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Die Bezeichnung Biophotonen griechisch bios bios deutsch Leben und fῶs phṓs deutsch Licht wird auf dem Gebiet der Biophysik und der Alternativmedizin von wenigen Autoren fur das biochemische Phanomen der ultraschwachen Photonenemission UPE verwendet Die hier gemeinte Strahlung unterscheidet sich von der Biolumineszenz durch ihre um mehrere Grossenordnungen geringere Intensitat und sehr geringe Quantenausbeute Interpretationen der Strahlung sind wissenschaftlich umstritten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Interpretation 3 Kritik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn den 1920er Jahren gelangte der russische Biologe Alexander Gurwitsch nach Experimenten mit keimenden Zwiebeln zu der Auffassung dass lebende Zellen eine sehr schwache Lichtstrahlung abgeben Er nannte sie mitogenetische Strahlung und zwar aufgrund seiner Vermutung dass diese Strahlung die Zellteilung Mitose auslosen konne Wegen der aufkommenden Biochemie die Zellprozesse als Folgen von biochemischen Signalketten beschreibt wurde diese Vermutung nicht weiter untersucht Die Quelle dieser dunklen Lumineszenz wurde soweit man die Existenz uberhaupt anerkannte auf spontane Unvollkommenheiten des Zellstoffwechsels z B Oxidations und Radikalreaktionen zuruckgefuhrt Eine biologische Bedeutung wurde bezweifelt Hauptwidersacher von Gurwitschs Thesen war der Biochemiker Alexander Hollaender Er und andere Wissenschaftler waren der Meinung dass die Entdeckung solange zweifelhaft bleibe bis die Strahlung objektiv gemessen sei 1954 gaben die italienischen Astronomen Colli und Facchini an mit einem grossflachigen Photomultiplier im Single Photon Counting Modus eine schwache konstante Lichtemission von lebendem Pflanzenmaterial gefunden zu haben 1 2 1967 konstatieren Metcalf und Quickenden in einem Review dass die Forschung in Grossbritannien und den USA nach intensiven aber negativen Studien eingestellt worden sei 3 In den 1970er Jahren wies der deutsche Physiker Fritz Albert Popp erneut Photonenstrahlung aus biologischem Gewebe nach Um eine Verwechslung mit der z B von Leuchtkafern bekannten und offen sichtbaren Biolumineszenz auszuschliessen nannte er die ultraschwache biologische Strahlung Emission von Biophotonen Popp vermass das Spektrum dieser Strahlung und fand Wellenlangen zwischen 200 und 800 nm mit einer kontinuierlichen Verteilung also ungefahr im Bereich des sichtbaren Lichts 380 bis 710 nm Allerdings betrugen die gemessenen Intensitaten nur wenige bis einige hundert Quanten pro Sekunde und pro Quadratzentimeter Oberflache Popp vermutete dass diese schwache Strahlung trotzdem wie Laserlicht koharent ist Zur Hypothese der Koharenz liegen bislang theoretische und experimentelle Studien vor 4 5 6 Allgemein bildet die Untersuchung schwacher von Lebewesen oder biologischem Material ausgesandter elektromagnetischer Strahlung einen Teilbereich der Biophotonik Dieser Begriff beschreibt im heutigen Sprachgebrauch ganz allgemein die Verbindung von Biologie und Photonik also unter anderem alle Arten von medizinischen Untersuchungs und Heilungsmethoden und Bildgebungsverfahren auf optischer Basis Interpretation BearbeitenAlle Objekte ob biologisch oder nicht emittieren Warmestrahlung abhangig von ihrer Temperatur Diese Strahlung wurde bei den oben erwahnten Messungen berucksichtigt und subtrahiert Da die betrachteten Zellen keine speziellen Leuchtstoffe Luciferine o A enthalten gehort die untersuchte Strahlung nicht zur klassischen Biolumineszenz die ein Vielfaches intensiver als die gemessene Biophotonenstrahlung ist Die schwache uber die Schwarzkorperstrahlung hinausgehende Emission wird laut Popp moglicherweise vom Zustand der Zellen mitbestimmt Nach vorherrschender Meinung beruht die Emission von Photonen auf den bekannten chemischen Reaktionen im Rahmen des Stoffwechsels z B des oxidativen