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Sekeles oder Scheklesch auch Schikalaju oder Schakaluscha ist die Bezeichnung eines Volkes das in altagyptischen Quellen des Neuen Reiches verzeichnet ist Es bildete einen Teil der sogenannten Seevolker die Agypten um 1177 v Chr angriffen und durch Pharao Ramses III im Nildelta besiegt wurden Zuvor bereits in Inschriften des Merenptah genannt gaben sie zu weitreichenden Spekulationen Anlass Sekeles in HieroglyphenS3krs3 1 SchekeleschS3krs3 1 Schakaluscha Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Deutungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseQuellen BearbeitenDie Sekeles sind erstmals in Zusammenhang mit dem Libyerkrieg im funften Regierungsjahr des Pharaos Merenptah 19 Dynastie auf der Athribis Stele aus Kom el Ahmar und in der Siegesinschrift im Hof hinter dem siebenten Pylon des Karnak Tempels dem Cachettehof belegt 2 Sie fungieren dort als Hilfstruppen des in Agypten eingefallenen libyschen Herrschers Merje dem sich auch andere Teilgruppen der Seevolker angeschlossen hatten In den Inschriften werden 200 Athribis bzw 222 Karnak getotete Sekeles aufgefuhrt 3 Die obere Reihe der Hieroglyphen in der Infobox gibt die Darstellung ihres Namens im Karnak Tempel wieder 1 nbsp Erwahnung der Schekelesch im Totentempel Ramses III zentrales Funftel der mittleren Kolumne Eine etwas abweichende Anordnung der Hieroglyphen die untere Reihe in der Infobox kann man auf der rechten Vorderseite des zweiten Pylons im Totentempel Ramses III in Medinet Habu erkennen Die dortige Siegesinschrift beschreibt den Kampf Ramses III 20 Dynastie in seinem achten Regierungsjahr gegen eine uber Land und See angreifende Koalition von Volkern die sich in Amurru zum Heereszug gegen Agypten vereinigt hatten Es wurde ein Lager aufgeschlagen an einem Ort im Inneren von Amurru Sie vernichteten seine Leute und sein Land als sei es nie gewesen Sie kamen nun indem die Flamme vor ihnen bereitet war vorwarts gegen Agypten ihre Zwingburg Die plst ṯkr skls dnjn und wss verbundete Lander legten ihre Hande auf alle Lander bis ans Ende der Welt ihre Herzen waren zuversichtlich und vertrauensvoll Unsere Plane gelingen 4 nbsp nbsp Erwahnung der Schekelesch im Totentempel Ramses III ober und unterhalb des ausgestreckten Arms Pharao Ramses III Original und Umzeichnung nach Richard Lepsius Eine weitere Erwahnung der Sekeles erfolgt auf der linken Vorderseite des genannten Pylons in Medinet Habu Die Darstellung zeigt Ramses III bei der Darbietung von Gefangenen vor den Gottern Amun und Mut In der dritten und vierten der Kolumnen zwischen dem Pharao und den Gottern steht Mein starker Arm hat diejenigen niedergeworfen die kamen um sich zu erheben Die plst die dnjn und die skls Die Besiegten hinter Ramses III aufgereiht in drei Registern tragen ausnahmslos einen Federhelm als Kopfbedeckung und einen bis oberhalb des Knies reichenden Schurz Wahrend die mittlere Gruppe der Gefangenen durch die uber ihr angeordnete Beischrift als dnjn und die untere als plst kenntlich gemacht sind fehlt diese Zuordnung im oberen Register Die Inschrift oberhalb der ersten Gruppe besteht lediglich aus einer allgemeinen Huldigung seitens der Anfuhrer jedes Landes an den siegreichen Pharao und die Bitte um Atem und Leben 5 Deutungen BearbeitenDer Agyptologe und Philologe Emmanuel de Rouge vermutete 1867 aufgrund lautlicher Ahnlichkeit eine Herkunft der Sekeles von Sizilien Dem schloss sich Francois Chabas 1872 an In Frage gestellt wurde dies 1873 durch Gaston Maspero der in seiner Anatolischen These zur Heimat der Seevolker die Sekeles mit Sagalassos einer antiken Stadt in Pisidien verband Der Agyptologe und Historiker Henry R Hall ubernahm die Identifizierung Masperos und fasste den Forschungsstand zu den Seevolkern 1922 in einer Gedenkschrift fur Jean Francois Champollion zusammen 6 In