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36 199305555556 36 692916666667 Koordinaten 36 11 57 5 N 36 41 34 5 OBabisqa Babisqa auch Babiska war eine fruhbyzantinische Siedlung und ein Handelszentrum im Gebiet der Toten Stadte im Nordwesten von Syrien In Babisqa wurde 610 die letzte byzantinische Kirche von Nordsyrien eingeweiht Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Ortsbild 3 1 Markianoskirche 3 2 Kirche des Heiligen Sergius 3 3 Weitere Bauten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Westseite der Markianoskirche 1999Die Ruinenstatte von Babisqa liegt im Gouvernement Idlib am Nordhang des Dschebel Barischa im mittleren Teil des nordsyrischen Kalksteinmassivs etwas sudlich der Strasse die unterhalb in der Ebene von Dana aus Richtung Aleppo kommend nach Westen uber den turkischen Grenzubergang bei Bab al Hawa bis nach Antakya fuhrt In den uberwiegend von Kurden bewohnten wenig fruchtbaren und karstigen Felshugeln befinden sich verstreut etliche weitere fruhbyzantinische Ruinenstatten Die nachstgelegenen sind Ba uda etwa zwei Kilometer nordlich und Kseigbe Etwa drei Kilometer westlich liegen durch ein Seitental von Babisqa getrennt die benachbarten antiken Siedlungen Dar Qita und Baqirha von dort fuhrt die Strasse sechs Kilometer nach Suden zur Ruinensiedlung von Barischa auf die Hohe dieses sich in nordsudlicher Richtung erstreckenden Hugels Die zahlreichen in Barischa erhaltenen Olpressen zeigen anschaulich dass Olivenhaine neben dem Getreideanbau die wirtschaftliche Grundlage der antiken Siedlungen darstellten Viele Orte bestanden bereits in romischer Zeit Hierzu zahlt wenige Kilometer sudostlich Sarmada Sermada wo aus der ersten Halfte des 2 Jahrhunderts n Chr ein Grabmonument aus zwei Saulen erhalten ist Bei Tall Karameh sudlich von Dana ist noch ein Abschnitt der gepflasterten romischen Fernhandelsstrasse zwischen Aleppo und Antiochia zu sehen Geschichte BearbeitenDer romische Tempel in Babisqa ist nur durch Spolien uberliefert die in der an seiner Stelle errichteten Markianoskirche verbaut waren Die Datierung auf einem dieser Steine entspricht der Jahreszahl 143 n Chr die als Fertigstellungsdatum fur den Tempel gelten kann Welche Gottheit im Tempel verehrt wurde ist nicht bekannt Die ersten Ubertritte zum Christentum fanden Ende des 4 Jahrhunderts statt Bei einer der ersten Familien die den neuen Glauben angenommen hatten war eine Hausinschrift mit dem Namen des Architekten Eusebis und dem Datum April 389 angebracht Vermutlich wenig spater liessen die Hausbewohner seitlich des Textes Christusmonogramme hinzufugen um ihren Ubertritt offentlich kundzutun der kurz nach der 390 erfolgten Einweihung des Baptisteriums geschehen sein durfte Babisqa und Dar Qita waren die ersten Orte im Dschebel Barischa in denen die Religion vor 400 an Boden gewann Anfang des 5 Jahrhunderts war die Mehrzahl der Einwohner christlich Trotz der christlichen Missionsbemuhungen gab es bis in die Mitte des 6 Jahrhunderts in dem Gebiet Anhanger der romischen Religion 1 Babisqa ist einer von sieben Orten sudlich der romischen Strasse die Anfang des 5 Jahrhunderts als Wirtschaftszentren Bedeutung erhielten Die als Ruinen erhalten gebliebenen Bauwerke stammen aus dem 4 bis 7 Jahrhundert Ortsbild BearbeitenAuf einer besiedelten Flache von 7 75 Hektar lagen in dem antiken Dorf Landhauser Residenzen einer grundbesitzenden Oberschicht zwei Kirchen und weitere offentliche Gebaude deren massive Mauern aus Kalksteinquadern teilweise noch in zweigeschossiger Hohe aufrecht stehen Zuzugler haben im 20 Jahrhundert durch neue Hauser am Rand und zwischen den Ruinen ein modernes Dorf mit mehreren hundert Einwohnern entstehen lassen Markianoskirche Bearbeiten nbsp Markanioskirche Apsis Richtung Nordosten 1996Die statischen und gestalterischen Aufgaben beim Bau der dreischiffigen Basiliken verlangten den Einsatz spezialisierter Architekten die ab Ende des 4 Jahrhunderts in