Metabolismus Ungeklart ist ob Lichtquanten in Zellen stehende Wellen ausbilden konnen die in Wechselwirkung mit den Zellorganellen treten um Stoffwechselfunktionen zu beeinflussen Kritik BearbeitenDie Ansicht mancher Vertreter der Alternativmedizin dass den Biophotonen eine physiologische Bedeutung im Sinne eines Einflusses auf die Gesundheit zukommt hat bei Biologen und Physiologen bisher keine Zustimmung gefunden wohl aber in der Esoterik und in Teilen der Alternativmedizin Es gibt keine klinischen Studien die einen Nachweis einer Wirksamkeit in Bezug auf die Gesundheit erbringen Physikalisch kann die Strahlung mittels hochempfindlicher Photonendetektoren nachgewiesen werden Da diese Messung jeweils nur die abgestrahlten Photonen erfassen kann ist der Ruckschluss auf die in den Zellen herrschenden Strahlungsverhaltnisse nicht direkt moglich Kritiker dieser Theorie weisen darauf hin dass insbesondere die postulierte Koharenz der Photonen nicht nachweisbar ist In den Hypothesen uber die gesundheitlichen Auswirkungen von Biophotonen sehen Kritiker den Versuch einer Wiederbelebung des Vitalismus eines Konzepts das in Biologie und Medizin im Laufe des 19 Jahrhunderts aufgegeben wurde Statt der immateriellen Lebenskrafte des herkommlichen Vitalismus werde nun ein pseudowissenschaftlicher Neovitalismus propagiert Das erklart zum einen die Distanz der etablierten biologischen und medizinischen Wissenschaft zu Behauptungen uber Biophotonen zum anderen aber auch das grosse Interesse bei einigen Vertretern der Alternativmedizin Literatur BearbeitenF A Popp Q Gu K H Li Biophoton emission In Mod Phys Lett B Band 21 amp 22 1994 S 1269 1296 Marco Bischof Biophotonen Das Licht in unseren Zellen 14 Auflage Frankfurt am Main 2008 ISBN 3 86150 095 7 Fritz Albert Popp Die Botschaft der Nahrung Unsere Lebensmittel in neuer Sicht ISBN 3 596 11459 4 Fritz Albert Popp Biologie des Lichts Grundlagen der ultraschwachen Zellstrahlung ISBN 3 8263 2692 X L Beloussov F A Popp Hrsg Biophotonics Proc Int Conf Moscow State University 1994 Bioinform Services Russia 1995 J J Chang J Fisch F A Popp Hrsg Biophysics Biophotonics Kluwer Academic Publishers Dordrecht Boston London 2003 F A Popp L Beloussov Hrsg Integrative Biophysics Biophotonics Kluwer Academic Publishers Dordrecht Boston London 2003 X Shen R van Wijk Hrsg Biophotons and Biophotonics Springer Berlin New York 2004 Jan Berndorff Das Leben leuchtet In natur kosmos 2004 H 7 S 22 30 Weblinks BearbeitenPHOEBO GROUP Universitat Catania Biophotonen Vortrag von Holm Hummler Tilbury Gregg Percival Matich Ultraweak Chemiluminescence from Human Blood Plasma Spiegel Online 2005 Das ratselhafte Leuchten allen Lebens Ted Nissen Ultra weak Photon Biophoton Emissions UPE Review of Literature Bibliography Literaturubersicht aus 2006 in englischer Sprache Biophoton bei quantumbionet org englischEinzelnachweise Bearbeiten Laura Colli Ugo Facchini Light emission by germinating plants Il Nuovo Cimento Vol 12 1954 S 150 153 doi 10 1007 BF02820374 als Brief an die Redaktion kein Peer Review L Colli et al Further measurements on the bioluminescence of the seedlings Cellular and Molecular Life Sciences Vol 11 1955 S 479 481 doi 10 1007 BF02166829 als Kurzmitteilung kein Peer Review Metcalf W S amp Quickenden T I 1967 Mitogenetic radiation In Nature Bd 216 Nr 5111 S 169 170 PMID 4862078 doi 10 1038 216169a0 F A Popp amp K H Li 1993 Hyberbolic Relaxation as a Sufficient Condition of a Fully Coherent Ergodic Field In International Journal of Theoretical Physics Bd 32 S 1573 1583 F A Popp amp Y Yan 2002 Delayed luminescence of biological systems in terms of coherent states In Physics Letters A Bd 293 S 93 97 F A Popp J J Chang A Herzog Z Yan amp Y Yan 2002 Evidence of non classical squeezed light in biological systems In Physics Letters A Bd 293 S 98 102 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biophoton amp oldid 234768259