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Die Anlageklasse auch Assetklasse englisch asset Vermogensgegenstand ist im Finanzwesen eine Gruppe von Finanzprodukten die aufgrund gemeinsamer Merkmale zusammengefasst werden Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Klassifizierung 2 1 Entwicklung 2 2 Anlageklasse nach Risikoarten 2 3 Fein Klassifizierung 3 Anlageklasse und Streuung 4 Anlagestrategie 5 Verwendung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenJede Anlageklasse weist unterschiedliche Merkmale gegenuber einer anderen Anlageklasse auf innerhalb der Klasse sind die Merkmale gleich Beim Borsenkurs oder Kurswert beispielsweise reichen die Eigenschaften von stabil bis volatil bei der Laufzeit von kurzfristig bis langfristig bei der Liquidierbarkeit von sehr liquide bis illiquide und bei der Risikoklasse von risikolos bis zum moglichen Totalverlust Je nachdem welche Merkmale eine Anlageklasse hat unterscheidet sich das Verhaltnis von Chancen und Risiken und damit ihre Rendite Besitzen mehrere Finanzprodukte etwa das Merkmal kursstabil so werden sie derselben Anlageklasse zugeordnet Eine Anlageklasse beschreibt auch eine Gruppe von Anlagen mit ahnlichen Werttreibern im Sinne von Ertrags und Risikofaktoren Untergeordnet dienen institutionelle Charakteristika statistische Abweichungen der beobachteten Renditen Risikohohe historische Entwicklung und marktubliche Klassifikationen der Abgrenzung 1 Es bedarf also zunachst einer Definition von Vergleichskriterien die allerdings nicht eindeutig sind Kern Anlageklassen englisch core asset classes haben eine Vielzahl von gemeinsamen Eigenschaften Dies kann die Korrelation zur Inflationsrate oder Schutz gegenuber Finanzkrisen sein 2 aber auch eine ahnliche Regulierungsstruktur 3 Klassifizierung BearbeitenDie Wahl der Anlageklasse hangt unmittelbar mit der Risikoeinstellung Risikofreude oder Risikoscheu des Anlegers zusammen Wahrend der risikofreudige Anleger eher volatile Finanzprodukte praferiert bevorzugt der risikoscheue die risikolosen Anlagen Die Risikoklasse berucksichtigt diese Risikoeinstellung des Anlegers die bei Privatanlegern gemass 64 Abs 4 WpHG unter anderem in einer schriftlich dem Anleger vor Abgabe der Wertpapierorder zu uberlassenden Geeignetheitserklarung darzustellen ist Die Geeignetheitserklarung ist nicht fur unverbriefte Finanzprodukte der Anlageklasse A erforderlich Entwicklung Bearbeiten Von William F Sharpe wurden drei Kriterien vorgeschlagen Die verschiedenen Anlageklassen mussen sich gegenseitig ausschliessen man darf eine Anlage nur einer Anlageklasse zuordnen eine Anlageklasse muss so umfassend sein und eine grosse Anzahl von Anlagen beinhalten um innerhalb der Anlageklasse eine Diversifikation zu ermoglichen und schliesslich sollen Ertrage einzelner Anlageklassen sich voneinander unterscheiden das heisst die Renditen sollen eine niedrige Korrelationen aufweisen 4 Zu den klassischen traditionellen oder Kern Anlageklassen zahlen Anleihen Aktien und Bargeld 5 6 Daruber hinaus werden Immobilien oft als weitere Anlageklasse gefuhrt 3 7 Es ist umstritten inwieweit sogenannte alternative Investments eine eigene Anlageklasse darstellen Diese Anlagen bauen zum Teil auf traditionellen Anlagen auf unterscheiden sich aber in einigen oder mehreren Werttreibern und sonstigen Kriterien so wesentlich dass dies eine Abgrenzung rechtfertigt 8 Beispiele fur alternative Anlageklassen sind Private Equity Hedgefonds und Derivate aber auch Kunstwerke und Wahrungsfutures 9 Rohstoffe z B Gold und Commodities wie Ol werden als alternative Anlageklasse eingestuft 10 Meist werden Derivate der Anlageklasse des Basiswertes zugeordnet eine Aktienoption ware nach dieser Auffassung Teil der Anlageklasse Aktien Private Equity wurde zur gleichen Klasse wie Aktien gehoren Oberbegriff Unternehmensbeteiligungen Hedgefonds wurden analog den Derivaten zur Anlageklasse der Wertpapiere zugeordnet mit denen der Fonds handelt Andererseits sind Hedgefonds keine eigene Anlageklasse da sie grundsatzlich in alle Anlageklassen