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Adolf Weinmuller geboren am 5 Mai 1886 in Faistenhaar gestorben am 25 Marz 1958 war ein deutscher Kunsthandler in der Zeit des Nationalsozialismus sowie in der Bundesrepublik Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Zeit der Machtubergabe 1 2 Zweiter Weltkrieg 1 3 Nachkriegszeit 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWeinmuller begann 1905 eine Ausbildung als Forstaspirant beim Staatlichen Forstdienst Bad Reichenhall Wahrend des Ersten Weltkriegs war er als Soldat an der Westfront eingesetzt danach arbeitete er wieder als Forstbeamter schied aber 1921 aus und machte sich in der Max Joseph Strasse in Munchen als Kunsthandler selbstandig 1 Uber seine Geschaftstatigkeit in den 1920er Jahren ist wenig bekannt Im Jahr 1931 trat er der NSDAP Mitgliedsnummer 626 358 bei 2 Zeit der Machtubergabe Bearbeiten Weinmuller liess sich nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten 1933 von der Reichsleitung der NSDAP beauftragen die Gleichschaltung des Verbandes des deutschen Kunst und Antiquitatenhandels durchzufuhren und sorgte fur die Auflosung aller anderen Kunsthandlervereinigungen Er selbst wurde Vorsitzender des Bundes der deutschen Kunst und Antiquitatenhandler der fortan als Fachschaft in der Reichskammer der bildenden Kunste gefuhrt werden sollte 3 Weinmuller propagierte im Juni 1934 in der Zeitschrift Weltkunst den Kunsthandel im Neuen Staate 1935 wurden die Kunsthandler unmittelbare Mitglieder der Reichskammer und somit Weinmullers Verband aufgelost Auf den Judenboykott 1933 der judische Kunsthandler in ihrer Tatigkeit massiv behinderte folgte die in der Verordnung vom November 1933 zum Reichskulturkammergesetz 4 vorgesehene Zuverlassigkeitsprufung und 1934 das unter Weinmullers Zutun zustande gekommene Gesetz uber das Versteigerergewerbe 5 Dadurch konnten nun die Juden aus diesem Wirtschaftszweig komplett verdrangt werden 6 es fuhrte allerdings in der Kunststadt Munchen dazu dass dadurch die Waren der zu liquidierenden Kleinbetriebe alle gleichzeitig auf den Markt zu gelangen drohten 7 nbsp Leuchtenberg Palais 1967 neu errichtet nbsp Friedrich von Amerling Madchen mit Strohhut 1835 Das Bild aus dem Besitz von Ernst Gotthilf wurde 1939 bei Weinmuller in Wien zwangsversteigert 8 nbsp Carl Spitzweg Der arme Poet Entwurf Das Bild aus dem Besitz von Michael Berolzheimer wurde 1938 bei Weinmuller in Munchen zwangsversteigertDie grossen Kunsthandlungen hingegen stellten arische Geschaftsfuhrer ein um den Betrieb weiterfuhren zu konnen aber schon 1936 musste der als judisch denunzierte und durch die Nurnberger Gesetze ausgegrenzte Kunsthandler Hugo Helbing die Tatigkeit seines Auktionshauses drastisch einschranken Das Haus hatte in der Zeit vor 1933 jahrlich bis zu dreissig Versteigerungen durchgefuhrt hatte aber aufgrund des Versteigerergesetzes schon 1935 nur noch zwei Kunstversteigerungen von einem arischen Prokuristen durchfuhren lassen konnen Weinmuller ubernahm den Markt und beeinflusste die Abwicklung der Galerie Helbing in seinem Sinne 9 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Um seine Monopolstellung durchzusetzen bekampfte Weinmuller aber auch die arische Konkurrenz 10 Seine Beteiligung an dem Kunstraub war weniger ideologisch motiviert sondern vorrangig profitorientiert weshalb Weinmuller auch die Devisenstelle hinterging um sich im Einzelfall von einem judischen Emigranten bestechen zu lassen 11 Zu den Widerspruchen seiner Situation gehorte dass er die Kunsthistorikerin und Halbjudin Hanne Trautwein 1915 2010 in seinem Munchener Unternehmen von 1941 bis 1944 beschaftigte 12 Zusatzlich zu seinem Doppelgeschaft als Kunsthandler und