www.wikidata.de-de.nina.az
Baqirha Bakirḥa war eine antike Siedlung im Gebiet der Toten Stadte im Nordwesten von Syrien Aus romischer Zeit sind die Ruine eines Tempels und aus fruhbyzantinischer Zeit die Reste zweier Kirchen und einiger Residenzen erhalten Strasse im Ortszentrum mit den Pfeilervorhallen ehemaliger Residenzen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte und Stadtbild 2 1 Tempel 2 2 Westkirche 2 3 Ostkirche 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLage BearbeitenBaqirha liegt auf einem Burj Baqirha Burdsch arabisch برج Turm genannten Hugel im Gouvernement Idlib am Nordhang des Dschebel Barischa im mittleren Bereich des nordsyrischen Kalksteinmassivs Sechs Kilometer nordostlich liegt etwas tiefer am selben karstigen und baumlosen Felshugel die antike Siedlung Ba uda von der aus in knapp zwei Kilometern Entfernung der Grenzubergang Bab al Hawa an der Hauptverbindungsstrasse von Aleppo nach Antakya in der Turkei zu sehen ist Wenige hundert Meter nordlich unterhalb von Baqirha fuhrt die Strasse am schlechter erhaltenen Nachbarort Dar Qita vorbei In sudlicher Richtung sind es zwei Kilometer bis zu einer Strassenkreuzung im winzigen Dorf Ras ibn Hosn und weitere vier Kilometer nach Suden zur weitlaufigen fruhbyzantinischen Siedlung von Barischa deren Hausruinen im Unterschied zu dem von weitem uberschaubaren Baqirha zwischen Baumen und Buschen versteckt liegen Die grosse Siedlung Dehes liegt ebenso weit sudwestlich von Baqirha Oberhalb von Baqirha gedeihen nur vereinzelt kleine Olivenbaume ansonsten ist von Steinbrocken ubersates Grasland vorherrschend das als Weideland fur Schafe und Pferde genutzt wird Die Ruinenstatte ist unbesiedelt mehrere kleine Dorfer liegen im Umkreis Geschichte und Stadtbild BearbeitenTempel Bearbeiten nbsp Tempel des Zeus Bomos von WestenDas alteste Gebaude ist ein romischer Prostylos Tempel der am oberen sudlichen Ende abseits der Siedlung nahe der Strasse steht Er wurde moglicherweise an der Stelle eines weit alteren Heiligtums errichtet Der Tempel aus dem Jahr 161 n Chr war Zeus Bomos Zeus der Altar geweiht ein lokaler Name fur den syrischen Hauptgott Baal Zeus Tempel wurden haufig auf Bergen errichtet ein anderer befand sich in nachster Nahe auf dem Gipfel des Dschebel Sheikh Baraqat sudlich Refade mehrere um den Gipfel des Hermon 1 Welche Gottheit im Tempel des zwei Kilometer ostlich gelegenen Ortes Babisqa verehrt wurde ist nicht bekannt Uber der Sockelzone des Tempels der mit dem Baal Shamin Tempel in Palmyra vergleichbar ist erhob sich ein rechteckiger Bau aus machtigen Kalksteinquadern dem an der Westseite eine Eingangshalle mit vier Pfeilern vorgestellt war Die ostliche Ruckwand bis zum Giebel und ein Teil der Nordwand blieben erhalten Vor dem Tempel liegen die Abschnitte der zusammengesturzten Saulen und korinthische Kapitelle Zwei Wohnhauser aus dem 3 Jahrhundert sind in Ruinen erhalten 2 die ubrigen Hauserruinen stammen aus dem 4 bis 7 Jahrhundert Der Glaubensstreit im 4 Jahrhundert scheint sich in Baqirha nur allmahlich zugunsten des Christentums entschieden zu haben Schon bald nach der Herrschaft des romischen Kaisers Julian 360 363 sind die ersten Christen inschriftlich belegt Ab 384 besass ein Diakon mit Namen Mikalos ein eigenes Haus Zugleich hielt sich die Zeus Verehrung hier und in Dar Qita bis zum Ende