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Adolf Gottlieb Christoph Harless ab 1854 Ritter von Harless auch Adolph von Harless 21 November 1806 in Nurnberg 5 September 1879 in Munchen war ein deutscher lutherischer Theologe und ein Mitbegrunder der sogenannten Erlanger Schule Adolf von Harless nach dem Leben auf Stein gezeichnet von Harald Bagge orig Lithographie um 1840Adolf Harless 1845 Adolf HarlessInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAdolf Harless war der alteste Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Johann Felix Tobias Harless und seiner Frau Maria Barbara Friederike geb Ziehl sowie ein Enkel des Humanisten Gottlieb Christoph Harless 1 Durch die Eltern wurde er in die ubliche gemassigt rationalistische Richtung gepragt Mit 16 Jahren machte er sein Abitur und wollte Musiker werden wogegen seine Eltern jedoch Einspruch erhoben So studierte Harless fur den jedoch die Theologie und insbesondere die Kanzel ausgeschlossen waren ab 1823 in Erlangen Philosophie und Jura wechselte dann aber angeblich nach einer abfalligen Bemerkung Ludwig Doderleins doch zur Theologie Hier wurde er vor allem von Georg Benedikt Winer und dann auch uber die Theologie hinaus von der Personlichkeit August Tholucks gepragt Eine grosse Bedeutung fur Harless haben auch die Gedanken Georg W F Hegels Friedrich Schellings und Baruch Spinozas Wahrend seines Studiums wurde er in Erlangen im Winter Semester 1823 24 Mitglied der Burschenschaft der Bubenreuther 2 Von 1826 bis 1828 war Harless dann an der Universitat Halle wo er gleichfalls der Burschenschaft angehorte Angeblich schlief er zu dieser Zeit selten mehr als drei Stunden um sich die Problematik der Freiheit theologiegeschichtlich anzueignen und hiernach mit gescharftem Blick kritische Theologie von modischer Spekulation unterscheiden zu konnen 1828 wechselte er dann als Privatdozent fur Philosophie zuruck nach Erlangen 1829 wurde er Privatdozent fur Systematische Theologie und 1833 ausserordentlicher Professor fur Neues Testament 1834 erschien der Commentar uber den Brief Pauli an die Epheser in Anwendung der Methoden der grammatischen Prazision Winers und in Einbezug altkirchlicher Auslegungstradition Tholucks Schon hier kam Harless zu seinem erfahrungstheologischen Ansatz der Vorlaufer im Denken Theodor Lehmus und Claus Harms hatte Neben dem Werk Johann Georg Hamanns aus der Ferne begannen nun auch Christian Krafft der seit 1818 ausserordentlicher Professor in Erlangen war und Karl Georg von Raumer der ab 1827 als Professor fur Naturgeschichte an eben jener Universitat wirkte Harless Denken zu beeinflussen 1836 wurde Harless dann zum Ordinarius fur Systematische Theologie ernannt In dieser Zeit waren neben Georg Benedikt Winer und den oben Genannten auch Gottfried Thomasius Isaak Rust 1796 1862 Veit Engelhardt unter anderem in Erlangen Als Extraordinarien kamen zudem Philipp von Ammon der Sohn des Christoph Friedrich Ammon Johann Wilhelm Friedrich Hofling ab 1834 und Hermann Olshausen ab 1832 fur Winer an die Universitat 3 Ab 1836 wurde Harless zudem Universitatsprediger Dann publizierte er die Kritische Bearbeitung des Lebens Jesu von D F Strauss nach seinem wissenschaftlichen Werte beleuchtet eine der vielen Auseinandersetzungen der Zeit mit David Friedrich Strauss 1837 wurde er Mitbegrunder der Zeitschrift fur Protestantismus und Kirche ZPK die zum Forum der Erlanger Theologie wurde Des Weiteren veroffentlichte er die Theologische Encyklopadie und Methodologie womit er sich ebenso wie mit dem Epheser Kommentar ausdrucklich auf kirchlichen Boden stellte Die Offenbarung ist Harless hier im Sinne der Erfahrungstheologie nur im Glauben fassbar Wenn Harless dann aber die Subjektivitat des Glaubens objektiv in dem Gemeinglauben der Kirche bezeugt in deren Bekenntnissen wiederfinden