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Als ultraschwache Photonenemission der Chemilumineszenz UPE ultraschwache Chemilumineszenz englisch spontaneous chemiluminescence ultraweak light emission ultraweak photoemission dark photoemission Low level luminescence wird eine ausserst geringintensive spontane oder von aussen induzierbare Photonenemission Lumineszenz als Begleiterscheinung chemischer Reaktionen bezeichnet die nur wenig uber der technischen Nachweisbarkeit liegt und im Wissenschaftszweig der Biophotonik untersucht wird Die charakteristische geringe Leuchtdichte der ultraschwachen Photonenemission liegt unterhalb der Wahrnehmungsschwelle selbst des dunkeladaptierten Auges Diese Lichtaussendung ist sowohl bei unbelebter Materie 1 2 als auch bei biologischem Material 3 zu beobachten in letzteren Falle wird auch von ultraschwacher Zellstrahlung gesprochen Die ultraschwache Photonenemission bei biologischen Systemen ist als ein Produkt physiologischer chemischer Reaktionen und ihre zeitliche Veranderung als Antwort auf exogene Einflusse oder die Anwesenheit von Noxen anzusehen Die ultraschwache Chemilumineszenz unterscheidet sich durch ihr Spektrum ihre Strahlungsintensitat und ihre Chemilumineszenzquantenausbeute sowohl von der Warmestrahlung siehe Stefan Boltzmann Gesetz als auch von der deutlich intensiveren Biolumineszenz mit mehr als einer Million Photonen cm und Sekunde z B Luciferin Luciferase System und der Fluoreszenz Dieser Artikel thematisiert nicht die spezielle sogenannte Biophotonenhypothese des deutschen Physikers Fritz Albert Popp Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Entstehung der spontanen ultraschwachen Photonenemission im Rahmen der Chemilumineszenz 3 Induzierte schwache Photonenemission und induzierte Chemilumineszenz 4 Bedeutung und Anwendungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenDie bisher beobachteten Strahlungen lagen bei 1 bis 1000 Photonen cm2 typisch einige wenige bis einige Hundert Photonen cm2 pro Sekunde im Spektralbereich von 200 nm bis 800 nm Die Strahlungsleistung liegt dabei im Bereich von 10 21 W bis 10 18 Watt Dies bedeutet etwa eine Photonenaussendung pro Zelle angenommener Durchmesser 10 Mikrometer und Monat Um in diesem Bereich messen zu konnen mussen einzelne Photonen nachweisbar sein Die Intensitat ist zeitlich nahezu statisch kann bei biologischen Systemen jedoch wie andere Parameter auch circadianen Schwankungen und anderen biologischen Rhythmen unterliegen und diese nicht invasiv detektierbar machen Voraussetzung der Chemilumineszenz allgemein ist nach Campbell 1988 das Vorhandensein von exothermischen chemischen Reaktionen die zwischen 160 und 300 kJ mol Energie liefern Anwesenheit von Molekulen in einen geeigneten angeregten Zustand der entweder eine direkte Photonenemission oder die Ubertragung der Energie auf geeignete Fluorophore beim Phanomen der Fluoreszenz erlaubt Die Deaktivierung der angeregten Spezies muss zumindest teilweise durch die Emission von Photonen erfolgen konnen Die Effizienz der zugrundeliegenden Chemilumineszenz Reaktionen wird durch die Chemilumineszenzquantenausbeute beschrieben Diese ist sowohl bei der spontanen wie auch der induzierten ultraschwachen Chemilumineszenz sehr gering Dies ist ein Unterscheidungsmerkmal zur effizienteren und intensiveren Biolumineszenz mit hoherer Chemilumineszenzquantenausbeute bis 0 5 Dieser Wert entspricht dabei dem Quotienten aus der Anzahl emittierter Photonen und der Anzahl reagierender Molekule Entstehung der spontanen ultraschwachen Photonenemission im Rahmen der Chemilumineszenz BearbeitenDie spontane ultraschwache Chemilumineszenz ist eine Photonenemission ohne aussere Anregung Die Entstehung erklart sich als Begleiterscheinung oxidativer Prozesse z B bei Stoffwechselvorgangen Alternative Erklarungen finden sich auch in der oben genannten Biophotonenhypothese Der kontinuierliche Zellstoffwechsel fuhrt zur laufenden Bildung sogenannter freier Radikale denen bei diesem Phanomen eine entscheidende Bedeutung zukommt 4 Die Bildung freier Radikale reaktive Sauerstoffverbindungen fordert die Lichtaussendung wobei das Umgebungslicht und die Temperatur das Phanomen beeinflussen 5 Eine Zufuhr von Vitamin E oder anderen sogenannten Radikalenfangern vermindert die Photonenemission 6 Bekannte Molekule die an der Entstehung der Erscheinung beteiligt sind sind Lipidperoxide 7 Induzierte schwache Photonenemission und induzierte Chemilumineszenz BearbeitenHier handelt es sich um eine weitaus intensivere und technisch einfacher zu detektierende Photonenemission nach einer ausseren Anregung Die Anregung kann z B durch UV Strahlung