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Anthradapis ist eine ausgestorbene Gattung der Primaten die im Oberen Eozan vor rund 38 bis 34 Millionen Jahren im heutigen Sudostasien lebte Bisher ist nur ein einziger Unterkiefer bekannt Dieser stammt aus der Fossillagerstatte von Na Dương im nordostlichen Vietnam Anhand der Zahnmerkmale wird Anthradapis zu den Adapiformes gestellt und zur Familie der Sivaladapidae verwiesen Als besondere Merkmale konnen ein nicht zuruckgebildeter erster Pramolar und ein seitlich sehr breiter erster Molar herausgestellt werden Im Vergleich zu nahe verwandten Formen war Anthradapis vergleichsweise gross und wurde uber 5 kg schwer Die Tiere ernahrten sich vermutlich von Fruchten und hartschaligen Pflanzenbestandteilen Die Gattung wurde im Jahr 2019 wissenschaftlich eingefuhrt Es ist eine Art anerkannt Anthradapis Unterkiefer von Anthradapis Zeitliches Auftreten ausgehendes Mittleres bis Oberes Eozan 38 bis 34 Mio Jahre Fundorte Sudostasien Na Dương Systematik Euarchonta Primaten Primates Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini Adapiformes Sivaladapidae Anthradapis Wissenschaftlicher Name Anthradapis Chavasseau Chaimanee Ducrocq Lazzari Pha Rugbumrung Surault Tuan amp Jaeger 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenAnthradapis war ein vergleichsweise grosser Vertreter der Adapiformes Berechnungen zufolge erreichte er ein Korpergewicht von rund 5 3 kg Uberliefert ist bisher nur ein rechter Unterkieferast der auf einer Lange vom zweiten Schneidezahn bis zum ersten Molar vollstandig vorliegt Er gehorte zu einem nicht ausgewachsenen Individuum da einzelne Zahne noch dem Milchgebiss zuzurechnen sind Der horizontale Knochenkorper war hoch gestaltet aber schlank und verlief in Aufsicht weitgehend gerade Vom zweiten Schneidezahn blieb nur die Wurzel erhalten Der Eckzahn ragte hoch und spitz auf und war seitlich verschmalert Bei ihm handelt es sich um einen Milchzahn zungenseitlich brach beim Tod des Individuums gerade der dauerhafte Eckzahn durch Seine massive Wurzel durchdrang den Unterkieferkorper bis zum dritten Pramolaren und war am Ende nicht geschlossen Die hintere Zahnreihe zeigte sich gestaucht mit eng beieinander stehenden Zahnen Ein kurzes etwa 1 mm langes Diastema trennte sie von den vorderen Zahnen ab Als einzigartig fur Anthradapis innerhalb der Sivaladapidae kann die Ausbildung eines ersten Pramolaren angesehen werden da dieser ansonsten bei anderen Vertretern reduziert war Bis auf den ersten Pramolaren verfugten alle anderen Vormahlzahne uber zwei Wurzeln was ein typisches Kennzeichen der Adapiformes und der Feuchtnasenprimaten darstellt Allerdings wiesen die Pramolaren abweichend von zahlreichen anderen Linien der Adapiformes keine starken Molarisierungen auf und ahnelten so nicht den Mahlzahnen Die Zahnkronen der Pramolaren bei Anthradapis waren weitgehend einspitzig mit dem mittig sitzenden Protoconid als hochsten Punkt Lediglich auf den beiden hinteren Pramolaren kam noch ein kleiner Nebenhocker das Hypoconid vor Von der Hauptspitze liefen jeweils vier deutliche Scherkanten herab Ahnliches kam auch bei anderen palaogenen Formen der Sivaladapidae vor bei spateren Vertretern der Gruppe hatte sich die Anzahl der Scherkanten zuruckgebildet Diese stammesgeschichtlich jungeren Formen besassen ausserdem einen eckzahnartigen zweiten Pramolaren fur Anthradapis traf dies nicht zu Das genaue Aussehen des letzten Pramolaren kann bei der Primatengattung nicht eindeutig bestimmt werden da er noch nicht durchgebrochen war CT Scans belegen aber einen nicht molarisierten vierten Dauerpramolaren im Unterkieferkorper Dies setzt Anthradapis wiederum von den neogenen Angehorigen der Sivaladapidae ab die uber einen molariserten letzten Pramolaren verfugten Der erste Mahlzahn war rechteckig sowie hochkronig und nur von einer dunnen