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Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch russisch Aleksandr Gavrilovich Gurvich wiss Transliteration Aleksandr Gavrilovic Gurvic 26 Septemberjul 8 Oktober 1874greg in Poltawa Russisches Kaiserreich heute Ukraine 27 Juli 1954 in Moskau war ein russischer Biologe und Mediziner Gurwitsch lieferte Beitrage zum Konzept des hypothetischen morphischen Feldes aus der Entwicklungsbiologie und gilt als Erstbeschreiber einer extrem schwachen Photonenemission biologischer Systeme die er Mitogenetische Strahlung nannte und die heute mit dem Begriff der ultraschwache Photonenemission auch ultraschwache Zellstrahlung bezeichnet wird und auf die sich auch die Hypothesen der Biophotonen berufen Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 1 1 Studium und erste Forschungen 1 2 Ruckkehr nach Russland 1 3 Theorie des Morphischen Feldes 1 4 Erster Weltkrieg und die Entdeckung der mitotischen Strahlung 1 5 Arbeit in Moskau und Leningrad 1 6 Letzte Jahre 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLebenslauf BearbeitenStudium und erste Forschungen Bearbeiten Alexander Gurwitsch entstammte einer judischen Familie mit teils baltischen Wurzeln Da seine Hauptinteressen in der Musik und Kunst lagen versuchte er nach dem Abschluss des Gymnasiums auf der Akademie der Bildenden Kunste in Munchen aufgenommen zu werden Gurwitsch bestand aber die Aufnahmeprufung nicht und entschied sich im Folgenden ein Studium an der medizinischen Fakultat der Universitat Munchen aufzunehmen Im dritten oder vierten Jahr seines Studiums begann er im Labor von Karl Wilhelm von Kupffer zu arbeiten welcher heute als einer der Mitbegrunder der modernen Embryologie gilt Gurwitsch entwickelte ein Interesse fur die Embryologie und es folgte eine erste Veroffentlichung von ihm im Jahre 1895 die sich mit den Einflussen von Chemikalien auf die Gastrulation von Froschen befasste Nach seinem Abschluss an der Universitat Munchen im Jahr 1897 legte er an der Universitat Kiew eine Prufung ab um als Arzt praktizieren zu konnen 1 Wenig spater erhielt er eine Stelle an der anatomischen Fakultat der Universitat Strassburg Eigentlich strebte Gurwitsch eine Universitatskarriere in Russland an jedoch war es ihm auf Grund seiner judischen Herkunft zu diesem Zeitpunkt nicht moglich in Russland zu arbeiten 1 Spater wechselte er an die Fakultat fur Anatomie der Universitat Bern wo er als Privatdozent arbeitete 1903 heiratete er die Russin Lidija Dmitrijewna Felizina die er an der medizinischen Fakultat in Bern kennengelernt hatte und welche ihn zeitlebens bei seinen Forschungen unterstutzte Im Jahr 1904 erschien Gurwitschs Monografie Morphologie und Biologie der Zelle welche ihm internationale Anerkennung als Histologe verschaffte Ruckkehr nach Russland Bearbeiten 1905 kehrte Alexander Gurwitsch zusammen mit seiner Frau nach Russland zuruck da er als Wehrpflichtiger wahrend des Russisch Japanischen Kriegs eingezogen wurde Wenig spater ubernahm er eine Professur fur Anatomie und Histologie am Bestuschew Frauenkollegium in Sankt Petersburg In dieser Zeit bildete er seinen allgemeinen konzeptionellen Ansatz zum Verstandnis biologischer Probleme Er war einer der wenigen Biologen die auch hervorragende Kenntnisse in Physik und Mathematik besassen Einer von Gurwitschs engsten Freunden war der Physiker und spateres Mitglied er Akademie der Wissenschaften Leonid Isaakowitsch Mandelstam welcher Gurwitsch unter anderem die Theorien Einsteins naher brachte Im Jahr 1907 wurde Gurwitschs erstes grosseres Werk uber die Embryologie Atlas und Grundriss der Embryologie der Wirbeltiere und des Menschen veroffentlicht Wenig spater untersuchte Gurwitsch die Zellteilungen in symmetrischen Organismen wie zum Beispiel Seeigeleiern Dabei stellte er fest dass die Zahl der Zellteilungen zum selben Zeitpunkt an den verschiedenen Halften des symmetrischen Organismus nie gleich ist Gurwitsch schloss daraus dass die individuellen Zellteilungen innerhalb des Organismus mehr oder weniger zufallig ablaufen und vermutete dass die Zellen durch Integrationsfaktoren oder Suprazellulare