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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum gleichnamigen Abt siehe Otmar von St Gallen Audomar lateinisch Audomarus auch Otmarus 1 franzosisch Omer niederlandisch Odemaar auch Omaar deutsch auch Otmar von Therouanne 2 um 600 1 November vielleicht 670 war der erste Bischof von Tarvanna auch Teruana heute Therouanne im frankischen Reich und wurde nach seinem Tod als Heiliger verehrt Er gehorte zu einem Kreis frankischer Bischofe welche die iroschottisch gepragte Heidenmission auf dem nordwesteuropaischen Festland im 7 Jahrhundert unterstutzt und mitgetragen haben In seinem neu geschaffenen Sprengel trieb er die Mission des bis dahin wenig christianisierten nordfrankischen Raums besonders durch die Forderung von Klostergrundungen und die aktive Einbeziehung der lokalen frankischen Fuhrungseliten in das Missionswerk voran Audomar und Konig Dagobert I Darstellung in einer Vita aus dem 11 Jahrhundert Saint Omer Bibliotheque municipale Ms 698 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Herkunft und Werdegang 1 2 Missionsbischof 1 3 Klostergrundung 1 4 Anhanger und Mitarbeiter 1 5 Tod und Nachleben 1 6 Ikonographie 2 Literatur 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben und Wirken Bearbeiten nbsp Audomar mit Weintrauben und Buch Skulptur an St Audomar in Frechen von Olaf HohnenHerkunft und Werdegang Bearbeiten Der im Chronicon Bertinianum des Iperius 1383 3 erwahnte Geburtsort Audomars 4 wird heute sicher mit Orval bei Coutances im heutigen Departement Manche in der Normandie identifiziert 5 Sein Vater hiess sicher Friulphus Er soll der Legende nach gemeinsam mit seinem Sohn ins Kloster eingetreten sein Die Mutter hiess Butler zufolge Domitilla 6 Die haufig anzutreffende Nachricht die Familie stamme aus dem damaligen Burgund und habe am Bodensee gelebt 7 beruht auf der Verwechslung von Coutances mit Konstanz da die Ortsnamen auf Latein identisch sind Constantia Audomar trat unter dem Abt Eustasius amtierte 615 629 in das von dem irischen Monch Columbanus gegrundete Kloster Luxovium Luxeuil ein das eines der fuhrenden Missionskloster jener Zeit war Er gehort damit zusammen mit Chagnoaldus von Laon ca 633 8 Ragnacharius von Basel und Acharius von Noyon und Tournai in die Reihe bedeutender frankischer Bischofe die in diesem Kloster ihre Ausbildung erhielten und die Methoden und Ideen der iroschottischen Missionare im frankischen Reich aufnahmen und weiterentwickelten Missionsbischof Bearbeiten Der austrasische Konig Dagobert I wurde von Bischof Acharius auf Audomar aufmerksam gemacht und ernannte ihn zum Bischof von Tarvanna der romischen Colonia Morinorum die in einem damals wieder vorwiegend pagan gepragten Gebiet lag pagus Morinorum Das Gebiet in der romanisch frankischen Mischzone Nordgalliens gehorte aber zum Kern und Stammland des frankischen Ostreichs dessen Re Christianisierung Teil der religionspolitischen Agenda Konig Dagoberts war Hier traf Audomar kurz vor 639 ein Als Bischof entfaltete er eine rege Missionstatigkeit und sammelte Schuler Neubekehrte Missionare und einflussreiche Personen um sich mit deren Hilfe er den christlichen Glauben verbreitete Dazu berief er unter anderem Missionare aus seiner Heimat dem Gebiet der heutigen Normandie im damaligen Neustrien die wohl ebenfalls in Luxovium ausgebildete Monche waren Wahrscheinlich vor 649 rief er die Monche Mummolenus Bertinus und Ebertramnus Bertram ins Land und beauftragte sie mit der Mission in den Sumpfgebieten an der Aa nordlich der