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Antal Dorati ˈɒntɒl ˈdoraːti 9 April 1906 in Budapest Osterreich Ungarn 13 November 1988 in Gerzensee bei Bern Schweiz war ein US amerikanischer Dirigent und Komponist ungarischer Herkunft Er gilt als einer der bedeutendsten ungarischen Dirigenten des 20 Jahrhunderts 1 Dorati wirkte als Musikdirektor und Orchesterleiter in Monaco England den USA und Schweden Er brachte zahlreiche Werke zur Urauffuhrung widmete sich intensiv der Musik Pjotr Iljitsch Tschaikowskis und legte die weltweit zweite Gesamtaufnahme der Sinfonien Joseph Haydns vor Antal Dorati 1962 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Diskographische Hinweise 3 Auszeichnungen und Wurdigungen 4 Werke 4 1 Kammermusik 4 2 Orchesterwerke 4 3 Chorwerke 4 4 Opern 4 5 Transkriptionen Orchestrationen 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAntal Dorati stammte aus einer ungarisch judischen 2 Musikerfamilie Er wurde 1906 als Sohn des Geigers Alexander Dorati Budapester Philharmonisches Orchester und dessen Frau Margit geb Kunwald einer Klavierpadagogin in Budapest geboren Sein Onkel Casar Kunwald war Maler Mit vierzehn Jahren besuchte er das Budapester Konservatorium 3 Zu seinen Lehrern gehorten u a Arnold Szekely Klavier Zoltan Kodaly Komposition Karl Novacek Cello und Leo Weiner Kammermusik Bei Bela Bartok besuchte er funf Jahre lang ein Folklore Seminar Weiterhin lernte er bei seinem jungeren Onkel 4 Ernst von Dohnanyi Fur zwei Jahre horte er philosophische Vorlesungen an der Universitat Wien 1924 debutierte er als jungster Kapellmeister an der Koniglichen Oper seiner Heimatstadt Budapest wo er bis 1928 als Korrepetitor wirkte 1928 dirigierte er die ungarischen Erstauffuhrungen von Strawinskys Le chant du rossignol und Oedipus Rex Von 1924 bis 1928 assistierte er Fritz Busch an der Staatsoper in Dresden bevor er 1928 eine Tatigkeit als Erster Kapellmeister an den Stadtischen Buhnen in Munster Westfalen aufnahm Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wandte er sich von Deutschland ab 1933 emigrierte er nach Frankreich Von 1934 bis 1938 war er zweiter Kapellmeister und von 1938 bis 1941 Musikdirektor am Ballets Russes de Monte Carlo mit dem er weltweit gastierte 1939 emigrierte er in die USA 5 und wurde in New York City sesshaft Zwei Jahre zuvor gab er dort mit dem National Symphony Orchestra sein sinfonisches Debut Bis 1945 war er Musikdirektor des American Ballet Theatre Mit diesem fuhrte er u a Blaubart 1941 von Jacques Offenbach und Der Jahrmarkt von Sorotschinzy 1943 von Modest Mussorgsky auf 1941 42 war er Musikdirektor der New York Opera Company Ab 1945 baute er das Dallas Symphony Orchestra wieder auf 1949 wechselte er als Musikdirektor zum Minneapolis Symphony Orchestra wo er bis 1960 als Nachfolger von Dimitri Mitropoulos tatig war Von 1963 bis 1967 war er Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra in London das auch Stucke von ihm auffuhrte und von 1966 bis 1970 des Kungliga Filharmoniska Orkestern in Stockholm mit dem er auch eigene Werke aufnahm Von 1970 bis 1977 leitete er das National Symphony Orchestra in Washington D C das er vor der Zahlungsunfahigkeit bewahrte Von 1975 bis 1978 war er Chefdirigent des Royal Philharmonic Orchestra in London Nachfolge von Rudolf Kempe und von 1977 bis 1981 des Detroit Symphony Orchestra Zwischen 1984 und 1987 dirigierte er mehrmals das Basler Sinfonie Orchester 6 Er gab Meisterklassen am Royal College of Music in London und an der Budapester Musikakademie 1964 war er Juror bei der Dimitri Mitropoulos International Music Competition in New York Dorati setzte sich fur die modernen Komponisten Igor Strawinsky und Olivier Messiaen ein Luigi Dallapiccola verhalf er zum Durchbruch Er brachte die Musik darunter zahlreicher amerikanischer Komponisten u a von Gunther