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Der Jahrmarkt von Sorotschinzy ist der Titel einer Komischen Oper in zwei bzw drei Akten von Modest Mussorgski nach der Erzahlung Der Sorotschinsker Jahrmarkt aus dem ersten Teil von Nikolai Gogols Sammlung Abende auf dem Weiler bei Dikanka Mussorgski komponierte die Oper zwischen 1874 und 1881 vollendete sie jedoch nicht Die szenische Urauffuhrung mit Klavierbegleitung fand am 30 Dezember 1911 im Komodientheater in Sankt Petersburg statt Nach seinem Tod gab es mehrere Versuche die Oper zu vervollstandigen WerkdatenTitel Der Jahrmarkt von SorotschinzyOriginaltitel Sorochinskaya yarmarka Sorotschinskaja jarmarka Boris Kustodijew Gevatter Kum 1919Form Oper in zwei bzw drei AktenOriginalsprache RussischMusik Modest MussorgskiLibretto Modest MussorgskiLiterarische Vorlage Nikolai Gogol Der Jahrmarkt von SorotschinzyUrauffuhrung 17 Dezemberjul 30 Dezember 1911greg mit Klavierbegleitung Ort der Urauffuhrung Komodientheater Sankt PetersburgSpieldauer ca 2 StundenOrt und Zeit der Handlung Sorotschinzy Dorf in Klein Russland Ukraine Personennach Lamm Schebalin Tscherewik ein Bauer Bass Chiwrja Chawronia Nikiforowna Tscherewiks Frau Mezzosopran Parasja Tscherewiks Tochter Chiwrjas Stieftochter Sopran Kum 1 A 1 der Gevatter Bassbariton Grizko ein junger Bauer Tenor Afanassi Iwanowitsch der Sohn des Popen Tenor Ein Zigeuner Bass Tschernobog Oberteufel der schwarze Gott Bass Jahrmarktshandler und handlerinnen Zigeuner Madchen Burschen Juden Kosaken Gaste Teufel Hexen Zwerge Chor Teufel Hexen Zwerge Burschen Ballett Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Erster Akt 1 2 Zweiter Akt 1 3 Dritter Akt Fassung von Lamm Schebalin 2 Gestaltung 2 1 Orchester 2 2 Szenarium 2 3 Musik 3 Werkgeschichte 4 Aufnahmen 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Oper spielt Mitte des 19 Jahrhunderts an einem heissen Tag im ukrainischen Dorf Sorotschinzy Erster Akt Bearbeiten Jahrmarkt in SorotschinzyAuf dem belebten Jahrmarkt herrscht turbulentes Treiben der Verkaufer Zigeuner Juden und Besucher Der Bauernbursche Grizko erscheint mit seinen Freunden Er trifft auf die junge Parasja die zusammen mit ihrem Vater Tscherewik gekommen ist Tscherewik hofft Weizen und seine Stute verkaufen zu konnen Parasja wunscht sich bunte Bander fur ihr Haar Ein Zigeuner warnt das Volk vor dem teuflischen roten Kittel und Schweinerusseln die abends aus einem Schuppen hervorkriechen Grizko verliebt sich unterdessen in die schone Parasja Tscherewik tritt dazwischen gibt seine Einwande aber schnell auf als er feststellt dass Grizko der Sohn seines Freundes ist und Parasja heiraten mochte Zusammen gehen sie ins Wirtshaus um zu feiern Am spaten Abend verlasst Tscherewik mit einem Saufkumpan seinem Gevatter betrunken das Wirtshaus Dudu rududu rududu Er trifft auf seine Frau Chiwrja und erzahlt ihr von dem zukunftigen Schwiegersohn Doch Chiwrja ist alles andere als begeistert denn Grizko hatte sie erst kurz zuvor beleidigt und mit Dreck beworfen Sie beschimpft ihren Mann und mochte auf keinen Fall einen solchen Taugenichts in die Familie aufnehmen Tief enttauscht singt Grizko der den Streit mitangehort hat ein trauriges Lied Lied und Dumka Mein Herz mein armes Herz was jammerst und stohnst du Ein Zigeuner verspricht ihm seine Hilfe wenn er Grizkos Ochsen fur zwanzig Rubel erhalt Grizko bietet sie ihm fur funfzehn an falls der Zigeuner wirklich Wort halten sollte Nachdem der Zigeuner ihm funf Rubel Anzahlung gegeben hat die Grizko nicht zuruckzuzahlen braucht falls sein Vorhaben scheitern sollte schlagt Grizko