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Die Gemeinschaftsordnung GemO regelt im deutschen Wohnungseigentumsrecht Rechte und Pflichten der Wohnungseigentumer untereinander Sie ist eine autonom gesetzte Grundordnung der Gemeinschaft 1 die ublicherweise bei der Begrundung des Wohnungseigentums festgesetzt wird Die Gemeinschaftsordnung wird als Vereinbarung uber das Verhaltnis der Wohnungseigentumer untereinander zum Inhalt des Sondereigentums gemacht 5 Abs 4 Satz 1 i V m 10 Abs 1 Satz 2 und Abs 3 Wohnungseigentumsgesetz WEG Das hat zur Folge dass diese Regeln fest mit dem Wohnungseigentum verbunden sind und auch fur jeden Rechtsnachfolger gelten Verdinglichung Durch die GemO ist es der Wohnungseigentumergemeinschaft moglich eigenes Recht an die Stelle der nachgiebigen Vorschriften des WEG treten zu lassen Inhaltsverzeichnis 1 Begriff Synonyme Abgrenzung andere Auffassungen 2 Entstehung der Gemeinschaftsordnung 3 Interessenlage der Beteiligten 4 Die zementierte GemO 5 Auslegung der GemO 6 Moglichkeiten der Rechtsgestaltung durch die Gemeinschaftsordnung 7 Beispiel aus der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs 8 Literatur 9 EinzelnachweiseBegriff Synonyme Abgrenzung andere Auffassungen BearbeitenDer Begriff Gemeinschaftsordnung kommt im Wohnungseigentumsgesetz nicht vor Er wird aber sowohl in der Praxis als auch von der juristischen Fachliteratur benutzt Synonym zur Gemeinschaftsordnung GemO werden auch die Begriffe Vereinbarung Miteigentumsordnung Satzung oder Statut gebraucht Teilweise wird auch ein weitgefasster Begriff der GemO verwendet der neben der Vereinbarung auch die Beschlusse der Wohnungseigentumer etwaige gerichtliche Entscheidungen und die gesetzlichen Bestimmungen umfasst In der Praxis hat sich jedoch der hier verwendete enger gefasste Begriff der GemO durchgesetzt 1 Wohnungseigentumer und teilweise auch Verwalter sprechen allerdings haufig auch von der Teilungserklarung wenn die Gemeinschaftsordnung gemeint ist weil die GemO meist in die Urkunde mit der Teilungserklarung aufgenommen wird Gleichwohl gibt es einen klaren inhaltlichen Unterschied mit der Teilungserklarung wird das Wohnungseigentum begrundet mit der Gemeinschaftsordnung wird das Verhaltnis der Wohnungseigentumer untereinander ausgestaltet 1 Entstehung der Gemeinschaftsordnung BearbeitenIn den meisten Fallen wird die Gemeinschaftsordnung vom Grundstuckseigentumer bei Abgabe der Teilungserklarung 8 Abs 1 WEG mit der das Wohnungseigentum begrundet rechtlich geschaffen wird festgelegt Die Tatsache dass hier ein Einzelner eine Vereinbarung schliesst was rein begrifflich nicht moglich ist andert nichts an deren rechtlicher Qualifizierung 2 Aber auch zu einem spateren Zeitpunkt konnen die Wohnungseigentumer eine Gemeinschaftsordnung festsetzen Dazu mussen jedoch alle Wohnungseigentumer in notarieller Form zustimmen Die Festlegung einer Gemeinschaftsordnung ist nicht zwingend Wenn es keine Vereinbarung der Wohnungseigentumer mit einem solchen Inhalt gibt richtet sich deren Rechtsverhaltnis allein nach den gesetzlichen Vorschriften Interessenlage der Beteiligten BearbeitenDer teilende Eigentumer kennt zum Zeitpunkt der Teilung gewohnlich weder die zukunftigen Eigentumer noch deren Vorstellungen in Bezug auf das Miteinander Er hat auch regelmassig nicht die Absicht der Gemeinschaft langer anzugehoren als es fur den Verkauf der Eigentumswohnungen notig ist Wegen dieser Voraussetzungen ist es erklarlich dass viele Gemeinschaftsordnungen den spateren Eigentumern eher hinderlich als forderlich sind Typischerweise achten die Kaufer einer Eigentumswohnung auf alle moglichen anderen Aspekte des Wohnungserwerbs weit mehr als auf die GemO wenn ihnen deren Existenz uberhaupt bekannt ist Diese geringe Beachtung des rechtlichen Fundamentes der Eigentumswohnung wiederum ist es die dem teilenden Eigentumer erspart besondere Sorgfalt auf die Ausarbeitung einer GemO zu verwenden Fur die Wohnungseigentumer wird die moglicherweise bestehende Unzulanglichkeit einer GemO meist erst klar wenn es bereits Interessenkonflikte zwischen ihnen gibt Die zementierte GemO BearbeitenSofern die GemO keine Offnungsklausel enthalt kann der Versuch von Wohnungseigentumern eine als unzulanglich oder sogar hinderlich erkannte GemO zu andern ein schwieriges Unterfangen sein Mit dem Text der Anderung