will so ist doch eine Nahe zu Hegels Ausfuhrungen zu Subjekt und Substanz unubersehbar Seine polemische Auseinandersetzung mit der Societas Jesu Zur Jesuitenfurcht 4 fuhrte Harless 1838 an den Rand einer Strafverfolgung 1839 zog er dann als Abgeordneter der Universitat Erlangen in den Munchener Landtag Die radikal ablehnende Haltung im sogenannten Kniebeugestreit fuhrte zu hitzigen Kontroversen die auf der Seite des Jungkatholizismus vor allem von Ignaz von Dollinger und Joseph von Gorres gefuhrt wurden In der Folge des Streites lehnte Innenminister Karl von Abel dann die Berufung Harless zum Erlanger Pro Rektor der Rektor war formell der Konig selbst ab und strafversetzte Harless 1845 als Konsistorialrat nach Bayreuth Harless kam dem zuvor indem er 1845 einen Ruf nach Leipzig annahm Die Berufung wurde allerdings gegen den Willen der Fakultat vom sachsischen Minister des Cultus und offentlichen Unterrichts Eduard von Wietersheim durchgesetzt Hier etablierte er nun eine Dependance der Erlanger Theologie die seine Kollegen Karl Friedrich August Kahnis Franz Delitzsch und Christoph Ernst Luthardt weiterfuhren sollten Harless Schuler im eigentlichen Sinn wurden hier Reinhold Frank und Gerhard Zezschwitsch d A Hier wirkte er auch wegweisend im Kollegium der Leipziger Mission 1847 ubernahm Harless zusatzlich das Pfarramt St Nicolai In der Marzrevolution 1848 1849 organisierte er den militarischen Widerstand in Leipzig und brachte seinen Namen so auf den dritten oder nach anderen Quellen den funften Listenplatz der fur den Galgen Vorgesehenen Nachdem er mehrere Predigten in Dresden hielt 1847 in der evangelischen Hofkirche 1849 in der Waisenhauskirche wurde Harless 1850 dann Oberhofprediger vergleichbar dem heutigen Landesbischof in der sachsischen Residenzstadt 1852 wurde er und damit erstmals kein Jurist von Konig Maximilian II als Prasident des Oberkonsistoriums nach Bayern zuruckgerufen Anlass waren die anhaltenden Streitigkeiten mit Wilhelm Lohe und seinen Anhangern vor allem August Friedrich Otto Munchmeyer Die Auseinandersetzungen entzundeten sich an der Frage des Verstandnisses des geistlichen Amtes aus dem nach Lohe die Gemeinde erwuchs und nicht umgekehrt Damit sollte aber nicht nur erreicht werden ein elitares Luthertum hervorzubringen sondern stand in letzter Konsequenz die Ablehnung jedes landesherrlichen Kirchenregimentes bevor Lohes Anhanger gingen so weit damit zu drohen ihr Anliegen notfalls in der Separation zur Geltung zu bringen Erste Versuche der Vermittlung aus Erlangen Hofling Hofmann Thomasius scheiterten So wurde zuletzt vorgeschlagen die protestantische Geistlichkeit Bayerns an das lutherische Bekenntnis zu binden Eingabe vom 16 Mai 1849 In den schwelenden Streit hinein wurde nun Harless seit der Studienzeit mit Wilhelm Lohe befreundet zum Konsistorialprasidenten berufen Harless schaffte es nun Lohe in die Landeskirche zu re integrieren Die weitreichenden Folgen einer Spaltung blieben vermieden Im Einzelnen wurde zuerst die kleine reformierte Minderheit Bayerns verselbstandigt wodurch die Evangelisch reformierte Kirche in Bayern entstand die bis 1918 aber noch mit der nun ebenfalls verselbstandigten Evangelisch Lutherischen Kirche rechts des Rheins verbunden war Die unierte Kirche der linksrheinischen Pfalz ebenso zu Bayern gehorig hatte sich schon 1849 verselbstandigt Lohes Auffassungen wurden toleriert blieben aber in ihrer Wirksamkeit begrenzt da es Harless vermochte die Aufmerksamkeit des Freundes auf diakonische Aufgaben zu lenken Sodann wurden 1853 auf der Bayreuther Generalsynode von Harless zahlreiche Reformen vorgenommen die seit 1803 versprengten Kirchenpraktiken auf einer konfessionellen Basis zusammenzubringen Hofling stellte mit seiner bayerisch lutherischen Agende die Wiederherstellung des altkirchlichen