Schuller Paul Hindemith Walter Piston William Schuman Sandor Veress Charles Ives Roman Vlad Heimo Erbse Roger Sessions Roberto Gerhard Serge Nigg Allan Pettersson und Richard Rodney Bennett zur Urauffuhrung 1949 realisierte er mit dem Minneapolis Symphony Orchestra und dem Bratschisten William Primrose Bartoks Violakonzert das von Tibor Serly fertiggestellt wurde Er arrangierte Johann Strauss Ballett Graduation Ball 1940 in der Choreographie von David Lichine und war ab den 1950er Jahren vermehrt als Komponist tatig Orchesterwerke Chor und Kammermusik wobei er sich an Bartok und Kodaly anlehnte Inspiriert wurde er zum Teil durch den Oboisten Heinz Holliger Seine Werke wurden u a bei Muller amp Schade bei der Editio Musica Budapest bei der Edizioni Suvini Zerboni und bei Boosey amp Hawkes verlegt In zweiter Ehe war er mit der osterreichischen Pianistin Ilse von Alpenheim 1927 verheiratet 1947 erhielt er die amerikanische Staatsburgerschaft Im Jahr 1979 erschien seine Autobiographie Notes of Seven Decades Zuletzt hatte er seinen Wohnsitz in der Schweiz Diskographische Hinweise BearbeitenDorati nahm ab 1936 mehr als 600 Tontrager auf wobei er intensiv mit Mercury Records zusammenarbeitete Rob Cowan Gramophone verglich seine Bedeutung mit der Herbert von Karajans fur Deutsche Grammophon und Otto Klemperers fur Columbia Records 7 Seine erste Aufnahme machte er mit dem London Philharmonic Orchestra bei His Master s Voice spater RCA Records Mit dem Exilorchester Philharmonia Hungarica legte er von 1969 bis 1972 die weltweit zweite Gesamtaufnahme der 107 Sinfonien Joseph Haydns vor Ausserdem spielte er acht Opern des Komponisten ein Die weltweit erste Aufnahme von Tschaikowskis drei Balletten Schwanensee Dornroschen und Der Nussknacker erfolgte 1954 55 mit dem Minneapolis Symphony Orchestra bei Mercury Records Weitere Veroffentlichungen einzelner Ballette erfolgten mit dem Concertgebouw Orchester Philips Classics Records und dem London Symphony Orchestra Mercury Records Mit dem New Philharmonia Orchestra spielte er die vier Orchestersuiten Tschaikowskis ein Als erster Dirigent uberhaupt legte er 1954 58 mit dem Minneapolis Symphony Orchestra seine Ouverture 1812 bei Gold Records vor Alle Tschaikowski Sinfonien erschienen mit dem London Symphony Orchestra Weiterhin sind die Mercury Tontrager zu Bartoks Orchesterwerken zu nennen So spielte er in Kooperation mit u a Yehudi Menuhin Bartoks zweites Violinkonzert ein Ebenso verewigte er mit dem Minneapolis Symphony Orchestra Leo Delibes Coppelia sowie Richard Wagners Der fliegende Hollander Andere Weltersteinspielungen sind Jean Sibelius Luonnotar 1969 mit Gwyneth Jones und Max Bruchs Konzert fur 2 Klaviere und Orchester 1973 wiederentdeckt 1971 Digitale Aufzeichnungen verwirklichte er mit dem Detroit Symphony Orchestra dem Concertgebouw Orchester und dem Royal Philharmonic Orchestra bei Decca Records Auszeichnungen und Wurdigungen BearbeitenHochstwahrscheinlich zum 60 Geburtstag des Musikers schuf der Berliner Bildhauer Erich Fritz Reuter eine Bronzebuste Doratis 8 Er war Ehrendirigent des Royal Philharmonic Orchestra des Detroit Symphony Orchestra und der Stockholmer Philharmonie sowie Ehrenprasident der Philharmonia Hungarica und Ehrenmitglied der Royal Academy of Music Dorati war Mitglied der Koniglichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften und Inhaber mehrerer Ehrendoktorwurden Ausserdem wurde er mit dem Wasaorden Kommandeur dem osterreichischen Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst I Klasse und dem Chevalier des Arts et des Lettres geehrt 1983 erhob ihn Konigin Elisabeth II zum Knight Commander des britischen Ritterordens Order of the British Empire KBE Wiederholt wurde er fur Schallplattenaufnahmen mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet Das Budapest Symphony Orchestra MAV