Zahnschmelzschicht bedeckt Er wies mit seinen gerundeten Zahnhockerchen ein bunodontes Kauflachenmuster auf Die gesamte Zahnkrone uberragte seitlich den Unterkiefer was als exodaenodont bezeichnet wird und als diagnostisches Merkmal fur Anthradapis gilt Zwischen den einzelnen Zahnhockerchen bestanden keine deutliche Scherleisten Spatere Gattungen der Sivaladapidae wiederum hatten eher scharfe Scherkanten zwischen den Hockerchen Die Lange der Zahne nahm vom ersten Pramolaren bis zum ersten Molaren kontinuierlich zu Fur ersteren betrug sie 3 8 mm fur letzteren 7 1 mm 1 Fossilfunde BearbeitenDer bisher einzige Fossilfund von Anthradapis wurde in der Fossillagerstatte von Na Dương im nordostlichen Vietnam entdeckt Sie liegt im gleichnamigen in der Provinz Lạng Sơn Das Becken ist durch seinen Reichtum an Steinkohle bekannt die in einem Tagebau gefordert wird Der Tagebau bildet das Hauptaufschlussgebiet der Fossilfunde Erste Funde wurden bereits zum Ende der 1970er Jahre berichtet den Grossteil erbrachten jedoch Forschungsarbeiten die in den 2000er Jahren einsetzten Es lassen sich zwei Gesteinseinheiten unterscheiden die die unterlagernde Na Duong Formation und die hangende Rhin Chua Formation umfassen Beide enthalten Fossilien und bestehen aus einer Wechsellagerung von Ton Schluff und Sandsteinen wobei in der Na Duong Formation zusatzlich noch Kohlelagen eingeschaltet sind Beide Gesteinseinheiten verdanken ihren Ursprung einem einstmals stehenden Gewasser in dessen Umgebung wohl ein dichter Wald bestand Auf den See verweisen nicht nur die Ablagerungen sondern auch zahlreiche Funde von Weichtieren Fischen Schildkroten und Krokodilen Das waldreiche Hinterland wird durch Reste von Baumstumpfen und erhaltenen Blattern und Samen angezeigt Zusatzlich kommen zahlreiche Funde von Huftieren wie Nashornern und Vertretern der ausgestorbenen Anthracotheriidae vor Wahrend sich die Weichtiere und Fische uber die gesamte Ablagerungsfolge der beiden Gesteinseinheiten verteilen sind die Landwirbeltiere weitgehend auf eine basale Kohleschicht in der Na Duong Formation beschrankt Der Fund von Anthradapis kam allerdings aus einem Bereich etwa 10 m unterhalb der Kohleschicht zu Tage 1 Absolute Altersdaten fur Na Dương sind bisher nicht verfugbar Aus biostratigraphischer Sicht ist eine Bildung der Ablagerungen im Oberen Eozan wahrscheinlich was den Zeitraum von vor 38 bis 34 Millionen Jahren abdeckt Teilweise wird aber auch eine Bildung im Unteren Oligozan vor 34 bis 28 Millionen Jahren diskutiert 2 3 4 5 Palaobiologie BearbeitenDas ermittelte Korpergewicht von rund 5 3 kg fur Anthradapis ist das grosste das bisher fur einen Vertreter der Sivaladapidae festgestellt wurde Es ubertrifft damit auch die Angaben die fur andere Formen wie Sinoadapis 4 4 bis 4 7 kg oder Guangxilemur 4 8 kg vorliegen beide sind aus China bekannt und datieren in das Miozan beziehungsweise in das Eozan Das Korpergewicht der Primaten hat nach Analysen von Richard F Kay an rezenten Arten einen Einfluss auf die Ernahrungsweise Danach besteht eine Grenze bei rund 500 g oberhalb der die Tiere ihren Eiweissbedarf nicht mehr ausschliesslich von Insekten sondern von Blattern beziehen 6 Die deutlich gerundeten Zahnhockerchen bei Anthradapis machen aber eine blattreiche Nahrung wie sie fur die meisten Sivaladapidae angenommen wird eher unwahrscheinlich sondern sprechen viel mehr fur eine fruchtbasierte Ernahrung Der kraftige Unterkieferkorper und der massiv ausgepragte Eckzahn verweisen daruber hinaus auch auf eine Aufnahme von harteren Bestandteilen wie Samen Allerdings war die dunne Zahnschmelzschicht auf den vorderen Mahlzahnen nicht gut geeignet um solchen harteren Nahrungsbestandteilen langer zu widerstehen In diesem Zusammenhang finden sich einzelne Vergleiche bei heutigen Neuweltaffen die allerdings zu den Trockennasenprimaten zahlen Bei den