Auktionator fuhrte Weinmuller in seinen Raumen auch Ausstellungen mit Kunstmalern durch die der NS Bewegung besonders verbunden waren u a zu Lothar Bechstein und Hans Fluggen 1875 1942 13 Das in Munchen nunmehr konkurrenzlose Munchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmuller eroffnete 1936 in umgebauten angemieteten Raumen des Palais Leuchtenberg mit einer Gedachtnisausstellung zu August Seidel 1820 1904 Nach dem Anschluss Osterreichs 1938 grundete er ein zweites Auktionshaus in Wien und arisierte den Betrieb der judischen Kunsthandlerfamilie Kende 14 Mit Hans Posse Ernst Heinrich Zimmermann 1886 1971 und Johannes Graf von Waldburg gehorte Weinmuller einer Kommission an die im Juni 1941 im Gestapo Hauptquartier von Prag Kulturguter besichtigte die von den Nationalsozialisten bei Juden und politisch missliebigen Tschechen geraubt worden waren Der weniger bedeutende Teil davon wurde im Wiener Dorotheum und bei Weinmuller in Munchen versteigert 15 Zu seinem Kundenkreis gehorte Martin Bormann der fur die Ausstattung des Obersalzbergs des Braunen Hauses und des Deutschen Schlosses in Posen sorgte 16 oder Handler wie die Galeristin Maria Almas Dietrich die gezielt Werke an Hitlers Sonderauftrag Linz vermittelte Im Zweiten Weltkrieg musste Weinmuller im Mai 1943 das kriegszerstorte Leuchtenberg Palais verlassen und lagerte einen Teil seiner Waren in requirierten Raumen beim Kunstmaler Adolf Schinnerer in Haimhausen ein Weiterhin befanden sich Kunstgegenstande in den Klostern Kloster Maria Eck Kloster Dietramszell Kloster Ettal im Pfarrhaus Marquartstein in Fischbachau sowie in Privatwohnungen 17 In Wien fuhrt er die letzte Versteigerung im Dezember 1944 durch 18 Nachkriegszeit Bearbeiten Bei Kriegsende hielt sich Weinmuller an seinem Zweitwohnsitz in Tegernsee auf In Osterreich wurde er als Arisierer steckbrieflich gesucht 18 Obwohl Weinmuller von Karl Haberstock 1946 als Alter Kampfer bezeichnet wurde wurde er im Munchener Entnazifizierungsverfahren im Juni 1948 lediglich als Mitlaufer eingestuft 19 Persilscheine erhielt er u a von Eberhard von Cranach Sichart Friedrich Heinrich Zinckgraf dem Arisierer der Galerie Heinemann und Hans Koch mit Weinmuller Arisierungsgewinner im Antiquariat Jacques Rosenthal 19 Das osterreichische Ermittlungsverfahren gegen ihn wurde 1955 eingestellt 14 Obwohl die Aufklarung des Falls Weinmuller von den amerikanischen Kunstschutzoffizieren Edgar Breitenbach und Stefan P Munsing vom Central Collecting Point CCP als dringlich angesehen wurde konnten beide die Wiederanmeldung des Auktionshauses Weinmuller am 16 Februar 1949 zunachst in Raumen des Hotels Bayerischer Hof nicht verhindern Seine Kunstlager konnte er zum grossten Teil vom CCP zuruckfordern da er in der Regel angeben konnte die Waren nach deutschem burgerlichen Recht erworben zu haben Bis zu seinem Tod 1958 fuhrte Weinmuller noch 35 Versteigerungen in seinen Raumen im Almeida Palais in der Brienner Strasse durch 19 Im Juli 1958 ubernahm Rudolf Neumeister das Versteigerungshaus des verstorbenen Auktionators und fuhrte es noch bis 1978 unter dem in der Kundschaft gut eingefuhrten Namen spater als Neumeister Munchener Kunstauktionshaus Die Inhaberin der Firma Neumeister seit 2008 Katrin Stoll stellte die noch vorhandenen Geschaftsunterlagen Weinmullers der Provenienzforschung und den Restitutionsbemuhungen zur Verfugung und liess sie von Meike Hopp aufarbeiten 20 Im Jahr 2013 fanden sich in den Raumen alle Munchener Versteigerungskataloge aus den Jahren 1936 bis 1945 darunter die Handexemplare des Auktionators und Unterlagen fur die Finanzbehorden dazu noch elf Kataloge der Wiener Filiale Die Kataloge enthalten Informationen uber Einlieferer