richtet seit 2015 die Antal Dorati International Conducting Competition aus 9 2004 wurde in Bournemouth die Antal Dorati Centenary Society gegrundet 10 Werke BearbeitenKammermusik Bearbeiten Nocturne and Capriccio fur Oboe 2 Violinen Viola und Violoncello 1926 Threnos fur Streichquartett 1959 rev 1977 in memory of Odon Partos String Octet fur 4 Violinen 2 Violen und 2 Violoncelli 1964 Variazioni sopra un Tema di Bela Bartok fur Klavier 1974 Die Stimmen Klavierzyklus fur Bass und Klavier 1975 1978 Fassung fur Bass und Orchester Text Rainer Maria Rilke In The Beginning Five Meditations on Texts from the Bhagavad Ghita fur Bassbariton Oboe Violoncello und Percussion 1979 Sonata per Assisi Funf Stucke fur 2 Floten 1980 Cinq Pieces fur Oboe solo 1980 String Quartet 1980 Duo Concertante fur Oboe und Klavier 1984 Autumn Sechs Epigramme fur Bariton und Kammerensemble 19 Spieler nach alten chinesischen Texten 1986 Adagio fur Viola und Klavier 1987 Hexaphoneia Sechs Satze fur Bariton 2 Violinen Viola und 2 Violoncelli 1988 nach Hans ErniOrchesterwerke Bearbeiten American Serenade fur Streichorchester fruhe 1940er Jahre Symphony No 1 1956 57 The Two Enchantments of Li Tai Pe fur Bariton und kleines Orchester 1957 7 Pictures Sette Pezzi fur Orchester aus Magdalena 1963 Variations on a Theme of Kodaly fur Orchester 1962 in Kollaboration mit Tibor Serly Odon Partos Geza Frid and Sandor Veress Largo Concertato fur Streichorchester 1966 Chamber Music Liederzyklus fur Sopran und 25 Instrumente 1967 Text James Joyce Night Music fur Flote und kleines Orchester 1969 Concerto for Piano and Orchestra 1975 Divertimento fur Oboe und Orchester 1976 Solopart rev 1985 86 Concerto for Cello and Orchestra 1977 Trittico fur Oboe Oboe d amore und Englischhorn mit Streichorchester 1984 85 1984 Fassung fur Oboe Oboe d amore Englischhorn und Klavier 1986 Fassung mit Begleitung von 12 Streichern Auftragswerk von Heinz Holliger Symphony No 2 Querela Pacis 1985 Auftragswerk des Detroit Symphony OrchestraChorwerke Bearbeiten The Way Kantate fur Sprecher Alt Bassbariton Chor und Orchester nach Paul Claudels Le Chemin de la Croix 1955 56 Missa Brevis fur gemischten Chor a cappella SSAATB vorzugsweise Knabenchor anstelle S A Stimmen und Percussion 1959 Madrigal Suite fur gemischten Chor SATB und kleines Orchester 1965 Ot Kanon Funf Kanons fur gemischten Chor a cappella 1970 Three Studies fur gemischten Chor a cappella 1976 Of God Man and Machine Drei Chore fur gemischten Chor SATB a cappella 1978 Negy noi Kar Vier ungarische Chore fur Frauenstimmen SMA 1982 To Maria Katanics and her choir Imadsag Prayer fur gemischten Chor SATB a cappella 1984 Text Dezso Keresztury Jesus or Barabbas Melodram fur Sprecher gemischten Chor und Orchester 1987 Text Antal Dorati nach einer Parabel von Frigyes Karinthy Pater Noster fur gemischten Chor SATB a cappella 1988 Opern Bearbeiten Der Kunder auf Englisch The Chosen in 3 Akten 1984 entstanden aus Martin Bubers Elija Ein Mysterienspiel 2022 als szenische Inszenierung bei ORFEO International Music veroffentlichtTranskriptionen Orchestrationen Bearbeiten Graduation Ball Ballett in einem Akt mit Musik von Johann Strauss S 1939 Bartok Three Rondos on Folk Tunes Fassung fur Streichorchester 1967 Bartok Suite op 14 Bearbeitung fur kleines Orchester 1967 Allan Pettersson 8 Barefoot Songs Bearbeitung fur Bariton und Orchester 1968 69 Mozart Rondo Andante fur eine kleine Orgel Bearbeitung fur 2 Floten und 2 Klarinetten Mozart Adagio fur Harmonika Bearbeitung fur 2 Floten 2 Oboen Fagott und Horn in F Haydn Die Zehn Gebote der Kunst 10 Kanons fur gemischten Chor Bearbeitung zur Konzertauffuhrung mit Orchesterbegleitung ad libitum 1982 Schriften BearbeitenNotes of Seven Decades Hodder amp Stoughton London 1979 ISBN 0 340 15922 7 Autobiographie For Inner and Outer Peace London 1987 