Bartsakis beispielsweise die ebenfalls Molaren mit nur dunnem Zahnschmelz besitzen dient der ausserordentlich grosse Eckzahn dazu die haufig verzehrte hartschalige Nahrung aufzubrechen 1 Systematik BearbeitenMogliche systematische Stellung von Anthradapis innerhalb der Sivaladapidae nach Chavasseau et al 2019 1 Sivaladapidae Rencunius Anthradapis Yunnanadapis Hoanghonius Laomaki Vorlage Klade Wartung Style Anthradapis ist eine ausgestorbene Gattung aus der Gruppe der Adapiformes einer ebenfalls erloschenen Linie der Primaten Primates Die Adapiformes gelten als einer der fruhesten erfolgreichen Gruppen der Primaten Sie traten im Eozan und Unteren Oligozan sowohl in Nordamerika als auch in Eurasien und Afrika auf In der Regel jedoch nicht generell werden sie als Basalformen der Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini angesehen die rezent die Lemuren Lemuriformes Loris Lorisidae und Galagos Galagonidae einschliessen 7 Einige Forscher vermuten aber auch eine nahere Beziehung zu den Trockennasenprimaten Haplorhini die Linie die die Neuwelt Platyrrhini und Altweltaffen Catarrhini einschliesslich des Menschen beinhaltet 8 9 Die ahnlichen Merkmale zur letzteren Grossgruppe werden aber zumeist als konvergente Entwicklungen angesehen 10 11 Die Zuordnung der Adapiformes zu den Feuchtnasenprimaten basiert unter anderem auf einem zweiwurzeligen unteren zweiten Pramolaren der bei den Trockennasenaffen haufig einwurzelig ist Andere Merkmale betreffen die Gestaltung der Eckzahne und des hinteren Gebisses aber auch des Bewegungsapparates 12 13 14 1 Innerhalb der Adapiformes werden mehrere Familien unterschieden Unter Diskussion ist hierbei ob die gesamte Gruppe eine verwandtschaftliche Gemeinschaft bildet da verschiedene Wissenschaftler einen paraphyletischen Ursprung annehmen 14 Anthradapis wird den Sivaladapidae zugesprochen Diese vereint mehrere adapiforme Primaten des ostlichen sudostlichen und sudlichen Asiens wie der namengebende Sivaladapis zudem auch Sinoadapis Yunnanadapis oder Paukkaungia Die uberwiegenden Formen sind nur uber Zahne bekannt Im Unterschied zu den meisten Adapiformes uberlebten einige Vertreter der Sivaladapidae bis in das Miozan Aufgrund der langen zeitlichen Reichweite der Sivaladapidae und der damit einhergehenden deutlichen Anderung in der Zahnmorphologie ist ihre genaue stammesgeschichtliche Stellung innerhalb der Adapiformes nicht vollstandig geklart 12 13 Es scheint aber engere Bindungen an die Ekgmowechashalidae zu bestehen die eine asiatisch nordamerikanische Verbreitung hatten Zwischen beiden Gruppen bestehen noch einige Absetzungsprobleme 15 1 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Anthradapis erfolgte im Jahr 2019 durch ein Wissenschaftlerteam um Olivier Chavasseau Sie basiert auf dem rechten Unterkieferast eines nicht ausgewachsenen Individuums der den Holotypus bildet Sammlungsnummer ND 2015 12 7 Der Fund stammt aus einem Bereich 10 m unterhalb der basalen Kohleschicht der Na Duong Formation in der Fossillagerstatte Na Dương im nordostlichen Vietnam Der Gattungsname Anthradapis leitet sich von dem griechischen Wort an8rakas anthrakas fur Kohle und der Bezeichnung Adapis als Leitform der Adapiformes her Als Wortendung verweist sie auf die ubereinstimmenden Merkmale der Gattung mit der Primatengruppe Mit A vietnamensis ist eine Art benannt worden wobei das Artepitheton als Referenz auf das Herkunftsland des Fossils dient Gemeinsam mit der Gattung wurde die Unterfamilie der Anthradapinae eingefuhrt deren einziges Mitglied sie reprasentiert Ein diagnostisches Merkmal besteht unter anderem in der Beibehaltung des ersten Pramolaren 1 Literatur BearbeitenOlivier Chavasseau Yaowalak Chaimanee Stephane Ducrocq Vincent Lazzari Phan Dong Pha Mana Rugbumrung Jerome Surault Dang Minh Tuan und Jean Jacques Jaeger A new primate from the late eocene of