Bischofsstadt im spateren Flandern Klostergrundung Bearbeiten Ein Merkmal der Missionsarbeit Audomars bestand darin dass er ortliche Mitglieder der gallofrankischen Fuhrungsschicht gewinnen konnte aus der er selber und viele seiner Helfer wohl ebenfalls stammten und sie zur tatigen Mitwirkung an Kirchen und Klostergrundungen bewegte So liess er sich von dem reichen neubekehrten Gutsherrn Adroald den Hugel Sithiu am Ufer der Aa als geeigneten Baugrund fur die Errichtung eines Klosters schenken der spateren Abtei Saint Bertin die sich zu Audomars wichtigster Grundung entwickelte Der heilige Mummolenus der das Projekt zunachst leitete und mit der Grundung von Saint Momelin in Verbindung gebracht wird wurde in den 660er Jahren als Nachfolger des heiligen Eligius zum Bischof von Noyon ernannt Bertinus 615 698 der offenbar aus dem gleichen Ort wie Audomar stammte und schon 745 ebenfalls als Heiliger verehrt wurde ubernahm das Kloster auf dem Berg als erster Abt und bewirtschaftete es erfolgreich Die Lebensweise der Monche war wahrscheinlich durch eine benediktinisch kolumbanischen Mischregel bestimmt die iroschottische und romische Elemente kombinierte Die altere Vita S Austrebertae nennt Audomar auch als Grunder der Abtei Pavilly die spatere Vita von Angilram 1045 bezeichnet dagegen Philibert als Grunder dieses Klosters Anhanger und Mitarbeiter Bearbeiten Zu Audomars Schuler und Anhangerkreis gehorten auch Frauen darunter vielleicht Angadrisma 615 695 9 Ahnlich wie Austreberta 630 704 grundete sie nach ihrer Taufe ein Frauenkloster bei Beauvais Oroer des Vierges wo sie im Ruf der Heiligkeit starb und anschliessend durch ein Klosterpatrozinium in ihrem 10 km von Tarvanna entfernten moglichen Heimatdorf Renty geehrt wurde Der dortige Burg und Landbesitzer Wambert vielleicht ein Verwandter Angadrismas forderte den Priester Bertulf seinen Gutsverwalter der spater zum Ortsheiligen des Dorfes aufstieg und ebenfalls dem neubekehrten Schulerkreis um Audomar angehort hatte Auch Bischof Lantbert von Lyon der ein Wurdentrager am Hof des Frankenkonigs Chlothar III gewesen war lehrte in Tarvanna und trug so zur Attraktivitat von Audomars Schuler und Katechumenenkreis fur die lokale Oberschicht bei Audomar zeichnete sich dadurch aus dass er seinen Mitarbeitern und Gonnern weit reichende Freiheiten einraumte Bereits erblindet unterschrieb er 663 eine Urkunde mit der er die Guter des Klosters Sithiu der Verfugung des Bischofs entzog und die Monche von seiner disziplinarischen Oberhoheit als Bischof befreite Auch an zwei weiteren Urkunden aus den Jahren 664 und 667 war er beteiligt 691 bestatigte Konig Chlodwig III dem Kloster auch seinerseits die Immunitat Tod und Nachleben Bearbeiten Audomar starb an einem 1 November genannt werden die Jahre zwischen 667 und 670 in dem von ihm begrundeten Kloster Sithiu Seinem eigenen Wunsch entsprechend liess man ihn vor Ort in der von ihm gestifteten Frauenkirche der spateren Kathedrale von Saint Omer begraben Im spateren Mittelalter kam es zu langwierigen Streitigkeiten zwischen dem Domkapitel der Frauenkirche und der Abtei um den Verbleib und Bestand der Reliquien die insgesamt viermal visitiert wurden Heute befindet sich nur noch ein Kenotaph in der Kirche nachdem der Schrein mit den Gebeinen wahrend der Franzosischen Revolution samt seinem Inhalt nach Paris gebracht und dort eingeschmolzen wurde Schon Abt Bertinus nannte das Kloster nach dem bald als heilig verehrten Grunderbischof Audomar Sein Fest das seit der Karolingerzeit in allen Martyrienkalendern verzeichnet