Gottesdienstes das heisst die Einheit von Wort und Sakramentsgottesdienst wieder her Lediglich gegen die Gesangbuchreform die nur eine uberholte Variante des vorrationalistischen Gesangbuches wieder einzusetzen suchte erhob sich dann ab 1856 im sogenannten Agendensturm landesweiter Protest Nach Aussen vermochte Harless ein gegen die Preussische Union standfestes und bekenntnistreues gesamtdeutsches Luthertum zu etablieren 1879 wurde Adolf von Harless emeritiert und verstarb noch im selben Jahr nach qualvollem Leiden Einsamkeit und Erblindung Ehrungen Bearbeiten1854 Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone Nobilitierung 5 1861 Komturkreuz des Verdienstordens vom Heiligen Michael 6 Ritter des Sachsischen Zivilverdienstordens 7 Schriften Auswahl BearbeitenCommentar uber den Brief Pauli an die Epheser Heyer Erlangen 1834 Digitalisat Kritische Bearbeitung des Lebens Jesu von D F Strauss nach seinem wissenschaftlichen Werte beleuchtet Erlangen 1836 Digitalisat Theologische Encyklopadie und Methodologie vom Standpunkte der protestantischen Kirche Schrag Nurnberg 1837 Digitalisat Christliche Ethik Liesching Stuttgart 1842 4 verb u verm Aufl ebd 1849 Digitalisat 6 verm Aufl ebd 1864 Digitalisat 7 teilw verm Aufl Bertelsmann Gutersloh 1875 Das Buch von den agyptischen Mysterien Munchen 1858 Digitalisat Nachdruck Salzwasser Verlag ISBN 978 3 8460 2500 0 Literatur BearbeitenPhilipp Bachmann Adolf von Harless Eine Studie zur Geschichte der neueren Theologie In NKZ 1906 S 860 ff 944 ff u 861 ff Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 7 Supplement A K Winter Heidelberg 2013 ISBN 978 3 8253 6050 4 S 424 425 Theodor Heckel Adolf von Harless Theologie und Kirchenpolitik eines lutherischen Bischofs Munchen 1933 Ernst Luthardt Harless Adolf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 10 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 763 766 Matthias Simon Harless Gottlieb Christoph Adolf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 680 f Digitalisat Friedrich Wilhelm Bautz Harless Adolf von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 536 540 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Karlmann Beyschlag Die Erlanger Theologie Erlangen 1993 S 33 57 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Adolf Harless Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Gottlieb Christoph Adolf von Harless Quellen und Volltexte Literatur von und uber Adolf Harless im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Adolf Harless an der Universitat Leipzig Wintersemester 1845 bis Wintersemester 1849 Adolf Harless im Professorenkatalog der Universitat LeipzigEinzelnachweise Bearbeiten Hermann Meyer Ahnentafel Harless Dinkelsbuhl 1960 Ernst Hohne Die Bubenreuther Geschichte einer deutschen Burschenschaft II Erlangen 1936 S 87 Weiteres s Bachmann 1905 In Zeitschrift fur Protestantismus und Kirche 1838 93 ff u 101 ff Hof und Staatshandbuch des Konigreichs Bayern 1865 S 23 Hof und Staatshandbuch des Konigreichs Bayern 1865 S 42 Hof und Staatshandbuch des Konigreichs Bayern 1865 S 132 VorgangerAmtNachfolgerChristoph Friedrich AmmonOberhofprediger in Dresden 1850 1852Karl Theodor Albert LiebnerFriedrich Christian von ArnoldOberkonsistorialprasident der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern 1852 1879Johann Matthias MeyerNormdaten Person GND 118720414 lobid OGND AKS LCCN no2012098799 VIAF 41832130 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Harless AdolfALTERNATIVNAMEN Harless Adolf Gottlieb Christoph Ritter von vollstandiger Name Harless Adolf von Harless Adolph vonKURZBESCHREIBUNG deutscher TheologeGEBURTSDATUM 21 November 1806GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 5 September 1879STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolf Harless amp oldid 236007517