ein Zweiaktige Fassung von Nikolai Tscherepnin Im Dunkeln traumen Parasja und Grizko von ihrem zukunftigen Gluck und versprechen sich die Treue Zweiter Akt Bearbeiten Hutte des GevattersNachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hat erwacht Tscherewik im Haus des Gevatters bei dem er wahrend des Jahrmarkts mit seiner Familie wohnt A 2 Chiwrja bereitet Essen vor jedoch nicht fur ihren Mann sondern fur ihren Liebhaber Afanassi den Sohn des Popen mit dem sie dort ein Stelldichein vereinbart hat Chiwrja und Tscherewik streiten eine Weile bis Chiwrja ihn hinauswirft um den Wagen zu bewachen Wahrend sie ungeduldig auf ihren Geliebten wartet werkelt sie weiter in der Kuche lamentiert uber ihren nichtsnutzigen Mann und singt zum Zeitvertreib ein Lied Bis ich Brudeus fand Endlich kommt Afanassi er war vor dem Haus in die Nesseln gefallen Chiwrja uberhauft ihn mit ihren Kostlichkeiten Doch als sie sich naher kommen kehrt Tscherewik mit dem Gevatter und vielen Gasten zuruck und Chiwrja muss ihren Geliebten verstecken Aus Furcht vor dem beruchtigten roten Kittel fluchten sich die Gaste in ein Saufgelage Kosakenlied Du du rududu Ihre Angst erreicht einen Hohepunkt als ein Gegenstand aus dem Versteck Afanassis fallt Zu ihrem Entsetzen ladt Tscherewik den Kittel ubermutig ins Haus ein Darauf erzahlt der Gevatter die ganze Geschichte Einst sei ein Teufel aus der Holle gejagt worden Er habe aus Kummer in der Schenke dieses Orts seinen gesamten Besitz vertrunken und dem Wirt schliesslich noch seinen roten Kittel verpfandet unter der Bedingung dass dieser ihn ein Jahr aufbewahren sollte bis er ihn wieder einlosen werde Der Wirt habe den Kittel jedoch an einen Reisenden verkauft Als der Teufel spater in Gestalt eines alten Mannes zuruckgekehrt sei und den Kittel verlangt habe habe der Wirt jede Kenntnis daruber geleugnet Der Alte sei fortgegangen doch am Abend seien in jedem Fenster Schweinerussel erschienen In diesem Moment erschrecken die Gaste erneut wegen eines Gerauschs aus Afanassis Versteck Der Gevatter erzahlt weiter dass die Schweine in die Stube eingedrungen seien und den Wirt verprugelt hatten bis er seine Schuld eingestanden habe Seitdem suche der Teufel jedes Jahr auf dem Markt von Sorotschinzy nach seinem Kittel Nachdem der Gevatter seine Erzahlung beendet hat schlagt das Fenster auf und ein Schweinerussel schaut herein der Schachzug des Zigeuners Panik entsteht unter den Gasten Tscherewik ergreift anstelle seiner Kappe einen Tontopf und stulpt ihn sich uber den Kopf Afanassi fallt in einen Unterrock Chiwrjas gehullt aus seinem Versteck und wird fur den Teufel gehalten Alle fliehen Zweiaktige Fassung von Tscherepnin Der Zigeuner tritt mit Grizko und einigen jungen Leuten ein und zieht Afanassi den Umhang herunter Chiwrjas Untreue ist aufgedeckt Es bleibt ihr nichts anderes ubrig als in die Hochzeit ihrer Stieftochter mit Grizko einzuwilligen Dritter Akt Fassung von Lamm Schebalin Bearbeiten Erstes Bild Strasse in SorotschinzyIn ihrer Panik laufen der Gevatter und Tscherewik dessen Kopf noch immer im Topf steckt umher stossen zusammen und halten sich gegenseitig fur den Teufel Der Zigeuner tritt mit einigen jungen Leuten ein und bezichtigt die beiden Tscherewiks Stute gestohlen zu haben Grizko uberredet die anderen die beiden freizulassen sofern Tscherewik in seine Hochzeit mit Parasja einwilligt So geschieht es Tscherewik lasst die Einwande seiner Frau nicht mehr gelten Grizko verkauft dem Zigeuner wie vereinbart seine Ochsen Alle gehen nach Hause Grizko legt sich unter einem Baum schlafen In der Traumvision des