war wurde bald nach 800 von seinem Todestag auf den 9 September verlegt Seine Vita entstand zu Beginn des 9 Jahrhunderts und berichtet von zahlreichen Wundern 10 Um das Kloster herum entstand eine Ansiedlung die ebenfalls nach Audomar benannt wurde und noch heute Saint Omer heisst Die Abtei dagegen die schon im 8 Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum der Buchmalerei angelsachsischen Typs wurde wird seit etwa 1100 nach ihrem ersten Abt Saint Bertin genannt Im 12 Jahrhundert wurde sie der kluniazensischen Reform angegliedert In Deutschland ist die romisch katholische Kirche St Audomar in Frechen im Rheinland dem Heiligen geweiht Ikonographie Bearbeiten Audomar wird dargestellt in bischoflichen Gewandern mit den Attributen Weintraube Stab und Buch 11 Literatur BearbeitenMarc van Uytfanghe Audomarus In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 1197 f Arnold Angenendt Audomar v Therouanne In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 1 Herder Freiburg im Breisgau 1993 Sp 1175 Eugen Ewig Audomar In Josef Hofer Karl Rahner Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 2 Auflage Band 1 Herder Freiburg im Breisgau 1957 Sp 1026 Eugen Ewig Das Privileg des Bischofs Audomar von Therouanne von 663 und die Anfange der Abtei Sithiu In ders Hartmut Atsma Hrsg Spatantikes und frankisches Gallien Gesammelte Schriften 1 Beihefte der Francia 3 Teilband 2 Munchen 1979 S 507 537 Michael Buhlmann Suitbert Liudger und die Missionierung Nordwesteuropas PDF 485 kB In Beitrage zur Geschichte Kaiserswerths Heft 6 Dusseldorf Kaiserswerth 2008 speziell zu Audomar S 7 Siehe auch BearbeitenStundenbuch von Saint OmerEinzelnachweise Bearbeiten Auszug aus den karolingischen Annales Mettenses 830 930 et in monasterium sancti Otmari quod dicitur Sidiu N N Otmar v Therouanne In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 7 Herder Freiburg im Breisgau 1998 Sp 1217 zur Unterscheidung von Otmar von St Gallen Ernst Steindorff Balduin V In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 9 Genauer Francis Palgrave Autor Inglis Palgrave Hrsg The History of Normandy and of England Band IV Cambridge 1921 S xxi Goldenthal bei Konstanz Iperius 449 c vgl Heinrich Hagenmeyer Die Kreuzzugsbriefe aus den Jahren 1088 1100 Eine Quellensammlung zur Geschichte des ersten Kreuzzuges Innsbruck 1901 Nachdruck Georg Olms Verlag Darmstadt o J ISBN 3 487 04732 2 S 253 Anm 30 Marc van Uytfanghe Audomarus In Lexikon des Mittelalters Band 1 Munchen 1980 Sp 1197 Alban Butler St Omer B C In ders The Lives of the Saints Fur viele meist basierend auf Butler Michael Kresin Orthodoxe Heiligenleben Munchen 2003 S 26 Berend Wispelwey Bearb Biographischer Index des Mittelalters K G Saur Munchen 2008 S 215 Saint Angadrisma of Beauvais im amerikanischen Online Lexikon CatholicSaintsInfo abgerufen am 16 Juni 2017 Drei Viten nachgewiesen bei Karine Uge Creating the Monastic Past in Medieval Flanders York Medieval Press York 2005 ISBN 1 903153 16 6 S 176 Audomar 9 September Eintrag im Heiligenlexikon heilige de des Bonifatiuswerks abgerufen am 9 September 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Audomar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Person GND 11937837X lobid OGND AKS VIAF 5739859 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME AudomarALTERNATIVNAMEN Audomarus Otmarus Odemaar Saint Omer Sint Omaar Otmar von TherouanneKURZBESCHREIBUNG BischofGEBURTSDATUM um 600STERBEDATUM unsicher 670 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Audomar amp oldid 234107346