den Einweihungsinschriften erwahnt wurden Der erste beruhmte Architekt war Markianos Kyris auf den im Dschebel Barischa vier nahe beieinanderliegende Kirchenbauten zuruckgehen Die zweite Kirche unter seiner Leitung war die Ostkirche Markianoskirche von Babisqa eine Saulenbasilika die an das bestehende Baptisterium angebaut wurde Die von seitlichen Nebenraumen umgebene runde Apsis war von aussen zu sehen und nicht wie ublich hinter einer geraden Ostwand verborgen Die beiden Hochwande des Mittelschiffs wurden von je sechs Saulen getragen die Rundbogen endeten an den Wanden auf Pilastern Gemass der allgemeinen Vorstellung dass dem ostlichen Altarbereich eine hohere Bedeutung innerhalb des Kirchenraums zukommt wurden unterschiedlich aufwendig gestaltete Saulenkapitelle nach der raumlichen Entfernung vom Triumphbogen an der Ostwand angeordnet Dieser Bogen umspannte auf bewegten korinthischen Kapitellen die Apsis Das nachststehende Saulenpaar trug etwas einfachere korinthische Kapitelle mit glatten Blattern wahrend die folgenden Saulen Kompositkapitelle mit Akanthus im unteren Bereich besassen 2 Die Jahreszahl 390 am ostlichen Hoftor bezieht sich auf das Baptisterium und nennt bereits einen Markianos Kyris als Architekten Markianos Kyris technites und Eusebis als Diakon Eusebis diakonos Letzterer Name wurde auch an der genannten Hausinschrift von 389 und an einem Privathaus von Dar Qita als Architekt festgehalten Es kann sich um denselben Namen dieselbe Person oder um Vater und Sohn handeln 3 Die Kirche tragt mit 401 ein erstes Datum fur die Fertigstellung am ostlichen der beiden Eingangsportale an der sudlichen Langsseite Offensichtlich wurde danach weiter oder umgebaut denn es fand sich an einem Fenstersturz die Datierung 403 4 und am Westgiebel unter dem nordlichsten der drei Fenster ein auf dem Kopf stehend vermauertes Medaillon mit der Jahreszahl 407 8 und darin ein weiteres Mal die Inschrift Markianos technites Auf zwei der Inschriften ist zugleich Marinos technites zu lesen Es ist unklar ob diese beiden Architekten hier anfangs zusammen in gleichwertiger Position arbeiteten Dass einzelne Bauetappen in mehreren Inschriften festgehalten wurden geschah ausser hier nur an der Julianoskirche von Brad 4 Zumindest die Westseite scheint nach einer weiteren Datierung gemass einer Inschrift an einem freistehenden Portal 480 restauriert worden zu sein Die Steinquader waren hier weniger gleichmassig als sonst geschichtet der Inschriftenstein wurde wohl bei dieser Aktion verkehrt herum wieder eingemauert 5 Das erste Bauprojekt von Markianos Kyris war die 392 datierte Kirche in Ba uda die mit ihrem Doppelmauerwerk noch dem alteren handwerklichen Stil verpflichtet war der auch von einer anderen Werkstatte an der mit Babisqa zeitgleichen Westkirche von Baqirha umgesetzt wurde wahrend Markianos hier auf das modernere einfache Quadermauerwerk uberging 6 Nach dem erstmaligen Einbau in der Julianoskirche von Brad 402 erhielt auch die Markianoskirche ein Bema eines von in insgesamt 45 Kirchen im nordlichen Gebiet der Toten Stadte eingebauten Podien auf denen die Geistlichen wahrend des Gottesdienstes in der Mitte des Kirchenschiffes Platz nahmen Im Suden war ein Hof angebaut der an zwei Seiten von einem Arkadengang und im Osten von einem Nebengebaude umschlossen war Das aufwendig ornamentierte Hofportal im Westen tragt die Handschrift des Architekten Es war sein erstes grosseres Werk das laut Inschrift wohl von Eusebis nach seinem Entwurf ausgefuhrt wurde Das spater von Markianos Kyris fur die Ostkirche von Ksedjbeh 414 5 entworfene Portal zeigt eine vollendetere Form desselben klassischen Stils An der Vorderseite eines Simaprofils wechseln sich Akanthus und Anthemion als Ornamente ab Uber dem Sturz folgt eine glatte Leiste die ein beperltes Flechtband daruber abtrennt 7 Die Markianoskirche ist bis auf die Sudfassade und einen Teil der Apsis zerstort Kirche des Heiligen Sergius Bearbeiten