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Das Bundesgesetz uber das Wohnungseigentum Wohnungseigentumsgesetz 2002 WEG 2002 regelt seit dem 1 Juli 2002 das Wohnungseigentumsrecht in Osterreich BasisdatenTitel Wohnungseigentumsgesetz 2002Langtitel Bundesgesetz uber das WohnungseigentumAbkurzung WEG 2002Typ BundesgesetzGeltungsbereich Republik OsterreichRechtsmaterie ZivilrechtFundstelle BGBl I Nr 70 2002Datum des Gesetzes 26 April 2002Inkrafttretensdatum 1 Juli 2002Letzte Anderung BGBl I Nr 58 2018Gesetzestext Wohnungseigentumsgesetz 2002Bitte beachte den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung Das WEG 2002 hat das Wohnungseigentumsgesetz 1975 WEG 1975 ersetzt 1 Bestimmte Vorschriften des WEG 1975 gelten jedoch fur vor dem Inkrafttreten des WEG 2002 begrundete Rechtsverhaltnisse weiter 55 57 WEG 2002 Das WEG 2002 regelt insbesondere die Rechtsform des Wohnungseigentums wie die Voraussetzungen die Begrundung den Erwerb und das Erloschen von Wohnungseigentum die Rechte und Pflichten der Wohnungseigentumer die Verwaltung der Liegenschaft die Eigentumergemeinschaft und das wohnungseigentumsrechtliche Ausserstreitverfahren 1 WEG 2002 Inhaltsverzeichnis 1 Anderungen gegenuber dem Wohnungseigentumsgesetz 1975 2 Gliederung 3 Wohnungseigentumsobjekte und Verbucherung 3 1 Verbucherung 3 2 Eigentumerpartnerschaft 3 3 Wohnungseigentumsbewerber und Wohnungseigentumsorganisator 4 Eigentumergemeinschaft 4 1 Verwalter 4 2 Willensbildung und Eigentumerversammlung 4 3 Ordentliche Verwaltung 4 4 Ausserordentliche Verwaltung 4 5 Rucklage 4 6 Aufteilung und Abrechnung von Aufwendungen und Ertragnissen 4 7 Ausschliessung von Eigentumern 4 8 Umsatzsteuerrechtliche Bewertung 5 Verhaltnis der Miteigentumer 5 1 Anderung und Instandhaltung des Wohnungseigentumsobjektes 5 2 Benutzungsregelung 5 3 Minderheitsrechte 5 4 Gemeinschaftsordnung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAnderungen gegenuber dem Wohnungseigentumsgesetz 1975 BearbeitenDie wesentlichen Bestandteile des WEG 1975 blieben im WEG 2002 zwar erhalten dennoch gab es eine Neuordnung der Paragraphen und einige wesentliche Neuerungen Die wichtigsten sind Neugestaltung des gemeinsamen Wohnungseigentums der Ehegatten zur nunmehrigen Eigentumerpartnerschaft neue Regelung zur Anfechtung von Beschlussen neue Vorgaben zur Willensbildung insbesondere zu Beschlussen die im Umlaufverfahren getroffen werden Verpflichtung des Verwalters zur Einberufung einer Eigentumerversammlung alle zwei Jahre Moglichkeit zur Bestellung eines Eigentumervertreters der die Interessen der Eigentumer dem Verwalter gegenuber vertritt und uberarbeitete Regelungen zur Benutzungsvereinbarung Gliederung BearbeitenDas Wohnungseigentumsgesetz 2002 ist in 64 Paragraphen in zwolf Abschnitten sowie zwei Artikel gegliedert Die Abschnitte sind wie folgt unterteilt 1 Abschnitt Regelungsgegenstand und Begriffsbestimmungen 2 Abschnitt Begrundung und Erwerb von Wohnungseigentum 3 Abschnitt Nutzflache Nutzwert Mindestanteil 4 Abschnitt Eigentumerpartnerschaft 5 Abschnitt Nutzung der Wohnungseigentumsobjekte und der allgemeinen Teile der Liegenschaft 6 Abschnitt Eigentumergemeinschaft Verwalter Vorzugspfandrecht 7 Abschnitt Verwaltung der Liegenschaft 8 Abschnitt Beendigung von Wohnungs und Miteigentum 9 Abschnitt Schutz des Wohnungseigentumsbewerbers 10 Abschnitt Vorlaufiges Wohnungseigentum des Alleineigentumers 11 Abschnitt Verfahrens und gebuhrenrechtliche