Bauernburschen stellt der Chor einen Hexensabbat dar uber den Tschernobog der altslawische schwarze Gott oder Oberteufel wacht Erst der Klang der Morgenglocken und Kirchengesang macht dem Treiben ein Ende Die Hexen und Damonen fliehen Grizko wacht verwundert auf Zweites Bild Strasse vor der Hutte des GevattersParasja kommt aus der Hutte Sie sehnt sich nach ihrem Geliebten vertreibt dann aber ihre schwermutigen Gedanken singt ein frohliches Lied und tanzt einen Hopak in den auch ihr Vater einstimmt Parasjas Dumka Grizko und der Gevatter erscheinen mit einer Gruppe von jungen Leuten Tscherewik gibt dem Paar seinen Segen doch erneut widerspricht Chiwrja energisch Der Zigeuner und einige Bauernburschen greifen ein und fuhren sie fort Die Oper endet mit einem frohlichen Hochzeitstanz Hopak der jungen Leute Gestaltung BearbeitenOrchester Bearbeiten Die Orchesterbesetzung der Oper enthalt die folgenden Instrumente 2 302 303Fassung von Anatoli Ljadow Holzblaser Piccoloflote zwei Floten zwei Oboen zwei Klarinetten zwei Fagotte Blechblaser vier Horner zwei Trompeten drei Posaunen Tuba Pauken Schlagzeug StreicherFassung von Nikolai Tscherepnin Holzblaser drei Floten 3 auch Piccolo zwei Oboen Englischhorn zwei Klarinetten zwei Fagotte Blechblaser vier Horner drei Trompeten drei Posaunen Tuba Pauken Schlagzeug Harfe Klavier StreicherFassung von Wissarion Schebalin und Pawel Lamm 3 Holzblaser drei Floten 3 auch Piccolo zwei Oboen zwei Klarinetten zwei Fagotte Blechblaser vier Horner zwei Kornette zwei Trompeten drei Posaunen Tuba Pauken Schlagzeug kleine Trommel grosse Trommel Becken Triangel Tamburin Tamtam Harfe Klavier StreicherSzenarium Bearbeiten Im Nachlass Mussorgskis fand sich ein Szenarium der Oper das er am 19 Mai 1877 in der Wohnung des Sangerehepaares A J und O A Petrow in Petersburg verfasst hatte Orchestervorspiel Ein heisser Tag in Kleinrussland I Akt Jahrmarkt Chor Auftritt des Burschen mit den Freunden Anspielung auf Parasja und Chiwrja Tschumak A 3 mit Parasja Individualitaten Weizen Glasperlen Chorszene der Handler mit dem Roten Kittel daraus entwickelt sich die Szene der vier Gevatter und Tschumak Parasja und der Bursche Nachdem er ein wenig abgewartet hat mischt sich Tschewrin in die Angelegenheit zwischen Parasja und dem Burschen Rezitativische Szene in der sich der Bursche und Tschiwrin anerkennen Schankwirtschaft NB Der Zigeuner ist auf der anderen Seite Zeuge der Szene Auftritt Chiwrjas Szene mit Tschiwrik der Bursche ist Zeuge der Szene Chiwrja fuhrt ihren Mann fort Der Bursche in Kummer Erscheinung des Zigeuners Vorbehalt der freien Entscheidung Parasjas HopatschokII Akt NB Intermezzo Hutte des Gevatters Tscherewik schlaft Chiwrja weckt ihn Gesprach uber die Wirtschaft das aber mehr den Zweck verfolgt den Mann loszuwerden Rezitativ Chiwrjas Kochen Afanassi Iwanowitsch erscheint Duettino Heimkehr aller vom Jahrmarkt Erzahlung vom Roten Kittel Grand scene comique III Akt Nacht Tumult mit Praludium vielleicht der Zigeuner nach der Flucht vor dem Roten Kittel Der Gevatter und Tscherewik fallen in Ohnmacht Geschrei uber den Diebstahl des Pferdes und des Ochsen Arrest der beiden Komisches Gesprach der Arrestanten Der Bursche rettet sie Dumka des Burschen Es wird ein wenig hell Parasja kommt in den Vorgarten Dumka Gedanken uber Chiwrja Unabhangigkeit feierlich tanzelnd Tscherewik und Parasja Tanz Der Gevatter und der Bursche kommen mit Gelachter Verlobung feiern Gerede uber die Habgier der Chiwrja Finale Modest Mussorgski Szenarium vom 19 Mai 1877 zitiert nach Sigrid Neef 2 305 Wie sich Mussorgski die Traumszene vorstellte