Regulation beeinflusst werden um ihre endgultige Form zu erhalten Theorie des Morphischen Feldes Bearbeiten nbsp Skizze des von Gurewitsch postulierten Morphischen Feldes als Vektor Feld1912 veroffentlichte Gurwitsch seine Arbeit Die Vererbung als Verwirklichungsvorgang in der er die Hypothese aufstellte dass ein Geschehensfeld beziehungsweise Kraftfeld fur die Morphogenese von Organismen verantwortlich ist 2 Spater bezeichnete Gurwitsch dieses Feld als embryonales Feld 3 Ahnliche Vermutungen waren bereits 20 Jahre fruher vom deutschen Biologen Hans Driesch aufgestellt wurden der die Existenz eines derartigen Feldes in einem neovitalistischen Sinne als Entelechie das sein Ziel in sich selbst tragt annahm Weitere Beitrage erfolgten bereits 1910 von Theodor Boveri 2 4 Obwohl Gurwitsch den Begriff Vererbung in seinen Veroffentlichungen nutze war er ein strikter Gegner der Theorien damaligen Genetiker um Thomas Hunt Morgan Diese Haltung trug auch dazu bei dass Gurwitsch zu dieser Zeit unter den russischen Biologen wenig anerkannt war Erster Weltkrieg und die Entdeckung der mitotischen Strahlung Bearbeiten Wahrend des Ersten Weltkrieges musste Gurwitsch seine Forschungen einstellen und arbeitete als Militarchirurg in Petrograd Nach dem Krieg erhielt Gurwitsch eine Anstellung bei der neu gegrundeten Taurischen Nationalen Universitat und zog mit seiner Familie im Herbst des Jahres 1918 nach Simferopol auf die Krim An der Universitat arbeitete er als Leiter der Histologischen Abteilung der Medizinischen Fakultat 5 Im Jahr 1923 entdeckte Gurwitsch bei der Untersuchung der Zellteilung von Zwiebelnzellen eine Photonenemission im Spektralbereich um 260 nm 6 Gurwitsch vermutete dass diese Strahlung die Mitose von Zellen stimulieren konne und nannte die Strahlung daher mitogenetischen Strahlung Diese Entdeckung der heutzutage als ultraschwache Photonenemission bezeichneten Strahlung wurde nach anfanglicher weltweiten Anerkennung spater in Frage gestellt und als unwichtig eingestuft Dennoch beschaftigte sich Gurwitsch bis zum Ende seines Lebens mit der Untersuchung des Phanomens 6 Arbeit in Moskau und Leningrad Bearbeiten 1924 wurde Gurwitsch als Professor an die Fakultat fur Histologie und Embryologie an der Staatlichen Universitat Moskau berufen Hier untersuchte er weiter die mitogenetische Strahlung 1929 wurde Gurwitsch nach einem Streit mit der Universitatsleitung gezwungen die Universitat zu verlassen Im Jahr 1930 erhielt Gurwitsch eine Stelle am Institut fur Experimentalmedizin in Leningrad an dem zu dieser Zeit auch andere bedeutende Wissenschaftler wie Iwan Pawlow arbeiteten Im Jahr 1934 nahm er am Internationalen Kongress fur Radiobiologie in Venedig teil und hielt in der Folgezeit Vorlesungen in mehreren europaischen Landern 1941 erhielt er den Stalinpreis fur seine Untersuchungen der mitogenetischen Strahlung im Zusammenhang mit der Diagnose von Krebs Ausserdem war Gurjewitsch Trager des Orden des Roten Banners der Arbeit 7 Wahrend des Deutsch Sowjetischen Krieges war es Gurwitsch nicht moglich Experimente durchzufuhren Im Herbst 1941 stand die Wehrmacht vor Leningrad und Gurwitsch seine Frau und seine Tochter Anna wurden nach Kasan ausgeflogen Hier konzentrierte sich Gurwitsch ganz auf die rein theoretische Arbeit Es gab keine Moglichkeiten irgendwelche Experimente durchzufuhren Seine Feldtheorie der Morphogenese erhielt hier ihre endgultige Form als vektorielles biologisches Feld 1944 wurde die entsprechende Arbeit als Teorija biologitscheskowo polja Teoriya biologicheskogo polya in russischer Sprache veroffentlicht 1947 auch auf Franzosisch Letzte Jahre Bearbeiten Nach dem Krieg wurde Alexander Gurwitsch Leiter der Abteilung fur Zellbiologie des Instituts fur Experimentelle Biologie 1 das der neuen Sowjetischen Akademie fur Medizinische Wissenschaften angeschlossen war Im selben Jahr organisierte Trofim Lyssenko die beruchtigte Augustsitzung der Akademie fur Agrarwissenschaften Eine Periode erzwungenen Gehorsams gegenuber Dogmen in allen Bereichen der Biologie begann Gurwitsch protestierte reichte seinen Rucktritt ein und ging in den Ruhestand Im