investieren konnen 11 Die freie Wahl der Anlageklasse ist ein Merkmal des Hedgefonds Anlageklasse nach Risikoarten Bearbeiten Risikoart Anlage klasse Merkmal Finanzproduktekein Finanzrisiko A sehr kursstabil Sichteinlagen Spareinlagen Termingelder Spar kassen briefe und obligationennur Zinsrisiko B kursstabil Kapitallebensversicherungen risikolose Staatsanleihen Triple A Rating Zins oder Kursrisiko C leicht volatil Anleihen Geldmarktfonds Immobilien Immobilienfonds Optionsanleihen Rentenfonds in Euro Zins und Kursrisiko D volatil Fremdwahrungs anleihen Edelmetalle Aktienfonds sonstige Investmentzertifikate Totalverlust moglich E sehr volatil Aktien Alternative Investments Alternative Investmentfonds Credit Funds forderungsbesicherte Anleihen Futures Genussscheine Hedgefonds Hochzinsanleihen Infrastrukturfonds Katastrophenanleihen Medienfonds Metallkonten Mikrofinanzfonds Optionsscheine Rohstoffe Schiffsfonds nachrangige Sparbriefe strukturierte Finanzprodukte Venture CapitalEinzelne Finanzprodukte konnen die Anlageklasse wechseln wenn sich die Eigenschaften eines Merkmals andern So galten griechische Staatsanleihen noch im Marz 2007 als sicher und kursstabil seit der griechischen Staatsschuldenkrise ab Dezember 2009 jedoch als unsicher und volatil Die Umschuldung mit teilweisem Schuldenerlass im Marz 2012 fuhrte fur die betroffenen Glaubiger sogar zu einem teilweisen Totalverlust Deshalb mussen Anleger und Finanzanalysten auch stets prufen ob die Zugehorigkeit eines Finanzprodukts zu einer bestimmten Anlageklasse noch berechtigt ist Eine risikolose Anlage hat eine Standardabweichung von null eine Korrelation von null mit allen anderen risikobehafteten Anlageformen und bietet eine risikolose Rendite 12 Die Risikopramie hangt unmittelbar mit der Risikoeinstellung eines Anlegers zusammen Der Risikopramie R displaystyle R nbsp konnen somit folgende Risikoeinstellungen zugeordnet werden 13 14 R 0 displaystyle R 0 nbsp risikoneutral R gt 0 displaystyle R gt 0 nbsp risikoscheu R lt 0 displaystyle R lt 0 nbsp risikofreudig Risikoneutrale Anleger erwarten eine Rendite in Hohe des risikolosen Zinssatzes weil sie keine Risikopramie einfordern und dem Risiko einen Disnutzen zuordnen Risikoscheue Anleger bevorzugen dagegen Anlagen bei denen sie eine Risikopramie zahlen Risikofreudige Anleger wiederum erhalten sogar vom Kontrahenten eine Risikopramie 15 Fein Klassifizierung Bearbeiten Die obige Tabelle zeigt dass eine Anlageklasse immer noch recht grob ist Deshalb werden haufig Anlageklassen weiter unterteilt beispielsweise nach Staaten So kann beispielsweise innerhalb der Anlageklasse Aktien nach Aktien Europa Aktien Nordamerika und Aktien Asien unterschieden werden Beliebte Untergliederungen des Aktienmarktes bedienen sich folgender Unterscheidungsmerkmale Wirtschaftsraume zum Beispiel Lander und Kontinente Wirtschaftszweige Branchen Standardwerte und Nebenwerte Borsensegmente Hier ist die Zusammenfassung so eng dass die Aktien miteinander verglichen werden konnen Anlageklasse und Streuung BearbeitenBesteht das Portfolio Wertpapierdepot eines Anlegers aus lediglich einer Anlageklasse und einem einzigen Emittenten so weist dieses Portfolio ein maximales Klumpenrisiko auf Wird dieser Emittent insolvent und es gibt keinen Glaubigerschutz etwa Einlagensicherung so droht der Totalverlust der gesamten Geldanlage Deshalb ist eine Risikodiversifizierung auch durch Granularitat anzustreben mit dem Ziel zunachst mehrere Emittenten und dann verschiedene Anlageklassen auszuwahlen Die Hereinnahme einer weiteren Anlageklasse englisch asset allocation zum Portfolio verbessert dessen Risiko Rendite Eigenschaften sie erhoht also die Rendite und oder vermindert die Volatilitat oder umgekehrt was eine hohere risikoadjustierte Rendite englisch sharp ratio impliziert 16 Eine negative Marktentwicklung der einen Anlageklasse kann dann durch einen positiven Verlauf einer anderen Klasse kompensiert werden Die Asset Allocation sorgt dabei fur die Aufteilung des Vermogens auf verschiedene Anlageklassen Uber