des 5 Jahrhunderts 3 Westkirche Bearbeiten Die fruhere und schlechter erhaltene der beiden Kirchen ist die Westkirche die laut Butler 501 erbaut wurde Er beruft sich bei der Datierung auf eine Inschrift die sich nicht am Kirchengebaude sondern uber dem nordlichen Eingang der Umfassungsmauer des Temenos befand Es gab vermutlich einen Vorgangerbau der nach Butler Stilmerkmalen zufolge aus dem 4 Jahrhundert stammt Diesen ersten Bau datiert Strube auf 416 4 Das Datum ist auf der Weihinschrift uber der ostlichen der beiden Turen an der Sudseite zu lesen also dem Eingang fur die mannlichen Gemeindemitglieder Dort werden drei Namen genannt Kyriakos Presbyteros der zugleich Architekt war Mikalos Diakonos und ein Krisianos Uber der westlichen Tur die zum hinteren Frauenbereich fuhrte stand Es gibt einen Gott und seinen Christus und den Heiligen Geist Moge er denen helfen die ihn furchten 5 Erhalten geblieben sind vom alteren Bau nur die Fundamente der halbkreisformigen Apsis Beim Umbau wurde die Apsis an der Ostwand in einen rechteckigen Anbau umgewandelt was der lokalen Bautradition entsprach Dieser dreischiffige Bau mit gerader Ostwand und geschlossener Westwand glich damit kleineren Dorfkirchen wie der schmucklosen Klosterkirche von Sitt er Rum Quader des Mauerwerks liegen verstreut herum die Nord und Westwand ist teilweise von der Sudwand ist nur noch die untere Lage erhalten Die alteren Saulen im Kirchenschiff besassen ionische Kapitelle die korinthischen und toskanischen Kapitelle stammen wohl aus der zweiten Bauphase 6 Das Kirchenschiff wurde von vier Saulen je Reihe getragen Uber den Rundbogenfenstern verliefen entsprechend der stadtischen Bautradition an den Aussenwanden wulstformige Reliefbander die sich an den Enden zu Voluten rollten Erstmals in der christlichen Architektur Syriens sollte die Bauzeit um 500 stimmen wurden die Aussenwande mittig und an den Ecken durch Pilaster gegliedert 7 Die Ausbildung der Turlaibung am sudlichen Haupteingang mit schwerem Wulstprofil Flechtband und Blattfachern steht in der Tradition der Eingangstur der Basilika von Qalb Loze 8 Die inschriftliche Datierung am profilierten und durch Blattmotive ebenso reich dekorierten Portal der Umfassungsmauer kann auch als 491 gelesen werden Das Portal muss nicht zwangslaufig gleichzeitig mit dem Umbau der Kirche entstanden sein folglich konnte der Kirchenneubau um 490 oder spater erfolgt sein 9 Strube ubernimmt das Datum 501 fur den Umbau bei dem die gesamte Ostseite erneuert wurde 5 Das quadratische Baptisterium etwas entfernt von der Sudostecke der Kirche ist wesentlich besser erhalten Es war in einen vor der sudlichen Langsseite der Kirche liegenden Hof integriert der nach aussen durch eine Mauer abgeschlossen war An zwei Seiten dieser Mauer verlief innen ein pfeilergestutzter Wandelgang 10 Ostkirche Bearbeiten nbsp Westgiebel der Ostkirche Nachtraglich angebrachte Lochreihe als Auflager fur das Dachgebalk der VorhalleDie Ostkirche ist von weitem an ihrem vollstandig erhaltenen Westgiebel zu erkennen der in Richtung der Strasse blickt Sie liegt etwa 100 Meter unterhalb des Tempels Die Datierung der letzten Bauphase wird ebenso diskutiert wie die Entstehungszeit der ersten Kirche an diesem Ort Auf das Jahr 546 n Chr verweist eine Inschrift auf dem Sturz des Westportals was dem Jahr 595 der Ara von Antiochia