Bestimmungen 12 Abschnitt Schluss und UbergangsbestimmungenWohnungseigentumsobjekte und Verbucherung BearbeitenEin Wohnungseigentumsobjekt ist nach 2 Abs 2 WEG 2002 eine Wohnung oder eine sonstige selbstandige Raumlichkeit z B ein Geschaft eine Ordination aber auch ein Reihenhaus oder ein Abstellplatz fur Kraftfahrzeuge sowohl in einer Tiefgarage in Form eines Carports oder einer freistehenden Garage oder im Freien an denen Wohnungseigentum begrundet wurde Die Begrundung von Wohnungseigentum ist nur moglich wenn die Raumlichkeit selbstandig nutzbar ist Zum Beispiel muss ein Objekt somit durch eine eigene Eingangstur erreichbar sein und darf nicht hinter einem anderen Objekt liegen Weiters kann mit einem Wohnungseigentumsobjekt Zubehor welches nicht direkt an das Objekt angeschlossen ist wie zum Beispiel ein Kellerabteil oder ein Garten verbunden werden In diesem Fall ist der Eigentumer des Wohnungseigentumsobjektes auch zur Nutzung des Zubehors berechtigt Bis zur Novelle des WEG im Jahr 2002 wurden auch Parkplatze in der Regel als Zubehor und nicht als selbstandige Wohnungseigentumsobjekte ausgewiesen Seitdem konnen Parkplatze wie andere Wohnungseigentumsobjekte veraussert werden wobei in den ersten drei Jahren nach der Begrundung von Wohnungseigentum Einschrankungen herrschen Verbucherung Bearbeiten Damit die Eigentumer und ihre Wohnungseigentumsobjekte im Grundbuch eingetragen verbuchert werden konnen mussen fur jedes der Wohnungseigentumsobjekte die Miteigentumsanteile der Liegenschaft ermittelt werden Dies geschieht in einem sogenannten Nutzwertgutachten auch Parifikat welches gemass 9 WEG 2002 von einem Ziviltechniker fur Hochbau oder einem allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverstandigen fur das Hochbau oder Immobilienwesen erstellt werden muss In diesem Gutachten erhalt jedes der Wohnungseigentumsobjekte eine konkrete Bezeichnung und einen ideellen Eigentumsanteil Nutzwert bzw Mindestanteil an der Gesamtliegenschaft der anhand von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel der Lage und der Grosse ermittelt wird Hauptartikel ParifizierungGemeinsam mit dem Nutzwert wird auch ein ausschliessliches und untrennbar mit dem Anteil verbundenes Nutzungsrecht des jeweiligen Wohnungseigentumsobjektes ins Grundbuch eingetragen was den wesentlichen Unterschied zwischen Wohnungseigentum und schlichtem Miteigentum darstellt Grundlage fur die Eintragung im Grundbuch ist sowohl das Nutzwertgutachten als auch der zwischen den Eigentumern abgeschlossene Wohnungseigentumsvertrag Das Wohnungseigentum kann wie jedes andere grundbucherliche Eigentum grundsatzlich ohne Zustimmung der Miteigentumer veraussert vermietet verpachtet belastet oder vererbt werden Eigentumerpartnerschaft Bearbeiten Eine Sonderform des Wohnungseigentums bildet die Eigentumerpartnerschaft in 13 WEG 2002 als Gemeinsames Wohnungseigentum der Partner beschrieben Hierbei handelt es sich um die Weiterentwicklung des bereits im WEG 1975 verankerten gemeinsamen Wohnungseigentums von Ehegatten wobei die Eigentumerpartnerschaft aus zwei beliebigen naturlichen Personen gebildet werden kann Hierbei halt jeder Eigentumer einen halben Mindestanteil des jeweiligen Wohnungseigentumsobjektes Fur Verbindlichkeiten aus dem Wohnungseigentum haften beide Partner zur ungeteilten Hand weiters konnen beide Eigentumsanteile nur gemeinsam belastet werden Die Eigentumer konnen nur gemeinsam uber die