ist in einem Brief aus dem Jahr 1880 dokumentiert Der Bursche schlaft am Fusse eines Hugels weit entfernt von den Hutten wohin es ihn verschlagen hat Im Traum erscheinen ihm Unterirdisches nichtmenschliches Stimmengewirr gesprochene nichtmenschliche Worte Das unterirdische Reich der Finsternis tritt in seine Rechte ein macht sich uber den schlafenden Burschen lustig Vorzeichen der Erscheinung des Tschernobog und des Satans Der Bursche wird von Geistern der Finsternis in Ruhe gelassen Erscheinung Tschernobogs Huldigung Tschernobogs und Schwarze Messe Sabbath In den entfesselten Sabbath hinein ertont die Glocke der bauerlichen Kirche Tschernobog verschwindet augenblicklich Qualen der Teufel Stimmen des Klerus Verschwinden der Teufel und Erwachen des Burschen Modest Mussorgski Brief an Dmitri Stassow 1880 zitiert nach Sigrid Neef 2 308 Musik Bearbeiten Seinen Jahrmarkt von Sorotschinzy bezeichnete der Komponist selbst als Komische Oper Er erlauterte diesen Begriff folgendermassen Bei Gogol besteht das Komische doch gerade darin dass die fur unser Empfinden nichtigen Interessen der Fuhrleute und Dorfkramer in aller offenherzigen Wahrheit geschildert werden Der Jahrmarkt von Sorotschintzij ist keine Buffonade sondern eine richtige komische Oper auf dem Boden der russischen Musik Modest Mussorgski Brief an Arseni Golenischtschew Kutusow 10 November 1877 Ubersetzung nach dem Opernfuhrer von Csampai Holland 4 Er wollte die bauerlichen Figuren also nicht lacherlich machen sondern moglichst realistisch darstellen Als einziger Buffo Charakter fungiert der Popensohn Afanassi dessen leibliche Bedurfnisse musikalisch durch kirchenmusikalische Elemente konterkariert werden 5 Mussorgski teilte Golenischtschew Kutusow auch seine dramaturgischen Vorstellungen mit Was Du in der Redeweise der handelnden Personen bei Gogol liest mussen meine handelnden Personen uns von der Buhne in musikalischer Sprache ohne Anderung gegenuber Gogol mitteilen Gogol hat mit schopferischer Kraft so feinsinnig die Konturen der Buhnenhandlung angedeutet dass nur noch die Farben aufgetragen werden mussen Modest Mussorgski Brief an Arseni Golenischtschew Kutusow 15 August 1877 Ubersetzung nach dem Opernfuhrer von Csampai Holland 4 Formal handelt es sich um eine Nummernoper 1 wenn auch die einzelnen Szenen ohne Pause aufeinander folgen 6 Das Vorspiel schildert atmospharisch mit ruhigen Melodien einen heissen russischen Tag Es folgt ein scherzhafter Abschnitt der direkt in den ersten Chorsatz mundet 7 Die Gesangspartien bestehen zu einem grossen Teil aus einem rezitativischen Parlando 4 oder melodischem Rezitativ in dem die Melodie und die Deklamation eng verbunden sind 8 Die Musik ist ausserdem von wiederkehrenden leitmotivartigen Motiven gepragt durch die eine dramaturgische Einheit des Werks entsteht Da das Werk unvollendet blieb ist allerdings nicht sicher ob Mussorgski dieses Verfahren tatsachlich konsequent anwenden wollte Diese Motive sind jeweils einzelnen Personen zugeordnet charakterisieren diese und werden auch als komisches Element eingesetzt Dem roten Kittel ist ein wichtiges Motiv zugewiesen das durch eine fallende kleine None auffallt und mit ubermassigen Dreiklangen der Ganztonleiter harmonisiert ist 3 Eine weitere Besonderheit der Oper sind die vielen darin zitierten ukrainischen Volkslieder Sie erscheinen in originaler Gestalt in den Chorszenen des Volks aber auch in Dialogen und den Ariosi Beispielsweise sind in die Szene Chiwrjas im zweiten Akt in der sie auf ihren Geliebten wartet gleich drei Volkslieder enthalten Die ersten beiden fugen sich nahtlos