nbsp Westseite der Sergiuskirche mit neuzeitlich angebautem Wohnhaus rechts 1996Die kleine Sergiuskirche von 610 liegt etwa 150 Meter westlich der Markianoskirche Sie ist die letzte datierte Kirche aus byzantinischer Zeit in Nordsyrien und eine der letzten im ganzen Land Die Rundbogen des Mittelschiffs wurden von je drei Saulen getragen mit Kapitellen in glattblattrigem korinthischen Stil Nur wenige Ornamente sind erhalten Die Turen und Fenster waren von Gesimsen umgeben die in Voluten endeten Die Saulenkapitelle am Triumphbogen der Apsiswand zeigen einen erstarrten Akanthus 8 Im Osten war eine rechteckige Apsis mit zwei Nebenraumen angebaut Es gab zwei Eingange an der Nord und einen an der Westseite Nur die Westfassade ist teilweise erhalten Die einzige andere Kirche aus dem 7 Jahrhundert die 602 datierte Weitarkadenbasilika von Sheikh Sleman befindet sich in deutlich besserem Zustand Der um diese Zeit einsetzende allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Niedergang der Siedlungen zeigt sich mehr als hier an der wenige Jahre zuvor vermutlich um 600 fertiggestellten Westkirche von Kalota Weitere Bauten Bearbeiten Neben Serjilla gehoren die Thermen von Babisqa aus dem 5 bis 6 Jahrhundert zu den grossten und am besten erhaltenen Badeanlagen Der zweigeschossige Gebaudekomplex fur Manner mit angebauten Saulenportiken war von Peristylhofen umgeben Hinzu kamen ein kleineres Badehaus fur Frauen und eine Herberge Die Gebauderuinen sind teilweise mit Feldsteinen zugesetzt und dienen als Stallungen Etwas nordlich zwischen den beiden Kirchen befinden sich die Reste eines Marktes Die unteren Lagen von zwei einst 33 Meter langen Pfeilervorhallen Stoa sind beidseits der gepflasterten Marktstrasse erhalten Ein weiteres Gebaude wird als Andron Gemeinschaftshaus fur Manner gedeutet Etwa einen halben Kilometer sudlich des Ortes sind die verstreut liegenden Mauersteine eines Klosters auszumachen Innerhalb der Umfassungsmauer standen eine kleine Kirche Unterkunfte fur Monche und Nebengebaude Von einem weiteren Kloster 700 Meter sudostlich sind einige Grundmauern ubrig geblieben Literatur BearbeitenHermann Wolfgang Beyer Der syrische Kirchenbau Studien zur spatantiken Kunstgeschichte Walter de Gruyter Berlin 1925 S 37 39 45 91 Howard Crosby Butler Early Churches in Syria Fourth to Seventh Centuries Princeton University Press Princeton 1929 S 48 f Amsterdam 1969 Frank Rainer Scheck Johannes Odenthal Syrien Hochkulturen zwischen Mittelmeer und Arabischer Wuste DuMont Koln 2009 S 303 ISBN 3770113373 Christine Strube Baudekoration im Nordsyrischen Kalksteinmassiv Bd I Kapitell Tur und Gesimsformen der Kirchen des 4 und 5 Jahrhunderts n Chr Philipp von Zabern Mainz 1993 S 53 57 Christine Strube Die Toten Stadte Stadt und Land in Nordsyrien wahrend der Spatantike Philipp von Zabern Mainz 1996 S 36 41 79 ISBN 3805318405 E Baccache Eglises de village de la Syrie du Nord Documents photographiques des archives de l Institut Francais d Archeologie due Proche Orient Paul Geuthner Paris 1980 S 54 59 Schwarzweissfotografien Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Babisqa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Search Babisqa Architecture in the Classical Tradition ACT Zwei Fotos Einzelnachweise Bearbeiten Frank R Trombley Hellenic Religion and Christianization C 370 529 Band 2 Brill Leiden 1995 S 270 272 Ute Verstegen Gemeinschaftserlebnis in Ritual und Raum Zur Raumdisposition in fruhchristlichen Basiliken des vierten und funften Jahrhunderts In Ulrike Egelhaaf Gaiser Alfred Schafer Hrsg Religiose Vereine in der romischen Antike Mohr Siebeck Tubingen 2002 S 283 Howard Crosby Butler 1929 S 48 Christine Strube 1993 S 53 Hermann Wolfgang Beyer 1925 S 37 39 41 Christine Strube 1996 S 38 Hermann Wolfgang Beyer 1925 S 45 Howard Crosby Butler 1929 S 141 Hermann Wolfgang Beyer 1925 S 91 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Babisqa amp oldid 222151118