Nutzung des Wohnungseigentumsobjektes verfugen und zum Beispiel ihr Stimmrecht bei Eigentumerversammlungen nur gemeinsam ausuben Wohnungseigentumsbewerber und Wohnungseigentumsorganisator Bearbeiten Wird an einer Liegenschaft zum ersten Mal Wohnungseigentum begrundet und konnen die Nutzwerte noch nicht ins Grundbuch eingetragen werden z B im Falle eines Bautragervertrages kann auf Antrag einer der beiden Vertragsparteien im Grundbuch vermerkt werden dass die Einraumung von Wohnungseigentum erfolgt ist und eine entsprechende Aufschrift im Grundbuchsblatt eingetragen werden In diesem Fall werden die zukunftigen Wohnungseigentumer als Wohnungseigentumsbewerber und der Bautrager oder anderweitige Verkaufer der Objekte als Wohnungseigentumsorganisator bezeichnet Ein Wohnungseigentumsbewerber kann uber seine Bestande dennoch frei verfugen und sie zum Beispiel verkaufen oder belasten Die Eintragung der Einraumung von Wohnungseigentum kann auch bei spaterer Verausserung von Objekten erfolgen Eigentumergemeinschaft BearbeitenZur Verwaltung der allgemeinen Teile der Liegenschaft bilden alle Wohnungseigentumer gemass 18 WEG 2002 die Eigentumergemeinschaft abgekurzt haufig ETG oder veraltend WEG Im Rahmen der Verwaltung kann sie Rechte und Verbindlichkeiten eingehen klagen und geklagt werden Verwalter Bearbeiten Zur Vertretung der Eigentumergemeinschaft kann eine nach Miteigentumsanteilen zu berechnende Mehrheit der Wohnungseigentumer einen Verwalter oft auch als Hausverwalter bzw Hausverwaltung bezeichnet bestellen Dieser vertritt die Eigentumergemeinschaft gegenuber Dritten wie zum Beispiel Unternehmen oder Behorden Ist kein Verwalter bestellt kommt die Vertretung der Eigentumergemeinschaft einer ebenfalls nach Miteigentumsanteilen zu berechnenden Mehrheit der Eigentumer zu in diesem Fall ist fur die Zustellung der an die Eigentumergemeinschaft gerichteten Schriftstucke wie z B Rechnungen uber die Grundsteuer der im Grundbuch erstgenannte Eigentumer bevollmachtigt Weiters kann jeder der daran Interesse an einer ordentlichen Vertretung der Eigentumergemeinschaft haben konnte wie z B das Gemeindeamt die Bestellung eines vorlaufigen Verwalters beim Gericht beantragen Zur Auflosung von bestehenden Verwaltungsvertragen wurden im 21 WEG 2002 umfassende Regelungen getroffen Jede Art von Verwalter wird im WEG 2002 dazu verpflichtet Weisungen der einer anteilsmassigen Mehrheit der Eigentumer zu befolgen sofern diese nicht gesetzeswidrig sind Der Verwalter ist zudem fur Dritte immer der uneingeschrankte Vertreter der Eigentumergemeinschaft Die wichtigsten Aufgaben des Verwalters sind Die Einhebung von Vorauszahlungsbeitragen zur Deckung der laufenden Aufwendungen wie zum Beispiel Betriebs und Heizkosten sowie die Einmahnung der Aussenstande die Erstellung der Jahresabrechnung uber die laufenden Aufwande Betriebskostenabrechnung eventuell die Erstellung der Heizkostenabrechnung gegebenenfalls nach dem Heizkostenabrechnungsgesetz sowie die Erstellung der Rucklagenabrechnung die Erstellung der Vorausschau uber die zu erwartenden Aufwendungen die Evidenzhaltung aller fur das Gebaude und die Liegenschaft wichtigen Akten wie zum Beispiel Energieausweise Baubescheide und Polizzen und die Beauftragung und Uberwachung von Professionistenleistungen und die Beauftragung und Uberwachung eventueller Bediensteter Der Verwalter nimmt in manchen Fallen auch eine beratende und vermittelnde Rolle gegenuber und zwischen