seiner Geschichte des Altertums sprach Eduard Meyer 1928 die Moglichkeit wie auch die Unsicherheit bezuglich der Gleichsetzung der Sekeles mit den sizilianischen Sikelern an die zur Zeit der Seevolkerkriege noch in Unteritalien ansassig gewesen seien 7 Auch Rainer Stadelmann sieht eine Verbindung zum westlichen Mittelmeer wenn er 1968 davon ausgeht dass die Sekeles dort eine neue Heimat fanden von wo aus sie den Handelsverkehr uber den Seeweg nach Osten zu den zuruckgebliebenen Stammen mitbestimmten bis ihn die Phonizier ubernahmen 8 Die mogliche Verbindung zu Sizilien ist nach wie vor strittig da nicht klar ist ob die Sekeles schon vor den Seevolkerkriegen dort lebten oder eine Zuwanderung erst in spaterer Zeit erfolgte 3 nbsp Kulturkreise am ostlichen Mittelmeer um 1220 v Chr In Bezugnahme auf eine These Gustav A Lehmanns aus den 1970er Jahren der als Ausloser der Migrationsbewegung der Seevolker die adriatischen Gebiete vermutete nahm Fritz Schachermeyr 1982 an dass die Sekeles aus Illyrien stammen konnten und von dort in die Levante migrierten 9 Aus sprachlichen Grunden schloss auch der Agyptologe und Althistoriker Peter W Haider in seiner 1988 erschienenen Dissertation Griechenland Nordafrika eine Lokalisierung an der dalmatinischen Kuste nicht aus verwies jedoch auf die materiellen Guter und das gemeinsame Auftreten mit anderen agaischen Stammen was fur eine Ansetzung der Sekeles im agaischen Raum sprache moglicherweise an der kleinasiatischen Kuste 10 Nach der von Wolfgang Helck vertretenen Annahme dass es sich bei den Darstellungen der Hornerhelmtrager im Relief der Seeschlacht von Medinet Habu um Sekeles handele 11 12 versuchte Edward Noort 1994 in seinem Buch Die Seevolker in Palastina die Ikonografie der einzelnen Seevolkergruppen herauszuarbeiten Er kam zu dem Schluss dass es sich sowohl bei den Hornerhelmtragern mit Knauf Scheibe auf der Mitte des Helmes wie auch denen ohne Knauf um Schardana handeln musse 13 Fur die Sekeles skls nahm er die Moglichkeit an dass diese im oberen Register der Darbietung vor den Gottern Amun und Mut am zweiten Pylon des Totentempels Ramses III dargestellt seien und damit wie die dnjn plst und ṯkr einen Federhelm trugen 5 Mitunter werden die Sekeles mit den Sikalaern Keilschrift si ka la iu u Sikalaju Leute von Sikala 14 gleichgesetzt die in einem Brief des letzten bezeugten hethitischen Grosskonigs Suppiluliuma II an den Gouverneur von Ugarit sogenannter Lunadusu Brief aus Ras Shamra als die auf Schiffen leben wohnen Erwahnung finden 3 Dort verlangt der Konig die Ubersendung eines Lunadusu auch Ibnadusu den die Leute von Sikala gefangen genommen hatten 15 16 Er wolle diesen uber Sikala ausfragen was dafur spricht dass Sikala bei den Hethitern bis dahin ungenugend bekannt war Der Hinweis dass die Sikalaer auf Schiffen leben wurde oft dahingehend interpretiert dass es sich um eine Seeraubergruppe handelte 15 Der historische Linguist Paolo Poccetti sieht in der Erwahnung in dem Brief eine direkte Verbindung nach Sizilien siehe oben in deren Bezeichnung auch der Name der Insel vermutlich si ka la stecke Demnach wurden mit Sekeles bzw si ka la iu u Leute aus Sizilien bezeichnet 17 Eine Gleichsetzung der Sikalaer erfolgt auch mit dem Seevolk der Tjeker ṯkr 15 18 die mit den Sekeles nicht identisch sein konnen da beide auf der rechten Seite des zweiten Pylons des Totentempels Ramses III in einer Aufzahlung nebeneinander genannt sind Teilweise wird vertreten dass es sich bei den Sekeles der agyptischen Quellen um Piraten von den griechischen Inseln Zypern oder dem griechischen Festland handelte Mykenische und zypro mykenische Funde in Palastina sind vermutlich eher auf mykenische Handler zuruckzufuhren wenn auch nicht auszuschliessen ist dass es Abenteurern gelegentlich kurzfristig gelang die Herrschaft in der ein oder anderen Kustenstadt an sich zu