oder auch einer kompletten Neufassung mussen dann nicht nur alle Wohnungseigentumer einverstanden sein diese Tatsache muss auch mit der notariell beglaubigten Unterschrift eines jeden festgehalten und mit einem entsprechenden Antrag und dessen Bewilligung dem Grundbuchamt zur Eintragung vorgelegt werden Daruber hinaus mussen die dinglich Berechtigten aus allen beteiligten Wohnungsgrundbuchern typischerweise die Banken mit Hypotheken oder Grundschulden ihre Bewilligung erteilen ebenfalls in notariell beglaubigter Form Weil sich selbst bei sehr grosser Mehrheit im Sinne der geplanten Anderung meist einzelne Eigentumer finden die etwas daran auszusetzen haben oder die faktisch die Beglaubigung ihrer Unterschrift verschleppen oder verweigern wird oft von einer Zementierung der einmal eingetragenen GemO gesprochen Auslegung der GemO BearbeitenAnders als eine schuldrechtliche Vereinbarung bei deren Auslegung ggf auf den Willen der Parteien Rucksicht zu nehmen ist 133 157 BGB ist die in das Grundbuch eingetragene verdinglichte GemO zunachst streng nach ihrem Wortlaut auszulegen 3 Moglichkeiten der Rechtsgestaltung durch die Gemeinschaftsordnung BearbeitenDas WEG enthalt eine grosse Zahl von Bestimmungen uber das Miteinander der Wohnungseigentumer Ein Teil dieser Bestimmungen ist nachgiebig oder abdingbar ein anderer Teil ist unnachgiebiges oder zwingendes Recht Die abdingbaren dispositiven Bestimmungen des WEG kann man mit entsprechenden Regelungen in der Gemeinschaftsordnung andern Zum Beispiel bestimmt das WEG in 25 Abs 2 WEG dass in der Wohnungseigentumerversammlung jeder Eigentumer eine Stimme hat Kopfstimmprinzip Auch Miteigentumer denen mehrere Wohnungen gehoren haben im gesetzlichen Fall nur eine Stimme Das wurde z B dazu fuhren dass der Bautrager nach dem Verkauf weniger Wohnungen in der Wohnungseigentumerversammlung bereits uberstimmt werden kann obwohl ihm die meisten Wohnungen der Anlage noch gehoren Es ist nicht zuletzt aus diesem Grund seit langem ublich die Stimmrechte uber die Gemeinschaftsordnung anders zu regeln z B pro Wohnung eine Stimme Objektstimmprinzip oder auch pro Tausendstel Miteigentumsanteil eine Stimme Von der Moglichkeit eigenes Recht fur die jeweilige Wohnungseigentumergemeinschaft zu setzen wird in den meisten Fallen wenig Gebrauch gemacht Beispiel aus der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs BearbeitenDer Bundesgerichtshof BGH hat mit Urteil vom 15 Januar 2010 4 entschieden dass die Vermietung einer Eigentumswohnung nicht eines Teileigentums an taglich oder wochentlich wechselnde Feriengaste als Wohnungsnutzung anzusehen und deshalb zulassig sei Das Kammergericht hatte 2007 diese Frage noch gegenteilig beantwortet 5 Bei einer solchen Ferienwohnungsnutzung wohnen die Feriengaste Tur an Tur mit den auf Dauer dort Wohnenden Eigentumer oder deren Mieter Das fuhrt in manchen Fallen zu Storungen des Hausfriedens speziell in Grossstadten in die es erlebnisorientierte Feriengaste zieht Die Mehrheit einer Eigentumergemeinschaft hat wenn sie die Ferienwohnungsnutzung als storend ansieht nach diesem BGH Urteil keine Moglichkeit sich per Eigentumerbeschluss gegen die Nutzung einer Eigentumswohnung als Ferienwohnung zur Wehr zu setzen Nur auf dem Weg einer Vereinbarung der Eigentumer 4 also z B eine entsprechende Regelung in der GemO ist diese Nutzung zu unterbinden Naturlich wird eine Anderung der GemO kaum mehr moglich sein wenn bereits eine Ferienwohnungsnutzung vorliegt weil der Eigentumer der diese Vermietung betreibt in der Regel nicht zustimmen wird Wenn aber heute fur eine neu entstehende Wohnungseigentumergemeinschaft eine neue GemO formuliert wird ware es unter Umstanden angebracht das Urteil zu berucksichtigen Literatur BearbeitenBarmann Wohnungseigentumsgesetz Kommentar 11 Auflage Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60576 5 Jennissen Hrsg Wohnungseigentumsgesetz Koln 2008 ISBN 978 3 504 45062 5 Seuss Hanns Die Eigentumswohnung 11 Auflage Munchen 2000 ISBN 3 423 05096 9Einzelnachweise Bearbeiten a b c Klein in Barmann WEG 10 Rn 83 Klein in Barmann WEG 10 Rn 68 Klein in Barmann WEG 10 Rn 129 f a b BGH Urteil vom 15 Januar 2010 Az V ZR 72 09 Volltext Az 24 W 276 06 Kammergericht 31 Mai 2007 abgerufen am 19 April 2019 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeinschaftsordnung amp oldid 226151764