den Eigentumern ein Mit dem WEG 2002 wurde zudem die Bestellung eines Eigentumervertreters ermoglicht der die Eigentumergemeinschaft gegenuber dem Verwalter vertritt z B im Falle eines Streites uber die Hohe des Verwalterhonorars Dieser ist ebenfalls mit einer anteilsmassigen Mehrheit zu bestellen Der Eigentumervertreter muss Miteigentumer der jeweiligen Liegenschaft sein Sowohl die Bestellung eines Verwalters als auch die Bestellung eines Eigentumervertreters kann auf Antrag im Grundbuch eingetragen werden Willensbildung und Eigentumerversammlung Bearbeiten Die nach Miteigentumsanteilen zu berechnende Mehrheit der Wohnungseigentumer entscheidet grundsatzlich willensbildende Fragen sofern im WEG 2002 keine anderweitige gesetzliche Regelung getroffen wurde Eine Entscheidung kann entweder in der Eigentumerversammlung oder im Rahmen einer schriftlichen Befragung aller Eigentumer getroffen werden Eigentumer konnen ihr Stimmrecht in der Sache verlieren wenn ein wirtschaftliches oder familiares Naheverhaltnis vorliegt oder sie gemass 36 WEG 2002 aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden Nicht abgegebene Stimmen zahlen immer als Gegenstimmen somit gibt es eigentlich keine Enthaltungen Ergibt sich eine gleiche Anzahl an Stimmen fur und gegen eine Sache lost das Gericht diese Pattsituation Ist eine Entscheidung gefallen wird diese im WEG 2002 als Beschluss der Prozess der Willensbildung als Beschlussfassung bezeichnet Beschlusse konnen einen Monat nach Bekanntmachung durch Anschlag im Stiegenhaus bzw an einer fur alle Wohnungseigentumer deutlich sichtbaren Stelle des Hauses beim Gericht im Ausserstreitverfahren beeinsprucht werden Grundsatzlich sieht das WEG 2002 in 25 die Willensbildung in einer Eigentumerversammlung oft als Hausversammlung bezeichnet vor Diese ist spatestens alle zwei Jahre oder auf Verlangen von drei Eigentumern die zusammen ein Viertel der Miteigentumsanteile halten vom Verwalter einzuberufen Daruber hinaus kann jeder Eigentumer selbst eine Eigentumerversammlung einberufen Die Einladung zur Eigentumerversammlung sowie die zur Beschlussfassung anstehenden Fragen mussen zwei Wochen vor dem Termin den Eigentumern kundgemacht werden Der Verwalter hat ein Protokoll uber die Eigentumerversammlung erschienene Teilnehmer Wortmeldungen etc zu fuhren und dieses den Eigentumern zukommen zu lassen In der Praxis ist es haufig der Fall dass der Verwalter die Eigentumerversammlung auch moderiert Ordentliche Verwaltung Bearbeiten Als ordentliche Verwaltung bezeichnet das WEG 2002 im Wesentlichen Massnahmen die zur Erhaltung der allgemeinen Teile der Liegenschaft notwendig sind Das betrifft zum Beispiel notwendige Reparaturen und Sanierungen an allgemeinen Gebaudeteilen wie der Fassade oder dem Dach die Einhebung der Rucklage gemass 31 WEG 2002 die Aufnahme eines Darlehens den Abschluss von Versicherungsvertragen den Erlass einer Hausordnung jedenfalls zu unterscheiden von der Gemeinschaftsordnung die Bestellung und Abberufung des Verwalters oder Eigentumervertreters etc Zur Erhaltung der allgemeinen Teile der Liegenschaft zahlt auch die laufende Pflege und Instandhaltung zum Beispiel durch einen Hausbesorger oder ein dafur beauftragtes Unternehmen In Sachen der ordentlichen Verwaltung entscheidet eine anteilsmassige Mehrheit der Eigentumer der Verwalter hat somit deren Weisungen zu befolgen ist ansonsten aber nicht dazu verpflichtet fur die Umsetzung von Massnahmen