in den Monolog ein doch das dritte erhalt die Funktion einer Arie Die anfangliche Ablehnung Tscherewiks gegen die Heiratsabsichten Grizkos tragt dieser mit einem Zitat eines Volkslieds vor Als Tscherewik und der Gevatter betrunken das Gasthaus verlassen enthalten ihre Lieder Motive dreier Volkslieder Das Gleiche gilt fur den Streit Chiwrjas mit Tscherewik zu Beginn des zweiten Akts 3 Ausgelassener Rundgesang des Chores 9 nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Liebesszene nach einem lyrischen kleinrussischen Volkslied 9 nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Werkgeschichte Bearbeiten nbsp Titelblatt des Klavierauszugs der Fassung von Cesar Cui Petrograd 1916Mussorgski begann die Komposition seiner Gogol Oper im Jahr 1874 wie er am 4 August der Sangerin Ljubow Karmalina mitteilte Er sah diese komische Oper als Gegenpol zu seinen beiden Volksdramen 1874 fertiggestellten Boris Godunow und der 1872 begonnenen Chowanschtschina da er furchtete dass ihn diese beiden Riesengewichte erdrucken konnten 10 Nikolai Rimski Korsakow berichtete dass Mussorgski bei der Arbeit sehr planlos vorging Er habe bereits einzelne Abschnitte komponiert bevor uberhaupt das Szenarium oder das Libretto des ersten und dritten Aktes fertiggestellt waren Bei der Behandlung der ukrainischen Ausdrucke wurde Mussorgski vom Bassisten Ossip Petrow unterstutzt fur den er die Rolle des Tscherewik konzipierte Petrow starb jedoch bereits am 12 Marz 1878 Aufgrund von Zweifeln und Krisen unterbrach Mussorgski die Arbeit mehrfach 1879 erganzte er einige Volkslieder die er auf einer Konzertreise durch die Ukraine mit der Sangerin Darja Leonowa gesammelt hatte 3 Wahrend dieser Reise fuhrten sie auch einige Fragmente der Oper auf die so guten Anklang fanden dass Mussorgski in seiner Arbeit bekraftigt wurde 2 304Bei seinem Tod 1881 war das Werk unvollendet Im Nachlass fanden sich ausser den Liedern ein Szenenplan s o der Entwurf der Traumszene und das fertig instrumentierte Vorspiel Als Klavierauszug lagen die Jahrmarktszene die Szene in der Tscherewik und der Gevatter betrunken die Schenke verlassen die erste Halfte des zweiten Akts Grizkos Traum Parasjas Lied aus dem dritten Akt mit einigen Angaben zur Instrumentation und der Hopak lustiger Burschen mit Ausnahme der Chorstimmen vor 3 Das Libretto schrieb Mussorgski selbst Es basiert auf der Erzahlung Der Sorotschinsker Jahrmarkt aus dem ersten Teil von Nikolai Gogols Sammlung Abende auf dem Weiler bei Dikanka 3 Fur die Jahrmarktszene verwendete Mussorgski Material der zusammen mit Cesar Cui Rimski Korsakow und Alexander Borodin geplanten aber nicht vollendeten Balletoper Mlada von 1872 3 Das Traum Intermezzo mit der Tschernobog Szene basiert auf seiner Orchesterfantasie Johannesnacht auf dem kahlen Berg 1867 die bereits in eine ahnliche Szene in Mlada eingeflossen war und spater in Rimski Korsakows Orchesterfassung Eine Nacht auf dem kahlen Berge grossere Bekanntheit erlangte 1 Der Text dieser Szene stammt aus einer russischen Sagensammlung von 1841 3 Nach Mussorgskis Tod bemuhten sich mehrere Komponisten die Oper zu komplettieren Zunachst beauftragte Rimski Korsakow als Nachlassverwalter den Komponisten Anatoli Ljadow und den Librettisten Arseni Golenischtschew Kutusow mit dieser Aufgabe Ljadow instrumentierte jedoch nur wenige Nummern 3 Parallel dazu erstellte auch Wjatscheslaw Karatygin eine Instrumentation einiger Musiknummern die am 16 Marzjul 29 Marz 1911greg 1 in Gedenken an den 30 Todestag des Komponisten am Vortag konzertant in Sankt Petersburg gespielt wurden 3 Am 17 Dezemberjul 30 