nach Derdingen konzessioniert werden konne Dafur fand sich jedoch trotz garantierter staatlicher Zuschusse kein Unternehmen 1901 konstituierte sich in Bretten ein Eisenbahnkomitee unter Beteiligung der wurttembergischen Kraichgaugemeinden fur eine Bahnstrecke von Bretten uber Derdingen und Sternenfels ins badische Kurnbach mit einem moglichen Luckenschluss zur Zabergaubahn Das Komitee fand mit diesem Projekt sowohl bei der badischen als auch bei der wurttembergischen Regierung Gehor Da die Strecke zu einem grosseren Anteil uber wurttembergisches Gebiet verlaufen sollte ubernahm die KWStE die Trassenuntersuchungen fur die gesamte Strecke Dabei wurde die Bauwurdigkeit einer Linie von Bretten uber Knittlingen Grossvillars und Derdingen nach Kurnbach festgestellt Der badische Streckenanteil wurde mit 3 3 km ermittelt der wurttembergische mit 10 5 km Als Ausgangspunkt der Strecke war eine neu zu schaffende Abzweigstelle an der Kraichgaubahn ungefahr auf Hohe des heutigen Haltepunkts Bretten Schulzentrum vorgesehen Einem Bau der Strecke standen nun noch langwierige Verhandlungen zwischen Baden und Wurttemberg im Weg Da der Bau der Strecke Bretten Kurnbach gemeinsam mit dem politisch schwierigen Luckenschluss der Murgtalbahn zwischen Raumunzach und Klosterreichenbach verhandelt wurde zog sich die Ratifikation eines Staatsvertrags vom 12 Dezember 1908 sowie eines Nachvertrags vom 15 Dezember 1910 bis zum 18 Juni 1912 hin Daruber hinaus legten ein wurttembergisches Gesetz vom 25 August 1909 und ein badisches Gesetz vom 4 Juni 1912 den Streckenbau fest Im Vertragswerk wurde festgelegt dass die beiden Strecken bis Juni 1920 fertigzustellen seien nbsp Das nie in Betrieb genommene Empfangsgebaude in Knittlingen Mai 2021 nbsp Durchlass der Weissach bei Bretten Mai 2021 Bau Bearbeiten Da Baden und Wurttemberg vertraglich vereinbart hatten dass die Strecke im gleichen Zeitraum wie der Luckenschluss im Murgtal in Betrieb gehen solle und fur die Arbeiten dort deutlich hohere Aufwande veranschlagt worden waren wurden die Bauarbeiten fur die Strecke Bretten Kurnbach nicht mehr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Angriff genommen Nach Kriegsende wurde der Abschnitt Knittlingen Grossvillars im Mai 1919 als erstes Baulos im Rahmen von Notstandsarbeiten ausgeschrieben nun aber mit einer uberarbeiteten Trassenfuhrung Im November 1919 waren 200 Arbeiter am Bau beteiligt im folgenden Jahr wurden die Bauarbeiten bis zur Landesgrenze gen Kurnbach fortgefuhrt Mit der Grundung der Deutschen Reichsbahn zum 1 April 1920 ubernahm diese die Verpflichtung die noch nicht vollendeten Neubauprojekte der Landerbahnen zum Abschluss zu bringen Am 4 Dezember 1920 genehmigte das Reichsverkehrsministerium den Bau eines Bahndamms in Bretten parallel zur Kraichgaubahn da die Strecke nach Kurnbach nun gemass der neuen Planung am Bahnhof in Bretten beginnen ungefahr auf der Hohe der heutigen Haltestelle Bretten Stadtmitte in einem nordlichen Bogen ins Tal der Weissach absteigen und im Bereich der Rehhutte unter der Kraichgaubahn hindurchgefuhrt werden sollte Wegen Insolvenz des beauftragten Bauunternehmens kamen die Bauarbeiten fur den Streckenabschnitt Knittlingen Grossvillars zunachst zum Erliegen Auch ansonsten konnte kein wesentlicher Baufortschritt mehr verzeichnet werden 1921 wurde noch der Bau des Empfangsgebaudes in Knittlingen vergeben und 1922 wurden drei Brucken zwischen Bretten und der Landesgrenze in Richtung Knittlingen sowie die Haltestelle Rehhutte erbaut 1923 wurden die Arbeiten in Folge der Hyperinflation komplett eingestellt Zu diesem Zeitpunkt war die Strecke von Bretten bis Grossvillars bis auf den Oberbau fertig gestellt und im weiteren Verlauf bis Derdingen war die Trasse teilweise angelegt Im August 1924 forderte die Reichsbahndirektion Karlsruhe fur einen Weiterbau der Strecke von den Anliegergemeinden ohne Erfolg einen Zuschuss in Hohe von 2 Mio Mark an Ein weiteres Mal wurde das Bauprojekt in der Zusammenstellung der fur ein Reichsbahnbauprogramm 1927 beantragten Bahnbauten erwahnt 1 wobei die Bahn nun aus wirtschaftlichen Grunden und zu Gunsten einer eventuellen Verlangerung nach Leonbronn als 750 Millimeter Schmalspurbahn hatte ausgefuhrt werden sollen 1933 gestattete das Reichsverkehrsministerium der Gemeinde Derdingen eine Uberbauung des designierten Bahnhofsareals da die Bahn wegen des aufkommenden Kfz Verkehrs nicht mehr rentabel betrieben werden konne 2 1942 war der in Angriff genommene Streckenabschnitt in der Topographischen Karte TK25 noch als in Bau verzeichnet 3 Im Dezember 1958 sprengte das Technische Hilfswerk die Brucke uber die Wetterkreuzstrasse in Knittlingen im Rahmen einer Notstandsubung Verlauf