Literatur BearbeitenAlberto Fassone Dorati Antal In Julian Caskel Hartmut Hein Hrsg Handbuch Dirigenten 250 Portrats Barenreiter Kassel 2015 ISBN 978 3 7618 2174 9 S 135 137 Noel Goodwin Dorati Antal In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Peter Hollfelder Klaviermusik Internationales chronologisches Lexikon Geschichte Komponisten Werke Supplement Noetzel Wilhelmshaven 2005 ISBN 3 7959 0855 8 S 66 Calum MacDonald Antal Dorati Composer A Catalogue of His Works In Tempo N S 1982 143 S 16 25 Alain Paris Klassische Musik im 20 Jahrhundert Instrumentalisten Sanger Dirigenten Orchester Chore 2 erweiterte vollig uberarbeitete Auflage dtv Munchen 1997 ISBN 3 423 32501 1 S 210 f Gdal Saleski Famous musicians of Jewish origin Bloch Publishing Company New York 1949 S 227f Rudolf Ossowski Hrsg Jugend fragt Prominente antworten Colloquium Verlag Berlin 1975 ISBN 3 7678 0373 9 S 73 ff Schweizer Lexikon 91 in sechs Banden Band 2 Chap Gem Verlag Schweizer Lexikon Luzern 1992 ISBN 3 9520144 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Antal Dorati Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Antal Dorati im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Antal Dorati In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 19 September 2018 englisch Antal Dorati bei Discogs Antal Dorati in der Internet Movie Database englisch Biographie und Diskographie von Antal Dorati BMC Hungarian Music Information Centre Portrat und Werkverzeichnis von Antal Dorati PDF 0 8 MB Muller amp Schade Biographie von Antal Dorati Antal Dorati International Conducting Competition Website uber Antal Dorati deutsch englisch Einzelnachweise Bearbeiten Neben Georg Solti Ferenc Fricsay Eugene Ormandy und Janos Ferencsik Peter Cosse Der andere ungarische Dirigent In Neue Zurcher Zeitung 8 April 2006 Judit Frigyesi Jews and Hungarians in Modern Hungarian Musical Culture Ezra Mendelsohn Hrsg Modern Jews and Their Musical Agendas Studies in Contemporary Jewry Band 9 Oxford University Press Oxford 1993 ISBN 0 19 508617 1 S 40 60 hier S 58 Antal Dorati Memento vom 23 September 2018 im Internet Archive old lfze hu abgerufen am 23 September 2018 Ilona von Dohnanyi Ernst von Dohnanyi A Song of Life Hrsg von James A Grymes Indiana University Press Bloomington 2002 ISBN 0 253 34103 5 S 19 Tibor Frank Double exile migrations of Jewish Hungarian professionals through Germany to the United States 1919 1945 Exil Studien Band 7 Lang Oxford u a 2009 ISBN 978 3 03911 331 6 S 441 1984 Memento vom 28 November 2020 im Internet Archive sinfonieorchesterbasel ch abgerufen am 23 September 2018 Rob Cowan Icons Antal Dorati In Gramophone 22 Marz 2016 Werkverzeichnis des Bildhauers Erich F Reuter erich fritz reuter de abgerufen am 19 September 2018 Antal Dorati International Conducting Competition antaldoraticompetition com abgerufen am 19 September 2018 About the ADCS dorati society org uk abgerufen am 19 September 2018 Chefdirigenten und Musikdirektoren des Dallas Symphony Orchestra Hans Kreissig 1900 1905 Walter J Fried 1905 1911 Carl Venth 1911 1914 Walter J Fried 1918 1924 Paul van Katwijk 1925 1938 Jacques Singer 1938 1942 Antal Dorati 1945 1949 Walter Hendl 1949 1958 Paul Kletzki 1958 1961 Georg Solti 1961 1962 Donald Johanos 1962 1970 Anshel Brusilow 1970 1973 Max Rudolf 1973 1974 Louis Lane 1975 1977 Eduardo Mata 1977 1993 Andrew Litton 1994 2006 Jaap van Zweden 2008 2018 Fabio Luisi seit 2020 Normdaten Person GND 120169169 lobid OGND AKS LCCN n81042604 VIAF 24786931 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dorati AntalKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Dirigent und Komponist ungarischer HerkunftGEBURTSDATUM 9 April 1906GEBURTSORT BudapestSTERBEDATUM 13 November 1988STERBEORT Gerzensee Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antal Dorati amp oldid 239129389