Dezember 1911greg 1 gab es eine erste szenische Auffuhrung des Werks mit Klavierbegleitung im Sankt Petersburger Komodientheater 3 Am 8 Oktoberjul 21 Oktober 1913greg 1 wurden die bereits instrumentiert vorliegenden Teile von Juri Sachnowski zusammengefasst und am Freien Theater Moskau aufgefuhrt Die noch unfertigen Szenen wurden durch gesprochene Dialoge von Konstantin Mardschanow ersetzt 3 Die erste Komplettierung stammt von Cesar Cui der dazu ungefahr ein Drittel der Musik neu komponierte 6 Sie wurde am 13 Oktoberjul 26 Oktober 1917greg 1 im Theater des musikalischen Dramas in Sankt Petersburg nun Petrograd genannt uraufgefuhrt aber aufgrund der Oktoberrevolution kaum beachtet 3 Dirigent war Grzegorz Fitelberg 1 nbsp Zeitungsbericht uber die erfolgreiche Premiere in Monte Carlo Le Journal vom 18 Marz 1923 Eine franzosischsprachige Bearbeitung von Nikolai Tscherepnin 2 A 4 unter dem Titel La foire de Sorotchintzi Ubersetzung Louis Laloy wurde erstmals am 17 Marz 1923 3 11 unter Tscherepnins Leitung in der Opera de Monte Carlo gespielt Die Hauptrollen sangen Louis Arnal Tscherewik Germaine Bailac Chiwrja Emma Luart Parasja und John McCormack Grizko 3 Diese Fassung ist in zwei Akte unterteilt A 5 Die eigentlich fur den dritten Akt konzipierte Dumka Parasjas baute Tscherepnin in das Finale des ersten Akts ein In dieser Szene bestatigen sich Grizko und Parasja voller Zuversicht ihre Liebe 2 304 Tscherepnin konzipierte das Werk als Pasticcio indem er andere Kompositionen Mussorgskis integrierte 1 Das Liebesduett beispielsweise entnahm er dem Opernfragment Salammbo 10 Der ursprunglich als Abschluss des ersten Akts gedachte Hopak findet sich nun am Ende der Oper 6 Weitere Produktionen dieser Fassung gab es 1924 in Barcelona russisch 1925 in Moskau Bolschoi Theater Bearbeitung von Sachnowski Brussel franzosisch oder russisch Zagreb kroatisch und Breslau deutsch von Heinrich Moller 1927 in Berlin Stadtische Oper Regie Issay Dobrowen Dirigent Fritz Zweig 1928 in Reichenberg deutsch 1929 in Buenos Aires russisch 1930 an der MET in New York italienisch und im Wiener Konzerthaus konzertant Dirigent Gottfried Kassowitz 1932 in Riga lettisch 1934 in London russisch 1936 in Sofia bulgarisch 1940 in Triest italienisch und 1948 in Berlin Komische Oper Auch die 1935 an der Wiener Staatsoper mit Ravels L heure espagnole kombinierte Bearbeitung von Lothar Wallerstein basierte auf der Fassung Tscherepnins 3 12 in einer Ubersetzung von Georg Maliniak 13 Die dritte und heute ublicherweise gespielte Bearbeitung stammt von Wissarion Schebalin und Pawel Lamm Sie orientiert sich bei der Anordnung der Szenen am erhaltenen Szenarium Mussorgskis 3 Schebalins Urfassung wurde erstmals am 21 Dezember 1931 im Maly Theater in Sankt Petersburg nun Leningrad genannt gegeben und von Lamm 1932 fur das Moskauer Stanislawski und Nemirowitsch Dantschenko Musiktheater uberarbeitet 1 Die von Mussorgski ursprunglich als Intermezzo zwischen den ersten beiden Akten vorgesehene Traumszene findet sich nun im dritten Akt Die Autoren nutzen samtliches erhaltene Material Mussorgskis und erganzten lediglich 58 Takte im ersten 158 im zweiten und 473 Takte im dritten Akt 4 Auffuhrungen dieser Fassung gab es beispielsweise 1938 in Stockholm schwedisch von Eugenie Soderberg 1952 in Moskau 1959 in Rom Regie Tatiana Pavlova Dirigent Peter Hermann Adler 1977 in Passau und Luzern Karel Nemec Norbert Strolz 1981 an der Mailander Scala Dirigent Riccardo Chailly Wiederaufnahme 1991 14 sowie 1983 in Coburg Michael Leinert Paul Theissen und Munchen Staatstheater am Gartnerplatz Hellmuth