Zufuhrung von Ozon oder Peroxiden erfolgen Die induzierte Chemilumineszenz kann auch eine Zeit lang nach Einwirkung einer Noxe anhalten und wird dann auch als delayed light emission sogenanntes Lichtspeicherverhalten bezeichnet obwohl ein Phanomen der Photonenspeicherung unbekannt ist da Photonen per Definition sich im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit bewegen Anfangswerte konnen mehrere Zehnerpotenzen uber den Spontanwerten liegen mit Abklingzeiten von etwa 2 5 Minuten 8 Hierfur wird haufig eine UV Bestrahlung eingesetzt die bekanntermassen zur Bildung freier Radikale fuhrt Die exakten Mechanismen der UV induzierten Chemilumineszenz sind jedoch nicht in einem zufriedenstellenden Masse bekannt 9 Nach bisheriger Datenlage wird die Erzeugung von reaktiven Sauerstoffradikalen nach UV Bestrahlung und die anschliessende oxidative Modifizierung von Makromolekulen fur die Emission der Photonen verantwortlich gemacht 10 Neben der UV Strahlung sind auch andere Stressoren wie z B Ozon Wasserstoffperoxid und Benzoylperoxid bekannte Induktoren Bereits 1980 forschte Rudolf Teubner mit Bestrahlungen mit Tageslichtlampen zur Messung von Lebensmitteln auf diverse Qualitatskriterien Beschreibung 1983 Die Absorption von UV Strahlung zur Abstrahlung von Photonen grosserer Wellenlange wird als Photolumineszenz bezeichnet Bedeutung und Anwendungen BearbeitenDie Messung der ultraschwachen Photonenemission gelingt mit empfindlichen Photomultipliern und Avalanche Photodioden im sogenannten Geiger Modus und ist insbesondere zur nicht invasiven Erfassung oxidativer Prozesse in biologischem Material geeignet Heute werden zur Messung Sekundarelektronenvervielfacher SEV Photomultiplier eingesetzt Sie konnen ein hochempfindliches Kathodenmaterial vorweisen bei dem selbst einzelne Photonen uber den ausseren photoelektrischen Effekt Elektronen herausschlagen konnen Eine nachgeschaltete Dynodenbaugruppe kann dann Verstarkungsfaktoren von einigen Millionen realisieren um zu brauchbaren Messsignalen zu kommen Einen besonderen Problemkreis stellt die spektrale Untersuchung der gemessenen ultraschwachen Photonenstrahlung dar Ubliche Filter und Interferenzverfahren sind aufgrund der geringen Photonenstrome nicht anwendbar Die Intensitatsbestimmung der ultraschwachen Photonenemission wird in den letzten Jahren vor allem fur die Untersuchung von UVA induzierten Schaden und die Quantifizierung des antioxidativen Potentials topisch applizierter Wirkstoffe in der Medizin eingesetzt Literatur BearbeitenR C Allen Chemiluminescence and the study of phagocyte redox metabolism In Adv Exp Med Biol 141 1982 S 411 421 R Teubner Zur Qualitatsbestimmung von Nutzpflanzen insbesondere Medizinalpflanzen mit Hilfe der ultraschwachen Photonenemission Dissertation Gottingen 1983 D Slawinska J Slawinski Low level luminescence from biological objects In J G Burr Hrsg Clinical and biological analysis chemi and bioluminescence Marcel dekker New York Basel 1985 A K Campbell Chemiluminescence Principles and applications in biology and medicine Ellis Horowood Chichester England 1988 Einzelnachweise Bearbeiten K D Gundermann F Mc Capra Chemiluminescence in Organic Chemistry Springer Berlin Heidelberg 1987 G M Barenboim A N Domanskii K K Turoverov Luminescence of Biopolymers and Cells Plenum Press New York London 1969 Eva Hideg On the spontaneous ultraweak light emission of plants In Journal of Photochemistry and Photobiology B Biology Volume 18 Issues 2 3 Mai 1993 S 239 244 G Cilento W Adam From Free Radicals to Electronically Excited Species In Free Radical Biology and Medicine 19 1 1995 S 103 114 E Hideg Olof Bjorn Ultraweak light emission free radicals chilling and light sensitivity In Physiologia Plantarum Vol 98 Number 2 Oktober 1996 S 223 228 F Ursini R Barsacchi G Pelosi A Benassi Oxidative stress in the Rat Heart Studies on Low Level Chemiluminescence In Journal of Bioluminescence and Chemiluminescence 4 1 1989 S 241 244 R Barsacchi M Coassin M Maiorino G Pelosi C Simonelli F Ursini Increased ultra weak chemiluminescence emission from rat heart at postischemic reoxygenation protective role of vitamin E In Free Radic Biol Med 6 6 1989 S 573 579 Karin Bieske Messungen ultraschwacher Photonenflusse 1999 PDF 455 kB Faryar Khabiri Untersuchung oxidativer Prozesse anhand induzierter ultraschwacher Photonenemission UPE Dissertation 2005 PDF 3 4 MB P Evelson C P Ordonez S Llesuy A Boveris Oxidative stress and in vivo chemiluminescence in mouse skin exposed to UVA radiation In J Photochem Photobiol B 38 1997 S 215 219 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ultraschwache Photonenemission amp oldid 219201981