reissen Eindeutige archaologische Belege fur grossere Bevolkerungsbewegungen Seevolkersturm liegen jedenfalls nicht vor Literatur BearbeitenHarry Reginald Holland Hall The oldest civilisation of Greece studies of the Mycenaean Age Nutt London 1901 Lippincott Philadelphia 1901 Heike Sternberg el Hotabi Der Kampf der Seevolker gegen Pharao Ramses III Archaologie Inschriften und Denkmaler Altagyptens Band 2 Leidorf Rahden 2012 ISBN 978 3 86757 532 4 Abraham Malamat The Egyptian decline in Canaan and the Sea Peoples The Period of the Judges Massadah Publishing Tel Aviv 1971 Edward Noort Die Seevolker in Palastina Palaestina antiqua Neue Serie Band 8 Kok Pharos Kampen 1994 ISBN 90 390 0012 3 N K Sandars The sea peoples warriors of the ancient Mediterranean 1250 1150 BC Thames amp Hudson London 1985 ISBN 0 500 27387 1 Ephraim Stern Dor Ruler of the Seas nineteen years of excavations in the Israelite Phoenician Harbor Town of the Carmel coast Israel Exploration Society Jerusalem 2000 ISBN 965 221 042 0 Manfred Weippert Historisches Textbuch zum Alten Testament Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 ISBN 978 3 525 51693 5 Weblinks BearbeitenDirk Husemann Das grosse Beben Bild der Wissenschaft 20 Januar 2015 abgerufen am 13 April 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Frederik Christiaan Woudhuizen The Ethnicity of the Sea Peoples Erasmus Universiteit Rotterdam 2006 A Historiographic Outline S 36 Digitalisat abgerufen am 13 April 2016 Heike Sternberg el Hotabi Der Kampf der Seevolker gegen Pharao Ramses III Rahden 2012 S 19 22 a b c Heike Sternberg el Hotabi Der Kampf der Seevolker gegen Pharao Ramses III Rahden 2012 S 49 Edward Noort Die Seevolker in Palastina Kampen 1994 S 56 57 Digitalisat abgerufen am 10 April 2016 a b Edward Noort Die Seevolker in Palastina Kampen 1994 S 74 77 Digitalisat abgerufen am 14 April 2016 Heike Sternberg el Hotabi Der Kampf der Seevolker gegen Pharao Ramses III Rahden 2012 S 37 38 Eduard Meyer Geschichte des Altertums 4 Auflage Zweiter Band Erste Abteilung Die Zeit der agyptischen Grossmacht Darmstadt 1965 Die grossen Wanderungen Ausgang der mykenischen Zeit Ende des Chetiterreichs und Niedergang Agyptens Die Seevolker und die ethnographischen Probleme Tyrsener und Achaeer S 556 558 Digitalisat abgerufen am 14 April 2016 Rainer Stadelmann Die Abwehr der Seevolker unter Ramses III Saeculum Band 19 Alber 1968 ISSN 0080 5319 S 171 Digitalisat PDF abgerufen am 14 April 2016 Fritz Schachermeyr Die Levante im Zeitalter der Wanderungen vom 13 bis zum 11 Jahrhundert v Chr Osterreichische Akademie der Wissenschaften Wien 1982 Heike Sternberg el Hotabi Der Kampf der Seevolker gegen Pharao Ramses III Rahden 2012 S 39 41 Wolfgang Helck Lexikon der Agyptologie Band V Otto Harrassowitz Wiesbaden 1984 ISBN 3 447 02489 5 S 818 online abgerufen am 28 Juli 2015 Jurgen Osing Notizen zu den Seevolkern In Nicole Kloth Karl Martin Eva Pardey Hrsg Es werde niedergelegt als Schriftstuck Festschrift fur Hartwig Altenmuller zum 65 Geburtstag Buske Hamburg 2003 ISBN 3 87548 341 3 S 319 Digitalisat abgerufen am 14 April 2016 Edward Noort Die Seevolker in Palastina Kampen 1994 S 94 Digitalisat abgerufen am 14 April 2016 Manfred Weippert Historisches Textbuch zum Alten Testament Gottingen 2010 S 208 Anmerkung 50 a b c Edward Noort Die Seevolker in Palastina Kampen 1994 S 85 Manfred Weippert Historisches Textbuch zum Alten Testament Gottingen 2010 Philister und andere Seevolker S 208 Digitalisat abgerufen am 15 April 2016 Paolo Pocetti Language Relations in Sicily Evidence forf the speech of the Sikanoi the SikEloi and others In Olga Tribulato Hrsg Language and Linguistic Contact in Ancient Sicily Cambridge University Press S 51 Edward Noort Die Seevolker in Palastina Kampen 1994 S 102 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sekeles amp oldid 210259327