eine sinnvolle Asset Allocation soll durch die Kombination verschiedener Anlageklassen das Rendite Risiko Verhaltnis eines Portfolios optimiert werden So durfen beispielsweise Investmentgesellschaften und Kapitalanlagegesellschaften Mittel nur nach dem Grundsatz der Risikomischung anlegen vgl 214 KAGB 243 KAGB was auf alle Anleger zu ubertragen ist Das gilt auch fur Versicherungen gemass 124 Abs 1 Nr 7 und 8 VAG wonach die Anlagen in angemessener Weise so zu mischen und zu streuen sind dass eine ubermassige Abhangigkeit von einem bestimmten Vermogenswert oder Emittenten oder von einer bestimmten Unternehmensgruppe oder einem geographischen Raum und eine ubermassige Risikokonzentration im Portfolio als Ganzem vermieden werden und Vermogensanlagen bei demselben Emittenten oder bei Emittenten die derselben Unternehmensgruppe angehoren nicht zu einer ubermassigen Risikokonzentration fuhren durfen Auch Vermogensverwaltungen achten auf das Prinzip der Streuung Anlagestrategie BearbeitenDie Auswahl eines oder mehrerer Anlagesektoren ist Teil einer Anlagestrategie Diese kann zwei verschiedene Ziele verfolgen Fokussierung Beschrankung Konzentration auf bestimmte Anlagesektoren in denen der Anleger eine besonders hohe Rendite erwartet oder bei denen er ein geringes Risiko sieht beispielsweise weil er mit diesen Bereichen schon Erfahrung hat Diversifikation der Streuung des Kapitals auf verschiedene Sektoren um nicht zu sehr von der Entwicklung eines Sektors abhangig zu sein und so das Risiko des Gesamtportfolios zu verringern siehe Vermogensallokation Beide Strategien lassen sich auch kombinieren Ein Anleger kann sich zum Beispiel auf europaische Aktien beschranken seine Investments aber uber verschiedene Branchen verteilen Verwendung BearbeitenAnwendung findet der Begriff der Anlageklassen in der Portfoliotheorie und dem Portfoliomanagement speziell bei der Vermogensallokation wo versucht wird durch die Aufteilung des Vermogens auf verschiedene Anlageklasse Diversifikation eine Risikostreuung und ein gewunschtes Risiko Rendite Verhaltnis zu erreichen Bei Investmentfonds dienen die Anlageklassen insbesondere der Beschreibung der Anlagepolitik des Fonds Literatur BearbeitenLiteratur uber Anlageklasse im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Marc Engelbrecht Asset Allocation im Private Banking BoD Books on Demand 2015 S 103 David F Swensen Unconventional success A fundamental approach to personal investment Simon and Schuster 2005 S 35 a b Frank J Fabozzi Harry M Markowitz Hrsg The theory and practice of investment management Vol 118 John Wiley amp Sons 2002 Kapitel 2 Jurgen Krumnow u a Hrsg Gabler Bank Lexikon Bank Borse Finanzierung Springer Verlag 2013 S 56 Jennifer Woods The Active Asset Allocator How ETF s Can Supercharge Your Portfolio How Low cost ETFs Can Supercharge Your Portfolio Portfolio New York 2009 ISBN 978 1 59184 195 1 Kapitel 1 Jean LP Brunel Integrated wealth management The new direction for portfolio managers Euromoney Books 2006 S 121 Frank J Fabozzi Capital Markets Institutions Instruments and Risk Management MIT Press 2015 S 21 Marc Engelbrecht Asset Allocation im Private Banking BoD Books on Demand 2015 S 104 Greg N Gregoriou Hrsg Encyclopedia of alternative investments CRC Press 2008 S 16 Axel Horger Commodities als Anlageklasse eine echte Alternative in Hartmut Leser Markus Rudolf Hrsg Handbuch Institutionelles Assetmanagement 2003 S 762 ff Dirk Sohnholz Sascha Rieken Dieter G Kaiser Asset Allocation Risiko Overlay und Manager Selektion 2010 S 36 Thomas Schuster Margarita Uskova Finanzierung Anleihen Aktien Optionen 2015 S 154 Florian Bartholomae Marcus Wiens Spieltheorie Ein anwendungsorientiertes Lehrbuch 2016 S 11 Matthias Krakel Organisation und Management 2007 S 70 Florian Bartholomae Marcus Wiens Spieltheorie Ein anwendungsorientiertes Lehrbuch 2016 S 11 Dirk Sohnholz Sascha Rieken Dieter G Kaiser Asset Allocation Risiko Overlay und Manager Selektion 2010 S 99Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anlageklasse amp oldid 232528073