entsprach der Hauptstadt des damaligen Verwaltungsbezirks Antiochene Auch bei dieser Kirche bereitet die Frage Schwierigkeiten in welchem Umfang Bauteile alterer Kirchen wiederverwendet wurden oder ob ein stilistischer Ruckgriff auf die Bauformen des beruhmten Architekten Markianos Kyris um 400 erfolgte Die Ostwand der dreischiffigen Saulenbasilika ist bis zum Gesims im Obergeschoss erhalten Butler beschreibt die sechs Saulen je Mittelschiffwand lagen wie vor Jahrhunderten zusammengesturzt am Boden 11 Er besuchte die Ruinenstatte 1900 und 1905 jeweils kurz im April 1909 fertigte er einen Lageplan von Dar Qita und Baqirha an 12 Im grasuberwachsenen Kirchenschiff finden sich heute nur noch Quadersteinreste der Aussenmauern Die Apsis im Osten war rechteckig an der Westfassade war eine Vorhalle mit vier Pfeilern geschlossenen Seitenwanden und Pultdach angebaut Das Westportal ist wie bei der zur selben Zeit gebauten Sergiuskirche von Dar Qita dem alteren Stil von Meister Kyris nachempfunden Beyer erkennt hier einen wiederverwendeten alteren Sturz dem bei einem Umbau ein weiteres Gesims daruber hinzugefugt worden ist Folglich musse die gesamte Kirche umgebaut worden sein Darauf weisen auch die geringen Abmessungen hin die besonders bei Kirchen in der ersten Halfte des 5 Jahrhunderts ublich waren Der an der sudlichen Langsseite angebaute Narthex mit Pultdach hatte vier Pfeiler wahrend der ansonsten ahnliche Anbau der Sergiuskirche von vier Saulen getragen wurde Er wurde auf jeden Fall spater vielleicht um 600 hinzugefugt 13 Wie fast alle Orte im Kalksteinmassiv erlangte Baqirha seinen Wohlstand hauptsachlich durch den Export von Olivenol Die noch aufrecht stehenden Pfeilerportiken einiger herrschaftlicher Residenzen oder Handelshauser zeugen vom stadtischen Charakter des Ortes Literatur BearbeitenChristine Strube Die Toten Stadte Stadt und Land in Nordsyrien wahrend der Spatantike Zaberns Bildbande zur Archaologie Verlag Philipp von Zabern Mainz 1996 ISBN 3 8053 1840 5 Christine Strube Baudekoration im Nordsyrischen Kalksteinmassiv Bd I Kapitell Tur und Gesimsformen der Kirchen des 4 und 5 Jahrhunderts n Chr Damaszener Forschungen 5 Philipp von Zabern Mainz 1993 S 77 79 ISBN 3 8053 1407 8 Howard Crosby Butler Early Churches in Syria Fourth to Seventh Centuries Princeton monographs in art and archaeology Princeton University Press Princeton 1929 Nachdruck Hakkert Amsterdam 1969 Hermann Wolfgang Beyer Der syrische Kirchenbau Studien zur spatantiken Kunstgeschichte Walter de Gruyter Berlin 1925 Nachdruck de Gruyter Berlin 1978 ISBN 3 11 005705 0Einzelnachweise Bearbeiten Warwick Ball Rome in the East The Transformation of an Empire Routledge London New York 2000 ISBN 0 415 11376 8 S 219 322 Strube 1996 S 29 Frank R Trombley Hellenic Religion and Christianization C 370 529 2nd Edition Brill Leiden 1995 ISBN 90 04 09692 2 S 272 Strube 1996 S 38 a b Strube 1993 S 77 Strube 1993 S 78 Butler S 134 Strube 1996 S 81 Abb S 86 Beyer S 89 Beyer Plan S 88 Butler S 139 Foto S 140 Howard Crosby Butler Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904 1905 and 1909 Division I Geography and Itinerary Brill Leiden 1930 S 63 Online bei Archive org Beyer S 85 8736 205833333333 36 659444444444 Koordinaten 36 12 21 N 36 39 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baqirha amp oldid 174183558