die Zustimmung der Eigentumer per Beschluss einzuholen Im Rahmen der ordentlichen Verwaltung konnen Mietvertrage uber allgemeine Liegenschaftsteile mit Eigentumern und Dritten abgeschlossen werden und werden im 28 WEG 2002 Regelungen zur Kundigung von solchen Mietvertragen in Bezug auf Parkplatze getroffen Ausserordentliche Verwaltung Bearbeiten Uber die ordentliche Verwaltung hinausgehende Entscheidungen werden im Rahmen der ausserordentlichen Verwaltung getroffen Das betrifft zum Beispiel den Anbau eines Vordaches am Hauseingang oder den Einbau eines neuen Heizsystems Es entscheidet auch in diesem Fall die anteilsmassige Mehrheit der Eigentumer im Unterschied zum WEG 1975 wo eine Zustimmung aller Eigentumer notwendig war Innerhalb von drei Monaten nach Bekanntmachung des Beschlusses kann jeder Eigentumer die Aufhebung des Beschlusses beim Gericht beantragen Das Gericht muss den Beschluss aufheben wenn die getroffene Entscheidung den Antragssteller massgeblich beeintrachtigen wurde ausser wenn diese Beeintrachtigung finanziell abgegolten werden kann Weiters ist der Beschluss aufzuheben wenn die dafur anfallenden Kosten nicht aus der Rucklage gedeckt werden konnen Tragen jene Eigentumer die sich fur die Umsetzung der Massnahme ausgesprochen haben die Kosten selbst ist der Beschluss nicht aufzuheben ebenso nicht wenn die Veranderung allen Eigentumern einen eindeutigen Vorteil gebietet z B Einbau von neuen larmschutzenden Fenstern Rucklage Bearbeiten Die Eigentumergemeinschaft wird fur die Finanzierung von zukunftigen Reparatur und Sanierungsarbeiten in 31 WEG 2002 zur Ansparung einer Rucklage oft als Instandhaltungsfonds Instandhaltungsrucklage oder Reparaturrucklage bezeichnet verpflichtet Fur die Einhebung der Beitrage die Entnahme von Mitteln fur die Finanzierung von Aufwendungen und die Abrechnung der Rucklage ist der Verwalter zustandig Die Eigentumergemeinschaft ist auch zur Nachzahlung von Fehlbetragen verpflichtet falls die Rucklage einen negativen Saldo aufweist Aufteilung und Abrechnung von Aufwendungen und Ertragnissen Bearbeiten Alle Aufwendungen und auch die Beitrage zur Rucklage sind gemass 32 WEG 2002 von allen Eigentumern im Verhaltnis ihrer Miteigentumsanteile zu tragen Es bestehen Ausnahmen fur Gebaude in denen vor der Begrundung von Wohnungseigentum Objekte vermietet wurden Ertragnisse aus allgemeinen Teilen der Liegenschaft z B aus der Vermietung von Parkplatzen werden ebenfalls anteilsmassig auf alle Eigentumer aufgeteilt Alle Eigentumer konnen gemeinsam sowohl fur Aufwendungen als auch fur Ertragnisse davon abweichende Verteilungsverhaltnisse festlegen wenn es zweckmassig ist so dass z B Kosten fur die Erhaltung einer Tiefgarage nur die Eigentumer von Parkplatzen in dieser Garage tragen Weiters kann mit Zustimmung von Eigentumern von zwei Dritteln der Miteigentumsanteile eine Aufteilung der Aufwendungen nach Verbrauchswerten die zum Beispiel uber Zahlvorrichtungen ermittelt werden festgelegt werden wenn ein Einbau von Zahlvorrichtungen moglich und wirtschaftlich sinnvoll ist Alle Eigentumer sind in diesem Fall zur Mitwirkung an der Feststellung der Verbrauchswerte verpflichtet indem sie zum Beispiel einmal jahrlich die entsprechenden Zahlerstande ablesen mussen Konnen Verbrauchsanteile fur mehr als 20 Prozent der Nutzflache nicht ermittelt werden ist eine solche Abrechnung nicht mehr zulassig eine ahnliche Bestimmung findet sich im Heizkostenabrechnungsgesetz