und zum Teil auch uber die Kaufer Weinmuller hatte immer behauptet diese Unterlagen seien durch Kriegseinwirkungen vernichtet worden Die Unterlagen wurden 2014 digitalisiert und stehen der Provenienzforschung und gegebenenfalls der Restitution zur Verfugung 21 22 23 2014 wurde im Fernsehsender arte die Produktion Unter dem Hammer der Nazis Die geheimen Akten des Adolf W gezeigt 24 Schriften BearbeitenVersteigerungskataloge aus der Zeit 1936 bis 1958 Literatur BearbeitenMeike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien Bohlau Koln Weimar Wien 2012 ISBN 978 3 412 20807 3 zugleich Dissertation an der Universitat Munchen 2011 Gabriele Anderl Der Kunsthandel in Osterreich wahrend der NS Zeit und seine Rolle im nationalsozialistischen Kunstraub Studien Verlag Innsbruck 2012 ISBN 978 3 7065 5223 3 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Adolf Weinmuller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Projekt Die Kunsthandlungen und Auktionshauser von Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 1936 1945 bei Zentralinstitut fur Kunstgeschichte ZIKG Julia Voss Provenienzforschung Die Raubkunst der Nazis in deutschen Wohnzimmern Eine Sensation und ein mutiger Schritt Die Geschaftsbucher des Kunsthandlers Adolf Weinmuller werden online zuganglich gemacht Die Veroffentlichung der Auktionskataloge hat unabschatzbare Folgen In FAZ 27 Mai 2014 S 11 faz net Einzelnachweise Bearbeiten Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 21 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 23 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 44 RGBl I 1933 S 661 RGBl I 1934 S 974 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 41 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 59 ff Monika Mayer Jenseits von Klimt In Gabriele Anderl u a Hrsg wesentlich mehr Falle als angenommen 10 Jahre Kommission fur Provenienzforschung Bohlau Wien 2009 S 105 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 74 98 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 18 und 66 73 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 147 151 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 140 141 Trautwein heiratete 1946 den Schriftsteller Hermann Lenz Hanne Trautwein Lenz bei DNB Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 140 ff a b Gabriele Anderl Die Arisierung des Kunstantiquariats und Auktionshauses S Kende durch Adolph Weinmuller Adolph sic In David Judische Kulturzeitschrift Heft Nr 69 Juni 2006 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 213 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 216 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 298 299 a b Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 295 296 a b c Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 300 Meike Hopp Kunsthandel im Nationalsozialismus Adolf Weinmuller in Munchen und Wien 2012 S 9 10 Ira Mazzoni Die Wahrheit aus dem Stahlschrank In Suddeutsche Zeitung 28 Mai 2014 S 11 Pressemitteilung Neumeister Memento vom 31 Mai 2014 im Internet Archive Meilenstein in der Provenienzforschung Geschaftsunterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus online Memento vom 31 Mai 2014 im Internet Archive Bei Lost Art Die Schuld des Vorvorgangers Arte zeigt wie ein Kunsthandler zum Grosshehler der Raubkunst wurde In FAZ vom 17 Dezember 2014 S 13 Normdaten Person GND 117269735 lobid OGND AKS LCCN no2012093976 VIAF 69703450 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weinmuller AdolfKURZBESCHREIBUNG deutscher KunsthandlerGEBURTSDATUM 5 Mai 1886GEBURTSORT FaistenhaarSTERBEDATUM 25 Marz 1958 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolf Weinmuller amp oldid 233226578