Matiasek Peter Falk Ubersetzung von Manfred Schandert 15 3 In jungerer Zeit gab es Neuinszenierungen an der Oper Bonn Premiere 29 April 2007 Regie Tony Palmer Dirigent Roman Kofman sowie an der Komischen Oper Berlin Premiere 2 April 2017 Regie Barrie Kosky Dirigent Henrik Nanasi Aufnahmen Bearbeiten1957 Samo Hubard Dirigent Orchester und Chor der Slowenischen Nationaloper Ljubljana Latko Koroshetz Tscherewik Bogdana Stritar Chiwrja Vilma Bukowetz Parasja Friderik Lupsha Gevatter Miro Branjnik Grizko Slavko Schtrukel Afanassi Iwanowitsch Andrej Andreev Zigeuner Samo Smerkolj Tschernobog Studio Aufnahme Fassung von Nikolai Tscherepnin Philips 2 LPs 16 11883 1975 Juri Aronowitsch Dirigent USSR State Radio Symphony Orchestra USSR State Radio Chorus Gennady Troitzkij Tscherewik Antonina Kleshchova Chiwrja Ludmila Belobragina Parasja Boris Dobrin Gevatter Alexei Usmanov Grizko Jurij Jelnikow Afanassi Iwanowitsch Alexander Poljakov Zigeuner Sergei Strukatschow Tschernobog Studio Aufnahme Fassung von Wissarion Schebalin Eurodisc CD GD 69126 eurodisc LP 88 234 XHR 3 LPs 16 11884 1983 V Esipov Dirigent Orchester und Chor des Stanislawski und Nemirowitsch Dantschenko Musiktheaters Moskau Vladimir Matorin Tscherewik L Zhakharenko Chiwrja Lidiya Chernikh Parasja Oleg Klenov Gevatter A Mishchevsky Grizko Viatcheslav Voinarovski Afanassi Iwanowitsch V Temirschev Zigeuner Studio Aufnahme Melodiya CD MCD 114A B 16 11885 12 November 2002 Valery Poljansky Dirigent USSR State Academic Symphony Orchestra Moscow Chamber Chorus Mikhail Guzhov Tscherewik Ludmila Kuznetsova Chiwrja Elvira Hohlova Parasja Sergej Drobishevsky Grizko Oleg Dolgov Afanassi Iwanowitsch Alexander Zilinko Zigeuner Vladimir Kudriaschov Tschernobog Live konzertant aus dem Moskauer Konservatorium Fassung von Nikolai Fassung 16 11886 2017 Henrik Nanasi Dirigent Barrie Kosky Inszenierung Katrin Lea Tag Buhne und Kostume Diego Leetz Licht David Cavelius Chorleitung Ulrich Lenz Dramaturgie Orchester und Chor der Komischen Oper Berlin Vocalconsort Berlin Jens Larsen Tscherewik Agnes Zwierko Chiwrja Mirka Wagner Parasja Tom Erik Lie Gevatter Alexander Lewis Grizko Ivan Tursic Afanassi Iwanowitsch Hans Groning Zigeuner Carsten Sabrowski Tschernobog Video live aus der Komischen Oper Berlin Fassung von Wissarion Schebalin Videostream auf The Opera Platform 17 September 2022 Fabrice Bollon Dirigent Instrumentalensemble Cantus Iuvenum Karlsruhe Tair Tazhigulov Tscherewik Greta Bagiyan Chiwrja Carina Schmieger Parasja Hans Groning Kum Petar Naydenov Gevatter Nutthaporn Thammathi Grizko Junbum Lee Afanassi Iwanowitsch Jin Sok Lee Zigeuner und Tschernobog Studio Aufnahme Fassung von Fabrice Bollon fur 11 Instrumente Radioproduktion von SWR2 18 19 Literatur BearbeitenGioacchino Lanza Tomasi Der Jahrmarkt von Sorocincyj und sein Beitrag zur Suche des spezifisch Russischen in der Musik In Heinz Klaus Metzger Rainer Riehn Hrsg Modest Musorgskij Aspekte des Opernwerks Musik Konzepte Heft 21 edition text kritik Munchen 1981 ISBN 3 88377 093 0 S 95 110 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons The Fair at Sorochyntsi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sorochinsky Fair Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Diskografie zu Sorochintsy Fair bei OperadisAnmerkungen Bearbeiten Der Name des Gevatters findet sich ausser bei Grove Music Online in keiner anderen verwendeten Quelle In einigen Opernfuhrern findet sich die Angabe dass der zweite Akt im Haus Tscherewiks spielt Das widerspricht jedoch der Angabe im erhaltenen Szenarium Mussorgskis Der Bauer Tscherewik ist