darunter durfen solche Verbrauchsanteile berechnet oder geschatzt werden Sind Aufwendungen den Benutzern von Gemeinschaftsanlagen direkt zuordenbar kann eine anteilsmassige Mehrheit der Eigentumer eine Direktverrechnung z B uber Munzautomaten beschliessen Solche Ertragnisse sind ebenfalls wie oben beschrieben abzurechnen Gemeinsam mit den Aufteilungsschlussen ist es allen Eigentumern auch moglich von der Gesamtliegenschaft abweichende Abstimmungseinheiten festzulegen Die jeweils geanderten Abrechnungs und Abstimmungseinheiten sowie sonstige Vereinbarungen hinsichtlich Kostenabrechnung konnen auf Antrag im Grundbuch eingetragen werden Der Verwalter ist zur vereinbarungsgemassen Abrechnung der Kosten innerhalb von sechs Monaten nach Ende der Abrechnungsperiode verpflichtet Die Abrechnungsperiode ist ublicherweise ein Kalenderjahr geandert werden kann dies aber durch eine Vereinbarung aller Eigentumer oder das Gericht Der Verwalter hat nach Ubermittlung der Abrechnung an die Eigentumer Einsicht in die Belege z B Eingangsrechnungen zu gewahren die der Abrechnung zugrunde liegen Wird die Abrechnung nicht ordnungsgemass erstellt kann das Gericht Geldstrafen in Hohe von bis zu 6 000 Euro verhangen Bei der Abrechnung werden die von den Eigentumern geleisteten Vorauszahlungen den tatsachlichen Aufwendungen und Ertragnissen gegenubergestellt Daraus ergibt sich entweder ein Fehlbetrag haufig als Nachforderung bezeichnet oder ein Uberschussbetrag haufig als Guthaben bezeichnet Diese sind anschliessend von den Eigentumern auszugleichen entweder durch eine Einzahlung des Fehlbetrages oder eine Reduzierung der Vorauszahlung zum Ausgleich des Guthabens In der ONORM A 4000 werden Richtlinien fur die Erstellung der Abrechnung festgelegt unter anderem wird die Strukturierung in eine Langfassung eine Kurzfassung und die Belegsammlung empfohlen 2 Ausschliessung von Eigentumern Bearbeiten Wohnungseigentumer konnen gemass 36 WEG 2002 aus der Eigentumergemeinschaft ausgeschlossen werden wenn sie ihren Pflichten aus der Gemeinschaft nicht nachkommen z B keine Zahlungen leisten das Wohnungseigentumsobjekt oder allgemeine Teile der Liegenschaft aktiv oder passiv beschadigt oder ungehoriges Verhalten gegenuber Mitbewohnern an den Tag legt beziehungsweise Straftaten gegen diese begeht Die Bestimmung hinsichtlich dem Verhalten gilt bei nicht vom Eigentumer selbst bewohnten Wohnungen auch fur die Bewohner der Wohnung sofern der Eigentumer es unterlasst dieses Verhalten zu vereiteln im Falle eines Mietverhaltnisses z B auch durch eine Kundigung Ein Antrag auf Ausschliessung ist in Form einer Klage von einer Mehrheit der Eigentumer beim Gericht zu stellen Drei Monate nach Rechtskraft eines entsprechenden Urteils kann jeder Miteigentumer die Zwangsversteigerung gemass Exekutionsordnung des jeweiligen Wohnungseigentumsobjektes beantragen Weiters regelt das WEG 2002 Bestimmungen die es auch einzelnen ubermassig beeintrachtigten Eigentumern ermoglichen eine Ausschlussklage zu betreiben Umsatzsteuerrechtliche Bewertung Bearbeiten Die Umsatze der Eigentumergemeinschaft sind gemass 6 Abs 1 Z 17 UStG 1994 3 grundsatzlich von der Umsatzsteuer befreit Es ist der Eigentumergemeinschaft allerdings moglich in die Regelbesteuerung zu optieren In diesem Fall wird die Eigentumergemeinschaft aus umsatzsteuerrechtlicher Sicht wie ein Betrieb behandelt Die monatlichen Vorauszahlungen sowie die in der Abrechnung