Bearbeiten nbsp Bahndamm entlang der Weissach bei Bretten Mai 2021 Entsprechend der ursprunglichen Planung von 1909 sollte die Strecke bei der Rehhutte von der Kraichgaubahn abzweigen und unmittelbar danach die Landstrasse Bretten Knittlingen die heutige Bundesstrasse 35 mittels einer Brucke uberqueren Kurz danach war die Haltestelle Rehhutte vorgesehen im Anschluss ware wurttembergisches Gebiet erreicht worden Am rechten Hang der Weissach ware die Strecke nun zum Bahnhof in Knittlingen aufgestiegen Der Anstieg nach Grossvillars sollte mittels mehrerer enger Kurven bewaltigt werden der dortige Bahnhof war sudlich des Ortes vorgesehen In einem grossen Bogen ware die Strecke dann ostlich um den Ort herumgefuhrt worden um sich dann entlang der Landstrasse Oberderdingen zu nahern Der Derdinger Bahnhof war westlich von Ober und sudlich von Unterderdingen vorgesehen Anschliessend sollte die Strecke in einem Einschnitt den Bergrucken zwischen der Kraich und dem Humsterbach uberschreiten und dabei wieder zuruck auf badisches Gebiet wechseln In einer nach Norden ausholenden Kurve sollte nun Kurnbach erreicht werden wo der Bahnhof sudlich des Ortes so geplant war dass hier sowohl Sternenfels einfach erreichbar gewesen ware als auch eine spatere Weiterfuhrung nach Leonbronn oder nach Muhlbach moglich gewesen ware Die von 1919 bis 1923 in Angriff genommene Strecke wich in ihrem Verlauf weitgehend von der Planung von 1909 ab Ausgehend vom Bahnhof in Bretten verlief die Trasse nun zunachst parallel zur Kraichgaubahn um nach ca einem Kilometer zur Weissach abzusteigen und ihr links zu folgen wobei die Kraichgaubahn beim heutigen Schulzentrum unterquert wurde Hier befand sich der Haltepunkt Rehhutte Die Trasse gewann nun auf einem Damm an Hohe um zuerst die Weissach und gleich anschliessend die Strasse nach Knittlingen zu uberqueren Hinter Knittlingen verlief die Trasse nun westlich an Grossvillars vorbei Entlang des Welschen Grabens verlief die Strecke nun oberhalb des Ostportals des Wilfenbergtunnels der in den 1980er Jahren erbauten Schnellfahrstrecke Mannheim Stuttgart hinab nach Oberderdingen wo sie in einem nordwarts gerichteten Bogen westlich am Ort vorbei gefuhrt wurde Relikte Bearbeiten nbsp Bahndamm und Hinweisstein bei Grossvillars Juni 2021 Von der Strecke sind heute nur noch wenige Reste vorhanden Darunter der rund 200 m lange und bis zu 10 m hohe Bahndamm der sich in Bretten sudwestlich an das Sportgelande an der Weissach anschliesst und unter dem das Gewasser mittels eines Durchlasses hindurchgefuhrt wird Der Damm endet unmittelbar an der Bundesstrasse 35 Ein weiteres markantes Uberbleibsel ist das Empfangsgebaude in der Bahnhofstrasse 38 in Knittlingen bei dem es sich um einen der wenigen Bahnhofe in Deutschland handelt an denen nie ein Zug gehalten hat 2 Das Gebaude befindet sich heute in Privatbesitz 2 An seiner Gleisseite war noch jahrzehntelang der Stationsname Knittlingen angeschrieben 4 Der ebenfalls in den fruhen 1920er Jahren errichtete Guterschuppen ist heute nicht mehr vorhanden Weitere Reste der Trasse sind in der Natur kaum noch auszumachen Ostlich des Bahnhofs in Knittlingen verlauft die Uhlandstrasse mit ihrem nordwarts gerichteten Bogen entlang des fruheren Streckenplanums 4 Der Einschnitt unter der L554 Knittlingen Grossvillars wurde mittlerweile verfullt 4 Von hier bis Grossvillars ist der Bahndamm noch anhand des Verlaufs von Feldwegen und Geholzreihen erkennbar 4 Westlich des Ortes erinnert ein Hinweisstein an die Strecke 4 Literatur BearbeitenHans Wolfgang Scharf Die Eisenbahn im Kraichgau Eisenbahngeschichte zwischen Rhein und Neckar EK Verlag Freiburg Breisgau 2006 ISBN 3 88255 769 9 S 205 209 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bahnstrecke Bretten Kurnbach Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Zusammenstellung der fur ein Reichsbahnbauprogramm 1927 beantragten Bahnbauten In Verhandlungen des Reichstags Band 420 Nr 3847 7 Dezember 1927 Anlage 1 S 118 reichstagsprotokolle de a b c Hansjorg Ebert Zabergaubahn bis Bretten Renaissance fur eine 100 Jahre alte Bahntrasse In Badische Neueste Nachrichten 20 Januar 2020 https bnn de kraichgau bretten renaissance fuer eine 100 jahre alte bahntrasse bei bnn de Reichsamt fur Landesaufnahme Topografische Karte 1 25000 Blatt 6918 Bretten Sammlung der Harold B Lee Library Brigham Young University a b c d e Marc Andre Schygulla Bretten Nordbaden Dynamische Veranderungen von Verkehrswegen am Beispiel Bretten 3 Eine Unvollendete und ihre Relikte In verkehrsrelikte de Stillgelegte Eisenbahnen und ihre Relikte Abgerufen am 24 Mai 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bahnstrecke Bretten Kurnbach amp oldid 234257208