von ausserhalb mit dem Wagen zum Jahrmarkt gekommen um dort Weizen zu verkaufen Tschumak Tschewrin und Tschiwrik sind hier lediglich andere Bezeichnungen fur Tscherewik Einige Quellen wie z B Pipers Enzyklopadie des Musiktheaters nennen falschlicherweise dessen Sohn Alexander Tscherepnin als Autor dieser Bearbeitung Neef Csampai Holland und Reclam bezeichnen die Tscherepnin Fassung ausdrucklich als zweiaktig Kloiber dagegen als dreiaktig Auch die Monte Carlo Rezension erwahnt drei Akte In den Opernfuhrern von Czerny Hausswald Knaur Krause Wagner und Pahlen findet sich auch eine Inhaltsangabe eines kurzen dritten Akts mit einer Szene die Neef zufolge in den ersten Akt integriert wurde Tscherewik vereint darin endgultig Parasja und Grizka Die beiden beteuern einander ihre Liebe und alle feiern mit dem abschliessenden Hopak Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Richard Taruskin Fair at Sorochintsi The In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich a b c d e f Sigrid Neef Handbuch der russischen und sowjetischen Oper Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Barenreiter 1989 ISBN 3 7618 0925 5 S 302 309 a b c d e f g h i j k l m n o p q r Dorothea Redepenning Sorotschinskaja jarmarka In Pipers Enzyklopadie des Musiktheaters Band 4 Werke Massine Piccinni Piper Munchen Zurich 1991 ISBN 3 492 02414 9 S 380 383 a b c d Michael Stegemann Der Jahrmarkt von Sorotschintzij In Attila Csampai Dietmar Holland Opernfuhrer E Book Rombach Freiburg im Breisgau 2015 ISBN 978 3 7930 6025 3 S 818 822 Der Jahrmarkt von Sorotschinzy In Harenberg Opernfuhrer 4 Auflage Meyers Lexikonverlag 2003 ISBN 3 411 76107 5 S 604 605 a b c Rudolf Kloiber Wulf Konold Robert Maschka Handbuch der Oper 9 erweiterte neubearbeitete Auflage 2002 Deutscher Taschenbuch Verlag Barenreiter ISBN 3 423 32526 7 S 479 482 Gunter Hausswald Das neue Opernbuch 2 Auflage Henschelverlag Berlin 1953 S 606 609 Peter Czerny Opernbuch Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1981 S 274 275 a b Gerhart von Westerman Karl Schumann Knaurs Opernfuhrer Droemersche Verlagsanstalt Th Knaur Nachf Munchen 1957 1969 ISBN 3 426 07216 5 S 342 344 a b Ernst Krause Oper A Z Ein Opernfuhrer 6 Auflage VEB Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 ISBN 3 370 00148 9 S 327 330 Rezension der Auffuhrung in der Opera de Monte Carlo In Le Journal vom 18 Marz 1923 Digitalisat bei Gallica Horst Seeger Das grosse Lexikon der Oper VEB Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1978 Sonderausgabe fur Pawlak Herrsching 1985 S 275 Georg Maliniak Deutsche Ubersetzung in Der Jahrmarkt von Sorotschintzi im Archiv der Wiener Staatsoper abgerufen am 28 August 2018 Reclams Opernlexikon Digitale Bibliothek Band 52 Philipp Reclam jun bei Directmedia Berlin 2001 S 1302 1306 Ulrich Schreiber Opernfuhrer fur Fortgeschrittene Das 19 Jahrhundert Barenreiter Kassel 2000 ISBN 3 7618 1028 8 S 733 a b c d Modest Petrovic Mussorgskij In Andreas Ommer Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen Zeno org Band 20 Directmedia Berlin 2005 Mussorgski Der Jahrmarkt von Sorotschinzi auf The Opera Platform Memento vom 6 September 2017 im Internet Archive Modest Mussorgski Der Jahrmarkt von Sorotschinzy im Programm von SWR2 19 Februar 2023 abgerufen am 14 November 2023 Modest Mussorgski Der Jahrmarkt von Sorotschinzy PDF 150 kB im Programm von SWR2 19 Februar 2023 abgerufen am 14 November 2023 Normdaten Werk GND 30025265X lobid OGND AKS LCCN n83044857 VIAF 175797547 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Jahrmarkt von Sorotschinzy amp oldid 239106383