festgestellten tatsachlichen Kosten der Eigentumer sind fur Betriebs Verwaltungs und Warmwasserkosten fur Wohnraum mit zehn Prozent alle anderen Umsatze mit 20 Prozent Umsatzsteuer zu besteuern Einzahlungen in die Rucklage sind grundsatzlich nicht umsatzsteuerpflichtig werden finanzielle Mittel aus der Rucklage entnommen um Arbeiten zu finanzieren sind die entnommenen Mittel anteilsmassig mit zehn Prozent Umsatzsteuer fur Wohnraum und mit 20 Prozent Umsatzsteuer fur sonstige Eigentumsanteile zu besteuern 4 5 Verhaltnis der Miteigentumer BearbeitenDas Verhaltnis der Miteigentumer zwischen einander geht uber die gemeinsame Bildung der Eigentumergemeinschaft und Gestaltung im Rahmen dieser hinaus Schliesslich ist man gemeinsam Eigentumer einer Liegenschaft wodurch man fur viele im Alleineigentum problemlos durchfuhrbaren Anderungen insbesondere Umbauarbeiten die Zustimmung der restlichen Eigentumer einholen muss Anderung und Instandhaltung des Wohnungseigentumsobjektes Bearbeiten Jeder Eigentumer ist zur Anderung seines Wohnungseigentumsobjektes berechtigt Dabei hat er darauf zu achten dass das Haus nicht beschadigt wird z B indem er eine tragende Wand entfernt keine Interessen anderer Eigentumer beeintrachtigt werden und keine Gefahren fur andere Personen entstehen konnen Zudem darf die Aussenerscheinung des Gebaudes nicht verandert werden Unter eine Veranderung der Aussenerscheinung fallt beispielsweise auch die Montage von Sonnenschutzvorrichtungen wie Markisen oder Sonnensegeln Fur eine solche Montage ist die schriftliche Zustimmung der restlichen Eigentumer einzuholen da eine derartige Vorrichtung nach der Montage zu den allgemeinen Gebaudeteilen zahlt und daher die anderen Eigentumer auch fur die Instandhaltung aufkommen mussen Ist eine behordliche Genehmigung fur die Anderung erforderlich mussen die restlichen Eigentumer ihre Zustimmung dazu geben sofern die oben genannten Punkte erfullt sind Auch die Anderung der Widmung ist mit Zustimmung der restlichen Wohnungseigentumer moglich z B Umbau einer Wohnung in ein Geschaftslokal Jeder Eigentumer ist dazu verpflichtet sein Wohnungseigentumsobjekt und dazu gehorende Anlagen wie zum Beispiel Wasser Strom und Gasleitungen instand zu halten und zu warten Ebenfalls ist er zur Duldung von Arbeiten in seinem Wohnungseigentumsobjekt verpflichtet sofern diese der Instandhaltung der allgemeinen Gebaudeteile und damit dem Interesse aller Eigentumer dienen Benutzungsregelung Bearbeiten Gemass 17 WEG 2002 konnen alle Eigentumer eine schriftliche Vereinbarung uber die Benutzung der allgemeinen Teile der Liegenschaft treffen Zum Beispiel konnen die Eigentumer regeln wer eine Rasenflache oder einen Parkplatz nutzen darf oder die Montage von Kanzleischildern im Eingangsbereich oder eines Werbeplakates an einem Zaun fur einen Eigentumer erlauben Eine Benutzungsregelung kann auch beim Gericht auf Antrag geregelt oder vom Gericht abgeandert werden Wahrend der Verhandlung uber einen Antrag uber eine neue Benutzungsregelung ist der Beschluss einer vorlaufigen Benutzungsregelung durch Eigentumer von zwei Dritteln der Miteigentumsanteile moglich Eine Benutzungsregelung kann auf Antrag im Grundbuch eingetragen werden Minderheitsrechte Bearbeiten Jedem Eigentumer werden im 30 WEG 2002 umfassende Minderheitsrechte zugestanden Diese erganzen die Rechte zur Anfechtung von Beschlussen Die Minderheitsrechte konnen jeweils mittels Antrag bei Gericht eingefordert