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Pasticcio bezeichnet eine Oper oder auch ein kirchenmusikalisches Werk Oratorium Passion das aus bereits existierender Musik verschiedener Komponisten oder aus verschiedenen Werken eines Komponisten zusammengestellt ist 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Geschichte 3 Kunstlerische Einordnung 4 Beispiel Tamerlano Bajazet von Vivaldi 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenFur die Entstehung eines solchen Pasticcios gibt es verschiedene Moglichkeiten Eine erfolgreiche Oper wird an einem anderen Theater neu inszeniert Im 18 Jahrhundert war es dabei allgemein ublich die Musik den veranderten Auffuhrungsbedingungen anzupassen So ersetzte man vor allem Arien die dem einen oder anderen Sanger nicht lagen durch andere meist bereits erprobte Erfolgsnummern Vor allem an Provinzbuhnen wurden haufig Pasticci gegeben die dem Publikum einen Querschnitt aus den neuesten Werken der beruhmtesten Meister bieten sollten Als Textgrundlage diente entweder ein schon vorhandenes Libretto das entsprechend zurechtgeschneidert wurde oder der Hauslibrettist musste eine neue Handlung um die ausgewahlten Musikstucke herum erfinden Ein Komponist kann auch Teile aus eigenen alteren Werken zu einem neuen zusammenfugen Beispiele Oreste Alessandro Severo und Giove in Argo von Georg Friedrich Handel Artamene von Christoph Willibald Gluck Eduardo e Cristina von Gioachino Rossini Geschichte BearbeitenDie ersten Pasticci erschienen nach 1700 ihre Blutezeit fallt in die Jahre von 1720 bis 1750 als praktisch in ganz Europa mit Ausnahme Frankreichs die Opera seria die herrschende Opernform war Deren Schema der Trennung in handelnde und betrachtende Teile denen musikalisch Rezitativ und Arie entsprechen kommt der Pasticcio Praxis entgegen Die Affekte die in den Arien zum Ausdruck kommen kehren in jeder Oper wieder und sind zudem textlich wie auch musikalisch stark typisiert Daher werden die Arien leicht zu Versatzstucken die man beinahe beliebig von einer Oper in eine andere transferieren kann Carl Philipp Emanuel Bach war von 1768 bis zu seinem Tod 1788 stadtischer Musikdirektor in Hamburg Fur viele seiner kirchenmusikalischen Werke aus dieser Zeit verarbeitete er bereits vorhandenes Material seien es eigene fruhere Kompositionen oder die Werke anderer Komponisten wie Georg Anton Benda Gottfried August Homilius Gottfried Heinrich Stolzel aber auch die seines Vaters Johann Sebastian Bach und seines Paten Georg Philipp Telemann 2 Mit der Ablosung der Opera seria durch neue Opernformen die nach einer Verschmelzung von Musik und Drama strebten kamen die Pasticci aus der Mode hielten sich aber vereinzelt noch bis um 1830 vor allem in Italien Eine gelegentliche Wiederbelebung erfuhr die Pasticcio Praxis auf dem Feld der sogenannten leichten Muse So wurde die Musik der Operette Das Dreimaderlhaus von Heinrich Berte aus verschiedenen Werken von Franz Schubert entlehnt und auch die erste Musical Version des Romans Das Phantom der Oper von Gaston Leroux war ein Pasticcio das allerdings eine recht wahllose Zusammenstellung gangiger Opern Hits bot Kunstlerische Einordnung BearbeitenAus der Sicht des 19 Jahrhunderts und besonders der deutschen Romantik erschien das Pasticcio als eine asthetisch fragwurdige Kunstform was auch in der gebrauchlichen deutschen Bezeichnung Flickopern zum Ausdruck kommt Die Vorstellung dass praktisch jedes beliebige Musikstuck in jeder beliebigen Oper auftauchen kann war mit dem Glauben an die Unantastbarkeit des Gesamtwerkes schwer zu vereinbaren und mutet auch heute noch befremdlich an Im ungunstigsten Fall ist ein Pasticcio tatsachlich nur eine Ansammlung musikalischer Stucke die allein im Hinblick auf ihre Zugkraft ausgewahlt wurden ohne dass der Handlung besonderes Interesse geschenkt wurde Wenn die Musikstucke aber sorgfaltig ausgewahlt und arrangiert sind kann daraus ein grossartiges Kunstwerk entstehen wie es ein Komponist alleine vielleicht gar nicht zustande gebracht hatte Beispiel Tamerlano Bajazet von Vivaldi BearbeitenAls typisches Beispiel fur ein Pasticcio diene die Oper Tamerlano Bajazet von Antonio Vivaldi die im Karneval 1735 im Teatro Filarmonico in Verona aufgefuhrt wurde Vivaldi komponierte einige Stucke neu und entnahm die ubrige Musik teils aus eigenen Werken teils aus denen anderer Komponisten Die folgenden Stucke konnten bisher identifiziert werden Del destin non dee lagnarsi aus L olimpiade von Antonio Vivaldi Del destin non vi lagnate Nasce rosa lusinghiera aus Farnace von Antonio Vivaldi Scherza l aura lusinghiera vorher bereits als Senti l aura lusinghiera in Giustino von Vivaldi In si torbida procella aus Alessandro Severo von Geminiano Giacomelli Vedeste mai sul prato aus Siroe re di Persia von Johann Adolph Hasse Amare un alma ingrata neu Qual guerriero in campo armato aus Idaspe von Riccardo Broschi Non ho nel sen costanza aus Adriano in Siria von Geminiano Giacomelli Anche il mar par che sommerga aus Semiramide von Antonio Vivaldi Stringi le mie catene neu La sorte mia spietata aus Siroe re di Persia von Johann Adolph Hasse La cervetta timidetta aus Giustino von Antonio Vivaldi Sposa son disprezzata aus Merope von Geminiano Giacomelli Sposa non mi conosci Dov e la figlia aus Motezuma von Antonio Vivaldi Si crudel questo e l amore Quartett aus Farnace von Antonio Vivaldi Io crudel giusto rigore Veder parmi or che nel fondo aus Farnace von Antonio Vivaldi Spesso tra vaghe rose aus Siroe re di Persia von Johann Adolph Hasse Verro crudel spietato neu Svena uccidi abbatti atterra neu Coronata di gigli e di rose Schlusschor aus Farnace von Antonio VivaldiLiteratur BearbeitenDagmar Gluxam Pasticcio In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 Einzelnachweise Bearbeiten The New Grove Artikel Pasticcio Bd 14 S 288 Carl Philipp Emanuel Bach in Hamburg Normdaten Sachbegriff GND 4173505 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pasticcio Musik amp oldid 212303453