Vietnam illuminates unexpected strepsirrhine diversity and evolution in Southeast Asia Scientific Reports 9 2019 S 19983 doi 10 1038 s41598 019 56255 8Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Olivier Chavasseau Yaowalak Chaimanee Stephane Ducrocq Vincent Lazzari Phan Dong Pha Mana Rugbumrung Jerome Surault Dang Minh Tuan und Jean Jacques Jaeger A new primate from the late eocene of Vietnam illuminates unexpected strepsirrhine diversity and evolution in Southeast Asia Scientific Reports 9 2019 S 19983 doi 10 1038 s41598 019 56255 8 Anna Wysocka Sedimentary environments of the Neogene basins associated with the Cao Bang Tien Yen Fault NE Vietnam Acta Geologica Polonica 59 1 2009 S 45 69 Madelaine Bohme Jerome Prieto Simon Schneider Nguyen Viet Hung Do Duc Quang und Dang Ngoc Tran The Cenozoic on shore basins of Northern Vietnam Biostratigraphy vertebrate and invertebrate faunas Journal of Asian Earth Sciences 40 2 2011 S 672 687 doi 10 1016 j jseaes 2010 11 002 Madelaine Bohme Manuela Aiglstorfer Pierre Olivier Antoine Erwin Appel Philipe Havlik Gregoire Metais Laq The Phuc Simon Schneider Fabian Setzer Ralf Tappert Dang Ngoc Tran Dieter Uhl und Jerome Prieto Na Duong northern Vietnam an exceptional window into Eocene ecosystems from Southeast Asia Zitteliana A 53 2013 S 120 167 doi 10 5282 ubm epub 19019 Anna Wysocka Phan Dong Pha Ewa Durska Urszula Czarniecka Do Van Thang Anna Filipek Nguyen Quoc Cuong Dang Minh Tuan Nguyen Xuan Huyen Hoang Van Tha und Radoslaw Staniszewski The Na Duong Basin North Vietnam A key for understanding Paleogene basin evolution in relation to the left lateral Cao Bang Tien Yen Fault Journal of Asian Earth Sciences 195 2020 S 104350 doi 10 1016 j jseaes 2020 104350 Richard F Kay The Functional Adaptations of Primate Molar Teeth American Journal of Physical Anthropology 43 1975 S 195 216 Erik R Seiffert Doug M Boyer John G Fleagle Gregg F Gunnell Christopher P Heesy Jonathan M G Perry und Hesham M Sallam New adapiform primate fossils from the late Eocene of Egypt Historical Biology 30 1 2 2018 S 204 226 doi 10 1080 08912963 2017 1306522 Jens Lorenz Franzen Philip D Gingerich Jorg Habersetzer Jorn H Hurum Wighart von Koenigswald B Holly Smith Complete primate skeleton from the Middle Eocene of Messel in Germany morphology and paleobiology PloS ONE 4 5 2009 S e5723 doi 10 1371 journal pone 0005723 Philip D Gingerich Jens L Franzen Jorg Habersetzer Jorn H Hurum und B Holly Smith Darwinius masillae is a Haplorhine Reply to Williams et al 2010 Journal of Human Evolution 59 5 2010 S 574 579 doi 10 1016 j jhevol 2010 07 013 Erik R Seiffert Jonathan M G Perry Elwyn L Simons und Doug M Boyer Convergent evolution of anthropoid like adaptations in Eocene adapiform primates Nature 461 2009 S 1118 112 doi 10 1038 nature08429 Blythe A Williams Richard F Kay E Christopher Kirk und Callum F Ross Darwinius masillae is a strepsirrhine a reply to Franzen et al 2009 Journal of Human Evolution 59 5 2010 S 567 573 doi 10 1016 j jhevol 2010 01 003 a b Marc Godinot A Summary of Adapiform Systematics and Phylogeny Folia Primatologia 69 suppl 1 1998 S 218 249 a b Kenneth D Rose The beginning of the age of mammals The Johns Hopkins University Press Baltimore 2006 S 1 428 S 179 186 a b Stephanie Maiolino Doug M Boyer Jonathan I Bloch Christopher C Gilbert und Joseph Groenke Evidence for a Grooming Claw in a North American Adapiform Primate Implications for Anthropoid Origins PLoS ONE 7 1 2012 S e29135 doi 10 1371 journal pone 0029135 Xijun Ni Qiang Li Luzhou Li und K Christopher Beard Oligocene primates from China reveal divergence between African and Asian primate evolution Science 352 6286 2009 S 673 677 doi 10 1126 science aaf2107Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anthradapis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anthradapis amp oldid 229815651