werden Die wichtigsten Minderheitsrechte sind Der Auftrag dass Arbeiten der ordentlichen Verwaltung zeitnah binnen einer angemessenen Frist durchgefuhrt werden dass eine angemessene Rucklage gebildet wird oder der festgelegte Beitrag zur Rucklage erhoht oder gesenkt wird dass eine angemessene Feuer oder Haftpflichtversicherung abgeschlossen wird der Auftrag an den Verwalter zur Erfullung seiner Pflichten oder die Auflosung des Verwaltungsvertrages die Bestellung eines Verwalters oder eines vorlaufigen Verwalters und die Aufhebung von Bestimmungen in einer Haus oder Gemeinschaftsordnung Weiters kann sich ein einzelner Wohnungseigentumer auch gegen durch eine anteilsmassige Mehrheit korrekt gefasste Beschlusse wehren wenn diese Mehrheit nur durch die Anteile eines einzigen Wohnungseigentumers oder mehreren Personen die miteinander in einem wirtschaftlichen oder familiaren Verhaltnis stehen zustande gekommen ist und die beschlossenen Massnahmen ihm einen unverhaltnismassigen Nachteil bringen wurden Ein Antrag auf Aufhebung eines solchen Beschlusses oder auf Rucknahme eventueller getroffener Massnahmen ist innerhalb von drei Monaten nach Bekanntwerden beim Gericht zu stellen Gemeinschaftsordnung Bearbeiten Gemass 26 WEG 2002 konnen alle Eigentumer eine Vereinbarung uber die Einrichtung von Funktionen in der Eigentumergemeinschaft oder uber die Willensbildung treffen Das konnen zum Beispiel sogenannte Haussprecher fur einzelne Gebaudeteile sein die anschliessend nach den in der Gemeinschaftsordnung festgelegten Regeln gewahlt und abgewahlt werden konnen Jedenfalls ist die Gemeinschaftsordnung im WEG 2002 streng zu unterscheiden von der Gemeinschaftsordnung im deutschen Wohnungseigentumsrecht welche eher dem osterreichischen Wohnungseigentumsvertrag entspricht Literatur BearbeitenErich Feil Wohnungseigentum Praxiskommentar zum WEG 2002 5 Auflage Linde Verlag Wien 2002 ISBN 3 7073 0318 7 Erich Feil Harald Friedl Reinhard Bayer Wohnungseigentumsgesetz Kommentar mit Mustersammlung Linde Verlag Wien 2014 ISBN 978 3 7073 2435 8 Birgit Gantner Notwendige Anderungen im Wohnungseigentumsgesetz Beschlussfassung und Verwaltung Wien 2009 Masterthese Immobilienlehrgange der TU Wien Andreas Kletecka WEG 2002 Wohnungseigentumsgesetz 2002 und Wohnungseigentums Begleitgesetz 2002 mit Anmerkungen und Materialien Verlag Osterreich Wien 2002 ISBN 978 3 7046 3857 1 Wolfgang Kolmasch Das Wohnungseigentumsgesetz nach der Wohnrechtsnovelle 2006 2 Auflage LexisNexis ARD ORAC Wien 2006 ISBN 978 3 7007 3212 9 Christian Markl WEG Wohnungseigentumsgesetz 2002 Neuer Wissenschaftlicher Verlag Wien Graz 2002 ISBN 978 3 7083 0071 9 Weblinks BearbeitenText des Wohnungseigentumsgesetz 2002 im RIS Wohnungseigentumsgesetz 2002 WEG 2002 Gesetzestext beim Rechtsinformationssystem des Bundeskanzleramtes in der geltenden Fassung Einzelnachweise Bearbeiten Bundesgesetz vom 1 Juli 1975 uber das Eigentum an Wohnungen und sonstigen Raumlichkeiten Wohnungseigentumsgesetz 1975 WEG 1975 RIS abgerufen am 17 Marz 2021 ONORM A 4000 die Abrechnung ARIGHO Immobilien OG abgerufen am 29 Juli 2018 6 Abs 1 Z 17 UStG 1994 auf ris bka gv at PDF Walter Stingl Wohnungseigentumerschaft und Sanierungsdarlehen Wirtschaftskammer Osterreich abgerufen am 29 Juli 2018 Betriebskosten und Umsatzsteuer Immopro Immobilien GmbH abgerufen am 29 Juli 2018 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wohnungseigentumsgesetz 2002 amp oldid 210767145