Jahr 1951 starb Gurewitschs Frau und langjahrige Mitarbeiterin Lydija In seiner Wohnung arbeitete Gurwitsch weiter und leitete de facto weiterhin das mehr und mehr verkleinerte Labor fur Zellteilung das 1953 ganz geschlossen wurde und kurz darauf wieder eroffnet wurde Eine Reihe von Freiwilligen arbeiteten in diesem unter der Leitung seiner Tochter Anna Gurwitsch und Wiktor Jeremejew auf engstem Raum Alexander Gurwitsch widmete sich in dieser Zeit vor allem seinem letzten Werk die Analytische Biologie Dieses Buch wurde allerdings nicht mehr veroffentlicht Seine letzten Vorlesungen hielt er 1953 bis 1954 in seiner Wohnung Alexander Gurwitsch starb am 27 Juli 1954 im Alter von 79 Jahren an einem Herzleiden Werke Auswahl BearbeitenMorphologie und Biologie der Zelle G Fischer Jena 1904 Atlas und Grundriss der Embryologie der Wirbeltiere und des Menschen J F Lehmann Munchen 1907 Uber Determinierung Normierung und Zufall in der Ontogenese In W Roux Archiv fur Entwicklungsmechanik 30 1910 S 133 193 Die Vererbung als Verwirklichungsvorgang In Biologisches Zentralblatt 32 1912 S 458 486 Uber den Begriff des embryonalen Feldes Originaltitel O ponjatii embrional nych polej In W Roux Archiv fur Entwicklungsmechanik Sl 1922 S 353 415 mit L D Gurvic Mitogeneticeskij analiz biologii rakovoj kletki Allrussisches Institut fur Experimentelle Medizin 1937 S 79 Teorija biologiceskogo polja Sovetskaja nauka 1944 S 155 Mitogenetische Spektralanalyse durch selektive Streuungsmethoden In Acta Physica et Chimica 20 1945 S 635 644 mit L D Gurvic Vvedenie v ucenie o mitogeneze Institut fur experimentelle Biologie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften 1948 S 115 Literatur BearbeitenL V Beloussov J M Opitz S F Gilbert Life of Alexander G Gurwitsch and his relevant contribution to the theory of morphogenetic fields In The International Journal of Developement Biology 41 1997 S 771 779 Text als PDF Fritz Albert Popp K H Li Qiao Gu Vitalistic Entelechia Principle In Recent advances in biophoton research and its applications World Scientific Publishing Singapore 1992 ISBN 981 02 0855 3 S 470ff Auszug auf Google Books Einzelnachweise Bearbeiten a b c Mirra Aspiz Ėto byl krupnejsij ucenyj Lechaim 2004 russisch a b Scott F Gilbert Susan R Singer The Re discovery of Morphogenic Fields Memento vom 16 September 2010 im Internet Archive In Developmental Biology 8 uberarb Auflage Palgrave Macmillan 2006 ISBN 0 87893 250 X englisch V A Gurwitsch Uber den Begriff des embryonalen Feldes In Roux Arch Ent Org 51 1922 S 383 415 K Sander Of gradients and genes Developmental concepts of Theodor Boveri and his students In Roux Arch Dev Biol 203 1994 S 295 297 englisch B M Vladimirskij E N Cujan A G Gurvic i ego vydajusciesja uceniki G M Frank i A A Ljubiscev Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive In Ucenye zapiski Tavriceskogo nacional nogo universiteta im V I Vernadskogo Serija Biologija chimija Tom 21 60 Simferopol 2008 S 39 russisch PDF Datei 3 9 MB a b Fritz Albert Popp Geschichtliche Entwicklung der Biophotonik Memento vom 6 Dezember 2013 im Internet Archive PDF Artikel Gurvich Aleksandr Gavrilovich in der Grossen Sowjetischen Enzyklopadie BSE 3 Auflage 1969 1978 russisch http vorlage gse test 1 3D017130 2a 3D D0 93 D1 83 D1 80 D0 B2 D0 B8 D1 87 20 D0 90 D0 BB D0 B5 D0 BA D1 81 D0 B0 D0 BD D0 B4 D1 80 20 D0 93 D0 B0 D0 B2 D1 80 D0 B8 D0 BB D0 BE D0 B2 D0 B8 D1 87 2b 3D D0 93 D1 83 D1 80 D0 B2 D0 B8 D1 87 20 D0 90 D0 BB D0 B5 D0 BA D1 81 D0 B0 D0 BD D0 B4 D1 80 20 D0 93 D0 B0 D0 B2 D1 80 D0 B8 D0 BB D0 BE D0 B2 D0 B8 D1 87Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 10161117X lobid OGND AKS LCCN n92069719 VIAF 84843283 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gurwitsch Alexander GawrilowitschALTERNATIVNAMEN Gurvich Aleksandr Gavrilovich russisch Gurvic Aleksandr Gavrilovic wissenschaftliche Transliteration KURZBESCHREIBUNG russischer Biologe und MedizinerGEBURTSDATUM 8 Oktober 1874GEBURTSORT Poltawa Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 27 Juli 1954STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch amp oldid 229714865